Plötzlich ausgetauscht worden

Zitat von Begonie:

Schick ihn in die Wüste

Hat sie doch schon...

Ich glaube schon, dass er an sich arbeiten möchte. Er ist wirklich verzweifelt und merkt, dass was nicht mit ihm stimmt. Natürlich kann ich ihm das nicht abnehmen und natürlich muss er sich seinen Problemen auch wirklich stellen, ob er das überhaupt kann, ist fraglich. Denn in seiner bisherigen Welt gab es nie Probleme und er hat immer alles von sich geschoben. Konsequent alles Unbequeme ignoriert. Jetzt ist er an einem Punkt gelangt, wo es nicht mehr vor- und rückwärts geht und als Trost liegt er schon bei der Nächsten im Bett.

Er möchte eine Therapie machen und sich seinen Themen stellen. Sagt er zumindest.

Warum ich denke, dass ich das für ihn auflösen möchte? Weil ich halt hoffe, er wacht auf und erkennt, dass es mit uns doch funktionieren würde. Das Problem ist meine Ambivalenz zwischen Herz und Verstand. Denn natürlich weiß ich, dass das völlig dumm von mir ist.

Zitat von Begonie:

So ein idiotisches Wischiwaschigedöns von einem erwachsenen Menschen verachte ich zutiefst. Ja, wenn er mit über 50 noch nicht weiß was er eigentlich will und so ziellos durchs Universum eiert, dann ist ihm auch nicht zu helfen. Wer soll ihm das abnehmen? Beim Auswandern hat er halt leider übersehen, dass sich ...

Puh.... ich denke, alles was Du schreibst, trifft den Nagel so ziemlich gut auf den Kopf. Danke für diesen Beitrag. Ich werde ihn mir jetzt nochmal 10mal durchlesen und hoffe, es kommt auch da an, wo es ankommen soll

Zitat von Ameela:

Und mit einer 57Jährigen kann er halt auch keine Kinder mehr bekommen!

Mit dir aber auch nicht !

Zitat von Milly85:

Mit dir aber auch nicht !

Klar. Das hab ich ihm ja auch gesagt. Er meinte noch, es sei auch ein Punkt, warum er große Bedenken im Bezug auf uns hat, weil eben immer noch dieser Kinderwunsch in ihm schlummert (fällt ihm ja aber auch früh ein) und dann sucht er sich ne 57 Jährige.

Zitat von Ameela:

so geht es mir auch. Ich finde es in der Tat total gruselig, dass er sich schon auf was Neues einlässt, bei dem absehbar ist, dass es am Ende aufs Gleiche rausläuft und vor allem dass er bei MIR zugibt, es sei nur ne Flucht. Das heisst ja schon, dass es nicht auf Ernsthaftigkeit ausgelegt ist. Und dann kommt ...

Dann sollte er auch eine Therapie machen und nicht nur davon reden.

Ich respektiere Menschen, die sich das eingestehen können und sich dann Hilfe holen. Alles andere ist leider nur im eigenen Mitleid suhlen, wie böse die Welt doch mit einem ist....
Und ich verstehe dich gut, wenn du sagst er hat mir eine ganz neue Welt eröffnet. Mir geht es exakt genauso und ich glaube, deshalb tut es so sehr weh.

Ich gebe dir mal mit auf dem Weg, was mir meine Therapeutin mit auf den Weg gegeben hat (weil ich halt auch in einer Fernbeziehung verwurzelt war/bin):
Ist es wirklich der Mann u. die Beziehung an sich oder ist es immer der Rausch, den man erlebt wenn man sich sieht?

In einer Fernbeziehung kommt man ja eher nicht so in den Alltagstrott, daher hat das Wiedersehen immer eine solchen Intensität. Ich selbst sinniere schon seit einiger Zeit über diesen Satz nach

Zitat von Wollie:

na, da geht es doch vorwärts oder zumindest horizontal merkst du eigentlich nicht, wie du vera.....wirst ? So schlecht scheint es ihm ja dann doch nicht zu gehen, wenn er mit der Nächsten in die Kiste hüpft.....merkst du was ? Finde den Fehler

Doch, ich merke es. Ich fühl mich echt auch ziemlich mies dabei und deshalb gehts mir auch so schlecht. Aber ich schaffe es (noch) nicht, den finalen Schlussstrich zu ziehen. Geschrieben wie es mir damit gerade geht, hab ich ihm alles. Und zwar ziemlich deutlich.

Zitat von Ameela:

Aber ich schaffe es (noch) nicht, den finalen Schlussstrich zu ziehen.

Weil? Meine ich aufrichtig. Wenn ich das richtig verstanden habe, ihr habt Euch getrennt, Du hattest noch Hoffnung, er lacht sich ne neue an, Du erfährst es über Dritte. Danach suchst Du wieder Kontakt, um ihm zu sagen, wie doof Du das findest, er macht Dir wieder Hoffnung und hat nix außer Unsicherheiten und unklaren Worten zu bieten.

Was genau hält Dich dort? Wieso ist Deine Liebe für ihn so viel größer als für Dich selbst?

Zitat von Ameela:

Weil ich halt hoffe, er wacht auf und erkennt, dass es mit uns doch funktionieren würde. Das Problem ist meine Ambivalenz zwischen Herz und Verstand. Denn natürlich weiß ich, dass das völlig dumm von mir ist.

Ja, ja, die liebe dumme Hoffnung, die kenne ich auch. Wenn ich nur genug Geduld mit ihm und SEINEN Problemen (denn meine ware für ihn eher unwichtig) habe, wenn ich nur genügend Verständnis für ihn aufbringe (denn er kann nichts dafür und er ist ein Opfer seiner Erziehung) dann werde ich belohnt. Und dann, eines fernen Tages, werde ich die Früchte meiner Aufopferung und Nachsicht ernten.

Nein, ich wurde nicht belohnt. Und bin heute froh darüber denn was hätte ich mit so einem Mann wie ihm denn gewollt? Den Rest meines Lebens Ersatztherapeutin für SEINE wechselnden Befindlichkeiten spielen?
Und ja, auch ich klammerte mich an das Prinzip Hoffnung, weil mir der Verlust dieses so einzigartigen Mannes unvorstellbar erschien. Und so litt ich weiter ... bis ich dann abgeschrieben war. Und wenige Monate später hatte er die Nächste am Start (sie spielte vermutlich schon vorher eine Rolle, aber ich war zu blöd das zu erkennen), während ich immer noch unter den Verlust litt.

Kaum zu glauben, dass ich jemals von diesem Mann wegkommen würde. Ich würde ihn ewig lieben, halt dann unglücklich, davon war ich überzeugt.
Die Ablösung war nicht einfach und langwierig aber letztendes doch gut machbar.

Und irgendwann ging mir dann ein Kronleuchter auf. Dass dieser Mann mir unendlich viel Energie abgezogen hatte und dass ich wohl süchtig auf dieses ewige Auf und Ab in der Beziehung war. Ich staunte wie ruhig sich irgendwann mein Leben anfühlte ohne diese ständigen Stressfaktoren. Und das alles wegen eines Mann wie ihm?

Heute verstehe ich es nicht mehr warum ich mich so verstiegen hatte. Es war klar, dass er nie der Mann sein würde, der zu mir stehen würde und in dem ich eine Stütze finden würde, wenn ich sie mal brauchen würde. Der war ja zu viel mit sich selbst beschäftigt.Er war das Zentrum seines Universums und alles andere um ihn rum waren nur Trabanten die ihm aber nicht zu nahe kommen sollten. Ich hatte diese Grenze leider überschritten.

Das Gute ist, dass man aus solchen Beziehungen unglaublich viel lernen kann, vor allem über sich selbst ...Wäre er nicht gewesen, wäre ich immer noch immer so dumm und verblendet und würde der Hoffnung aufsitzen, dass ein Mann meine Probleme lösen können würde. Nein, meine Probleme sind meine und die lade ich keinem anderen auf. Und meine Lebensfreude ist auch meine und die ist für mich selbst und ich lasse sie mir nicht mehr kaputt machen. Am allerwenigsten von einem Mann.
Ich habe einen Mann, ich bin sogar verheiratet und er ist ein guter Mann, aber dennoch, wenn ich mich nicht selbst um mich und mein Wohlergeben kümmere, tut es keiner.
Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, aber zu wenige wissen, was Selbstverantwortung bedeutet. Dass man seine Probleme nicht zu denen von anderen macht, denn dann nassauert man. Und dieser Mann da von Dir tut genau das.

Soll er halt eine Therapie machen, wenn ihm seine über Jahre praktizierten Verdrängungsmechanismen nun auf die Füße fallen. Wünsch ihm alles Gute dafür, aber lass diese Rolle der entsagenden Betreuerin und Auffangstelle für Vögel mit gebrochenen Flügeln hinter Dir. Du hast mehr verdient, aber auch das muss man erst Mal erkennen

Zitat von E-Claire:

Weil? Meine ich aufrichtig. Wenn ich das richtig verstanden habe, ihr habt Euch getrennt, Du hattest noch Hoffnung, er lacht sich ne neue an, Du erfährst es über Dritte. Danach suchst Du wieder Kontakt, um ihm zu sagen, wie doof Du das findest, er macht Dir wieder Hoffnung und hat nix außer Unsicherheiten und ...

Gute Frage. Vermutlich wegen dem, was ich mit ihm erlebt habe und dass das damit nun zu Ende sein soll. Es war ja nicht alles schlecht und hat auch viel mit mir gemacht.

Hallo liebe TE, erst mal willkommen, auch wenn der Grund traurig ist.

Zitat von Ameela:

er soll wissen, dass ich das weiß und nicht so ungeschoren davon kommen. Es ist schlimm, wenn man so kurz nach einer Beziehung direkt ausgetauscht wird, aber er hätte es mir sagen müssen.

Warum ungeschoren? Ihr seid getrennt, er hat Dich nicht ausgetauscht und er muss es Dir nicht sagen. Es wäre vielleicht nett gewesen, aber er muss gar nichts.

Zitat von Ameela:

Er ist wirklich verzweifelt und merkt, dass was nicht mit ihm stimmt.

Nicht Deine Baustelle - war es nie. Er ist groß und kanns ich selber um sich kümmern

Zitat von Ameela:

natürlich muss er sich seinen Problemen auch wirklich stellen, ob er das überhaupt kann, ist fraglich.

Mit diesem Ansatz erklärst Du ihn für nicht selber lebensfähig, also, wenn das jemand mit mir macht, dann möchte ich zu diesem Menschen keinen Kontakt mehr. Er ist groß und er muss sein Leben leben. Immerhin hat er es geschafft auszuwandern. Ich selber halt mich schon für einigermaßen robust im Leben stehend, aber das würde ich nicht machen.

Zitat von Ameela:

Jetzt ist er an einem Punkt gelangt, wo es nicht mehr vor- und rückwärts geht und als Trost liegt er schon bei der Nächsten im Bett.

Woher nimmst Du das Wissen, dass es nicht vor- oder zurück geht? Er ist auf Dich nicht angewiesen und er liegt auch nicht als Trost bei der Nächsten. Er liegt da, weil Du die Beziehung beendet hast. Was hättest Du gerne gehabt? Dass er Dir jahrelang nachweint? Du sagt vorher noch, dass er selber nicht lebensfähig ist... naja, immerhin hat er es schon in eine neue Beziehung geschafft. Wie gut oder schlecht diese ist, das müssen die beiden miteinander abmachen.

Zitat von Ameela:

Warum ich denke, dass ich das für ihn auflösen möchte? Weil ich halt hoffe, er wacht auf und erkennt, dass es mit uns doch funktionieren würde

Er hat eine neue Freundin. Was soll er da mit Dir noch erkennen? Ihr hattet unterschiedliche Meinungen, Du willst nicht mit auswandern (was ich absolut verstehen kann), aber Du hörst Dich auch an wie eine Mama, wenn Du über ihn schreibst.

Mal ehrlich... 1500km, bei einer recht jungen Partnerschaft bei der es schon von Anfang an Probleme gab. Was soll ich da denn festigen.
Schreib den Typen ab, hol Dir einen Hund und such einen Mann in Deiner Nähe.
Das hat doch keine Zukunft.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Zitat von Ameela:

Gute Frage. Vermutlich wegen dem, was ich mit ihm erlebt habe und dass das damit nun zu Ende sein soll. Es war ja nicht alles schlecht und hat auch viel mit mir gemacht.

Weißt Du, was wir häufig in solchen Situationen vergessen? Daß, was Du mit ihm erlebt hast, daran warst Du genauso beteiligt. Sich frei zu fühlen, Abendteuer zu erleben, spontan oder ein klein wenig verrückt sein, das sind alles Dinge, die genauso in Dir selbst stecken. Die verlierst Du nicht, diese Eigenschaften und Fähigkeiten sind in Dir.

Ja vielleicht hat er diese aus dem Tiefschlaf geweckt, ja, vielleicht war er bei den Abenteuern der Anlass, aber die Fähigkeiten sind jetzt wach und den Anlass kann man sich basteln.

Die kindliche Leichtigkeit ist in Dir, investiere in diese und nicht in einen blöden Saftring aus dem Kaugummiautomaten.

Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du Dir eine kleine Liste machst, von Dingen, die Dir gut getan haben oder besonders gefallen und Du mal schaust, ob du das nicht auch für Dich selbst in Dein Leben integrieren kannst? Das bezaubernde an Freigeistern ist doch weniger ihre Unverbindlichkeit sondern, daß sie uns zeigen, welche Grenzen, die wir selbst gesetzt haben, uns nicht mehr glücklich machen.