Puh, schwierige Situation.
Ob er nun Autist ist oder nicht ist doch irgendwie zweitrangig. Einige Verhaltensweisen sprechen dafür, andere so gar nicht.
Aber im Grunde ist es ja egal. Autismus wird ja nicht, ich sag mal, wegbehandelt. Sondern man lernt, damit zu leben. Partner lernen damit zu leben.
Das gilt ja aber für jeden anderen Menschen, vor allem mit schwierigen Persönlichkeitsstrukturen wodurch auch immer, auch. Lebe mit dem, wer du bist, wer dein Partner ist.
Und dein Partner bringt halt einiges mit. An Unsicherheiten, Zweifeln, unreflektierter und unkontrollierter Emotionen, ggf. auch ein Stück Faulheit und sekundärem Gewinn dadurch, dass er nichts kann. So dass er z.b. ohne Ausbildung ja offenbar immer geschafft hat ganz gut durchzukommen. Du wirst auch nicht die erste Person sein, die ihm Dinge abnimmt oder durchgehen lässt.
Um so eine Person zu heiraten, war es viel zu früh. Es hätte viel mehr Zeit gebraucht als ein knappes Jahr zusammensein im realen Leben, um wirklich zu verstehen, wer ihr seid und was ihr voneinander braucht.
Auffällig ist, dass besagte Freundin dann auftaucht, wo ihr einige Baustellen habt. Hochzeit und Tumor in zwei Monaten. Dazu Umzug nach Deutschland und jetzt der Sicherheit hier als verheirateter Mann wirklich sesshaft werden zu müssen. Das sind ganz schön viele Emotionen auf einmal und statt sie mit dir zu besprechen, zu fühlen, zu durchleben und gemeinsam zu wachsen, flüchtet er sich in eine Internetbekanntschaft, die ja erstmal fern jeglicher Päckchen ist. Keine Erwartungshaltung hat, keine Trigger berührt, keine Forderungen der alltäglichen, aber auch nicht-alltäglichen Art an ihn stellt. Denn eine unklare Tumor Abklärung ist natürlich nicht alltäglich. Und für jemanden, der es gewohnt ist um alles, was ihn emotional herausfordern könnte ohne irgendeinen Gewinn zu versprechen, einen großen Bogen zu machen, haben sich die letzten Monate bestimmt sehr unbequem dargestellt.
Gut ist: er stellt sich den Dingen. Was für dich, für euch spricht. Er ist in Deutschland, er lernt Deutsch, er hat geheiratet, er hat dir von der Frau erzählt.
Schlecht ist: das wird noch ein sehr weiter Weg. Er wird für alles viel viel viel mehr Zeit brauchen. Vor allem, wenn die Motivation nur sekundär intrinsisch ist. Also eigentlich extrinsisch. Also er etwas dir zu liebe tun soll wie die Fahrt ins Krankenhaus. Da wird er sich an vielen Stellen zu sehr getriggert fühlen und blockieren. Das musst du aushalten können. Denn mit Druck geht da gar nichts. Nur mit sehr viel Verständnis und Nachtsicht. Und Zeit.
Was die Frau angeht, so sehe ich sie als Symptom und nicht als Problem. Nimm sie mal raus und geht stattdessen ins Gespräch. Geht in die Tiefe eurer Gefühle, Ängste und Trigger. Ohne Vorurteile, ohne Schuldzuweisungen, ohne Erwartung. Lernt euch weiter kennen. Seit nachsichtig und vorsichtig miteinander, liebevoll und offen.
Wenn ihr das schafft, dann ist die Frau irrelevant. Wenn nicht, dann im Grunde auch.
29.08.2024 10:36 •
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