Hallo ihr Lieben,
ein lieber Nutzer hat mich heute per PN ermutigt, mein Thema von der Seele zu schreiben und es stimmt, wahrscheinlich wird mir das gut tun. Also habe ich nun meinen Mut nochmal zusammengefasst und den Roman runtergeschrieben. Allein das Schreiben hat übrigens wirklich, wirklich gut getan! Danke für die Ermutigung!
Die Vorgeschichte:
Mein Exfreund (32) und ich (30) haben uns vor knapp 3 Jahren in meiner Stadt kennengelernt. Er war nur zu Besuch, eigentlich ist er Amerikaner und lebte in den USA. Es lief nichts zwischen uns, alles war rein freundschaftlich. Als er zurück in den USA war, blieben wir weiter in Kontakt und telefonierten auch ab und an. Was erst rein freundschaftlich war, entwickelte sich in den darauffolgenden Monaten aber irgendwie zu mehr, auch, wenn es natürlich schwer zu definieren war. Irgendwie entwickelte sich alles aber dann immer weiter und wir telefonierten irgendwann jeden Tag, hatten jeden Samstag Dates, wo wir per Video Spieleabende, Filmabende usw machten und uns mit dem Handy zu besonderen Orten mitnahmen.
letztes Jahr im Winter kam er mich dann für längere Zeit besuchen und lebte in der Zeit bei mir. Die Zeit war wirklich toll und es fühlte sich so natürlich an, auch endlich körperlich mit ihm zu sein, aber ich war trotzdem noch eher zaghaft. Zwar haben wir uns in der langen und intensiven Zeit per Telefon gut kennengelernt und tatsächlich auch so gut es eben ging einen Alltag gemeinsam zu haben und waren beide sehr committed, aber ich wollte eben erstmal mehr Zeit zusammen verbringen, bevor ich es als richtige Beziehung sehen konnte.
Nachdem er zurück in den USA war, betonte er immer mehr, wie erst es ihm mit mir ist. Er fing dann auch an, konkreter zu planen, dass er nach Deutschland zieht. Es wurde ab da immer schöner und intensiver und ich flog im Frühjahr in die USA, um ihn zu besuchen. Auch da hatten wir wieder eine wunderschöne Zeit. Wir waren uns überhaupt nicht fremd, haben 24/7 miteinander verbracht und gingen uns dabei nicht auf die Nerven. Er sprach immer öfter von seinem Umzug und fragte, ob ich mit ihm zusammenziehe, wenn er dann in Deutschland ist. Ich sagte, dass er gerne erstmal bei mir wohnen kann und wenn es dann gut läuft, wir auch gerne eine gemeinsame Wohnung nehmen können.
Als ich zurück war, war weiterhin alles gut, ich habe mich sehr gefreut, dass er bald endgültig herzieht.
Irgendwann erwähnte er dann in einem Nebensatz, dass sein bester Freund aus den USA übrigens auch nach Deutschland zieht, auch in die gleiche Stadt und dass die beiden zusammenziehen werden. Ich war erstmal völlig perplex. Davon hatte er in knapp 2 1/2 Jahren nie etwas erwähnt. Es war immer nur die Rede davon, dass er nach Deutschland kommt und dann mit mir leben möchte. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich mich für ihn freue, dass sein Freund mit nach Deutschland kommt, aber ich mich irgendwie arg übergangen fühle, dass er seit 2 1/2 Jahren Pläne mit mir macht und dann scheinbar die ganze Zeit mit ihm auch Pläne gemacht hat, von denen er mir aber nichts erzählt hat. Daraufhin hat er sich sehr zurückgezogen. Wenn ich darüber sprechen wollte, ist er schnell wütend geworden und hat sogar aufgelegt. Danach hat sich unsere Beziehung sehr verändert. Plötzlich kam ich gefühlt in seinen Planungen garnicht mehr vor. Er sprach davon, vielleicht in eine andere Stadt zu ziehen, vielleicht auch in ein anderes Land und änderte immer wieder seine Meinung. Auch wurde er immer unzuverlässiger, wollte mir nicht sagen, wann er denn nach Deutschland kommt, vergaß, mich anzurufen, wenn er es versprochen hatte und schickte mir manchmal tagelang keine Nachrichten mehr- und wenn, dann sehr eintönig. Ich spürte, dass irgendwas komisch war. Im Sommer ging ich dann auf den Jakobsweg und dachte viel nach. Er war unverändert, meldete sich ewig nicht, wenn ich ihn auf meine Verunsicherung ansprach, wurde er meist wütend. Sprach manchmal von Trennung und dann wieder davon, dass ich die Liebe seines Lebens sei. Wich dann aber immer wieder aus, wenn es um die Frage ging, wann er denn herzieht. Ich fühlte mich zunehmend merkwürdiger und kam am Ende des Jakobsweges zu dem Entschluss, dass ich mich trennen möchte. Das tat ich dann auch, er war traurig, aber stimmte dem auch zu.
Dann kam er im August nach Deutschland und kam am ersten Abend direkt zu mir, um die Sachen abzuholen, die er noch bei mir hatte. Als ich die Tür aufmachte, umarmte er mich ewig und brach irgendwann in Tränen aus. Er würde mich so sehr lieben, es täte ihm so leid, dass er so unzuverlässig war, er wäre jetzt da und würde jetzt alles geben, um ein besserer Partner zu werden. Ich schmolz dahin und nahm ihn zurück. Die nächste Zeit war nicht leicht, er bemühte sich kaum darum, hier Arbeit zu finden, war immer unterwegs und half nicht im Haushalt mit, war leicht reizbar und drohte immer mal wieder eine Trennung an, wenn es zu Spannungen kam.
Später hatte ich eine OP, die nicht gut lief und ich musste unerwartet länger im Krankenhaus bleiben- Besuch konnte ich nicht empfangen, dazu ging es mir zu schlecht. Als ich zurück nach Hause kam, war er weiterhin komisch, immer wieder aber auch total liebevoll und süß.
Wie es zur Trennung kam:
Fragt mich nicht, warum, aber meine Intuition sagte mir mehr und mehr, dass irgendwas im Busch ist. 2 1/2 Jahre lang war ich nicht ein einziges mal eifersüchtig, obwohl er in Amerika war, habe ich NIE an seiner Treue gezweifelt. Doch plötzlich meldete sich vermehrt dieses komische Gefühl in mir, das ich nicht beschreiben konnte. Ich hatte nichtmal wirkliche Anhaltspunkte. Irgendwann konfrontierte ich ihn damit und nachdem er mich erst stundenlang anlog, rückte er irgendwann mit der Sprache raus. Seit Monaten hatte er täglich Kontakt zu seiner Ex. Einer Ex, von der ich nichtmal wusste, dass sie existiert. Sie lebte in der gleichen Stadt wie ich, über mehrere Jahre hatten die beiden früher eine Fernbeziehung. Sie war der Grund, warum er damals in meiner Stadt war. Mir hatte er erzählt, es wären seine Freunde gewesen (er hat einige Freunde hier, da seine Eltern früher Gasteltern waren und immer wieder Deutsche für ein Jahr dort hatten). Er hatte mir immer erzählt, er wäre vor mir sechs Jahre lang single gewesen. Und, dass er noch nie vor mir eine Fernbeziehung hatte. Das war alles gelogen. Er erzählte mir, dass er die ganze Beziehung immer wieder an sie denken musste, die Gefühle nie wirklich weggingen. Er hat sich sogar mehrfach mit ihr getroffen, seit er hier war. Während ich im Krankenhaus auf der Intensivstation lag, hat er sich mit ihr getroffen. Täglich stundenlang telefoniert. Mich immer wieder angelogen, er wäre zu beschäftigt mit XYZ, um sich mit mir zu treffen. Ich hätte ihm das nie zugetraut, dass er mich so anlügen könnte. Über all seine anderen Exfreundinnen hat er mir erzählt, ist mit manchen noch eng befreundet und das war immer okay für mich. Über sie hat er kein Sterbenswort erzählt.
Erst brach ich zusammen, dann brach er zusammen. Er hätte angeblich bloß die Trennung von ihr verarbeiten wollen und sie deswegen getroffen. Er wäre noch so verletzt von ihr, er würde mich aber über alles lieben. Habe ihm mehrfach gesagt, dass ich das ja verstehe, aber das erklärt nicht die Lügen und dass sie täglich Kontakt haben. Er behauptet, es wäre nichts gelaufen, die Chatverläufe wollte er mir aber nicht zeigen, um mich nicht noch mehr zu verletzen...ah ja.. bin trotzdem froh, sie nicht gelesen zu haben. Er schrieb ihr, dass er den Kontakt zu ihr abbricht, weil er mich nicht verlieren will. Zeigte mir die Nachricht und blockierte sie und löschte anschließend ihre Nummer- auch das zeigte er mir. Dann bat er mich darum, mit ihm in die Paartherapie zu gehen. Er wollte mir beweisen, wie wichtig ihm das mit uns ist und dass er mich nicht verlieren will. Also ging ich mit. Die Stunde war gut, aber der Therapeut kommentierte, dass er das Gefühl hat, er könnte keinen Augenkontakt halten und dass er denkt, dass er keinen wirklichen Zugang zu seinen Gefühlen hat. Nach der Therapiestunde entschied mein Exfreund, eine eigene Therapie zu machen und machte auch direkt Nägel mit Köpfen. Meldete sich direkt für eine Therapie als Selbstzahler an und konnte sogar direkt in der Woche drauf beginnen. Immer wieder betonte er, wie froh er ist, dass er die Therapie nun macht und dass er alles tun will, um ein besserer Mensch und Partner zu werden. Es ging tatsächlich langsam bergauf, er gab sich große Mühe und ich gab mir Mühe, die Lügen zu verzeihen.
Er fand bald eine Wohnung und zog dort mit seinem Freund ein. Das nagte zwar noch an mir, ich kommentierte es aber nicht weiter, ich sah ja, dass er sich Mühe gab.
Bis er dann vor knapp einem Monat plötzlich sagte, dass er die Trennung will. Er würde mich sehr lieben, aber er hätte festgestellt, dass er zu viele Baustellen hat und nicht in einer Beziehung sein kann. Er würde mich als Mensch niemals verlieren wollen und vielleicht hätten wir ja eine Zukunft, wenn es ihm mit der Therapie und seiner Ankunft in Deutschland besser ginge. Ich verstand das sogar, es machte wirklich Sinn. Er schien zu überfordert mit allem zu sein und ich merkte, dass eine reife Beziehung nicht möglich war. Er hat die ganzen letzten Jahre bei seinen Eltern gelebt, für seinen Vater gearbeitet und war garnicht selbstständig. Wir trennten uns daher im Guten und verbrachten sogar noch ein paar schöne Tage miteinander, in denen wir uns sehr nah waren. Er sagte, er sich nun eine Weile nicht treffen wollen, würde aber weiterhin gerne hören, wie es mir geht. Blockieren würde er mich niemals
Nach knapp zwei Wochen ohne jeglichen Kontakt telefonierten wir per Videocall. Er weinte bitterlich und sagte immer wieder, wie sehr er mich liebt und mich vermisst. Das Gespräch war schön, wenn auch traurig.
Wieder eine Woche später rief ich ihn in einem schwachen Moment an und sagte ihm weinend, dass er mir fehlt. Dass ich verstehe, dass er gerade keine Beziehung führen kann, aber dass er mir als Mensch, als Freund einfach so sehr fehlt und ich mir wünschte, wir könnten uns gegenseitig unterstützen (ich mache im Moment auch eine ziemlich harte Zeit durch mit den OP-Folgen, Anwälten, Umzug, etc.). Er war super liebevoll, sagte, er würde mich auch vermissen, könnte aber gerade keinen Kontakt haben, weil er sonst zu mir zurückkäme und das ginge gerade einfach nicht, weil er an sich selbst arbeiten muss. Ich sagte, dass ich das verstehe, auch wenn es mich sehr traurig macht. Plötzlich veränderte sich sein Ton, er wurde super kühl und irgendwann richtig wütend, sagte, ich solle vielleicht anfangen, mich nach anderen Männern umzuschauen. Ich solle nicht auf ihn warten, er wisse nicht, ob er je wieder eine Beziehung haben wollte. Es könne nicht sein, dass ich ihn jetzt anrufe und er will keinen weiteren Kontakt mit mir. Ich fragte dann Wie? Garnicht mehr? Also auch nicht mehr als Freunde?- Nein. Ich war sprachlos, weinte nurnoch. Er wurde immer wütender, schrie mich irgendwann richtig an und legte dann auf. Ein paar Stunden später sah ich, dass er mich auf Whatsapp blockiert hatte und in den Tagen darauf sah ich, dass ich auch auf Facebook und Instagram blockiert war.
Das ist nun 3 Wochen her. Ich habe verstanden, dass seine Reaktion vermutlich so krass war, weil ich ihn mit meinem Anruf unter Druck gesetzt habe. Trotzdem fällt es mir schwer, dass nun alles anders ist.
Drei Jahre lang hat er mich über mehrere Dinge angelogen- manches davon Kleinigkeiten, aber dass er mich überhaupt so anlügen konnte, verletzt mich sehr. Immer war die Rede davon, wie es sein würde, wenn er in Deutschland ist und wir endlich zusammen sind. Jetzt will er sein Leben hier mit seinem besten Freund leben und Single sein. Er wollte unbedingt befreundet bleiben, die Trennung lief trotz allem so liebevoll ab. Und nun hat er mich überall blockiert und will nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich weiß nichtmal, wie er über mich denkt. Es wird mir hoffentlich bald auch egal werden.
Obwohl es mir an sich recht gut geht und ich mein Leben weiterlebe und nicht zusammenbreche, tut es weh. Ich schaue zurück auf die Zeit und frage mich, ob da vielleicht noch mehr Lügen waren. Auch das wird mir hoffentlich irgendwann egal. Aber gerade schmerzt es einfach nur.
Ich bin so sauer auf ihn, dass es nun so hässlich geendet hat. Dieses Blockieren fühlt sich so sehr nach Strafe an. Ich hätte seinen Wunsch nach einer Kontaktsperre doch respektiert, wenn er mir gesagt hätte, dass er das braucht. Aber er sprach immer davon, befreundet bleiben zu wollen, mich nie verlieren zu wollen.
Ich weiß, dass ich irgendwann darüber hinweg kommen werde. Ich ziehe sehr bald um und das ist ein Neuanfang. Ich spüre, dass ich das verarbeiten werde. Aber er fehlt mir. Und ich bin furchtbar traurig darüber, dass alles anders ist als ich es die letzten drei Jahre lang dachte. Ich bin wütend auf ihn und auf mich. Es tut weh, nun doch wieder den Besen und das Kehrblech holen zu müssen und die Herzensteile zusammenfegen und -flicken zu müssen.