Da in einem anderen Thread eine heftige Nebendiskussion aufgekommen ist, habe ich mir mal die Freiheit genommen, dass in einem eigenen Thread zu thematisieren. Ist eine passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung ein Grund für eine Affäre?
Wikipedia definiert das folgendermaßen:
Die passiv-aggressive oder negativistische Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungsanforderungen, die von anderen Menschen kommen. Betroffene Personen fallen insbesondere durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die häufig ungerechtfertigte Annahme, missverstanden, ungerecht behandelt oder übermäßig in die Pflicht genommen zu werden.
In der psychologischen Forschung ist strittig, ob eine solche Persönlichkeitsstörung überhaupt existiert. Die American Psychiatric Association hat sie aus ihrem aktuellen Klassifikationssystem DSM-5 gestrichen, während sie im ICD-System der Weltgesundheitsorganisation als sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen immer noch aufgeführt wird. Entstanden ist die Diagnose der passiv-aggressiven Persönlichkeit im Zweiten Weltkrieg, als Soldaten u. a. den Fronteinsatz verweigerten.
Unter einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung versteht man ein Trotzverhalten, wie es in der Pubertät häufig zu finden ist, sich aber darüber hinaus manifestiert. Ein eigener DSM-Code (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) existiert nicht, und in der ICD-10 und ihren Vorläuferinnen wird die Störung nur in F60.8 aufgeführt, aber nicht näher beschrieben. Es ist außerhalb der USA recht unüblich, diese Störung zu diagnostizieren, und groß angelegte Forschungen gibt es noch nicht. Deshalb sollte man, wenn überhaupt, sehr vorsichtig mit der Diagnose sein.
Charakteristisch für diese Persönlichkeitsstörung ist die Widerständigkeit gegenüber Anforderungen mit einer durchgängig negativistischen, angstgetönten und abwertenden Grundhaltung. Dabei handelt es sich um eine Einstellung, die Menschen unterstützt, jedoch gleichzeitig gegenüber Anforderungen passiven Widerstand leistet. Zur zwischenmenschlichen Problemlösung und Aussöhnung sind sie oft nur in einer zynisch-pessimistischen Weise in der Lage.
Es könnte sich um einen Versuch handeln, Ärger in sozialen Beziehungen auszudrücken, und zwar in einer unpassenden verbalen und nichtverbalen Art, die nicht oder nur selten zur Lösung führt. Entweder haben die Betroffenen keine sozial angemessene Kompetenz im Umgang mit Ärger und Wut gelernt oder sie haben Angst, dass die Durchsetzung ihrer eigenen Bedürfnisse gehemmt oder behindert wird. Die negativistische Persönlichkeit zeichnet eine besondere Ambivalenz von gleichzeitig beobachtbarer (Dennoch-)Zustimmung und (Dennoch-)Verweigerung, also Bedürfnisbefriedigung und Bedürfnisunterdrückung, aus. Kennzeichnend ist eine hohe Aktivität, mit der das Vermeidungsverhalten nach außen rational begründet und durchgesetzt wird.
Menschen mit einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung fühlen sich von anderen oft missverstanden, können anhaltend über persönliches Unglück klagen (das sie häufig unbewusst selbst inszenieren) und sind häufig mürrische und streitsüchtige Zeitgenossen. Autoritäten gegenüber zeigen sie übermäßige Kritik, ja Verachtung, was ihre Position nicht verbessert. Sie begegnen Menschen, die ein offensichtlich glücklicheres Los gezogen haben, mit Neid, Missgunst, Groll oder einem eigenartigen, auf jeden Fall nicht nachvollziehbaren Wechselspiel zwischen feindseligem Trotz und (mitunter fast unterwürfiger) Reue.
Die Zwiespältigkeit im Denken und Handeln und das geringe Selbstwertgefühl, das aus einer solchen Einstellung entsteht (ständige Fremd-Abwertung schlägt zuletzt in eine verheerende Selbst-Abwertung um), führen oft zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten mit der Umwelt. Persönliche Enttäuschungen werden häufig auf andere projiziert.
Oft sehen sich negativistische Persönlichkeiten als friedfertig an und halten ihre passiv-aggressive Art für gesellschaftskonform.
Ich hoffe auf einen regen Austausch.
20.12.2019 21:10 •
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