@Caecilia Das ist etwa 8 Jahre her.
Ich hab ein Jahr lang versucht, etwas zu retten oder irgend eine Haltung dazu zu finden, bei der ich meinen Ex nicht verachten muss und noch kooperieren kann. Ich bin vom Typ her eher Ninchens Mama. Ist mir aber nicht gelungen. Und habe deshalb auch viel Geld verloren. Da hätte ich dieses Forum gut gebrauchen können...
Ich bin aber auch ein Sonderfall! Hab ein echtes Händchen für Männer. Dass ich mir aus einer Gruppe den Typen raussuche, der sich, wenn's hart auf hart kommt, selbst am nächsten ist, ist 100% wahrscheinlich. Hat was mit meiner Ursprungsfamilie zu tun.
Mein Exmann denkt bis heute, dass er ja nur zu Gunsten des Kindes so lange mit mir zusammen geblieben ist. Und üüüüüberhaupt gaaaar nichts mit dem Umstand, dass ich damals fast Alleinverdienerin war und er mit dem Familieneinkommen seine 80er-Jahre Bude mit Badewanne im Wohnzimmer auf 2000er-VilleroyBoch-Niveau umbauen und sanieren konnte -2 Jahre lang - 2 km Luftlinie von einer Ex-Freundin entfernt, die er während der gesamten Kennelernphase und Ehe nur als ehemalige Klassenkameradin bezeichnet hatte und während des Umbaus nie erwähnt hatte...
Ich glaube, er ist nicht der einzige Mann, der sein Privatleben von seinem Familienleben trennen kann. Meine Theorie in meinem(!) Fall: Er ist nie über die Trennung zur Ex und seinen Wegzug von dort hinweg gekommen. Aber allein sein wollte er halt auch nicht und Familie und familiären Support wollte er auch irgendwann. Da kam ich. Schön unkompliziert, voller Tatendrang und verliebt in ihn. Eine gute Gelegenheit für Familie und Support und all das Schöne im Leben, das die Ex nicht mit ihm haben wollte. Aber während der Schwangerschaft fiel ihm auf, dass da noch andere Herzen in seiner Brust schlagen. Da war ich ja auch nicht mehr so unkompliziert. Vor seiner Ex war er (dank mir) der gereifte angehende Familienvater mit dickem Auto, viel Freiheit etc. Er konnte bei ihr wieder landen und hat mich in diesem Umfeld als durch die Schwangerschaft psychisch erkrankt hingestellt (würde mir von Freunden später mitgeteilt, die sich wunderten, dass ich für eine Borderlinerin aber erstaunlich stabil wirke...). Und dass er leider, leider sein Kind aufgeben musste, weil das Zusammenleben mit mir unerträglich wurde. Dass er als Mann vor Gericht aber ohnehin keine Chance habe, sein Kind öfter zu sehen (wir waren wegen des Kindes nie vor Gericht - er hat halt nicht mehr Zeit fürs Kind, aber das muss in seinem neuen Umfeld ja keiner wissen).
Als sein Umfeld mitbekam, wie selten er zum Kind fährt und dass ich ihm das Kind häufig gebracht habe (Dienstwagen mit Tankkarte sei dank) erzählte er was von wie beim Druckabfall im Flugzeug muss er sich erst selbst die Atemmaske aufsetzen, bevor er sie seinem Kind aufsetzen kann. Könnt ich heute noch kotzen drüber.
Er war auch davon ausgegangen, dass sie (also ich) ja eh Hilfe mit dem Kind braucht, weil mein Job nur in Vollzeit angeboten wird und ich in der Ehe viel gearbeitet habe, weil ich was mit ihm aufbauen wollte und seine Einkünfte beschränkt waren, weil er noch Schulden hatte. Da dachte er, dass ich den Job nie für das Kind reduzieren könnte/würde und es lieber ihm gebe als völlig Fremden oder meiner Mutter. War ein Irrtum. Der war völlig erschüttert, dass ich 4 Wochen nach seinem Auszug/Rausschmiss einen top qualifizierten, jungen, männlichen Babysitter hatte, mit dem sich unser Kind auf Anhieb verstand. Der war 4 Jahre mehrfach die Woche für uns da, damit das Kind eine männliche Bezugsperson hat. Fand mein Ex nicht toll. Er dachte, ich müsste bei ihm anfragen, ob er mir mit dem Kind helfen kann, weil ich während der Ehe darauf bestanden habe, dass er seinen Teil der Familienarbeit übernimmt.
Das Angebot mit dem Umzug mit Starthilfe kam, als ich meinen Job wegen eines Teilzeitantrags verlor. Jede Schwäche, die ich gezeigt habe, hat er sofort zu seinen Gunsten (offiziell um dem Kind ein besserer Vater sein zu können) auszunutzen versucht. Meine Mama hat monatelang bei mir auf dem Sofa geschlafen, damit ich das Delta zwischen neuem Vollzeitjob und Kitazeit überbrücken kann. Hat meinen Ex zur Weißglut gebracht, warum ich plötzlich Hilfe von Dritten annehme, wo ich doch vorher so auf Selbständigkeit bedacht war und mit meiner Mama nicht so eng.
Das Wechselmodell hätte übrigens davon gelebt, dass seine alte Schulfreundin als kinderlose Sprecherin viel zu Hause ist und auf unser Kind (dessen Mutter ja psychisch krank sein sollte) aufgepasst hätte.
Das Leben für meinen Ex hätte so schön sein können, wenn er einfach nur jede Frau in seinem Leben dazu hätte (aus)nutzen können, seine Lebensträume für ihn zu erfüllen und jede seiner Verantwortungen für ihn mitzutragen.
Das tue ich aber nur für Menschen, die loyal sind und mich zurück lieben.
Ich denke, Ninchens Nochmann ist mindestens verliebt und hat der neuen Flamme schon was von auseinander gelebt und zweites Kind nur der Ex zuliebe oder gar untergejubelt erzählt und möchte jetzt vor ihr wie ein Ehrenmann dastehen, der sich aus der langjährig lieblosen Ehe gelöst hat, aber zu Gunsten der Kinder /weil die Ex überfordert/psychisch krank ist noch da schlafen muss. Dann hat er das beste aus beiden Welten und kann jedem erzählen, dass er alles für die Familie tut und erst nach einer sauberen Trennung die neue Frau lieben gelernt hat. Oder er hat auch ganz einfallslos nie die Ex ganz vergessen.
So ein Mann ist aber kein Verlust.
Nach einem Jahr Neusortierung, inklusive Jobverlust und neuer Job und ganz vielen Sorgen, geht's uns schon lange blendend. Allein könnte ich mehr aufbauen und mehr Familienleben herstellen als mit meinem sich 100e-km-weit-weg-wünschenden Ex.
So lange man nur Leute um sich hat, die loyal und einem wohlgesonnen sind, geht's einem gut. Und geht's der Person, bei der das Kind wohnt, gut, geht's dem Kind auch gut.
Das Erstaunen und die Liebe dem Ex gegenüber wandelt sich erst in Verachtung und dann in Gleichgültigkeit. Und ein Familienleben für die Kinder und neue Männer fürs eigene Herz gibt's auch, sobald man selber wieder die eigene Mitte gefunden hat. Nur ist das eben nicht mehr die Rama-Vorzeigefamilie, sondern etwas unorthodoxer. Sich dafür nicht zu schämen, musste ich auch erst lernen. Aber dafür lebt man dann keine Lüge mehr. Ich gönne jedem sein Idyll, wenn es echt ist. Aber halbseidenes, vorgespieltes Idyll der lieben Kleinen wegen rieche ich als gebranntes Kind mittlerweile auch gegen den Wind. Und die Ehe hat mich lernen lassen, nicht mehr retten zu wollen und festzuhalten an Dingen, die schon längst tot sind. Da war ich früher anders und dachte, ich könnte jedes Problem lösen. Jetzt kann ich Probleme auch links liegen lassen und an den adressieren, der sie verursacht hat.
03.11.2024 17:22 •
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