Zitat von Irgendwann:und würde gerne mal hören wie es dir/euch so geht?
Das ist ein Zufall, dass Du gerade jetzt fragst, denn exakt heute haben wir das erste Jahr durchgestanden. Zufällig hatten wir auch heute wieder eine Paartherapiesitzung und schauen weiterhin positiv in eine gemeinsame Zukunft; auch wenn es bis hierhin ein harter Weg war, doch das wurde ja ziemlich schnell bewusst.
Was gibt es Neues? Corona war in sofern sehr hilfreich, weil Ruhe reinkam und ich endlich schauen konnte, was mit mir passiert ist, was mich bewegt, was mich stört und was kaputt gegangen ist. Nach einem Jahr ist auch ein klassischer Zeitpunkt, um (Zwischen-)Bilanz zu ziehen:
- Ein beruflicher Kontakt unter Ex-AP hält den Hormonkochtopf wieder und wieder am köcheln und verlängert das Leiden auf allen Seiten und lässt den Kopf immer wieder ausschalten; trotz aller Willensbekundungen. Die Anfangs erwähnten Smileys waren ein eindeutiges Indiz. Ich würde Jedem davon abraten.
- Ich habe unterschätzt, wie lange der Verstand noch benebelt sein kann. Die Ex-AP sehen und bezeichnen sich gar nicht als Affäre sondern haben Liebeskummer und trauern der Zeit nach; idealisieren sie. Die rosaroten Drecksschmetterlingsgefühle fliegen noch lange. Selbst durch kleine Kontakte (das muss nicht mal durch die Arbeitsstelle sein) flammt es sofort wieder auf.
- Mir hat das Schreiben mit einer Ex-AF (in ähnlicher Situation) sehr geholfen, die Verzweiflung über die eigene Halbherzigkeit und Verwirrtheit nachvollziehen zu können,
- Ich höre von nun an mehr auf mein Bauchgefühl.
- Wir sind noch nicht am Ziel,
- ich muss manchmal gegen die aufkommende Wut und den T*r*o*l*l kämpfen,
- ich werde wohl noch ein Ritual zur tlw. unterirdischen Rolle meiner Frau in der Aufarbeitung durchführen müssen, doch auch eines zur gemeinsamen Zukunft,
- Beziehungsarbeit (z.B. in Form eines regelmäßigen Zwiegesprächs) tut gut.
Würde ich mir selbst heute etwas anderes raten? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Eine Trennung bei den ersten weiteren Lügen wäre konsequent gewesen, hätte klare Zeichen gesetzt und mir einige schmerzhafte Rückschläge erspart. Vielleicht wären 3 Monate Wut und dann eine Annäherung mit einer früher klareren Frau herausgekommen, vielleicht aber auch keine Versöhnung und ich hätte sie in die Arme des Ex-AP getrieben; so wie er es ja geplant hatte.
Fakt ist: Wir freuen uns auf die gemeinsame Zukunft, begegnen uns auf einer andern, besseren Ebene. Die Affäre konnte als Aufrüttler (auch wenn's der schlimmst mögliche war) genutzt werden und man kann gestärkt aus einer Krise kommen.
Wir haben uns ein Wohnmobil angeschafft; wer unseren Jorch im Sommer im Süden Deutschlands sieht, darf gerne mal hupen oder anklopfen
Ich könnte vermutlich noch viele Seiten schreiben, doch für heute soll's genug sein. Wir grillen frische Scholle und genießen den Abend gemeinsam mit den Kindern. Im Forum werde ich noch seltener unterwegs sein; zum einen triggern mich immer wieder kopflose Affärenführende, die immer wieder die gleichen Geschichten von seelenverwandten Arbeitskollegen erzählen und immer wieder rückfällig werden. Zum andern hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass ich gar nicht mehr hier rein muss. Ich hoffe, es trügt nicht.
Ich werde immer wieder mal ein Update geben und PN erreichen mich über meine E-Mail-Benachrichtigung.
Deswegen sage ich auch erstmal nur ein generelles dickes Dankeschön an alle, die mir hier geantwortet haben. Ihr habt mir sehr geholfen, auch und gerade weil die Meinungen so unterschiedlich waren und ich dadurch meinen Weg finden konnte. Bis jetzt ist er erfolgreich, steinig aber er hat Zukunft. Wir beide sind der Meinung, dass wir eine tolle Beziehung haben, die man nicht kampflos aufgeben darf. Wenn wir das nicht schaffen, dann wissen wir gar nicht, wie toll die Beziehungen sein sollen, die sowas durchstehen
Ich kann jedoch auch diejenigen sehr gut verstehen, die es nicht schaffen: Affären sind grausam.
Viele Grüße
L