Wo ist denn eigentlich die Threaderstellerin hin?
Hallo Simi und Wolke,
Zitat:@beth: hattest du gar keine Kontaktsperre? Und wie ging es mit der Angst, dass er eventuell nicht mehr wieder kommt? Wie genau äußerte sich das, dass du ihm gezeigt hast, dass du immer da bist und ihn liebst? Und bist du noch zusammen mit ihm?
eigentlich wollte ich meine Geschichte hier nicht so ausbreiten, sondern nur ein bisschen helfen weil ich weiß, wie wahnsinnig einen so eine schwierige Situation machen kann.
Doch, ganz zu Beginn unserer Beziehung gab es einmal eine Kontaktsperre und ich lebte in tiefer Unsicherheit. Zwar fühlte ich mich von Anbeginn so eins mit ihm, dass ich nicht diese typischen Zweifel hatte, sondern einfach dachte, wir sind füreinander bestimmt (eher psychisch als durch eine äußere Macht )-, trotzdem hatte ja auch ich noch nicht die Erfahrung gemacht, ob mein Gefühl (der Zusammengehörigkeit) nur eine Illusion oder real ist (was habe ich mir im Leben schon eingebildet...). Aber als er dann wieder kam, wurde ich sicherer und seither fühle ich nicht mehr diese Unsicherheit, wenn er sich zurück zieht.
Schwer zu erklären, wie ich ihm meine Liebe gezeigt habe...Manchmal natürlich einfach dadurch, dass ich es explizit aussprach aber ich bin ihm einfach kontinuierlich liebevoll begegnet und das war echt, keine Strategie. Ich habe ihn vollkommen annehmen können, auch wenn es manchmal sehr schwer für mich war, z.B. wenn er sich wieder zurück zog. Hin und wieder habe ich ihm eine Nachricht geschickt...wenn mich etwas an ihn erinnerte, oder eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen. Ich habe dann immer alle Themen, die uns beide betraf, einfach außen vor gelassen, nicht gedrängt, gefragt...Einfach mein Interesse gezeigt. Ihn also in Ruhe gelassen...
Ich hatte eben das Glück, in uns zu vertrauen und habe deswegen nicht viel gefragt oder gedrängt...
Das heißt, ich habe zeitweilig das Leben eines Singles gelebt und das muss in Ordnung für einen sein wenn man so eine Beziehung führt. Das ist nicht jedermanns Sache und daher solltem an sich auch nicht dazu zwingen, wenn man selbst Kontinuität braucht...und jemanden, der verlässlich für einen da ist...
Andererseits aber ist man dann in anderen Phasen wieder voll gebunden...mein Freund brauchte mich...die Innigkeit...dann wieder ganz intensiv...
Ich persönlich konnte mit diesen Wechselbädern gut leben aber das liegt auch daran, dass ich ihn unabhängig von seiner Erkrankung als große Bereicherung für mein Leben empfinde.
Und sicherlich wiederhole ich in dieser Beziehung auch alte, bekannte Muster. Mein Vater und mein Bruder haben beide die gleiche Erkrankung. So habe ich wohl von Kindesbeinen an gelernt, einen Umgang mit dieser Problematik zu finden. Und daher weiß ich auch, dass man diese Krankheit nie gänzlich wegzaubern kann- nicht mal als Kind eines Betroffenen. Auch mein Vater muss sich immer wieder vergewissern, dass ich nicht zu einer Gemeinde gehöre, die sich gegen ihn verschworen hat. Er ist sehr schnell zu verunsichern. Kann er sich auf irgend eine Kleinigkeit keinen Reim machen, rutscht er manchmal in seine paranoide Welt ab. Das können ganz belanglose Dinge sein...und die Dominosteine in seinem Kopf fallen...
Früher hat mich das alles selbst fast in den Wahnsinn getrieben...Ich habe mir therapeutische Unterstützung gesucht und Jahre gebraucht, um einen Umgang mit diesem Wahnsinn zu finden. Nun klappt es aber seit Jahren problemlos. Ich denke, ich habe das richtige Maß an innerer Distanz (bei mir bleiben) gefunden, verlange mir selbst nicht mehr ab, alles verstehen oder lösen zu müssen (ich gebe die Verantwortung zurück) und dennoch bleibe ich immer konstant liebevoll und verlässlich.
Eigentlich bin ich inzwischen sehr authentisch (früher habe ich mich ständig zurück genommen). Ich sage dann bsw. Es ist mir gerade alles zu viel. Es tut mir leid aber auch ich weiß keine Lösung für dein Problem und ich habe gerade das Bedürfnis, mich auf meine Sachen zu konzentrieren. Aber ich bin da...
Liebe Kawasaki,
Zitat:Aber ich muss sagen, auch wenn er meine Große Liebe ist, verliere ich mich dabei immer mehr.
Ich habe alles versucht um Ihm, dieses Vertrauen zu geben, aber nie reicht es aus.
Bekommt er nicht jeden Moment meine 100%ige Aufmerksamkeit, wird sofort an meinen Gefühlen gezweifelt.
Das ist auf die Dauer sehr zermürbend und zerstörerisch.
ich kann dich sehr gut verstehen. Mit meinem Partner kam ich nie an diese Grenze, wohl aber mit meinem Vater. Man neigt dazu, sich selbst viel zu stark zurück zu nehmen und den Partner zu entschuldigen...schließlich ist er ja krank...Ich bin daran in meiner Jugend fast zugrunde gegangen und habe darum gelernt, meine Bedürfnisse ganz klar zu artikulieren (siehe die letzten Sätze im vorigen Absatz). Liebevoll zu bleiben, konstant für den anderen erreichbar zu sein, sollte man nicht damit verwechseln, ständig auf den Wahnwitz des Partners einzugehen-, z.B. seine Zweifel immer wieder ausräumen zu wollen oder sich auf ellenlange Diskussionen einzulassen. Man darf sich sehr wohl abgrenzen. Was natürlich am Anfang enormen Widerstand auslöst aber langfristig wirkt sich das nicht selten sogar sehr gut aus denn der erkrankte Partner merkt, dass Du ihn genauso ernst wie eine gesunden Menschen nimmst und das ist für ihn sehr wichtig. Und Du gibst ihm- trotz Erkrankung- die Verantwortung für sich zurück.
Sollte er dich einmal wieder überfordern, kannst Du kannst ja mal versuchen, gar nicht auf seine Zweifel einzugehen, sondern statt dessen ruhig und liebevoll artikulieren, was Du selbst gerade brauchst. Sich selbst Raum geben ohne den anderen von sich zu weisen...
Meiner Erfahrung nach funktioniert das sehr gut.
Ein Mensch ist immer noch viel viel mehr als seine Krankheit. Das heißt, auch der gesunde Partner trägt ganz viel zur Dynamik, die sich zwischen zwei Menschen einspielt bei. Ist dein Freund z.B. daran gewöhnt, dass Du seine krankhaften Zweifel immer wieder ausräumst, dann wird er wiederholt versuchen, sie durch dich loszuwerden. Nur Du selbst kannst da einen Rigel vorschieben indem Du dieses Spiel nicht mehr mitspielst.
Weigere dich einfach mal, das Denken, Erklären, Zweifel ausräumen für ihn zu übernehmen ohne dich auf ihn zu beziehen. Ich sage dann immer Dinge wie Ich sehe dass es dir nicht gut geht. Du kannst dich bei mir einkuscheln...ich bin da aber ich habe meinen Kopf gerade mit anderen Dingen voll...ich brauche Ruhe...ich fühle mich überfordert... Oder so ähnlich...
Früher hätte ich eher Dinge gesagt wie Oh Mann! Ich habe dir hundert Mal erklärt, dass deine Zweifel unberechtigt sind weil.....blabla...erklär...Ich habe dir hundert Mal bewiesen dass Du mir vertrauen kannst...blub...nein, das ist nicht wahr...das bildest Du dir nur ein....
Ichhabe gelernt, eine Grenzen, auch meine eigene Hilflosigkeit zu zeigen. Hört man auf, alles für den anderen zu übernehmen und zeigt deutlich, dass man sich selbst hilflos fühlt, kann das bewirken, dass der Partner wiederum wieder mehr Verantwortung übernimmt.
Heute gehe ich kaum noch auf solche Rätselstunden ein, zeige aber, dass ich wohl wahrnehme, dass es ernst für meinen Partner, Vater...ist. Ernst nehmen aber sich abgrenzen, sich selbst ins Zentrum stellen.
Das dramatische an deiner Situation ist, dass ein paranoider Mensch bei einer tatsächlichen Trennung nicht sagen wird: ich habe sie derartig überfordert dass sie sich nun abwendet und Ruhe braucht...
Nein, er wird sich mit ziemlicher Sicherheit sagen: da haben wir es also! Ich habe immer recht gehabt! Sie hat mich nie geliebt!
Das ist für beide Seiten wirklich besonders schlimm!
Wie sieht es denn mit der Krankheitseinsicht bei deinem Partner aus?