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Partner krank - ich am Ende meiner Kräfte

N
Ich habe hier noch nie selber geschrieben, jedoch schon sehr viel mitgelesen und fand das virtuelle Miteinander hier oft sehr hilfreich. Empathische Menschen, mehr als vielleicht das eigene Umfeld, darum beginne nun ich mit meinem Versuch hier niederzuschreiben, was mich quält.

Mein Mann ist schwer krank geworden, Krankenhaus und Reha und das ganze Programm... ich habe in dieser Zeit einfach nur gut funktioniert. Außer einer sehr guten Freundin und einer meiner beiden (erwachsenen) Kinder fragt immer jeder wie geht es ihm? - aber wie es mir geht (und ich bin wirklich mit meiner Kraft am Ende) interessiert niemand. Meine Mutter ist permanent am fragen, wie es ihrem geliebten Schwiegersohn wohl gehe - wie es ihrer Tochter geht ist sekundär. Dann bekomme ich zu Hause von meinm erwachsenen Kind zu hören ich sei aggressiv (was sicher nicht falsch ist), was mich dann nur noch mehr runterzieht. Mein Mann, für den ich die letzten Monate alles getan habe meint dann, er verstehe unser Kind. Als ich nachfragte warum, sagt er, bei deinem Getue...... Ich bin jetzt kurz davor mich zu trennen, aber ich weiß nicht, ob ich den Shitstorm, der dann auf mich runterknallen wird (man verlässt keinen kranken Mann, auch wenn er seit seiner Krankheit wesensverändert ist und nicht mehr der Mann von früher), aushalten werde. Es gibt wie gesagt eine sehr gute Freundin, die mich auffangen wird und mich versteht, aber ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe kürzlich zu meinem Mann gesagt, das beste sei, ich fahre gegen einen Baum, dann ist es wenigstens vorbei.
Ich fühle mich ausgelaugt, ausgesaugt, kaputt und am Ende.

Warum ich hier schreibe? Kennt das eventuell jemand? Oder eine ähnliche Situation? Konstruktive Kritik und Vorschläge sind willkommen, die destruktiven werde ich überlesen....
Danke!

11.12.2015 08:09 • #1


_Tara_
Nein, ich kenne das nicht. Kann mich aber trotzdem in Dich hinein versetzten.
Eine schwere Krankheit ist nicht nur für einen selbst schlimm (bei mir wurde vor 2 Wochen BK diagnostiziert), sondern auch für diejenigen, die einem am nächsten stehen. Ich denke, man kann das vielleicht mit einer Co-Abhängigkeit vergleichen. Der Partner ist Co-krank. Alles verändert sich, nichts ist mehr, wie es war.

Es ist schade, dass Dein Umfeld das nicht erkennt und niemand fragt, wie es Dir eigentlich damit geht.
Deine Enttäuschung darüber kann ich gut verstehen. Auch, dass Du am Ende Deiner Kräfte bist, glaube ich Dir aufs Wort.

Gegen einen Baum fahren ist allerdings die denkbar schlechteste Lösung! Tu das bloß nicht, ich weiß gerade ganz besonders, wie kostbar das Leben ist. Und ich bin mir sicher, dass Du das auch bald wieder so sehen wirst.

Ich würde Dir empfehlen, Dir helfen zu lassen. Mach' einen Termin bei einem Psychologen. Ich kann mir vorstellen, dass es für Angehörige von schwer Kranken auch Selbsthilfegruppen oder bestimmte Angebote für psychische Unterstützung gibt. Du solltest nicht allein sein mit Deinen Gefühlen!

Schön, dass Du eine gute Freundin hast, die Dir zur Seite steht!

11.12.2015 08:24 • x 1 #2


A


Partner krank - ich am Ende meiner Kräfte

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N
Liebe Tara,
vielen Dank für deine Worte. Gerade in deinem Thread habe viel mitgelesen, deine Geschichte hat mich auch sehr bewegt. Ich würde gegen keinen Baum fahren, das Erbe würde ich meinen Kindern schon nicht hinterlassen wollen. Von daher, das war so eine Art Hilfeschrei..... Die Wesensveränderung bei meinem Mann ist dahingehend, dass er Dinge sagt und sich der Tragweite nicht bewusst ist. Wenn man ihn dann damit konfrontiert, entschuldigt er sich, aber auf Dauer ist das keine Lösung: verletzen - entschuldigen ... verletzen - entschuldigen ...
Mich würde einfach nur brennend interessieren, ob jemand schon einmal einen kranken Partner verlassen hat und wie er/ sie selber letztlich damit klargekommen ist.

11.12.2015 08:30 • #3


H
Liebe Nightlight,

ich schließe mich Tara an: Such Dir Hilfe. Da Termine beim Psychologen sehr schwer zu bekommen sind, erkundige Dich auch bei Beratungsstellen (Caritas, Pro Familia) in Deiner Nähe, damit Du schnell Unterstützung bekommst.

Es ist schade, dass Dein Umfeld, vor allem Deine engste Familie, nicht sieht, wie belastend die ganze Situation auch für Dich ist. Es ist dann wichtig, dass Du für Dich sorgst! Ich wünsche Dir alles Gute!

11.12.2015 08:34 • x 1 #4


G
....du bist in einer absoluten Ausnahmesituation....

ich kenne das SEHR gut !
Dieses Jahr ist mein letztes Elternteil gestorben , bis dahin waren die letzten zwei Jahre der blanke Horror (24-Stunden-Pflege ohne Hilfe)
Immer nch schwebe ich in einem Zustand der Kraftlosigkeit , der Perspektivlosigkeit und....irgendwie im NIemandsland . JETZT irgendwelche Entscheidungen zu treffen halte ich für sinnlos

Auch was meine Partnerschaft angeht hat sich in dieser Zeit alles gedreht .
Die viele Hilfe , die mir angeboten wurde und wird , kann ich nur bedingt annehmen - immer habe ich das Gefühl , daß mir alles aus der Hand gerissen wird und ich selbst dabei ein weiteres Mal auf der Strecke bleibe .

Zur Zeit suche auch ich einen neuen Weg - sehr wahrscheinlich OHNE meinen Partner (der zwar sehr lieb ist , aber die Lage keine Bisschen versteht) , um mich neu zu positionieren und wieder auf Reihe zu kommen . Einen ganz eigenen Neustart...

Einen kleinen Rat kann ich geben :
Jeder hat ganz tolle Rat-Schläge , wie man am besten damit zurecht kommt - aber ist es DEIN WEG ?
Finde ganz allein für dich heraus , WAS du jetzt wirklich brauchst . Ich für mich brauche jetzt viel Abstand , auch räumlich! Mir hilft die Ruhe , die sich ausbreitet , wenn ich das Telefon , TV , Handy usw. ABSTELLE und einfach nur Ruhe haben
....es heißt micht umsonst zur Ruhe KOMMEN - ein aktiver Vorgang , der von außen (durch andere) nicht funktioniert.

Viel Ruhe und Gelassenheit wünsche ich dir

11.12.2015 08:46 • x 1 #5


_Tara_
Mal eine vielleicht blöde Frage: hast Du 'mal gegoogelt, ob es nicht irgendwo Angehörigenforen oder sowas in der Art gibt?

11.12.2015 08:47 • #6


L
Liebe Nightlight,

ich habe vor Jahren etwas ähnliches durchgemacht. Meine Frau ist damals an Brustkrebs erkrankt und während dieser Zeit ging es mir wie Dir. Das Umfeld sieht selten, wie belastend die Situation auch für die nächsten Angehörigen ist. Es bleibt Dir wirklich nur, Dir selber professionelle Hilfe zu suchen. Ich habe damals geglaubt, dass ich das besser mit mir alleine ausmache (ein typisches Männerverhalten). Heute würde ich es anders machen.
In dieser Zeit stand ich auch kurz vor dem Kollaps und war für meine Mitmenschen auch nicht mehr tragbar (gereizt, manchmal sogar aggressiv und sehr hilflos). Für die Beziehung war das reines Gift und hat letztendlich auch dazu geführt, dass die Grundlage für eine funktionierende Ehe zerstört wurde. Ich konnte und wollte mich damals, genau wie Du, nicht trennen und meine Frau im Stich lassen. Inzwischen ist meine Frau wieder gesund, aber die Ehe kaputt. Wir haben uns inzwischen getrennt.
Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich auf jeden Fall externe Hilfe suchen. Freunde alleine können das meistens nicht leisten.

Ich wünsche Dir Stärke und Mut!

11.12.2015 08:54 • x 1 #7


T
Nightlight wenn du nicht mehr kannst und willst, dann ist es dein Recht die Beziehung zu beendet. Die Nachwirkungen werden kommen, für alle Beteiligten, aber sie sollten deine Entscheidung nicht beeinflussen.
Wenn du dich trennst, bedeutet es auch nicht das es dann von einem Schlag vorbei für dich ist. Es gibt Arbeit zu tun, und man sollte es immer auf eine vernünftige Weise beenden. Die anderen genauso wie dein Mann, müssen und werden auf ihre Weise damit klar kommen.

Kopf hoch, nach Regen kommt immer Sonnenschein.

11.12.2015 09:23 • x 1 #8


N
@GAST 01: Du tust gerade sehr gut, das mit Abstand und Ruhe ist wie ein Blitz durch meinen Körper... Ich suche den Abstand auch und denke, ich finde ihn nur durch meinen Auszug aus dem gemeinsamen Haus. Ich erwarte ja auch gar keine Dabkbarkeit von meinem Mann, dass ich für ihn da war - das war für mich selbstverständlich. Aber Respekt, und diese Respektlosigkeit (er behauptet, er könne nichts dafür) macht mich endgültig kaputt.
Kraftlosigkeit und sich im Niemandsland zu befinden, auch das trifft es auf den Kopf!
Wie geht es dir denn heute?

@lifeiswhatyoumakeit: Auch ein fettes Danke an dich!
Zitat von LifeIsWhatYouMakeIt:
In dieser Zeit stand ich auch kurz vor dem Kollaps und war für meine Mitmenschen auch nicht mehr tragbar (gereizt, manchmal sogar aggressiv und sehr hilflos).

Das trifft es! Das Problem hierbei ist einfach mangelnde Empathie, man registriert die Gereiztheit, aber das Warum scheint irrelevant. Anstatt dann die Keule auszupacken du bist vielleicht gereizt, könnte man ja auch fragen wie kann ich dir helfen?. Würde schon mal ein kleines Stück helfen.
Wie lange hast du das durchgehalten? Habt Ihr euch einvernehmlich getrennt oder hat einer von beiden gesagt, das war´s? Fragen, Fragen, sorry, aber ich habe ja gehofft, genau auf Leute wie dich oder Gast 01 zu treffen....

@tara: Ja, ich habe das mal gegoogelt, aber es gibt weiter weg Treffen von Angehörigen. Foren speziell wüsste ich nicht, aber da kann ich nochmals schauen.

11.12.2015 09:24 • #9


N
Top: Ja, du sprichst mir aus der Seele, ich würde das auch gerne anständig beenden wollen. Ich würde auch gerne weiter für meinen Mann da sein wollen, sofern er meine Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Aber eben nicht mehr als Lebenspartnerin. Der Gedanke, dass Weihnachten vor der Tür steht, mach mich auch ganz kirre. Hoffentlich gehen die Feiertag schnell vorbei.... Um eine Wohnung würde ich mich danne rst im neuen Jahr kümmern.

11.12.2015 09:28 • #10


H
Guten Morgen Nightlight,
einen Angehörigen zu pflegen verlangt von Dir alles. Niemand kann sich vorstellen, wie schwer es ist. Ich denke auch, du brauchst professionelle Hilfe und Abstand. Geh zu deinem Hausarzt und hole dir eine Einweisung für eine stationäre Therapie. Denn ich denke dein Hausarzt wird dir eine Depression bescheinigen. Hört sich für dich erstmal hart an und wahrscheinlich ist jetzt sehr viel Abwehr bei dir, aber dort sind Menschen die dir helfen können und du hast Zeit, dir genau zu überlegen, wie es weiter geht.

11.12.2015 09:59 • #11


P
Ich bin mir nicht sicher, ob du mit der Trennung leichter haben wirst.
Es kommen dann andere Probleme zum Vorschein. Wie schlechtes Gewissen und Druck von der Umwelt.
Wenn das Gefühl für deinen Mann noch vorhanden ist, gibt es durchaus Möglichkeiten das Leben wieder zu erleichtern. Das Problem der Menschen, die sich in solchen Situationen plötzlich reingeschmissen werden ist folgendes: sie sind schlecht informiert. Und sie schätzen ihre Kräfte nicht ein.
In vielen Fällen übernimmt die Krankenkasse eine Pflege und Haushaltshilfe. Taxifahrten werden ebenso übernommen, falls notwendig. Psychologische Unterstützung für Angehörige gibt es heute in jeder Stadt.
Und selbst, wenn die Krankheit nicht so schlimm sein sollte, dass eine Pflegehilfe abgelehnt wird, so lohnt es durchaus, diese selbst zu bezahlen. Eine Putzfrau holen zum Beispiel oder die meckernde Kinder einbeziehen. Für sie ist er ebenso kein fremder Mensch.
Bitte nicht den Tragesel spielen! Erzähle allen wie es dir geht und welche schreckliche Gedanken dich ständig begleiten. Bitte um Verständnis und Unterstützung. Und gönne dir eine Woche Urlaub.

11.12.2015 10:05 • #12


T
Schlechtes Gewissen bekommt man wenn das falsche tut. Wenn eine Trennung für jemanden das richtige ist, dann ist nichts falsches daran.
Krankheit eines anderen sowie Druck von anderen als Vorwand nehmen, um bei jemanden zu bleiben bei dem man ohnehin nicht mehr sein möchte, schränkt die eigene Lebensqualität ein.


Nightline darf man fragen unter welcher Krankheit dein Mann leidet?

11.12.2015 10:25 • #13


L
Hallo Nightlight,

ich persönlich habe so etwas wie du grade mitmachst noch nicht mitgemacht. Jedenfalls nicht direkt allerdings meine Mutter. Wenn so eine Krankheit eintritt sind die meisten Menschen nur besorgt um die Person der dieses Schicksal zugestoßen ist. Das die Familie da mit drunter leidet sehen die wenigsten. Dieses Verhalten darfst du den Menschen aber nicht Vorwerfen, manche schauen halt nicht über den Tellerrand oder sind mit ihrem eigenen Leben so beschäftigt, dass es Ihnen überhaupt nicht in den Sinn kommt. Ich für mich achte da auch nicht immer so drauf, als es meinem Vater schlecht ging, hab ich mich auch nur um ihn gesorgt, die damit verbundene Arbeit und Last die auf meine Mutter zurückgefallen ist, habe ich oft nicht so wahrgenommen. Durch deinen Text ist mir das erst mal klar geworden.

Ob du die Beziehung zu deinem Mann beendest liegt natürlich bei dir. Aber hat man sich nicht mal sowas versprochen wie : ...in guten und in schlechten Zeiten. Du solltest für dich entscheiden was das richtige für dich ist. Vielleicht bist du zur Zeit an einem Punkt an dem du nur Schwarz siehst. Aber wenn du deiner Familie erklärst warum du vielleicht öfter aggressiv und gestresst bist und ihnen deutlich klar machst das du jetzt eben auch mal unterstützung brauchst, vielleicht bekommst du die und es wird ein Weg gefunden damit es wieder besser wird.
Vielleicht nutzt du dazu die Feiertage wenn alle zusammen sind.

Wer weiß, ob dein Mann überhaupt noch deine Unterstützung will wenn du ihn verlässt. Wie viele meiner Vorredner auch schon geschrieben haben. So eine Trennung kann auch viel arbeit sein, wenn man erstmal alles auflösen muss u.s.w. meinst du du würdest das jetzt auch noch schaffen?

Wenn du meinst es gibt keinen anderen Ausweg und die Trennung die einzige Möglichkeit ist, dass es dir besser geht, wird es wohl die richtige Entscheidung sein.

11.12.2015 10:33 • #14


P
Zitat:
Schlechtes Gewissen bekommt man wenn das falsche tut. Wenn eine Trennung für jemanden das richtige ist, dann ist nichts falsches daran.

Ja, natürlich!
Aber die Trennung stand hier vor der Krankheit nicht im Raum.
Die Krankheit als Auslöser? Nur weil man sich überfördert hat, weil die verschiedenen Möglichkeiten zur Abhilfe nicht genutzt wurden?

11.12.2015 10:35 • #15


A


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