Hallo zusammen,
mein (Ex-)Partner (1.5 Jahre) - nenne wir ihn Daniel - ist vor etwa 9 Monaten bei mir vorübergehend eingezogen. Er hatte die wichtigsten Dinge aber nur bei mir, da er perspektivisch in seine Eigentumswohnung ziehen wird, die gerade renoviert wird. Nun hat mir Montagabend gebeichtet dass er am Samstag mit einer Kollegin im Suff auf der Skifreizeit fremdgeknutscht hat (arbeiten als Ärzte im selben Team im KH). Ich war geschockt. Habe ihm das auch mehr aus der Nase gezogen, da er einfach total komisch war.
„Wie kann so was passieren?“ bohrte ich. Er sagte, dass sie seit einiger Zeit ein Auge aufeinander geworfen haben. Ich meinte dann, ich müsse nun eigentlich eine Entscheidung aus Selbstschutz treffen, denn ich könne überhaupt nicht einordnen wo er stehe, auch wenn ich das mit uns nicht aufgeben wollen würde. Und wie er das denn einschätzen würde? Er sagte, ich müsse auch mich selbst fragen, was ich wolle. Er sagte er habe seit Anfang an bei mir keine Schmetterlinge gehabt und war nie richtig verliebt. Nun hat er realisiert, dass er dachte es würde rational gut mit uns laufen, aber hat dann realisiert, dass er offenbar bei seiner Kollegin doch emotional involviert ist und dass das es ist, wie es ja eigentlich sein müsste. Er hätte das nur bisher nie in einer Beziehung gefühlt, weswegen er dachte es sei unwichtig. Er hat immer gedacht, dass er so etwas in Beziehungen nicht empfinden würde und nun hat er es kennengelernt. Als ich fragte, was ich denn für ihn sei, sagte er ich sei mittlerweile wie ein Grundstein für ihn, er verbringe gerne Zeit mit mir, findet dass wir viele schöne gemeinsame Projekte haben und dass er ein bisschen was fühlt. Aber er sagte auch, dass wir auf einem wackeligen Fundament stehen und uns das dann immer wieder passieren könne.
Wir sind 1,5 Jahre zusammen. Er hat mich montags tagsüber noch Lieferungen in seiner neuen Wohnung koordinieren lassen, bevor er mir dann abends von seinem Fremdgehen erzählt hat („Ich hab Mist gebaut“). Am Abend davor hat er mich als Dankeschön zum Essen eingeladen, weil ich die Sachen für ihn am Montag tagsüber koordiniere. Sonntags noch saß er mit der Kollegin und den Kollegen 8 Stunden im Auto zurück in die Heimat.
Montagabend merkte ich, dass er sehr zurückhaltend wirkt, und dachte es liegt an der Erschöpfung. Denn er hatte die ganze Nacht wachgelegen und das hatte mich auch wachgehalten. Ich schob also alles auf seine Erschöpfung. Als ich ihm anbot, dass ich für uns kochen oder einkaufen kann, sagte er, nein wir können das gemeinsam machen. „Entscheide Du, was Du gerne essen möchtest.“ Beim Abendessen fragte ich dann: Es ist doch was. Was ist los? Er: Ich hab Mist gebaut. Und erzählte mir dann alles, ich musste ihm jedes Detail aus der Nase ziehen. Mit wem, wann, wie so was passieren könne, was das für uns heißt . denn ich habe schon mal ein Fremdgehen erlebt, allerdings hat die Person dann direkt die Beine in die Hand genommen und hat es mir sofort gestanden, weil er so ein furchtbares Gewissen hatte und es nichts zu bedeuten hatte, sondern er einfach besoffen war.
Ich sagte ihm, dass ich mich total ausgenutzt fühle, dass er mich trotz dieses Wissens Montag noch alles koordinieren lassen hat. Er meinte, er hätte ja sonst im Auto auf dem Rückweg von der Skifreizeit sagen müssen, was gewesen sei. Da saß er mit all seinen Kollegen im Auto. Ich habe ihm gesagt, er hätte sich auch irgendeine Ausrede einfallen lassen können, warum er doch nicht meine Hilfe brauche.
Als ich fragte, wie er zu der ganzen Sache steht und was nun zu bedeuten habe, sagte er: „Wenn X sich für mich entscheiden würde, würde ich sie vorziehen.“ Dass er rational mich wählen aber emotional sie nehmen würde. Er wisse auch, dass das kopfmäßig eine schlechte Entscheidung sei, aber emotional die richtige. Ich sagte ihm: „Du musst gehen“. Und warf ihn aus meiner Wohnung.
Am Tag nach der Ansage rief Daniel an und fragte: „wie geht es dir? Was treibst du? wir müssen uns demnächst zusammensetzen und ich brauche auch meine Sachen aus der Wohnung“ ich sage: „wie soll es Mir gehen? Wie geht es dir?“ er: „schlecht“. Ich: „Am Wochenende habe ich keine Zeit.“
danach schrieb er noch eine Nachricht, ich müsse mir bitte überlegen wann er mal kommen könne, er brauche schon sein Zeugs und wünschte mir eine gute Nacht.
Ich schrieb, dass ich Abstand brauche und ihn vorerst nicht sehen möchte. Dass sein Verhalten unverschämt, respektlos und unfair war. Und er sich in ein paar Wochen melden solle um seine Sachen zu holen. Für Dringenderes solle er eine Liste schreiben.
Darauf meinte er, „Ich glaub du spinnst!“ und er habe alle wichtigen Sachen bei mir, die er benötige. Er wisse auch nicht wann genau er mir gegenüber grausam gewesen sein solle. Ich könne ihn auch einfach in die Wohnung lassen und mich woanders aufhalten!
Ich war so wütend und fassungslos. Dass er dringende Sachen benötigt war für mich auch kein Problem. Ich wollte ihm den Kram vor die Tür stellen und schrieb ihm dass er den Rest eine Woche später holen könne und wir dann alles weitere verrechnen was noch offen war. Heute Morgen hat er den Kram abgeholt, beschwerte sich aber noch als ich ihm 5 Minuten vor seiner Ankunft schrieb das Zeug stehe nun vor der Tür („Warum denn jetzt schon?“).
Ich stehe ehrlicherweise unter Schock. Habe kaum Hunger, Appetit, bin antriebslos, war 2 Tage krank, Wut, Trauer, Entsetzen, Schlaflosigkeit, und die immer wiederkehrende frage wie es so weit kommen konnte. Fühle mich emotional total betrogen. Ich weiß dass er in Beziehungen schon immer eine Mauer hatte, die kaum jemand durchbrochen hatte. Irgendwann fehlte immer die Tiefe und ich war die erste, der er wirklich mal sehr intime und traurige Details aus der Familie teilte, über die er mit niemandem in seinem Leben gesprochen hat (nicht mal Mutter, Bruder, keiner Ex-Freundin, …)
Und habe aber natürlich auch gemerkt, dass es auf Dauer nicht emotional „nährend“ für mich gewesen wäre.
Ich suche Trost und Hoffnung … Wie habt ihr ähnliche Geschichten verarbeitet? Und sollte ich ihm gegenüber nüchtern bleiben oder beim letzten Wiedersehen mal die volle Wutkelle rausholen?
Heute 17:41 •
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