Die aktuelle Paardynamik an einem kleinen Beispiel:
TE beschreibt sich als genauso in der Familie engagiert und seine Frau als nachgerade faul und ausnutzend.
Weiter oben schrieb er, dass er mal einen längeren Zeitraum aus beruflichen Gründen(?) fernab der Familie gewohnt habe und die Kinder sich da öfter bei ihm gemeldet hätten, als sie es jetzt tun.
Und nimmt das als Standard. So wie seine Frau seine finanzielle Leistungsfähigkeit der vergangenen Jahre als Standard nimmt und ihn daran misst.
Beide haben nach der Trennung gleichermaßen aktiv (und ich bleibe dabei: freiwillig! Denn eine eigene Wohnung ist eine aktive Entscheidung) entschieden, dass sie fortan nicht mehr wie gewohnt zugunsten des anderen leisten wollen.
Er kann es sich jetzt finanziell nicht mehr leisten und sie leistet emotional nicht mehr zu seinen Gunsten.
Es wird also auf beiden Ebenen knapp.
Nur dass er das dürfen soll und sie eben nicht. Dabei geht beides voll zu Lasten des anderen Partners und der Kinder.
Was glaubst Du denn, Maccie, warum Deine Kinder, als Du beruflich (weil es Dir Deine (Haus-)Frau ermöglicht hat!) fort warst, sich bei Dir gemeldet haben? Weil Deine Frau Dich während Deiner Abwesenheit immer noch in der Familie lebendig gehalten hat. Mit kleinen Kommentaren, dass ein Erlebnis ja heute Abend auch dem Papa erzählt werden kann, weil ihn das bestimmt auch freuen wird. Mit Plänen am Abendbrottisch, was man unternimmt, wenn Papa wieder da ist. Mit Erinnerung oder positiver Bestätigung, dass Papa nochmal schnell angerufen wird.
Diese Familienleistung hat sie jetzt rigoros eingestellt und nutzt ihre Ressourcen für sich. Weil sie es seit der Trennung anders nicht mehr will oder nicht mehr kann. Und Du erlebst das Ergebnis. Und niemand kann sie zwingen, an ihrem Abendbrottisch den Vater nochmal wieder (und schon gar nicht mit positiver Konotation) stattfinden zu lassen.
Siehst Du die Parallelen?
Du machst es genauso. Hast Dich aktiv für eine kleine Wohnung nur für Dich entschieden und dafür, ohne finanzielles Polster das Leben aller so zu gestalten, dass jetzt weniger Geld für alle da ist. Siehst sie in der Verantwortung, sich jetzt für ihren Luxus und den der Kinder finanziell zu engagieren. So wie sie Dich auch emotional als Teil der Familie am langen Arm verhungern lässt.
Du hast bislang vor allem mit Geld geleistet und die Familie erhalten. Und verknappst das jetzt eben zu Lasten aller, um Dein Leben nach der Trennung zu ermöglichen. Und Deine Ex hat vor allem emotional und organisatorisch geleistet und die Familie erhalten. Und verknappt das eben jetzt zu Lasten aller, um ihr neues Leben zu ermöglichen und nicht emotional unter der Brücke zu landen.
Ihr wegen PAS mit dem Jugendamt auf die Pelle zu rücken wäre so, als würde sie für die Reitstundenrechnungen mit einem Inkasso Dir auf die Pelle rücken.
Das, was Du gerade tust, Maccie, ist genauso Deine aktive Entscheidung wie es all die Jahre vorher war. Das alles auf Deine Frau zu schieben, ist feige.
Ich habe, als mein Mann auszog, selbstverständlich Trennungsunterhalt an ihn gezahlt. Von wegen hasserfüllte Ehefrau... Ich hätte mir auch während der Ehe mehr finanzielles Engagement von ihm gewünscht, wäre aber ohne seinen Einsatz fürs Kind nie beruflich dort hingekommen, wo ich gelandet bin. In Grund und Boden schämen würde ich mich, wenn ich anfinge, jetzt im Nachhinein aufzurechnen, wie oft ich die Spülmaschine eingeräumt oder mein Kind zur Kita gebracht habe und wie oft mein Ex seinem Hobbie gefröhnt hat, während ich arbeiten oder bei meinem Kind war. Wenn ich das während der Ehe nicht geregelt bekomme (und das habe auch ich nicht und muss mir da selbst an die Nase fassen) dann muss ich das nach der Trennung nicht als Entschuldigung für meine eigenen Unzulänglichkeiten heranziehen. Ich musste nach der Trennung aufs Auto, auf Urlaub und auf vieles andere verzichten, 10 Jahre Aufbauarbeit waren dahin, wie bei so vielen anderen auch, weil sonst die Familienkosten nicht von mir hätten aufgebracht werden können. Aber das war nunmal mein Job und meine Rolle in der Familie. Und es wäre mir nicht im Traum eingefallen, mein Kind vom Sportverein oder der Musikschule abzumelden, weil zwei Haushalte teurer sind als einer und Mutti das nicht gebacken kriegt und deswegen Junior jetzt eben neben einer intakten Familie auch noch auf ihre gewohnten Abläufe und Hobbies verzichten muss. Ich wollte, dass mein Ex auch irgendwann mal wieder für sich selbst einstehen kann. Hat 5 Jahre gedauert. Aber wenigstens musste mein Kind nicht miterleben, dass bei Mama das Geld sitzt und Papa am Essen spart. Dafür haben Kinder kein Verständnis, glaub mir!
Fand ich es gut, dass er ein Auto hatte, während ich noch Bus fuhr? Nö. Aber es waren seine Prioritäten, mit denen er jetzt eigenverantwortlich leben muss und die mich schlicht nichts mehr angehen.
Meine Güte, setz doch mal die Prioritäten so, dass alle damit leben können. Oder bleib eben allein und setz Deine Prioritäten für Dich. Aber verlang nicht beides.
Und wie Du bei 80-Stunden-Wochen und Aufopferung für Job und Familie und Hobbies, die gar nicht die Deinen waren, noch Zeit hattest, mit anderen Frauen zu chatten und auf Parkplätzen nach dem Kick zu suchen, musst Du mir mal irgendwann in Ruhe erklären. Ich war nur zwischen 50 und 55 Stunden mit Job und etwa 10-15 Stunden mit Familienarbeit beschäftigt und hatte dazu keine Zeit übrig gehabt. Aber vielleicht war mein Leidensdruck ja auch nicht so groß und mein Mann nicht so eine Xanthippe wie Deine Ex. Wer weiß.
Und jetzt, wo nur noch 50 Stunden für den Job und kaum Zeit aufzubringen ist für die Familie, ist es nicht möglich, durch Planung und moderaten Verzicht in Deiner Lebensgestaltung genug Geld für alle zu erwirtschaften, damit die sich ein neues Leben aufbauen können und neben dem emotionalen Schmerz nicht auch noch parallel Existenzangst bei Deiner Familie herrschen muss?
Du musst ja ne enorm große Rechnung mit Deiner Ex offen haben, dass Du ihr das innerhalb weniger Monate zumutest. Sowas dauert Jahre.
Genauso wenig wie ihre Situation vergleichbar mit einem Unfall oder Herzinfarkt des Partners ist. Wenn so etwas passiert, steht man aufgrund eines Schicksalsschlags und nicht aufgrund eines vormaligen Lebenspartners in der Verantwortung, der nach X Jahren das eingerichtete Leben aufgekündigt und das für selbstverständlich und legitim hält.
Und an alle, die verlangen, dass sich die Frauen jederzeit so einrichten müssen, dass sie von nichts und niemandem abhängig sind. Dann aber bitte nicht wundern, wenn die beim kleinsten Windstoß weg sind. Genau darauf haben sie sich schließlich vorbereitet. Allzeit bereit, den Partner auszutauschen. Keine Synergien entstehen lassen. Familie als WG Plus, nicht als Verantwortungsgemeinschaft. Schöne neue Welt.
Genauso könnte man auch den TE fragen, warum er sich emotional vom Zugang zu seinen Kindern über die Frau abhängig gemacht hat. Warum war er da die letzten 17 Jahre nicht so selbständig und unabhängig und engagiert, dass die Kids jetzt von selbst zu ihm kommen, auch wenn die Mutter ihren Part zum gemeinsamen Gelingen verweigert. Hätte er nicht ebenfalls jederzeit damit rechnen müssen, dass etwas (so wie jetzt) passiert und er dann allein für seine Beziehung zu den Kindern verantwortlich ist und nicht mehr mit ihrer Unterstützung rechnen kann? Hätte er sich diesbezüglich als erwachsener Mensch nie in die Abhängigkeit zu seiner Frau begeben dürfen? Das Band zu den Kindern müsste dann jederzeit so stabil sein wie ihre gattenunabhängige Familienfinanzierung. Fällt er/sie weg, müsste das immer noch halten. Tut es aber bei ihr finanziell genauso wenig wie bei ihm bindungstechnisch. Nennt sich traditionelle Ehe. Das von heute auf morgen aufzukündigen, ohne dem Ex-Partner entgegen zu kommen, klappt nicht.
Das ist kein Hass und kein Zynismus, sondern die Erkenntnis, dass dem einen sin Uhl dem anderen sin Nachtigall ist.
Konrad als verlassener AE mit voller Finanzverantwortung ist für mich als AE mit voller Finanzverantwortung nachvollziehbarer als eine verlassene traditionelle Ehefrau oder ein gleichberechtigt die Familie verlassender Mann.
Und obwohl ich als durcharbeitende Managerin mit ehemals Hausmann an der Seite in den TE nachvollziehen können sollte, will mir nicht in den Kopf, warum er erzwingen will, was seine Ex ihm verweigert. Und jetzt ausgerechnet über den Hebel Kinder eine Legitimation sucht, sie zum Reden mit ihm zu zwingen, zu Anstand und Höflichkeit, zu Respekt seiner Vaterrolle und seiner Eigentümerrolle, zum Arbeiten, zu Hausverkauf, Sparen und Kooperieren. All das, was während der Ehe schon mehr schlecht als recht klappte, soll jetzt möglichst schnell und am liebsten freiwillig und ansonsten unter Druck passieren, weil... das dem Kindeswohl entspricht? Die Kinder ihn brauchen? Er ein Recht dazu hat? Sie damit rechnen musste?
Mannmannmann.
Wechsel doch mal die Perspektive von Deinen akuten Bedürfnissen auf die Deiner Frau und auf die der Familie auf lange Sicht. Und dann arbeite mit ihr daran und nicht gegen sie. Und das fängt damit an, dass Du ihre Abgrenzung von Dir respektierst und sie und die Kinder nicht in vermeidbare Nöte bringst.
17.05.2019 17:31 •
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