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Online-Bekanntschaft verschwunden

Y
Zitat von KBR:
Ich sehe es jetzt nicht zwingend als meine Aufgabe an, etwas zu schreiben, was Du im ersten Moment als aufbauend empfindest. Uns allen werden hier Perspektiven und Meinungen anderer angeboten.

Ich ziehe dieses Zitat chronologisch nach oben, weil es mir wichtig ist, dir zu sagen, dass ich das auch nicht erwarte. Ich gebe zu, mich hier angemeldet zu haben um Trost zu finden - und gefunden habe ich Denkanstöße, konstruktive Kritik und das Gefühl, dass meine Situation ernst genommen wird. Das ist, mit ein wenig Abstand betrachtet, wichtiger als Trost.

Aber nun zu deinen Aussagen:

Zitat von KBR:
Du müsstest Dich entscheiden, einen Stein ins Rollen zu bringen und alles würde ebenfalls in Bewegung geraten.

Ich habe bereits viele Steine ins Rollen gebracht, war mit meiner Frau in einer Therapie, habe selbst einen Psychologen aufgesucht, mehrmals bereits, habe Veränderungen in unserem Zusammenleben angestoßen aber mittlerweile bin ich einfach müde geworden und nehme es so hin wie es ist - nicht gut, aber ich neige zur Faulheit, in allen Bereichen...

Zitat von KBR:
Du sagst ernsthaft, die zwei Monate online haben für Dich gegenwärtig mehr Bedeutung als die Frau mit der Du Dein ganzes Erwachsenenleben verbracht hast.

Und das meine ich auch so, ja. Dazu stehe ich. Ich sage nicht, dass diese zwei Monate einem durchstrukturierten Vergleich standhalten würden, sicher nicht...aber in meiner momentanen Gefühlslage waren mir die Gespräche mit meiner Affäre einfach unglaublich wichtig und vermisse das so sehr, dass ich derzeit keinen klaren Gedanken fassen kann und wie gelähmt bin.

Zitat von KBR:
Du begründest Deinen Verbleib in der Ehe mit Verantwortung, aber Du übernimmst keine.

s.o. = Ich habe oft versucht, abseits von materiellen Dingen, Verantwortung zu übernehmen, bin damit gescheitert. Und die Verantwortung, die ich jetzt noch trage ist die, dass meine Frau finanziell von mir abhängig ist, ich erledige Anrufe für sie, Behördengänge, Einkäufe, weil sie das alles nicht kann...das mag vielleicht keine Verantwortung in dem Sinne sein wie du sie meinst, aber es ist ganz praktisch gesehen die Verantwortung für zwei Leben - Ihres und Meines.

Zitat von KBR:
Du kannst andere nicht ändern - nur Dich selbst.

Das ist wahr, ja. Und ich habe nicht den Mut und die Kraft das zu tun, besonders nicht in meiner momentanen Phase, wo ich den Verlust mitnichten überwunden habe.

Zitat:
Welche Hilfe?

Kein Kommentar dazu - das wirkt provozierend und du wirkst nicht so als wüsstest du nicht was ein Helfersyndrom ist. Mit tatsächlicher Hilfe hat das nichts zu tun meiner Meinung nach.

11.12.2018 01:55 • x 1 #61


N
Als erstes kann man einen Betreuer für deine Frau organisieren damit du nicht auch noch ihr zeug erledigen musst. Dazu bist du nicht verpflichtet.

Hat deine Frau immer schon solche Defizite gehabt? Das ist keine Ehe auf Augenhöhe. Und auch kein schönes Gefühl, wenn man kein eignes Leben hat. Du musst da dringend raus. Entweder also kriegst du den Hintern hoch und tust was, oder du schiebst weiter ihr die Verantwortung hin, warum du nichts änderst.

11.12.2018 06:16 • #62


A


Online-Bekanntschaft verschwunden

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S
Das ist übrigens auch keine Hilfe. Damit lässt du sie in dieser Situation. Du machst sie dir nur noch abhängiger. Manchmal ist das sogar gewünscht. Es kann nur Hilfe zur Selbsthilfe geben und da sollte jemand mit der richtigen Berufung ran.

11.12.2018 06:27 • x 2 #63


K
Okay, Deine Versuche in Sachen Ehe, Gesundheit usw. hatte ich bisher so nicht heraus gelesen. Das tut mir leid. Ich verstehe, dass Du müde bist, wenn nichts so richtig fruchtet.

Manchmal ist dann eben, alles laufen zu lassen der kurz- bis mittelfristig Ressourcen schonendere Weg. Aber es ist eben auch der Weg des geringsten Widerstandes.

Ich glaube, irgendwann wirst Du Deine Kräfte nochmal bündeln und Dir etwas Neues überlegen müssen.

Ich möchte mir nicht anmaßen, den Zustand Deiner Frau zu beurteilen. Ich gebe nur die Möglichkeit zu bedenken, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ggf. gut eingerichtet hat.

Sofern Du weiterhin alles für sie übernimmst, muss sie keine Eigeninitiative ergreifen und das Ausmaß ihrer Probleme wird ihr nicht plakativ vor Augen geführt, wenn sie nicht darauf zurück geworfen wird.hallo

Du merkst ja, dass die User hier überwiegend eher auf Deine heimische Situation eingehen als auf Deinen aktuellen Kummer.

Ich denke, dass liegt daran, dass die Erfahrung das Folgende zeigt:

Man kann nicht ernsthaft und fundiert etwas Neues beginnen, wenn man das Bisherige nicht aufgeräumt hat. Jedes andere Verhalten ist Prokrastination und Flucht.

Hinzu kommt, dass wohl die meisten von uns schon diese intensiven Online-Kontakte erlebt haben, die so plötzlich und brachial unser Leben bereichern und ohne die es auf einmal nicht mehr sein soll. Das ist nicht unbekannt.

Unbekannt ist auch nicht das Leiden, das entsteht, wenn einer
sich entzieht. Solche Kontakte sind erst vollkommen leicht und bereichernd. Schwierig werden sie, wenn Erwartungen an den anderen entstehen. In diesen Momenten fangen die Verletzungen an.

Die meisten von uns kennen das sowie den Kummer, der daraus entsteht. Auf einmal ist da eine riesige Lücke. Der Alltagsschrott lässt sich nicht mehr so gut bereden und/oder verdrängen.

Die meisten von uns haben gelernt, dass das vorbei geht und das meiste Projektion war und wenig mit der Realität zu tun hat. Du fasst Dir irgendwann an den Kopf und fragst Dich, was Du Dir eigentlich dabei gedacht hast.

Ich bin dazu übergegangen, Menschen von vornherein als Lebenabschnittsbegleiter zu betrachten. Das macht es mir leichter, sie ohne Groll ziehen lassen zu können, wenn unser Weg sich gabelt. Das heißt nicht, dass ich sie nicht vermisse oder wehmütig bin, aber ich habe keinen Groll, weil wir uns eben gegenseitig einen Zweck erfüllt haben und nun etwas anderes brauchen (sorry, Exkurs).

Die Realität aber, die bleibt, wenn der Online-Kontakt weg ist. Der Alltag und unsere Probleme sind immer noch da und irgendwann muss man da ansetzten. Darum verweisen die meisten User auf die Situation, die Dich in diese Online-Freundschaft geführt hat.

Mein Alltagsproblem: ich muss jetzt arbeiten

11.12.2018 08:52 • x 9 #64


Y
Zitat von Nostraventjo:
Als erstes kann man einen Betreuer für deine Frau organisieren damit du nicht auch noch ihr zeug erledigen musst. Dazu bist du nicht verpflichtet

Ich glaube es ist schwer die Situation adäquat zu beschreiben. Meine Frau 'könnte' das alles - sie ist kein Pflegefall, sie braucht keine Betreuung in ihrem täglichen Leben, sie hat nur ein Konstrukt aus Vorwürfen aufgebaut, mit dem sie mich bei ihr hält. Und auch wenn ich weiß, dass vieles davon so nicht richtig ist, hat es über zehn Jahre einfach gewirkt...Sie hat es geschafft, dass ich Schuldgefühle wegen unseres Kindes habe, sogar wegen ihrer Depressionen.

Zitat von Sorgild:
Das ist übrigens auch keine Hilfe. Damit lässt du sie in dieser Situation. Du machst sie dir nur noch abhängiger.

Das stimmt, ja. Mir ist das schon bewusst und ein Symptom des Helfersyndroms ist es, sie klein zu halten, unselbstständig und ja, unterbewusst tue ich das vermutlich auch, obwohl ich mich nicht mehr wohl fühle in der Rolle desjenigen, der alle Lasten schultert.

Zitat von KBR:
Aber es ist eben auch der Weg des geringsten Widerstandes.

Wenn irgendwann mal was auf meinem Grabstein stehen wird, dann das ich immer diesen Weg gegangen bin. Das ist sowas wie mein Lebensmotto - und zugegeben, bisher hat es beruflich damit hervorragend geklappt - familiär und sozial weniger.

Zitat von KBR:
Ich gebe nur die Möglichkeit zu bedenken, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten ggf. gut eingerichtet hat.

Das hat sie, durchaus, ja. Sie lebt ein bequemes Leben, kann tun und lassen was sie will, bekommt Geld von mir als wäre es Taschengeld, deutlich mehr als ich mir monatlich so für meine Sachen genehmige. Ich würde nicht mit ihr tauschen wollen, weil mir die Anerkennung meiner Arbeit fehlen würde aber hin und wieder beneide ich sie sehr.

Zitat von KBR:
Unbekannt ist auch nicht das Leiden, das entsteht, wenn einer
sich entzieht. Solche Kontakte sind erst vollkommen leicht und bereichernd. Schwierig werden sie, wenn Erwartungen an den anderen entstehen. In diesen Momenten fangen die Verletzungen an.

Ich drehe mich im Kreis - es gab keine Erwartungen, es gab auch keinen Streit, nicht mal den Hauch dessen, es gab keine Signale, die darauf deuten würden - und trotzdem ist sie weg. Und sie ist nicht weg im Sinne eines gelöschten Accounts oder so...sie kommt einfach nicht mehr online.

11.12.2018 10:04 • #65


N
Tut mir leid, aber dann bist du dein eigner Schmied. Du lässt das alles zu du lässt dich erpressen, zum Lakaien machen. Ich kann mir nicht vorstellen dass, das ein erfüllendes Leben sein kann.

Wenn du dich aus Bequemlichkeit nicht trennsr, finde ich die Aktion, sich im Chat mit anderen Frauen aus zu tauschen absolut nicht okay. Bei euch stimmt es doch hinten und vorn nicht, und statt für dich einzustehen hinzergehst du die Frau und hältst es womöglich noch für dein gutes Recht.

11.12.2018 10:14 • x 1 #66


K
Zitat von YsoSerious:
Ich drehe mich im Kreis - es gab keine Erwartungen, es gab auch keinen Streit, nicht mal den Hauch dessen, es gab keine Signale, die darauf deuten würden - und trotzdem ist sie weg. Und sie ist nicht weg im Sinne eines gelöschten Accounts oder so...sie kommt einfach nicht mehr online


Ein nahezu erwartungsfreier Zustand ist etwas Wunderbares, denn Enttäuschungen bleiben aus, aber dieser ist kaum erreichbar.

Es gab aber doch zumindest diesen Erwartung, dass es zwischen Euch weiter geht wie bisher oder sie sich verabschiedet oder sich erklärt oder oder oder. Auch das sind Erwartungen.

Mal abgesehen davon, dass man sich mit dem Weg des geringsten Widerstandes nur ganz kurzfristig einen Gefallen tut, weil eben Konflikte ausgesessen werden, ist dieser auch verdammt un6y.

Wie interessant kann jemand sein, der nicht für seine Interessen eintritt? Hat er überhaupt welche?

Als junge Frau war ich das totale Gegenteil. Ungerechtigkeiten trieben mich die Wände hoch, jeder Konflikt war meiner, Reibung hat mir Spaß gemacht. Wahrscheinlich war ich oft echt ne Nervensäge. Heute wäge ich bewusster ab, wo ich in die Konfrontation gehe und wo ich es bleiben lasse.

Ich kann Dir aber sagen, dass Menschen, die jedem Konflikt aus dem Weg gehen, bei mir keine gern gesehenen Mitarbeiter waren. Ich habe eine Weile im HR gearbeitet und wenn die Bewerber (meistens übrigens die jungen Männer) erklärten, sie würden allen Konflikten aus dem Weg gehen, diese weiträumig umkreisen, immer nachgeben, um es sich einfacher zu machen, ist es mir einerseits ein Rätsel, wie man so etwas überhaupt in einem Vorstellungsgespräch laut äußern kann und andererseits dachte ich mir was für Flaschen. Es tut mir leid, aber so war es.

Ein Mann wie Du wäre für mich kein Partner auf Augenhöhe. Mir würde einfach über kurz oder lang der Respekt verloren gehen. Wenn ich dazu neige, es mir bequem zu machen, kann das natürlich funktionieren, aber Reibung erzeugt Wärme und nicht ein gemachtes Nest, zu dem ich selber keinen Beitrag leisten muss. Auseinandersetzung ist wichtig. Ich würde gern wissen, wovon mein Partner träumt und ob das mit uns kompatibel ist.

Lieber kantige Mitarbeiter mit Profil und Meinung als Vermeider. Wobei es sicher Berufe gibt, in denen die Stromlinienförmigkeit deutlich gefragt ist, z.B. erfahrungsgemäß da, wo melden frei macht. Lieber einen streitbaren Partner (so lange das nicht Tagesordnung ist) als jemanden, von dem ich gar nicht weiß, was er will und der sein Profil verloren hat.

Ihr habt zusammen die Karre festgefahren. Das passiert in so langen Beziehungen. Schwere Schicksalsschläge machen es nicht leichter. Einer muss sich etwas überlegen, um sie wieder flott zu machen. In der Regel wird es der mit mehr Biss oder den schwächeren Nerven sein. Vielleicht braucht ihr zwei kleine viel wendigere Karren als eine große kaum bewegbare.

11.12.2018 11:19 • #67




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