Zitat von whynot60:Bei den Spielchen kommt es eben darauf an, aus welchem Grund sie gespielt werden. Geht es rein um das Spielvergnügen, so ist dagegen ja nichts zu sagen. Spielt man aber Spielchen, um jemanden einzufangen oder ihn zu täuschen, dann - würde ich sagen - ist man eben aus der kindlichen Spielkiste gar nie herausgekommen.
Aber wer es mag - ich habe nichts dagegen.
Ich denke, dass man bei Spielchen tatsächlich differenzieren muss.
Es gibt die Flirter, die einfach gerne mit Menschen in Interaktion treten. Die schnacken auch Menschen in der Schlange beim Bäcker an, albern mit Freunden, Fachsimpeln mit dem Handwerker. Reiner Spieltrieb bzw. reine Freude an der Verknüpfung mit anderen Menschen.
Den ursprünglichen Pick-Up-Artists ging es darum, mit wenig naturgegebenen Attributen (natürlichem Charme, Lockerheit, attraktivem Aussehen, Souveränität) trotzdem bei einer Vielzahl (oder wenigsten Menge Null) von Frauen zu landen. Cherchez la femme. Und dazu mussten, sofern nicht nachhaltig an Charme, Aussehen oder Souveränität gearbeitet werden konnte, eben Tricks angewendet werden. Für den ersten Fuß in der Tür reicht das auch oft. Für männliche Mauerblümchen finde ich das sogar legitim.
Die Maskulinis haben die PU-Tricks dann verwendet, um sich gegen fiese, arrogante und oberflächliche Mädels zu wehren. PU-Red-Pill-Du-bist-der-Mann-und-Frauen-sind-so-Schemata, um sich vor der nächsten Verletzung zu schützen. Das mutet als Beziehungsphilosphie reichlich monochromatisch an. Aber nicht vergessen, es ist eine Art Notwehr gegenüber einer Frauenwelt, der sie sich anders nicht mehr gewachsen fühlen. Das Pfefferspray in der Handtasche-Äquivalent. Nicht mehr, nicht weniger.
Dann gibt es noch die breite Masse der Aufhübscher. Ob Date, Vorstellungsgespräch, Besuche bei Mutti oder Schwiegermutter. Wir ziehen das an, von dem wir annehmen, dass es den Erwartungen des Gegenübers entspricht bzw. zumindest keinen Grund zur Klage gibt. Das ist wohl eine Mischung aus Ehrerbietung/Respekt und Anpassung/nicht negativ auffallen wollen/sich das Leben nicht unnötig schwer machen wollen. Und ist wohl in ganz vielen Bereichen ein Schmierstoff der Gesellschaft, mit dem wir dem anderen signalisieren ich denke zu wissen, was Du magst, und komme Dir diesbezüglich entgegen.
Davon zu unterscheiden sind die hart Aufhübscher. Man gibt sich jünger, sportlicher, erfolgreicher, interessierter, engagierter als man wirklich ist oder auf der Mittel- und Langstrecke durchhalten kann. Das ist dann für alle Beteiligten schade, wenns rauskommt.
Aber auch hier gibt es den Untertyp PU hart Aufhübscher, der denkt, dass er mit weniger Tollsein keine Frau für sich interessieren kann.
Und den Untertyp selbstvergessener hart Aufhübscher der mit den falschen Federn nur das zeigt, was er selbst gerne wäre und für sich selbst attraktiv fände. Eine Art imaginäre Authentizität.
Ich hatte mal einen, der an sich selbst blöd fand, dass er so schweigsam war. Der war die ersten Monate ein wunderbarer Plauderer, weil er sich fest vorgenommen hatte, diesen Makel jetzt zu überwinden. Ich finde, das verdient Pluspunkte für den Selbstverbesserungsansatz, auch wenn es nicht für Langzeitbeziehungen führt.
Und dann gibt es da noch die in your face Authentisten. Da hab ich gleich mehrere im Bekanntenkreis, die darauf bestehen, sich einer neuen Frau gleich mit derselben Spannkraft zu zeigen, die sie auch mühelos mittel- und langfristig im Alltag durchhalten können. Da werden Stinkefüße nicht versteckt, sondern selbstbewusst beim 2. Date aus den Turnschuhen befreit. What you see is what you get. Das gibt natürlich Pluspunkte für absolute Ehrlichkeit. Aber auf mich wirkt das aber auch zu sehr selbstbezogenen und kompromisslos und deutlich zu mühelos. Motto Lieb mich wie ich bin. Und Wenn Dir das nicht reicht, dann geh gleich. Oder auch Dann kann sie sich hinterher nicht beschweren. Wo die Maskulinis über Auswahl- und Kommunikationssysteme Verletzungen vermeiden, gehen Authentisten auf Konfrontation und hoffen auf die Anziehung durch demonstrierte Unabhängigkeit.
Ich bin da bei den Ösis: Ich glaube nicht, dass es die eine gute oder erlaubte Partnerfindungsmethode gibt, die allen anderen moralisch oder quantitativ überlegen ist. Wer schüchtern ist, darf PU-Tricks anwenden. Wer locker ist, darf und soll flirten. Und wer ein Alpha sein möchte, soll es halt Alphaattitüden versuchen. Es wird dann die dazu passende Klientel angezogen und mit dem Ergebnis müssen beide leben - oder sich halt wieder trennen.
Ach ja, und ich bin pro-Rasur. Wenigstens Manscaping. Augenbrauenzupfen gegen Monobraue und Weigelbraue ist auch fein. Meine Grenze liegt bei den fein säuberlich abgezirkelten, zurechtgezupften Brauen, die mit Wachs in Form gebürstet werden. Da zieh ich meine eitler-Pfau-Linie.
Und finde, dass die jungen Leute zwischen 20 und 35 heute wesentlich bewusster und nachdenklicher sind als wir das waren. Und ich denke, dass die größere Ratlosigkeit und auch Melancholie gerade auch mit dieser höheren Nachdenklichkeit zu tun hat - und damit, dass sie heute deutlich(!) schlechtere Voraussetzungen im Leben haben, als das noch vor 15-20 Jahren der Fall war. Ich bewundere diese Jüngeren dafür, dass sie aus so viel Schei**e immer noch dann und wann Gold machen.
Zu Kriegen und vaterlos Aufgewachsenen möchte ich mal dran erinnern, dass die heute 60-80 Jährigen wegen des Kriegs mindestens gleichermaßen ohne Vater oder mit einem psychisch zerrütteten Vater aufwuchsen wie heutige Generationen.
Wenn junge Männer heute verwirrter, unschlüssiger oder weicher daher kommen als frühere Generationen, wird das wohl eher daran liegen, dass deren Leben nicht sicher vorgezeichnet ist oder voller Hoffnungen steckt. Der soziale Abstieg ist heute viel schneller möglich, die Aussortierung ist viel rigoroser. Mein Mathelehrer konnte noch damit drohen, dass der Fünferkandidat es nur zum Pförtner oder Müllmann oder beim Benz ans Band bringen würde. Pförtnerjobs gibts heute kaum noch und ein fester Job bei der Müllabfuhr nach Tarif liegt mittlerweile im sozialen Mittelfeld. Den Benz am Band Job hätten heute viele gerne.
Arbeitslose (Männer) nicht zu daten liegt nur zum Teil an der vermuteten geringen (finanziellen) Leistungsfähigkeit. Der größere Teil ist das, was Arbeitslosigkeit mit Menschen macht. Arbeitslosigkeit bricht Menschen, erklärt sie für (vorübergehend) entbehrlich, ausgeschieden, bedürftig, ungewollt. Und diese Konnotation macht Menschen klein und traurig - und manchmal auch sarkastisch bis bitter. Und wer würde einen sich klein fühlenden, traurigen, bitteren fest Angestellten oder Beamten daten wollen? Eben.
Da sind die Fragen, ob man mit einer finanziell schwächeren Person unbefangen essen gehen und in Urlaub fahren kann bzw. wie man das anspricht und regelt, nur das Sahnehäubchen auf dem Berg an Gründen, warum Arbeitslosigkeit häufig auch zu Beziehungslosigkeit führt.
Und die Das Smartphone bzw. die sozialen Medien verblöden die GesellschaftMenschen möchte ich daran erinnern, dass vor 10 Jahren noch Computergames die Jugend verkorkste, vor 25 das Fernsehen der Grund allen Übels war und vor 40 Jahren das Lesen von Comics der Anfang vom Ende.
Ich persönlich freu mich schon drauf, wenn die heute 25Jährigen in 15 Jahren über die blöden Kids mit ihren Retinaprojektoren abgehen und behaupten, dass dadurch Verblödung, sozialer Autismus, mangelndes Engagement für die richtigen und wichtigen Dinge, Beziehungsunfähigkeit und Egozentrik verursacht würden.
Dabei wissen wir doch alle, dass durch die Pille die Moral der Frauen verdorben wurde und der Zusammenhalt der Familien zersetzt, und seitdem eben nichts mehr so schön ist wie früher.