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PEG Sonde entfernen

S
Zitat von Bones:
Gibt es da eine gesetzliche Betreuung?]


Für mich stellt sich da auch zunächst die Frage nach dem gesetzlichen Betreuer. Deine Mutter ist nicht mehr einwilligungsfähig, sodass es einen Betreuer geben muss. ( Du kannst die Betreuung auch selbst übernehmen)
Ich entnehme Deinem Text, dass Deine Mutter nicht sterbend ist, aber die Hirnfunktionen derart eingeschränkt sind, dass von einer terminalen Erkankung gesprochen werden kann(?)

Eine PEG-Sonde ist dann medizinisch und ethisch gerechtfertigt, wenn sie nicht nur die Lebenserwartung erhöht, sondern das Wohlbinden und eine erhöhte Lebensqualität sichert. Beides sehe ich nach Deiner Beschreibung bei Deiner Mutter nicht.

Das möchte ich Dir als Pflegefachkraft ans Herz legen: Lass jetzt einfach mal die Beweggründe Deines Vaters und sein etwaiges Liebesleben außer Acht. Es geht um Deine Mutter und ihre Lebensqualität. Und um Dich: muss sie evtl. sogar sanft fixiert werden, damit sie sich die Sonde nicht zieht? Was würde sie ohne Sonde zu sich nehmen? Was siehst Du, wenn Du ihr in die Augen siehst? Was tun ihre Hände? Lass das alles mal auf Dich wirken, ohne Druck.

Vor mehreren Jahren hatte ich die gesetzliche Betreuung für meinen Vater im künstlichen Koma übernommen, aus dem er nie wirklich erwachte und lange an der Beatmung und Dialyse hing. Irgendwann kam die entscheidende Frage... Es ist eine ganz harte Sache zu sagen Abstellen/ runterfahren. Glücklicherweise gab es einen einfühlsamen Chefarzt. Einen solchen Arzt gibt es in Deinem Fall offenbar nicht, deshalb sieh Deine Mutter an und triff in Ruhe die Entscheidung, die Sonde ggf. entfernen zu lassen. Du wirst schon das richtige fühlen.
Viel Kraft

14.02.2021 19:41 • x 5 #16


B
Der gesetzliche Betreuer ist mein Vater.

Meine Mutter wurde fixiert und mit Psychopharmaka ruhig gestellt. Anders lässt sich das nicht vermeiden das sie sich die Sonde zieht.

Ohne die Sonde würde meine Mutter überhaupt nichts zu sich nehmen können. Nach 7 Jahren ohne richtige Nahrung das ist alles komplett kaputt. Ich habe das Gefühl meine Mutter starrt ins leere und durch mich durch. Ihre Hände machen nichts mehr.

14.02.2021 19:51 • #17


A


PEG Sonde entfernen

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S
Liebe Butterblumen, ich habe das als Angehörige selbst durchlebt und kenne das Wechselbad der Gefühle sehr gut.
In meinem Fall betraf es meine Oma. Ein jahrelanges Liegen und an die Decke starren, keine Chance sich zu äußern, künstliche Ernährung und auch keine Patientenverfügung. Im Laufe der Jahre ging es ihr immer schlechter, unter anderem schlimme Entzündungen aufgrund der künstlichen Ernährung. Sie kam ins Krankenhaus. Natürlich darf in so einem Fall kein Angehöriger einfach eine Entscheidung treffen, was richtig ist. In unserem Fall ist der Ethikrat zusammengetreten (unabhängige Mediziner) und hat empfohlen die künstliche Ernährung einzustellen. Obwohl wir alle wussten, dass dies kein Leben für sie mehr ist, das lebenswert ist, war die Begleitung unendlich schwer. Es gab Stunden und Minuten, da wollte ich, dass sie sofort wieder Nahrung und Wasser erhält, abgelöst von Momenten, dass ich hoffte, dass sie endlich einschlafen darf. Sie wurde medizinisch gut begleitet, trotzdem bringt einen das Wissen, dass sie nun keine Nahrung mehr erhält, fast um.
Ich war bis zur letzten Sekunde bei ihr.
Ich weiß, was du nun erlebst und was in dir vorgeht.
Fühle dich einfach gedrückt.

14.02.2021 20:03 • x 1 #18


S
Zitat von Butterblumen:
Der gesetzliche Betreuer ist mein Vater. Meine Mutter wurde fixiert und mit Psychopharmaka ruhig gestellt. Anders lässt sich das nicht vermeiden das sie sich die Sonde zieht. Ohne die Sonde würde meine Mutter überhaupt nichts zu sich nehmen können. Nach 7 Jahren ohne richtige Nahrung das ...


Damit ist Dein Vater auch handlungsbefugt.
Ich kann den faden Beigeschmack bei Dir vollends nachvollziehen. Wenngleich Dein Vater vielleicht zweifelhafte Motive haben mag, steht doch der Zustand Deiner Mutter im Vordergrund.

14.02.2021 20:04 • x 1 #19


B
Ich weiß einfach nicht was richtig. Natürlich habe ich auch schon vorher darüber nachgedacht meine Mutter zu erlösen. Noch bevor mein Vater alles in die Wege geleitet hat.

14.02.2021 21:04 • #20


Gorch_Fock
Lass Dir da keine Schuld einreden. Natürlich wird man als empathischer Mensch alles zur Hilfe von Angehörigen veranlassen. Und natürlich auch Hilfe anfordern. Das zu kritisieren würde ich mir verbitten von ihm. Und ja, das Abschalten ist hart, aber hab ich selber auch schon miterlebt. Wenn es von Fachleuten und der Pflegekraft prof. begleitet wird, ist es nachher auch Erlösung. Dafür brauchst Du Beratung, Profis ,sehen wenn dieser Zeitpunkt kommt. Daher lass Dich beraten.

14.02.2021 23:41 • x 1 #21


VictoriaSiempre
Zitat von Butterblumen:
Ich weiß einfach nicht was richtig. Natürlich habe ich auch schon vorher darüber nachgedacht meine Mutter zu erlösen. Noch bevor mein Vater alles in die Wege geleitet hat.

Unabhängig von der rechtlichen Situation und davon, wie es letztlich ausgehen wird: An Deiner Stelle würde ich mir die Karten legen, was ICH mir wünschen würde, wäre ich in der Lage der Mutter.

Es ist ja leider eher die Regel als eine Ausnahme, dass über diese Dinge nicht gesprochen wird. Das wird weggeschoben ohne Ende. Verständlich, aber nicht gut. Weil genau dadurch Konflikte bei Angehörigen entstehen, die die betroffene Person denen vermutlich gar nicht aufhalsen wollte.

Also: Deine Mutter kannst Du nicht mehr fragen. Schieb beiseite, dass Du sie gerne weiter behalten möchtest und auch die ganze Trauer um sie. Ich weiß, dass das sehr schwer ist! Aber wenn Du den Blickwinkel änderst und Dich in sie reinversetzt, um zu entscheiden, was DU wollen würdest, dann hast Du schon mal eine Hürde genommen.

Egal, wie dann letztlich von anderer Stelle entschieden wird: Du hast eine Position für Dich gefunden und kannst es mittragen oder eben leider auch nicht. Aber es nimmt Dir das Hin-und-Her-Geschwanke Deiner Emotionen.

Über alles tust Du mir sehr leid!

15.02.2021 00:10 • x 1 #22


B
Meine Mutter wollte leider nie über dieses Thema reden. Ich muss auch ehrlich zugeben das ich erst nach dieser ganzen Geschichte eine Patientenverfügung aufgesetzt habe. Hielten viele für übertrieben in meinem Alter. Aber das kann jedem passieren. Egal wie alt man ist. Meine Mutter war 52 als sie krank wurde.
Als das Heim gebaut wurde in dem meine Mutter lebt hat sie immer wieder gesagt da komme ich später hin, wenn wir daran vorbei gefahren sind... Immer und immer wieder hat sie das gesagt.

Wenn ich meine Mutter wäre dann würde ich mir wünschen erlöst zu werden.

Ich weiß auch das sich dieses ganze Thema noch Jahre hin ziehen kann. Es wird ja nicht sofort die Ernährung eingestellt. Wenn der Antrag überhaupt genehmigt wird. Was ich bezweifle. Trotzdem muss ich immer wieder darüber nachdenken und kann wie auch jetzt nicht schlafen.

Schon als meine Mutter krank wurde ging es mir so. Aber irgendwann musste ich lernen damit zu leben. Sich damit abfinden das es nichts mehr wird. Obwohl wir wirklich alles auch an Therapien versucht haben.

15.02.2021 01:11 • #23


Lebensfreude
es ist gut, dass du für dich eine Patientenverfügung erstellt hast.
Mit dem Thema Tod und Sterben setzen sich die wenigsten Menschen auseinander.
Dabei betrifft es uns alle.
Es ist wichtig, selbst bestimmen zu können, wie man sterben möchte.
Also volles Programm bei jedem Notfall oder eben nicht alles Machbare über sich ergehen lassen müssen.

Gerade die Hospizdienste versuchen das Thema immer wieder anzusprechen. Auch in Alten- und Pflegeheimen.

Die Mutter meiner Freundin war sehr dement, lebte aber noch zu Hause und wurde von ihren Töchtern betreut.
Eines Tages fanden sie ihre Mutter leblos im Haus. Sie hatte eine Gehirnblutung und kam in die Uniklinik. Da bekam sie ein Medikament nach dem anderen. Die Pfleger behaupteten jeden Tag, es ginge ihr besser. Sie hätte sogar ihr Geburtsdatum gewußt. Dabei lag sie nur leblos im Bett, mit leeren Augen. Meine Freundin sagte dann, ihre Mutter könne sich schon seit Jahren nicht mehr an ihr Geburtsdatum erinnern. Aber die Pflegekräfte behaupteten dauernd, die Mutter sei auf dem Wege der Besserung.
Naja, nach 8 Wochen kam sie dann in ein Pflegeheim. Und dort sagte ein Pfleger zum ersten Mal für alle, dass die Mutter im Sterben liegt. Die Familie wußte das die ganze Zeit, wurde aber immer wieder in der Uniklinik belogen und als uneinsichtig hingestellt.
Man darf auch nicht vergessen, dass Kliniken und auch Pflegeheime wirtschaftliche Unternehmen sind.

15.02.2021 01:28 • x 1 #24


BrokenHeart
Es ist eine sehr schwierige Situation. Ich lag selbst mal mehr tot als lebendig im Krankenhaus und habe mir aufgrund meiner Schwäche gewünscht, mich endlich gehen zu lassen. Es kam anders, ich habe ein Organ gespendet bekommen und lebe immer noch bzw. wieder.
Aber ich kann alle verstehen, die das nicht mehr möchten, es ist dann wirklich Erlösung und man kann ganz friedlich und zufrieden einschlafen .........
Für alle Angehörigen ist es einfach grausam .... ich selbst habe zwei Schwestern gehen lassen müssen (Krebs) ...
ich kenne also beide Seiten

15.02.2021 02:14 • x 3 #25


N
@Butterblumen
Ich finde eine Nachricht an ihre anderen Schwestern wäre anständig. Streit ist kein Grund über soetwas nicht informiert zu werden.

15.02.2021 03:42 • x 3 #26


B
Wir wurden vom Krankenhaus, Reha und dem Heim ebenfalls belogen. Es heißt immer ihrer Mutter geht es so gut. Ich soll nur mal richtig gucken. Wenn ich mich vergesse sage ich dann wenn es meiner Mutter gut gehen würde dann würde sie aufstehen und wieder nach Hause kommen. Dann sind alle ganz still. Ja stimmt da haben sie wohl recht...

Bei meiner Mutter gibt es keine Hoffnung mehr. Deshalb bringt weiter kämpfen nichts mehr. Das Gehirn ist zu sehr geschädigt.

Die Tante mit der ich Kontakt aufnehmen wollte wir sind nicht zerstritten. Das betrifft nicht alle Geschwister meiner Mutter.

15.02.2021 06:54 • #27


Vicky76
Hallo Butterblumen....
Die Geschichte, von deiner Mutter ist wirklich traurig und tut mir sehr leid.
Erstmal möchte ich dir schreiben, dass du dir überhaupt keine Sorgen machen brauchst, den Krankenwagen gerufen zu haben.
Wie ich gelesen habe, ging es deiner Mutter ja gut.
Was hättest du denn machen sollen?
Es ist nur natürlich, so zu handeln.

Es ist auch verständlich, einer PEG Anlage zuzustimmen.
Man wusste ja nicht, wie sich der Zustand deiner Mutter verändert.
Sie war ja noch in der Reha.
Ich arbeite schon sehr lange, in der Pflege.
Man kann nie ganz genau beurteilen, wie sich Patienten, mit verschiedenen Krankheitsbildern enrwickeln.
Manche bestreiten noch ein paar, lebenswerte Jahre.
Bei deiner Mutter, ist die Sachlage etwas anders.
Mir ist aufgefallen, dass die Palliativpflege, sich in den letzten Jahren sehr entwickelt hat.
Sehr selten werden PEG Sonden angelegt.
Bei unschlüssigem Krankheitsverlauf, werden heute erstmal Nasensinden gelegt, oder i.v. ernährt.
Können, oder wollen Menschen nicht mehr essen, oder trinken, wird alles versucht, dies auf normalem Weg durchzuführen.
Alles wird genau dokumentiert und beobachtet.
Das hört sich sicherlich hart an, ist aber der natürliche Lauf der Dinge.
Jemanden künstlich zu ernähren und dazu noch ruhig stellen, finde ich menschenunwürdig.
Nun kannst du in deine Mutter leider nicht mehr hinein schauen, wie sie ihren Zustand beurteilen würde.
Es gibt sicher Menschen, die Angst vor dem Tod haben, oder sehr an ihrem Leben hängen.
Vielleicht nimmt sie dich doch noch wahr und freut sich über deine Besuche.
Aber ist das lebenswert?
Das Leben ist endlich, egal wann.
Die Hauptthemen, der Palliativmedizin, sind heutezutage eherSchmerzen und Ängste.
Die Patienten, die sich so entwickelt haben, wie deine Mutter, bekommen die PEG irgendwann gezogen, wenn diie rechtliche Sachlage es zulässt.
Sei es eine entzündete Einstichstelle, Unverträglichkeit der Nahrung, oder Ähnliches.
Im meinem Berufsleben habe ich das ungefähr 5x erlebt.
Die Ärzte befinden sich da in einer Grauzone, handeln aber bedacht und überlegt.
Das Team sah es immer als Erlösung, des Leidens.
Bestimmt findest du ein offenes Ohr, für deine Fragen, in dem Heim, in dem deine Mutter liegt.
Es gibt speziell geschultes Pflegepersonal, oder die Heimleitung.
Dazu gibt es sehr gute Trauerbegleiter, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Für die nächsten Schritte, wünsche ich dir viel Kraft und Hoffnung.....

15.02.2021 10:27 • x 4 #28


B
Ich habe immer wieder auf meine Mutter eingeredet das sie zum Arzt gehen soll. Das ich mitkomme und ihr helfe. Aber sie wollte nicht. Sie hatte schon einige Ausfälle. Aber da sie noch klar im Kopf war konnte ich nichts machen. Ich kann niemanden zwingen zum Arzt zu gehen.

Meine Mutter hatte zuerst eine Nasensonde. Das Heim hat uns dann so sehr unter Druck gesetzt das die PEG Sonde gesetzt werden muss.

Das viele Patienten ruhig gestellt werden ist leider gängige Praxis. Ich arbeite in einer Apotheke und wenn man die Medikamente sieht weiß man was los ist. Da ist auch vollkommen egal welches Heim das ist. Es gibt viele die ein ähnliches Schicksal wie meine Mutter haben. Besonders schlimm finde ich Patienten die sehr viel jünger als ich sind.

Ich glaube nicht das meine Mutter uns noch erkennt.

Mit der Heimleitung kann ich leider auch nicht reden. Die stellt sich genauso quer.

Bei einem Palliativmediziner hätten wir Chancen. Der möchte jedoch erst das gerichtliche Urteil.

15.02.2021 13:47 • x 1 #29


Gorch_Fock
Wahrscheinlich kann mit dieser Sonde und dem Pflegegrad richtig schön bei der KK abrechnen, deshalb ist da auch niemand gesprächsbereit. Ganz schön gruselige Zustände, ehrlich gesagt. Daran sieht man auch woran es dieser Gesellschaft mangel: Pflegekräfte und Zeit. Beruhigungsmittel sind günstiger und die Pflegekäfte können ihre 10 Minuten für ihre Pflichtaufgaben nutzen. Wie gesagt, gruselig.
In diesem Abschnitt braucht es sehr erfahrene, kompetete Ärzte und speziell geschulte Pflegekräfte, die ihr Handwerk verstehen und insb. Wissen, wann das Leben zu Ende geht. Da Sterbehilfe in Deutschland immer noch strafbar ist, kann ich das mit dem Urteil schon verstehen. Ggf. solltest Du dich noch weiter beraten lassen und dann über einen Rechtsanwalt einen Antrag stellen lassen, damit der Fall vor Gericht verhandelt wird.

15.02.2021 13:59 • x 1 #30


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