Hey ihr lieben,
nach einigen Monaten mit vielen Diskussionen und immer hitzigeren Auseinandersetzungen mit meinem Freund, möchte ich mich nun an euch wenden. Freunde wollen einen ja oft eher verschonen mit ihrer ehrlichen Meinung, darum freue ich mich über neutrale, ehrliche Antworten.
Zur Situation: Mein Freund und ich sind seit mehr als einem Jahr zusammen. Ich bin 24, er 29. Wie das eben so ist, schien anfangs alles so perfekt, dass er vor einem halben Jahr schon bei mir eingezogen ist. Leider habe ich damals einige Zeichen nicht sehen wollen, die eigentlich offensichtlich waren.
Als ich ihn kennengelernt habe, war er ein sportlicher, lockerer, offener Typ, dem seine eigene Freiheit und Unabhängigkeit sehr wichtig waren. Gleichzeitig ist er aber sehr sensibel. Seine Exfreundin hat ihn leider betrogen und das verfolgt ihn bis heute.
Nun hat sich im Laufe des Jahres seine Verlustangst immer mehr in die Beziehung eingeschlichen. Anfangs habe ich sein Problem noch gar nicht verstanden, immer wenn er irgendwie eine Zeit lang komisch war und ich ihn darauf angesprochen habe, hat er irgendwelche anderen Gründe dafür gefunden, die ich ihm natürlich geglaubt habe. Es waren also immer externe Gründe. Da das ganze immer so phasenweise lief, habe ich immer geglaubt, es wird bestimmt besser, wenn er merkt, dass er mir vertrauen kann. Seit er bei mir eingezogen ist, ist es aber nur immer schlimmer geworden.
Er analysiert und interpretiert mein komplettes Verhalten, jeden Blick, jede Geste, jedes Wort, meine Stimmung und wenn ich ihn kritisiere ist es ganz vorbei. Viele Dinge die ihm wichtig waren hat er inzwischen aufgegeben, stattdessen hat er viel von mir übernommen, z.B. geht er jetzt laufen, so wie ich. Er ist so eigentlich ein ganz anderer Mensch als am Anfang. Zwischendurch gibt es Tage und manchmal auch Wochen, da ist er entspannt und da merke ich, dass er eigentlich schon dieser Mensch ist, den ich kennengelernt habe.
Ich weiß nicht wieso, aber ich werde inzwischen ziemlich schnell wütend. Am Anfang war ich noch geduldig und habe gut auf ihn eingeredet, versucht ihm seine Sorgen zu nehmen. Aber letztendlich hat alles nichts geholfen. Kurze Zeit später waren die Zweifel wieder da. Es ist ein ständiges Auf und Ab und ich bin inzwischen mit meinem Latein am Ende. Egal was ich versucht habe, es hat nichts gebracht. Mir ist jetzt auch klar, dass ich ihm nicht helfen kann. Er geht mittlerweile auch zu einer Therapeutin, aber leider bisher noch nicht so richtig regelmäßig, was eigentlich wichtig wäre. Die Therapeutin ist eigentlich meine einzige Hoffnung. Seine ganzen Launen und Stimmungsschwankungen muss ich die ganze Zeit abfangen und aus banalen Situation wird oft ein Riesenstreit. Jeden Tag stellt er mir dieselben Fragen, damit er sich sicher fühlt. Wenn ich wüsste, dass meine Antworten etwas bringen würden, wäre das gar nicht schlimm. Aber ich hab sie schon ungefähr Tausendmal beantwortet und das Gefühl, dass es doch alles nichts bringt, macht mich wahnsinnig. Im Streit sage ich dadurch viele Dinge, die ihm noch mehr weh tun, aber ich bin innerlich einfach so wütend. Deswegen will ich inzwischen oft dem Streit einfach nur noch aus dem Weg gehen und sage leider auch, dass er gehen soll, wenn er sich nicht im Griff hat. Das verstärkt seine Angst dann wieder noch mehr.
Ich weiß nicht, ob man das so nachvollziehen kann, aber es ist ein Teufelskreis, der sich meistens auch immer weiter hochschaukelt und umso weiter wir so gehen, umso mehr Dinge passieren, die nicht mehr rückgängig machbar sind.
Würdet ihr in so einem Fall darauf hoffen, dass sich etwas ändert? Oder würdet ihr euch trennen? Wie würdet ihr euch verhalten, wenn ihr zu ihm halten wollt?
Oder besser gesagt, bin ich eigentlich noch nicht bereit, mich zu trennen, aber ich weiß nicht so recht, wie ich mich verhalten soll, dass es ihm hilft, aber ohne dass ich selber daran kaputt gehe.
Ich bin ein Mensch, der sich selbst nur ganz schwer trennen kann. Das macht alles wahrscheinlich noch schlimmer.
Danke fürs Durchlesen und ich freue mich schon auf eure Antworten!
21.09.2016 19:42 •
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