Hey Leute,
Ich habe bisher immer fleißig mitgelesen, da ich mir dadurch immer die Worst-Case-Szenarien quasi zu Ende denken konnte und immer sah, dass jeder aus allem wieder rauskommt - wenn er will.
Jetzt habe ich, w28, ein eigenes Worst-Case-Szenario. Achtung, es wird lang.
Wir waren beide in sehr üblen Beziehungen, wobei seine Ex Borderlinerin war, die ihm an jeder Ecke gedroht hatte, sich umzubringen und mein Ex mir Ausgangssperren erteilt hatte und auch sonst nicht der Typ für einvernehmliche Gespräche war. Unsere damaligen Expartner hatten wir beide in einem zarten Alter von 16 kennengelernt. Als wir anfingen, uns vertraulicher miteinander zu unterhalten, fiel uns auf, dass wir in sehr ungesunden Beziehungen steckten und das alles nicht hinnehmen sollten. Wir hatten es auch weiter mit unseren Partnern versucht, dann jedoch festgestellt, dass um eine Trennung nichts herumführt. Obwohl niemand von uns je fremdging, kamen wir relativ kurze Zeit später zusammen. Wir wussten, dass wir über unsere Partner nicht wirklich hinweg waren, wussten aber auch, dass wir uns gegenseitig schon hochgezogen bekommen würden. Trotzdem ging es mir furchtbar. Ich hatte im Laufe der alten Beziehung nicht gemerkt, dass mir vor lauter geschluckter Wut und unfreiwilliger Anpassung sämtliche Gefühle für den Menschen abgestorben waren. Ich schwor mir, dass mir das nie wieder passieren würde und dass Missstände SOFORT angesprochen würden, egal mit welcher Konsequenz. Auch meine neue Beziehung verlangte unter Nachdruck, dass wir IMMER die ersten Ansprechpartner füreinander wären, keine Geheimnisse usw. Er hatte furchtbare Angst, mich genau auf die Art zu verlieren, dass ich ihn wegen ungeklärter Sachen heimlich für wen anders verlassen würde. Im Nachhinein gesehen hätte bei ihm niemals die Gefahr bestanden. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt.
Das ging jetzt 8 Jahre lang gut. Nun hatte er aber einen schrecklichen Autounfall, von dem er sich scheinbar nie richtig erholt hatte, wovon er aber weder in unserem Freundeskreis, noch mir gegenüber sprach. Mir gab er jedoch zu, dass er sich gelegentlich mit einer alten Sportfreundin unterhielt, da sie unbeteiligt wäre und er nicht so das Gefühl hätte, sie mit seinen Problemen zu belasten, wie beispielsweise mich. Ihm schien es auch für wenige Wochen besser zu gehen, weshalb ich trotz unserer alten Regel nicht widersprochen habe. Nun kam ich selbst allerdings nach einem üblen Arbeitstag nach Hause, alles lief schief, ich war kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Er hatte sichtbar ein Problem mit meiner Gemütslage, wir stritten uns und er lief raus. Als er Stunden später wieder reinkam, gab er zu, bei wem anders gewesen zu sein, sagte mir aber nicht, bei wem. Wir vertrugen uns zwar vorläufig aber die Stimmung blieb auch Tage danach angespannt. Irgendwann kamen wir auf ein heikles Thema, wo es dann hieß: Solltest du dich von mir trennen wollen, nimm nicht zu viel Rücksicht. So etwas war nie vorher Thema gewesen! Was sollte das mit der Trennung jetzt? Ich wurde wütend, da mir sein Verhalten zu fadenscheinig wurde und teilte mit, dass ich erst einmal bei Freunden unterkommen würde, ich hielt die Atmosphäre zuhause nicht mehr aus. Er sollte überlegen, ob er nicht doch ein Problem hat, das er mit mir besprechen möchte und wir würden ein paar Tage später wieder miteinander reden. Tja, und dann kam das Geständnis, dass er einfach seine Gefühle für mich verloren hätte, da ich so in meiner Welt wäre seit 2 Monaten - Job, fast nicht ansprechbar, wenn zuhause, etc. Dabei hieß es eine Woche zuvor noch, dass er definitiv eine Familie mit mir wollte, dass er unser inniges Vertrauen genießt und wir eine sehr gute Beziehung führen, die alles übersteht. Heute habe ich erfahren, dass er mit dieser Sportfreundin zusammen ist. 2 Wochen nach der Trennung.
Wie kann sich sowas innerhalb so kurzer Zeit ändern? Warum wurde nie angesprochen, dass es so harte Probleme gab, die die Beziehung gefährden? 8 Jahre war sowas überhaupt kein Problem! Ich hatte immer gedacht, dass seine Fluchtreflexe durch die harten Drohungen seiner Ex bedingt wären aber ich hatte ihn NIE unter Druck gesetzt! Und auch ich hatte Fehler gemacht aber ich weiß einfach, dass mir sowas nie wieder passieren würde! Und wie kann es sein, dass man seiner Partnerin UND den eigenen Worten nach besten Freundin das antut, wovor man scheinbar seit Jahren panische Angst hatte? Ich bin richtig am Boden und weiß gerade nichts mit mir anzufangen. Einerseits kommt mir meine ehemalige Wut auf mich selbst hoch, dass ich es selbst schuld bin, weil ich ja vor 8 Jahren nicht besser war. Andererseits weiß ich nicht, wie ich überhaupt nochmal Vertrauen fassen soll. Wenn sich Menschen, die füreinander beste Freunde und Familie waren, sich einfach alles erzählt haben und denen so lange niemand näher stand. wenn sich solche Menschen so üble Dinge antun können - wem kann man denn dann überhaupt noch vertrauen?
23.03.2018 01:30 •
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