Zitat von Lohntessich28:Ich versuche das Ganze nicht zu sehr an mich ran zu lassen aber es schmerzt(e) sehr und an einigen Tagen frage ich mich tatsächlich ob es nicht besser ohne ihn ist. Ich weiß nicht ob ich mir das vorstellen kann , dass er eine Frau hat mit Kind neben mir.
Hallo liebe Lohntessich28,
das ist wirklich eine krasse Situation. Nicht nur, dass er Dich betrogen hat, mehrmals. Er hat auch keine Schutzmaßnahmen getroffen, um dich gesundheitlich nicht zu gefährden. Und nun wird das Spiel weiter nach seinen Vorstellungen gespielt, in dem er sie regelmäßig alleine trifft. Wie hast Du es geschafft, ihm da so schnell wieder zu vertrauen? Was bitte machen die beiden bei ihren Treffen?
Ich denke, du hast schon ganz richtig erkannt, dass Du nun mal raus aus der passiven Duldung in die Aktivität kommen musst. Du musst eine Entscheidung treffen, wie es weiter gehen soll. Eine Entscheidung für DICH und DEIN Leben. Denn eine Entscheidung zu treffen bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Mit einer Entscheidung gestaltest Du Dein Leben und Deine Lebensgeschichte.
Trennung oder Bleiben?
Bei jeder Entscheidung gibt es verschiedene Schwierigkeiten:
1) Perfektionismus
Wir haben Angst, Entscheidungen zu treffen, weil wir die 100% richtige Entscheidung treffen wollen. Doch unter diesen Ansprüchen werden wir uns nie entscheiden. Wir müssen uns also klar machen, dass es KEINE perfekte Entscheidung gibt. Jede Entscheidung hat Vor- und Nachteile.
2) Verantwortung
Wer eine Entscheidung trifft, muss Verantwortung übernehmen. In Deinem Fall nicht nur für Dich, sondern auch für Deine Kinder. Durch eine Entscheidung macht man sich immer auch angreifbar und kritisierbar. Wie kann sie nur. etc. Die Konsequenzen für die Entscheidung musst Du allein tragen. Wir sind hier nur die Zuschauer und tun uns leicht zu sagen Mach dies, mach das, denn wir müssen ja auch nicht hinterher unseren Kopf hinhalten und mit der Situation leben.
3) jede Entscheidung engt zunächst ein
Immer wenn wir eine Entscheidung FÜR etwas treffen, treffen wir auch einen Entscheidung GEGEN etwas. Denn wir können uns nicht alle Türen offen lassen. Dadurch wird es erstmal eng. Du musst das, wogegen Du Dich entscheidest loslassen. Dich davon verabschieden und betrauern, dass Du diesen Weg nun nicht gehen kannst. Aber nach einiger Zeit wird das Leben dann wieder weiter. Neues kommt bereichernd hinzu. Du gehst durch eine enge Tür und dahinter ist wieder ein weiter Raum.
4) Lebensgeschichtlicher Hintergrund
Das sind Schwierigkeiten, die Du aufgrund Deiner Geschichte mitbringst. Erlerntes und Erfahrenes aus der Kindheit. Verhaltensmuster. Zum Beispiel Regeln (Man wirft eine Ehe nicht einfach so hin), innere Glaubenssätze (Das kann ich den Kindern nicht antun), Starrheit, Konfliktscheuheit etc.
Folgende Dinge können Dir helfen, eine Entscheidung zu treffen:
Führe Dir Deine Werte und Ideale wieder vor Augen. Was waren einmal Deine Wünsche, Deine Vorstellungen von einer guten Beziehung. Was möchtest Du Deinen Kindern an Idealen und Vorbild mit auf den Lebensweg geben? Was brauchst Du, um zu vertrauen und um glücklich zu sein?
Wir sind oft bei Entscheidungen mit unserer Aufmerksamkeit viel zu sehr bei den anderen. Wie reagieren die Kinder? Was sagen die Eltern, die Freunde, die Nachbarn? Wie wird mein Ehemann reagieren? - Fokussiere Dich auf Dich selbst. Nimm Dir eine Auszeit von allem und komme zur Ruhe. Verbring ein Wochenende nur für Dich allein. Fahr in die Natur, in ein Kloster, geh zum wandern, was auch immer. Irgendwohin, wo Du völlig ungestört bist. Und dann horche einmal in Dich hinein: Was sagt Dir Deine innere Stimme? Hab Vertrauen in Dein Bauchgefühl. Spüre einmal genau hin: welche Gefühle kommen in Dir hoch?
Versetze Dich innerlich in folgende Fragestellung: Wie sieht mein Leben in 5 oder 10 Jahren aus? Das machst Du einmal für ein Leben mit Deinem Ehemann und seinem Kind und einmal nach einer Scheidung. Lass die Situation in Deinem Inneren entstehen. Beobachte die Gefühle, die sich einstellen. Welche Bilder tauchen in Dir auf?
Die richtige Entscheidung liegt dort, wo Du tendenziell mehr von diesen 4 Dingen spüren kannst: Lebendigkeit, Liebe, Freiheit und Frieden.
Dein Vorteil ist, dass Du eine Entscheidung nicht sofort treffen musst. Aber oftmals wird es schwerer und schmerzhafter, je länger man es hinauszögert.
Solltest Du Dich irgendwann FÜR Deinen Mann (mit oder ohne ein Kind) entscheiden, dann solltest du aber ganz klare Regeln aufstellen, wie das Ganze ablaufen soll. Dann triff auch hier eine konsequente Entscheidung: Dein Mann muss mit der Situation so umgehen, wie es für Dich am angenehmsten ist. Dann darfst Du ihm offiziell mitteilen: Ich habe mich nun für Dich entschieden und werde das alles mit tragen, aber zu MEINEN Bedingungen. Ich finde, das ist er Dir wahrlich schuldig.