Also ich bin auch nicht perfekt, muss ich gleich dazu sagen. Den ein oder anderen Streit hat mein Kind natürlich auch live mitbekommen. Sie guckt uns dann halt immer so an, wird ganz ruhig, als ob sie Angst hat. Einmal hat sie angefangen zu weinen.
Deinen Ex lässt das Ganze auch nicht kalt, das kannst du glauben. Aber Männer können ihre Emotionen weit besser verstecken bzw. im Griff behalten als wir Frauen. Auf uns wirkt das dann so, als wärs ihnen schei.. Aber auch die haben schlaflose Nächte.
Bei uns ist es auch anders. Als ich schwanger wurde, hat er die Abtreibung verlangt. Ich habe mich dann getrennt, weil ich mich für mein Kind entschieden hatte. Er hat sich erst ganz langsam an den Gedanken gewöhnt, dass er Vater wird. Das konnte ich lange nicht verzeihen und habs ihm bei jeder Gelegenheit vorgeworfen. Wir haben nie zusammengewohnt, vorher nicht und jetzt auch nicht. Aber wir sind mit der Zeit trotzdem wieder zusammengekommen. Weil wir doch gerne zusammen sind und waren, und letztlich natürlich auch wegen dem Kind.
Ich nehme ihm halt übel, dass er zu feige ist, den letzten Schriitt auch zu wagen und unserer Tochter eine normale Famile zu geben. Wir sind schon noch ein Paar - irgendwie. Aber das läuft ganz sicher nicht so, wie ich es mir eigentlich wünsche.
Aber ich kann es halt nicht fordern, das würde uns alle unglücklich machen. Unsere Tochter kennt es so, dass Papa Dienstag, und Donnerstag vorbeikommt und wir das Wochenede miteinander verbringen. Aber Papa geht halt abends immer nach Hause. Mir ist lieber, sie kennt es so, statt dass wir auf Zwang versuchen zusammenzuleben, und dann mitzukriegen, wie wir uns zerfleischen und hinterher wieder auseinander gehen. Das wäre schlimmer.
Unsere Streitpunkte sind meistens erziehungstechnische. Meine Tochter ist die ganze Zeit bei mir, logisch, dass ich da die Erziehungsarbeit leiste. Er kritisiert mich oft, meint, er könne dies und das besser. Aber er verbringt auch nur ein paar Stunden in der Woche mit ihr. Hat sie nur, wenn sie gut drauf ist. Er ist an ihrer Routine eigentlich nicht beteiligt. Er hat keine Krankheit mit ihr durchgestanden, ist nach der Geburt nie nachts aufgeschreckt und hat geguckt, ob sie noch atmet. Und und und. Das kennst du bestimmt. Kritik kann ich da dann einfach nicht akzeptieren, denn wegen mir hat er ein einfaches Leben, kann seine Karriere verfolgen, hat abends Ruhe und Nächte, in denen er schlafen kann.
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich jetzt in erster Linie für mein Kind da bin und mein Leben danach ausrichte. Er hat die Ansicht, man soll sein Leben nicht ändern, sonder die Kinder mit einbeziehen. Ich bin der Meinung, Kinder gehören nicht in Kneipen, und ich ziehe mit einem Kleinkind abends bestimmt auch nicht um die Häuser und setze darauf, dass Kinder überall schlafen können.
Was für ein Quatsch, ich penne ja auch nicht in der Kneipe.
So, das sind jetzt nur auszugsweise einige Themen .
Nach vorne blicken ist oft nicht einfach. Zumal mein Freund eben weiter an der Karriere feilt, richtig Asche macht und ich meine Job wegen dem Kind verloren habe, alos auch wieder das leidige Thema Jobsuche am Hals habe. Das ist mit Kind auch nicht so einfach. Vorher bin ich alle 2-3 Jahre umgezogen für meinen Job, bin morgens um 6 losgefahren und abends halb 7 heimgekommen. Undenkbar mit Kind. Ich will an ihrem Leben teilhaben, also muss es ein Job sein ohne große Pendlerzeiten, kitazeitenfreundlich und so. Ich bin Ingenieurin und wohne in Berlin. Als Ingenieurin in Berlin einen Job zu finden mit den entsprechenden kinderfreundlichen Randbedingungen scheint unmöglich. Unsere Familien wohnen auch nicht in der Nähe.
Wie ich es schaffe, nach vorne zu schauen? Nicht einfach, aber ich überlege, ob mein Leben schöner wäre ohne mein Kind. Nein, das wäre es nicht. Sie ist das alles wert. ich habe das Beste bekommen und der Rest wird sich auch finden. Kein Mann, kein Job könnte mir geben, was ich durch sie habe. Das halte ich mir in Momenten, wo ich mit dem Schicksal hadere, auch vor Augen. Und ich versuche, aus meinen Fehlern zu lernen, mich zu reflektieren, mich in mein Kind hineinzuversetzen, aber auch in meinen Freund. Das hilft auch und so kommen wir Stück für Stück weiter.
Ich habe zur Zeit keinen Liebeskummer, Gott sei Dank, denn in solchen Zeiten bin ich auch kopflos. Desto mehr freue ich mich, derzeit mit klarem Kopf zu leben
27.02.2016 09:02 •
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