@poesine
Was mir noch aufgefallen ist, um auch auf Deine Problematik einzugehen aus dem update:
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen mit Depressionen ganz besonders
misstrauisch sind. Der Grund dafür liegt in der Krankheit ansich, die unter anderem auch als ein Gefühl der Sinnlosigkeit oder auch Hoffnungslosigkeit beschrieben wird. Was z.B. typisch ist für einen Betroffenen wäre ein Satz wie warum soll ich das jetzt noch versuchen, es ist doch
eh umsonst, war jedes Mal so, warum sollte es
jetzt anders sein, typisch wäre auch diese Person ist so erfolgreich/beliebt/gefestigt etc., und die will
mich?
Da
muss ein Haken sein, das
kann nicht stimmen und dann wird heimlich hinterher spioniert und man kommt in etwa hier an:
Zitat von poesine:kommentarlos davonfuhr und er mich Tage später anrief mit der Frage mit welchem Typen ich unterwegs sei, da ich jeden Tag um dieselbe Zeit meine Wohnung verlasse
Damit will ich nicht alle Betroffenen in einen Topf werfen und behaupten, dass alle automatisch spionieren, aber solches Verhalten ist nicht untypisch. Auch jedes Wort auf die Goldwaage zu legen um einen Widerspruch zu finden, ein Zeichen dass den latenten Verdacht bestätigen könnte, woraus oft Streitsituationen entstehen, deren Auslöser für den Partner nicht mehr nachvollziehbar ist.
Dieses Misstrauen wird völlig unbeabsicht durch ein
Meideverhalten des Partners zusätzlich verstärkt, was Du ja auch nachvollziehbar bereits ihm gegenüber gezeigt hast:
Zitat von poesine:- Er denkt ich schliesse ihn aus meinem Leben aus und er dient nur als mein Toyboy
Zitat von poesine:Das ich ihm nicht mehr viel von den aktuellen Geschehnissen bei mir erzählt hab, tat ich nicht um ihn auszuschließen, sondern weil er genug mit sich und seiner Genesung zu tun hat.
Und nun ist die weitere Dynamik ein Selbstläufer, sofern nicht vom Partner das passende Verhalten kommt, um den Betroffenen zu erreichen und in den Dialog zu gehen, was aber immer in aller erster Linie davon abhängt, wie überzeugt der Betroffene davon ist, dass er belogen oder getäuscht wird. Ab einem gewissen Punkt, hilft nichts mehr, ausser erst einmal auf Distanz zu gehen und dem Betroffenen den Rückzug gewähren.
Der Grund hierfür ist, dass Du Poesine, eine Veränderung im Verhalten des Partners erst einmal bemerkst und höchst wahrscheinlich auch ganz offen kommunizieren würdest, um die Irritation möglichst schnell aus dem Beziehungsgeschehen zu verbannen. Das ist eine gesunde Haltung. Was Du aber berücksichtigen musst, um mit den Besonderheiten umgehen zu können, die Dein Partner Dir von sich zeigt ist, dass depressive Personen eine Irritation nicht angemessen bewerten und nicht angemessen - so wie Du - an sie heran treten. Sie werden im Zweifel überzeugt sein, dass sich dahinter eine Katastrophe verbirgt und rechnen bereits mit dem Schlimmsten. Eine neutrale oder gar optimistische Haltung, ist Ihnen selten möglich, während der akuten Phase. Ihm wäre im Traum nicht eingefallen, dass Du ihm damit nur etwas Gutes tun wolltest, und das ist die Tücke dieser Krankheit.
Der Betroffene sendet Dir damit stetig das Signal, dass er Dir misstraut, kein Vertrauen hat und Deine Zeichen der Wertschätzung und des Entgegenkommens nicht honoriert, im Extremfall sogar einfach weigert, das anzunehmen. Hat er sich dann doch überwunden zu realisieren, dass er einen ganz blöden Fehler gemacht hat, wird Deine Intension für die Veränderung Deines gewohnten Verhaltens, nämlich ihn nicht unnötig zu belasten, weil er genug durch die Krankheit belastet ist im schlimmsten Fall zu folgendem führen: siehst Du, ich bin ein Idiot, ich kann nichts richtig machen, immer mache ich alles falsch, ich bringe nur Ärger und Probleme. Das ist wieder das Unvermögen, das eigentlich Positive zu erkennen, nämlich dass er Dir wichtig ist als Mensch und Du Rücksicht auf ihn genommen hast, er wird wie mit Scheuklappen auf die vermeintliche Katastrophe schauen und möglicherweise sogar ablehnen die Beziehung weiter zu führen, weil es mit mir eh sinnlos ist, ich bin ein hoffnungsloser Fall - Du bist besser ohne mich dran.
Daher mein Ratschlag: mach Dir ganz deutlich bewusst, dass Dein Handeln in vielen Situationen erstmal als Anzeichen einer Katastrophe von ihm gewertet werden und dass er sich nicht mitteilen wird dazu. Das beste Mittel gegen diese ungewollten Dramen, ist Kontinuität in Deinem Verhalten, keine neuen Freunde ohne ihm davon zu berichten und auch vorzustellen, keine spontanen Abweichungen von Gewohnten Aktivitäten oder Tagesroutinen, Absprachen immer einhalten und alles andere, was in der Lage wäre, solche red flags bei ihm zu erzeugen.
Dabei hilft Dir womöglich, dass diese Selbstverständlichkeit
Zitat von poesine:In einer gleichwertigen Beziehung gehört Offenheit für mich dazu.
für ihn das genaue Gegenteil bedeuten kann, je nach Verfassung. Bis er dahin gekommen ist, braucht es viel Zeit und er wird step by step Vertrauen aufbauen können. Ihr startet nicht mit den selben Bedingungen, Du kannst Vertrauen vorschießen, er muss Vertrauen aus gelebter Beziehung und Erlebtem heraus aufbauen, doch bis dahin schaffen es nicht wenige Betroffene, aus o.g. leider selten, was widerum die Sinnlosigkeit aus Sicht der Betroffenen um ein weiteres Mal ich habs schon wieder verbockt, war ja sowieso klar, genau wie ich von Anfang an vermutet habe, ich habe es doch gesagt bestätigt. Ein Teufelskreis, aus dem man nur mit sehr klaren Absprachen und unbedingter Disziplin des Partners entkommen kann, sowie einer extra großen Portion Verständnis.
Lasse also alles beim Alten, nimm keine Rücksicht auf ihn, durch die Krankheit wird er ohnehin immer wieder zu vielen Dingen nicht in der Lage sein, dann musst Du schon parat stehen. Verlange keine Zusagen und keine Versprechen von ihm, dem Druck ist er womöglich nicht gewachsen und wenn er versagt tut sich der nächste Abgrund auf. Wenn er angekündigt hat, etwas bestimmtes erledigen zu wollen und schafft es nicht, dann frage nicht warum und sprich ihn nicht darauf an, er könnte sowohl mit Rückzug (Flucht) oder auch aggressiv reagieren, je nach Veranlagung, erledige es einfach ohne dass er es bemerkt. Terminsachen und Rechnungen sehe immer als Deinen alleinigen Verantwortungsbereich, dass vermeidet dass seine Krankheit die Beziehung auch von außen mit unnötigen Problemen belastet. Sei einfach kreativ und denke Dir Strategien und kleine Massnahmen aus um es ihm leichter zu machen, ohne dass er merkt, dass Du das tust. Wenn Du Glück hast, kannst Du mit diesen Massnahmen erreichen, dass die Beziehung die nötige Zeit hat, in Ruhephasen zu bestehen, sodass Dein Partner das Vertrauen aufbauen kann, was er Dir nachsteht. Dort einmal angekommen, habt Ihr durchaus Chancen, dass eine Partnerschaft bestehen kann.
Ich hoffe, dies kann Dir eine Stützte sein
Liebe Grüße
Simply