Hallo zusammen,
ich bin 47 Jahre alt und hatte in der Vergangenheit mehrere Langzeitbeziehungen, die im Grunde recht harmonisch waren (und dennoch nicht gehalten haben, aber das ist ein anderes Thema). Ich war 1,5 Jahre Single und habe dann einen Alleinerziehenden Vater mit zwei Mädchen kennengelernt. Die Mutter ist vor 4 Jahren verstorben, die beiden waren aber nicht mehr zusammen zu diesem Zeitpunkt und auch bereits geschieden. Er wohnt ca. 50 km entfernt, ich hatte zum Zeitpunkt des Kennenlernens noch einen alten Kater. So viel zur Vorgeschichte
Wir haben uns über 2 Monate 2-3x die Woche getroffen, ich habe auch recht bald bei ihm übernachtet und wir hatten auch relativ schnell S.. Soweit so gut. Wegen der Kinder (11 und 13) bin ich immer zu ihm gefahren. Wir haben uns zeitlich begrenzt gesehen, weil ich meinen Kater nicht so lange alleine lassen wollte. Ich war recht schnell und auch sehr intensiv in ihn verliebt. In der Kennenlernphase gab es bereits einige Momente, die mir bzw. meinem Bauchgefühl negativ aufgefallen sind - z.B. hat er immer recht lange gebraucht mal zu fragen wann wir uns wiedersehen, hat zwar gesagt er meldet sich vom Singleportal ab, es dann aber nicht getan, wollte mal zu mir kommen und hatte das aber als er mal kinderfrei hatte vergessen, hat einen blöden Witz im Beisein seiner Freunde über mein langweiliges Bein gemacht etc. Als ich ihm dann gesagt habe, dass ich das verletzend fand, hat er mich als Mimose bezeichnet. Insgesamt war er also schon am Anfang weniger bemüht als ich mir das wünschen würde und statt auf Abstand zu gehen, habe ich ihm an meinem Gefühlsleben teilhaben lassen und damit Druck gemacht und mich zusätzlich klein. Heute weiß ich, dass ich eher hätte handeln sollen.
Ich war wahnsinnig verliebt, habe ihm Geschenke gemacht, ihm gesagt, dass er mir fehlt. Er hat mir ab und an gesagt wie toll ich bin, mich aber z.B. am Valentinstag am Stall bei meinem Pferd 1,5 Std. in der Kälte stehen lassen ohne bescheid zu sagen und ohne sich für die Verspätung zu entschuldigen. Und auch ohne Blumen oder ähnliches. Bei einem Gespräch darüber, dass ich hier für die Verspätung eine Entschuldigung erwartet hätte, habe ich das erste mal diese kalte und gleichgültige Seite von ihm zu Gesicht bekommen. Heute weiß ich, dass mich genau das triggert und in meine Kindheit (Beziehung zu meiner Mutter) zurückführt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht, bin aber geblieben.
Als mein Kater gestorben ist, war er mit seinen Mädels am See. Hat mir fröhliche Sprachnachrichten gesandt und ich fühlte mich irgendwie nicht so richtig gesehen. In den folgenden Tagen nach dem Tod meines Katers war ich sehr einsam und habe ihm das auch gesagt. Er hat sich wie immer regelmäßig gemeldet, kam aber nicht auf die Idee mich zu sich einzuladen oder ähnliches. Weil mein Auto in der Werkstadt war, hatten wir uns dann auch eine Woche nicht gesehen. Freitags hätten wir uns sehen können, aber da hatte er sich dann erstmal mit einem Freund verabredet. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich mir mehr Unterstützung von ihm gewünscht hätte, worauf er sich nur angegriffen gefühlt hat und null auf mich eingegangen ist. Da war das erste mal Schluss. Direkt am nächsten Tag hab ich es aber bereut und mich gemeldet. Da hat er am Telefon geweint und meinte er würde mich lieben, könne es aber nicht so zeigen.
Dann, nur einen Tag später, war ich bei ihm und bekomme einen Screenshot von einer Freundin - er hatte sich am Anfang dann vom Singleportal abgemeldet, weil ich mich wieder angemeldet hatte und nun war er wieder da. Keine Erklärung seinerseits. Immer nur sowas wie Maus, jetzt reg dich nicht so auf und zeig mir wie ich mich da wieder abmelde. Da war das zweite mal Schluss. Er hat mich gehen lassen und sich nicht gemeldet. 3 Wochen lang. Dann habe ich mich wieder gemeldet. Er hatte sich wohl an dem einen Abend wieder angemeldet wo wir getrennt waren. Hmm. Ich hatte ihm dann vorgeworfen, dass ich ihm nicht so viel bedeute wie er mir und er meinte daraufhin er könne nur zu 80% lieben und das sei nie anders gewesen. Und dennoch sind wir in die nächste Runde gegangen.
Das letzte mal waren wir getrennt, weil ich überlegt habe mir einen Hund anzuschaffen und er meinte, er möchte nicht, dass ich ihn mitbringe . Das Problem ist, dass er bei jedem Gespräch über uns zu einem gefühlt kaltherzigem Menschen ohne Empathie hinter der Mauer der Gleichgültigkeit wird. Das ist der krasse Gegensatz zu seiner sonst körperlich sehr zärtlichen Art.
Ich habe also das Gefühl, dass ich ihm teilweise recht gleichgültig bin, er sich keine Gedanken um und über mich macht und ich an seinem Leben nur teilhaben darf, aber doch bitte nicht anstrengend werden soll. Ich habe natürlich intensiv darüber nachgedacht warum ich immer wieder bei ihm angekrochen komme und sehe da eben diese Verbindung in meine Kindheit. Meine Mutter war ein kaltherziger Mensch und mir gegenüber sehr gleichgültig und irgendwie habe ich wohl gedacht, wenn er mich nur richtig liebt, würde meine Wunde damit heilen.
Ich habe mich also in den letzten Wochen intensiv mit meinem inneren Kind beschäftigt, mein Selbstbewusstsein wieder aufgebaut (bin weiterhin dran) und habe auch aufgehört mein Leben um ihn herum zu planen. Als ich das erste mal abends wieder nach Hause gefahren bin statt bei ihm zu bleiben, wollte er wissen warum und ich habe ihm gesagt was mir da bei uns beiden fehlt für eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Daraufhin hat er geweint und mir gesagt, er liebt mich, könne mir das aber nicht zeigen und würde damit alles kaputt machen.
Gestern hatten wir unser einjähriges, also theoretisch. Da ich beschlossen habe in diese Beziehung nicht mehr zu investieren als er hatte ich kein Geschenk, habe aber tatsächlich Blumen bekommen und er hatte gekocht für uns. Und er ist sogar zu mir gefahren um mir eine Wandhalterung für meinen Fernseher aufzuhängen. Mein verändertes Verhalten wirkt sich also aus
Wenn ich das so aufschreibe, merke ich wie krampfig diese ganze Beziehung doch eigentlich von Anfang an ist. Obwohl doch eigentlich der Anfang das besonders schöne sein sollte. Allerdings, ganz egal ob das jetzt hält oder nicht, habe ich schon jetzt einiges durch ihn über mich gelernt und bin auf meinen wunden Punkt gestoßen.
Ich denke er hat durchaus Gefühle für mich. So wie es ausschaut, mauert er seine Gefühle ein und wirkt Gleichgültig als eine Art Selbstschutz? Aber ich bin ja kein Therapeut und das ist seine Baustelle. Ich versuche also möglichst bei mir zu bleiben.
Ich habe mir vorgenommen, dass es kein weiteres On/Off geben wird. Gehe ich nochmal ins Off, dann überlege ich mir das vorher gut und dann bleibt es auch dabei.
P.S. Über die Kinder habe ich nichts geschrieben, weil sie nicht erheblich für unsere Problematik sind. Die Kinder sind toll, wir haben uns sehr lieb.
P.P.S. Ich glaube ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben. Wenn ihr aber Gedanken dazu habt - immer her damit.
15.11.2021 22:22 •
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