Partner trennt sich in Schwangerschaft

Liebe Ninchen,

diese Kraftlosigkeit und das Gefühl, im eigenen Körper oder Leben gefangen zu sein, kenne ich auch. Das ist ganz schlimm und das Einfallstor für Depression bzw. Burnout.

Jetzt wäre eigentlich eine tatkräftige Oma, die Dich betüdelt und pampert und für Dich Papierkram übernimmt, ein Segen. Aber solche Eltern hat leider nicht jeder (ich hatte die damals auch nicht - und das war richtig Mist).

Es sind zwar nur ein paar Stunden pro Woche, aber der örtliche Kinderschutzbund hat häufig Familienpaten. Vielleicht googelst Du mal danach, ob das für Dich eine Entlastung sein könnte.

Und den Ausweg, den Dein Vater vorgeschlagen hat, streichst Du bitte als der Mann hat keine Ahnung vom Elternsein aus Deinem Gedächtnis und hirnst da (zum jetzigen Zeitpunkt) nicht drüber rum. Denn da tut sich ein rabbit hole auf, das Du Dir jetzt nicht zusätzlich aufbürden solltest. Außerdem schiebt er Dir damit die Alleinverantwortung für Deinen Zustand zu, was ne absolute Frechheit ist. Du darfst Dich also zu Recht von ihm verraten fühlen.

Dass Du Aversionen gegen den Bauchzwerg entwickeln könntest, muss Dir keine Angst oder schlechtes Gewissen machen. Das passiert ab und zu und wäre bei Deiner Vorgeschichte ja absolut nachvollziehbar. Aber auch dafür gibt es nachgeburtliche Hilfe und das Bonding kann auch später noch stattfinden. Die Verknüpfung zwischen dem Kind und dem Verrat des Partners ist irgendwann nicht mehr spürbar, weil das Baby dann ein eigenständiges Wesen ist. Hab keine Angst vor Deinen Gefühlen. Gefühle sind nur ein Indiz dafür, dass was in Ordnung oder nicht in Ordnung ist, wie eine Alarmanlage. Sie bilden aber nicht die Wirklichkeit ab und verändern sich stetig.

Eine Kur wäre natürlich toll. Und es gibt auch Stellen, die einem dabei helfen, die erfolgreich zu beantragen. Aber ob Du Dich traust, in all dem Wohnungs-, Geburts-, Finanztohuwabohu Dich für 5 Wochen rauszuziehen, wünsch ich Dir. Aber wenn Du das schaffst, das erstmal nur zu beantragen, kommt das vielleicht dann ein paar Monate nach der Geburt zustande und Du freust Dich darüber, dass Du mal ein paar Wochen nicht selbst kochen musst und Anwendungen bekommst.

Fühl Dich ganz dolle gedrückt. Wir waren alle in dem Stadium der Kraftlosigkeit und Aussichtslosigkeit und es gibt viele unterschiedlich lange Wege da raus. Pfleg Dich selbst gut und mach Dir z.B. mit ein paar Kerzen, Decken/Wärmflaschen, Tee und Hörspiel für Dich und die Lütte einen entschleunigten 3. Advent. Selbst kleine Gesten an Dich selbst, die Du heute schaffst, sind große Schritte der Selbstfürsorge, auf die Du stolz sein kannst.

Zitat von NineNinchen:

Mir tut das Herz so weh, das geht bis in den Magen.

Du beschreibst Deine Gefühle so gut, da erkenne ich vieles so gut wieder.
Vielleicht sind diese Gefühle nötig, damit Du innerlich aufräumen kannst und diese falschen Vorstellungen von Vater, Mutter, Kind mit dem Anstrich von heiler Welt und Feenromantik loslassen kannst.
Du spürst doch selber, wie unglaublich groß diese Ängste in Dir drin sind, daß Du es nicht alleine schaffen kannst (willst).

Auch hier sind diese Ängste nicht Deine eigenen Urängste. Sondern so, wie Du Deinen Vater andeutungsweise beschrieben hast, würde es zu dem größeren Bild passen, daß er Dir direkt aber auch ganz viel indirekt von klein auf vermittelt hat, daß Du alleine nichts wert bist und nichts kannst. Oder nicht viel kannst. Nur er ist großartig und nur sein Zeug (Meinung, Einstellung, Wissen etc) zählen.

Du glaubst gar nicht, wie sehr ich Dir helfen wollen möchte. Wäre es nicht quer durch das gesamte Land würde ich Dir so eine dicke lange Umarmung geben wollen und vor Ort mit anpacken, daß Du siehst, es geht auch anders.

Du hast ein echt großes Herz. Das fängt an, den Betrug an Dir zu verspüren. Das tut irre weh.
Und Dein Verstand ist in der Lage, das auch mehr und mehr zu begreifen.

Ich habe den Zusammenhang, den ich Dir im letzten Post schrieb, erst nach super viel Herzschmerz und wiederholt gescheiterten.. .. kapiert. Oh man, tat das weh. Was habe ich geschrien. Aber nicht umsonst steht bei mir drunter, daß die Wahrheit frei macht. Dann können die Fesseln der falschen Vorgaben fallen und das erleichtert auf Dauer ungemein.

Genau, wie manche schreiben, hol Dir alle Hilfe, die möglich ist. Du brauchst sie. Gut, daß es Hilfen gibt. Und tue Du Dir Gutes, wo es geht. Viele kleine Dinge summieren sich auch hoch, daß Du Dir selber mehr vertrauen und zutrauen lernst.

schick dir mal ein kleines Lied zum Energietanken und mit der Botschaft: Never give up......auch wenn der Sturm gerade wütet, du bist stärker

Zitat von NineNinchen:

Die jetzige Wohnung könnte ich mir schon leisten. Ist nicht billig, aber ich würde nicht hungern müssen.

Steht ihr gemeinsam im Mietvertrag?

Zitat von NineNinchen:

gibt's ja immer noch die Babyklappe

dafür ist dein Mann zu groß (dick) und passt da nimmer rein.

man muss echt den Kopf schütteln - auf was für Ideen, die Männer kommen.
Wäre es da nicht besser, in die Nähe deiner Mutter zu ziehen - wenn möglich?

@NineNinchen ich verstehe, dass dir die Schwangerschaft angesichts deiner Gefühle gerade massiv zusetzt
Aber vielleicht solltest du tatsächlich mal versuchen, das kleine, hilflose Baby als losgelöst von deinem ekelhaften Mann zu sehen.
Es ist ein eigenständiges Wesen mit einem eigenen Herz, einer eigenen Seele - und es hat genauso wenig darum gebeten, hierher zu kommen wie du.
Leider kann sich keiner von uns die Umstände seiner Geburt aussuchen... Seine Eltern, deren Beziehung, etc.

Dieses kleine Baby wird dich bedingungslos lieben und wartet nur darauf, als bestimmt ganz toller Mensch den Rest seines Lebens mit dir zu verbringen.. anders als dein Mann!

Ich denke du solltest ganz ganz dringend von dem er hat mich als Gebärmaschine benutzt! - Gedanken weg!

Natürlich ist der verständlich.
Aber er ist auch schädlich und schmerzt dich jetzt nur unnötig noch mehr.

Vergiss nicht... DU wolltest das Baby doch auch. ️

Als meine Mann und ich uns für das erste Kind entschieden haben war mir klar, dass. man - keiner kennt sein Schicksal, keiner (ich bin selbst schon dreimal fast gestorben) von heute auf morgen ohne Partner dastehen könnte - immer!
Der Andere könnte tot umfallen, überfahren werden, etc.

Klar - das ist etwas anderes. Das Ergebnis wäre aber am Ende dasselbe und man wäre trotzdem alleine und mit unendlichem Schmerz und Verzweiflung!

Da ich selbst paarmal knapp dem Tod entgangen bin ist mir sehr bewusst, dass jeder Tag ein Geschenk ist. Erstrecht jeder Tag mit den Kindern.

Worauf ich hinaus will: du darfst dich absolut als Opfer sehen, denn du BIST das Opfer in dieser Geschichte- was dein Nochmann abzieht, ist ekelhaft!

Aber... die Kinder sind es ja auch.
Und speziell bei dem Baby würde ich irgendwie doch versuchen, gedanklich auf eine andere Schiene zu kommen... um deiner selbst Willen!
Natürlich waren seine Motive richtig sch..., und es ist richtig daneben - aber du wolltest das Baby doch auch.
Und wenn deinem Mann nun wirklich etwas passiert wäre, Unfall oder dergleichen... wäre dir da der Gedanke gekommen, das Baby nicht mehr zu lieben? Sicher nicht.

Nur: das Baby kann für die ganze Situation einfach nichts, egal warum der Mann nun weg ist.
Es ist ein armer, kleiner Wurm, der sich nach Liebe sehnt... wie du.

Bitte nicht falsch verstehen: du darfst alle Gefühle haben, die du gerade hast!
Und wenn du sagst, du kannst das Baby jetzt nicht lieben, dann ist das ok !
Schäme dich nicht dafür und fühle dich nicht schlecht deswegen und bitte sage hier ehrlich wie dir zumute ist.

Das sollte KEINE Moralkeule sein, ich verstehe dich und deinen Schmerz absolut - ich wollte dir nur trotzdem noch eine andere Sichtweise aufzeigen... vielleicht bringt sie dir ja ein wenig.
Vielleicht auch nicht.
Das kleine Baby und seine Liebe werden jedenfalls auf lange Sicht ein größerer Gewinn für dein Leben sein als es diese Null von einem Mann jemals war. Das ist Fakt.

Ich drücke dich und schiebe dir ganz viel Kraft rüber! ️

https://www.uniklinikum-dresden.de/de/d...r-zwei201d

Bitte wende dich dahin. Als Schwangere brauchst du eine andere Versorgung, als sie vielleicht deine Therapeutin leisten kann. Dabei geht es auch um die Prävention eine postnatalen Depression. All das kann Auswirkungen auf das Kind haben und du brauchst dringend mehr fachliche Unterstützung! Mir ist schleierhaft wie deine Ärzte das nicht sehen. Aber ich schätze dich auch so ein, dass du viel kaschierst. Lass das bitte. Hol dir mehr Hilfe!

Yoffi, ist das toll, dass du das ergoogelt hast! Liebe Ninchen, ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass du bisher immer gut funktioniert hast. Diese Stellen sind mit anderen vernetzt und kennen sich mit Situationen wie deiner gut aus und können dich bestimmt bei vielem gut unterstützen.

Zitat von Heffalump:

dafür ist dein Mann zu groß (dick) und passt da nimmer rein.

Heffa, danke dafür

@Perzet Das war schon ein Augenöffner und absolut auf den Punkt gebracht! Leider ist das nicht zu beschönigen. War vielleicht auch ganz gut, dass nal so zu lesen. Die Verbindung zwischen ihm und meinem Mann. Und ich war immer so stolz und konnte es kaum fassen, dass ICH so einen schlauen Mann abbekommen habe.

Aber das mit meinem Vater ist noch mal eine ganz eigenen Baustelle. Meine Mutter meinte schon zu mir, dass ich mich da ganz klar abgrenzen muss und sie über die Jahre auch immer kleingehalten wurde. Und ja, er kann immer alles und weiß immer alles.
Als Kind fand ich das beeindruckend.

@Yoffi Vielen Dank, tatsächlich habe ich für nächste Woche Donnerstag dort einen Termin bekommen! Mein Frauenarzt hat mir beim letzten Besuch einen Überweisungsschein mitgegeben.
Ich hoffe, dass ich da noch ein paar gute Tipps bekomme.
Ich habe es meinem Frauenarzt lange nicht gesagt, weil ich dachte ich komme alleine klar.

Wenn ich in die Nähe von meinen Vater ziehe, ist meine Mutter auch nicht weit weg. Die wohnen nämlich nur 5 Minuten auseinander.

Wir stehen beide im Mietvertrag für die Wohnung drin.

Das mit dem kaschieren und funktionieren stimmt. Das ist was mein NM damit meinte als er sagte, er wundere sich, dass ich so kontrolliert bin. Aber ich kenn es auch gar nicht anders. Noch nie, alles andere wäre zu versagen. Und gegen versagen hatte schon mein Opa (war in Kriegsgefangenschaft, hatte garantiert ein Trauma ais der Zeit) was. Bei Familienfeiern hat er meine Cousine und mich immer mit Englischvokabeln getrietzt. Und zu meiner Mutter hat er mal gesagt, mein kleiner Bruder hätte ja nicht sein müssen. Und nie hat sich in der Familie jemand schützend vor uns gestellt. Aber das ist halt alles vergangen, auch wenn es vermutlich irgendwelche Auswirkungen hatte.

Und meinem NM habe ich gesagt, dass ich total am Ende bin, nicht mehr kann und absolut überfordert bin. Das es eben nur nach außen hin nicht so wirkt.
Ich hab ihn gefragt, was eigentlich passieren muss, damit er den Ernst der Lage versteht. Da kam leider wieder nicht viel. Und jetzt ist er ja das ganze Wochenende auch in Berlin bei Freunden.

Eine Kur würde ich eher nach der Entbindung anstreben. Jetzt stehen gerade so viele andere Sachen an. Aber informieren kann ich mich schon mal.

Wenn mein Mann nicht in die Babyklappe passt, dann ist vielleicht im Tierheim noch ein Stall frei oder bei eBay zum verschenken.

Natürlich wollte ich das Kind auch. Aber das sich die Umstände so ändern, war halt nicht geplant.

Zitat von NineNinchen:

Und ich war immer so stolz und konnte es kaum fassen, dass ICH so einen schlauen Mann abbekommen habe.

Du hast studiert. Selbst ohne Studium bist und wärst Du eine intelligente Frau.
Du kannst viel, viel mehr als Dir bewusst ist. Es wurde nur immer klein geredet von Personen, denen Du - bisher (!) - vertraut hattest, oder es wurde ignoriert, oder weggelächelt, oder sonstwie drüber weggegangen, was Du sagst, meinst, möchtest.
Und wie ich gerade gelesen habe, wurde Dir auch Schutz und Sicherheit vorenthalten. Da hast Du ja ordentlich ne Packung mitbekommen, was Du alles leise zu sein hast, damit andere ok sind.

Das machst Du jetzt für Dich, und für die Kurzen. Du nimmst Dich jetzt ernst. Du tust Dir jetzt Gutes. Du hörst auf Dich und Dein Gefühl, Deine Wünsche, Deine Meinungen und Du lernst jetzt, Dich zu schützen.

Und ja, es werden Dir noch so einige Situationen und Aussagen in den Sinn kommen, die Du nun anders verstehen wirst. Eines nach dem nächsten. Tut weh, befreit danach aber auch. Das wird am Ende gut tun, da raus zu sein.

Zitat von NineNinchen:

Wir stehen beide im Mietvertrag für die Wohnung drin.

Sehr gut .. dann setz ihn direkt vor die Tür und bekomme in deiner aktuellen Wohnung erst einmal in Ruhe dein Kind, anstatt nach Wohnungen zu fahnden ..
Ein Umzug derzeit ist für dich unzumutbar und das wird dir auch jeder Anwalt, jeder Arzt und jede Behörde bestätigen.
Glaub mir, danach wird es nur noch bergauf gehen .

@MissLilly hast du mitbekommen, dass sie im 5. Stock ohne Aufzug wohnt und es ihr jetzt schon schwerfällt, im 7. Monat, mit der Zweijährigen, da hoch und runter zu kommen, insbesondere auch noch mit Symphysenlockerung. Das ist der Grund, weshalb hier dazu geraten wird, dass sie sich eine neue Wohnung sucht. Der Ex lebt ja bereits nicht mehr in der Wohnung, hat aber seinen Kram noch da. Und solange er im Mietvertrag steht ist das auch sein Recht.

@NineNinchen sehr gut! Prima!

Hör aber bitte auf ausgerechnet von deinem Ex Verständnis und Hilfe zu erhoffen. Das ist vorbei. Er will nicht mehr.

Zitat von Yoffi:

hast du mitbekommen, dass sie im 5. Stock ohne Aufzug wohnt und es ihr jetzt schon schwerfällt, im 7. Monat, mit der Zweijährigen, da hoch und runter zu kommen,

Ne, soweit war ich noch nicht, aber danke für den Hinweis:-)

Zitat von Yoffi:

Der Ex lebt ja bereits nicht mehr in der Wohnung

Umso besser für die TE..

Zitat von Yoffi:

Und solange er im Mietvertrag steht ist das auch sein Recht.

Das ist unter den derzeitigen Umständen der TE nicht ganz richtig