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On-Off-Beziehung, Borderline-Anteile, Depression

A
Es wird länger, ich möchte die ganze Geschichte erzählen. Vielleicht hilft es jemandem in einer ähnlichen Situation, vielleicht erkennt sich jemand oder eine ähnliche Situation wieder. Gerade muss es einfach nur raus, quasi als Dokumentation für die Nachwelt, wohl auch als Hilferuf, als Hoffnung auf ein Echo, dass ich noch existiere. Ich hab momentan niemanden, mit dem ich reden könnte und auch keine Kraft und keinen Willen daran etwas zu ändern. Seit Wochen gehe ich nicht mehr vor die Tür außer kurz einkaufen. Ich stecke in einer Depression fest. Ich merke das und weiß, was ich alles tun müsste, dass ich raus gehen und Hilfe suchen müsste, aber es geht nicht. Zaghafte Versuche endeten in Weinanfällen in der Öffentlichkeit. Vielleicht ist das ok gerade, vielleicht ist das hier ein Anfang.

Ich bin 34, männlich und wohne in einer größeren Stadt im Osten.

Im November 2019 habe ich eine Frau kennengelernt. Sie war die beste Freundin meiner damaligen Freundin, mit der ich von 2016 bis Frühjahr 2019 mit Unterbrechungen zusammen wohnte. Ein Teil von mir schämt sich dafür und denkt, dass das, was ich jetzt erlebe, nur der Spiegel für diese damalige Aktion ist, Karma quasi. Der andere Teil denkt dass Karma Quatsch ist und es für alles einen Grund gibt, weshalb man wie wann warum handelt, auch wenn es nicht unbedingt mit den eigenen Moralvorstellungen zusammenpasst.

Für mich war es mit dieser Frau nur noch Freundschaft-Plus, für sie war es immer etwas mehr und ich wusste das, konnte mich aber nicht klar abgrenzen, was schwach war. Während dieser Beziehung kam dann seit 2018 irgendwann SIE öfter zu Besuch zu meiner damaligen Freundin. Meist um sich bei ihr auszusprechen und zu weinen, sie hatte sich gerade von ihrer damaligen 7-jährigen Beziehung getrennt. Ich bekam viel davon mit, sie nahm einen ziemlich großen Raum ein, den meine damalige Freundin ihr auch gerne gab.

Während sie da war, bekam ich keinen Ton raus, ich sagte außer hallo und tschüß nichts. Ich hatte Angst vor ihr, war unsicher, verschüchtert wie ein Kind. Sie gucke mich oft lange und stumm mit großen Augen an, sagte aber auch nichts. Es waren Blicke wie Stromstöße. Wenn sie weg war, war sie oft Thema bei meiner damaligen Freundin und mir, wir reden oft über ihre Probleme und Ansichten, was auch von mir aus ging. Man kann sagen, sie beschäftigte mich damals schon sehr, zog mich in ihren Bann mit ihrer Art zu leben, zu sprechen, zu sein.

Sie hat etwas sehr kindliches, authentisches, liebevolles. Zugang zu all ihren Gefühlen: Wut, Trauer, Freude, es floss ungefiltert aus ihr heraus. Sie faszinierte mich so sehr, ich erkannte mich wieder in ihr, unsere inneren Kinder waren damals bereits zusammen. Einmal saßen sie und meine damalige Freundin zu zweit auf dem Balkon, es war Kindergeschrei draußen und sie stimmte in das Geschrei mit ein. Einmal legte sie sich mitten ins Gras auf den Innenhof, es war ihr völlig egal was die Nachbarn dachten. Sie wurde oft wütend wenn sie sprach, über die Gesellschaft, das Schulsystem, schrie dann booaah, ich könnt kotzen und verzog ein Gesicht. Sie war wunderschön.

Als ich im Frühjahr 2019 auszog und einige Monate in meiner eigenen Wohnung lebte, wieder in Teilzeit arbeiten ging (mir ging es damals psychisch schon nicht ganz so gut, zu viel allein, soziale Phobie), nahm ich mit ihr Kontakt auf. Sie ging mir nicht aus dem Kopf, es zog mich zu ihr. Ich rechnete mir eigentlich gar keine großen Chancen aus. Sie ist zwei Jahre älter als ich, hatte sehr viele Kontakte und, was ich so mitbekam, auch viele Männer um sich, die auf sie standen und denen sie auch körperlich sehr nah war, kuscheln etc. Ich schrieb ihr eine SMS, sie lud mich zu ihr nach Hause ein.

Von Anfang an war es unheimlich vertraut. Das Gefühl von völliger Offenheit, Zuneigung, Zusammengehörigkeit. Ich war angespannt, unsicher, aber es war als hätten wir bereits einen Pakt geschlossen, es war klar, wir gehören zusammen. Sie sagte mir, sie hätte sich mir gewünscht vom Universum. Da war ich nun. Sie tanzt gern, wir gingen tanzen, wozu sie mich wegen meiner Angst natürlich erst überreden musste. Ich überwand mich, es ging, es war schön. Es war ihr dann zu laut, wir gingen durch die Nacht spazieren. Wir redeten und redeten und redeten, tagelang, sie erzählte mir von Beginn an alles:

Von ihrer Anpassungsstörung, ihrer damalige Borderline-Diagnose, ihrer jahrzehntelangen Therapie. Vom ambivalenten Verhältnis zu ihrer Mutter, von deren Tod 2012. Vom Vater, der sie schlug, gleichzeitig aber auch sehr liebevoll war. Der eigentlich von Anfang an eine andere Frau liebte, zu der er später irgendwann auch zog, sich aber damals für ihre Mutter entscheiden musste. Wie sie und ihre Schwester dementsprechend gar nicht hätten entstanden dürfen; jedenfalls nicht aus echter Liebe. Wie sie als Teenager auf ihren Vater aufpassen musste, wenn er sich mal wieder umbringen wollte, weil seine Frau nebenbei andere Männer hatte. Wie sie zuhause kontrolliert und eingesperrt wurde, als Kind ständig ein Aktivitäten-Programm abspulen musste, nie frei war. Wie sie versucht hat, als Kind zwischen ihren Eltern zu schlichten, wenn diese stritten. Wie sie mit 16 von zuhause ausgezogen ist, zu ihrem damaligen Freund, von dem sie schwanger wurde. Den Sohn, den sie mit 18 bekam und bald zur Adoption freigab. Zu dem sie seitdem immer mal wieder Kontakt gesucht, aber keine Antwort bekommen hat.

Es hat mich natürlich nicht nachdenklich gemacht, abgeschreckt, vorsichtig werden lassen. Nein, es hat mein Retter-Gen aktiviert, den Beschützerinstinkt. Bei mir war es ja ähnlich, ich erzählte ihr von mir, von meiner Kindheit auf dem Bauern-Dorf, abgeschirmt von allem, allein im Einfamilienhaus im Grünen, ausgeliefert dem schlagenden, emotional toten Vater, der vor Familienglück und Unbildung freudig glucksenden Mutter, deren ganzer Stolz der Sonntagsbraten war. Es gab nichts außer dem Fußballverein. Du gehst auf die Hauptschule, das reicht, das passt schon, wir hatten auch nicht mehr und uns gehts gut. Unsere verletzten inneren Kinder hatten sich gefunden und liebten sich.

Doch es war so viel mehr. Ich hatte kein echtes Leben neben der Arbeit, also lebte ich ihres, logischerweise. Sie nahm mich mit in ihre Welt, zeigte mir ihre Bücher, ihre Bilder, ihre Musik, ihre Orte, den Gemeinschaftsgarten, wo im Spätherbst die Physalis wuchsen. Ihre Physalis, eine Lieblingspflanze von ihr. Neben den Hagebutten. Ich wusste vorher nicht, dass man Hagebutten pur essen kann. Sie erklärte mir, dass man nur diejenigen pflücken durfte, die sich von allein gaben. Ich schrieb eine Kurzgeschichte dazu, malte Bilder dazu und schenkte es ihr zu Weihnachten. Sie lieh mir ihr Buch von Michael Ende aus, im schönen Stoffeinband, gab es mir mit, als ich vor Weihnachten für ein paar Tage in die Heimat zu Besuch fuhr. Was für ein Vertrauensbeweis. Wir telefonierten stundenlang, ich las ihr vor. Sie nannte mich liebes Herz. Sie schrieb mir SMS, kannst du's halten, kannst du's halten. Ich wusste damals nicht was sie meinte, aber ich war mir sicher, JA, ich kann und will es halten, alles. Ich sollte mich irren, natürlich.

Es kam das erste Weihnachten seit Jahren an dem sie alleine war. Vorher war sie immer mit ihrem Ex-Freund bei dessen Familie, aber sie entschied sich bewusst für ein schlichtes Fest mit sich allein. Ich wunderte mich etwas, dass sie in diesen Tagen nicht mehr Zeit mit mir verbringen wollte, da wir beide allein waren, aber es war kein Problem, wir waren in Kontakt und verliebt. Wir gingen in die Kirche, abends. Sie ist eigentlich gar nicht der Typ dafür, aber sie mag die Stimmung, die Gebäude. Sie kam zu spät, aber wir fanden uns. Auf dem Nachhauseweg erzählte ich ihr von meinem Glauben, dass ich einige Phasen hatte, so auch 2019, in denen ich mich näher damit beschäftigte und in einem Hauskreis bzw. Gemeinde war. Sie sagte erstaunt und irgendwie abwertend das glaub ich dir jetzt nicht. Sie ist eher esoterisch angehaucht, Yoga, Horoskope, Kartenlegen, Bewusstseinsarbeit, sie glaubt an das Universum, kann Energie spüren und solche Sachen. Ich weiß nicht warum, aber in diesem Moment habe ich mich für nicht voll genommen gefühlt. Es überkam mich das Gefühl, dass wir in dieser Hinsicht überhaupt nicht zueinander passen, dass ich meinen Glauben verraten müsste in vielerlei Hinsicht. Es kam zum ersten Streit, ich wollte trotzdem wieder gern mit zu ihr nach Hause, aber sie schickte mich weg. Es fuhr nichts mehr, es war spät abends, ich lief quer durch die Stadt und bekam meine erste Panikattacke seit langem.

Wir versöhnten uns bald darauf, gingen viel raus, sie war unendlich zärtlich, liebevoll, es war intensiv und vertraut wie nie zuvor in einer Beziehung. Die Art, wie sie einerseits frei und unabhängig war und dann gleichzeitig fast in Symbiose ging, wenn ich da war, beunruhigte mich nicht, nein, es war das schönste was ich mir vorstellen konnte. Innerhalb von wenigen Wochen fühlte es sich an, als wäre es unzerstörbar, schicksalhaft, vorherbestimmt. Dann kam Silvester. Sie hatte drei Optionen was sie machen wollte. Ich war keine davon. Sie feierte mit Freunden. Um 2 Uhr kam eine SMS. Alles ok bei dir?, so ungefähr. Ich war fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam feiern oder wenigstens telefonieren würden, lag zuhause im Bett und konnte nicht einmal weinen, starrte nur fassungslos aus dem Fenster. Ich hätte mir auch andere Optionen suchen müssen, es war bestimmt ganz normal.

Der Januar 2020 war dann wohl eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Wir gingen ins Puppentheater, an den See, ans Lagerfeuer, Blumen-Ausstellungen, wir kochten und aßen zusammen, gingen viel spazieren und redeten ohne Ende. Nach der Arbeit fuhr ich immer zu ihr, ich übernachtete bei ihr, der S. war fantastisch. Stundenlanges kuscheln, reden, miteinander sein, so dass wir die Zeit, das essen, alles um uns herum vergasen. Sie gab mir den Schlüssel für ihre Wohnung, ließ mich in ihrem Bett schlafen, ich lebte quasi bei ihr in der Wohnung. Später sagte sie mir mit Blick auf diese Zeit manchmal, das wäre ko-abhängig und sie käme zu nichts, würde völlig vergessen dass sie noch Freunde hat, usw. Gleichzeitig kam es immer wieder zu dieser extremen Nähe, gerade auch von ihr aus. Ich ermunterte sie dazu, mal wieder zu Freunden zu gehen, oder dass ich mal für nen halben Tag gehen könnte, wenn es mal wieder drei gemeinsame Tage am Stück wurden, so dass wir ein gesunden Maß an Nähe und Distanz finden. Aber wir bekamen es selten hin, entweder wir waren komplett zusammen oder aber, im anderen Extrem, wenn sie dann einmal raus ist, war sie auch ganz raus, verschwunden in ihrer anderen Welt, unerreichbar.

Das Ankommen und wieder aus dem Kontakt gehen mit mir fiel ihr unglaublich schwer, je näher und vertrauter es mit uns wurde. Sie sagte, das wäre nur bei mir so. Sie brauchte immer Ankommenszeit, in der sie von ihrem anderen Leben auf das Leben mit mir umschalten konnte. Einmal hatte ich den Müll raus gebracht, war also eine Minute weg. Kam die Treppe hoch, begegnete ihr, sie erkannte mich erst gar nicht. Als wäre ich ein Fremder, den sie erstmal neu einordnen musste. Immer wenn ich ging, mussten wir die Abschiede am besten mehrere Stunden vorher ankündigen und uns langsam entwöhnen, durch verminderten Kontakt innerhalb der Wohnung. Ich habe das oft nicht kapiert bzw. mich leider meist nicht daran gehalten und sie damit verunsichert, was mir zutiefst leid tut im Nachhinein. Ich hatte zu wenig Empathie, konnte das nicht nachfühlen. Jetzt, da es zu spät ist, wir mir das erst richtig bewusst und ich hätte gern alles besser gemacht.

Dann kam Corona. Ich kündigte meinen Teilzeitjob. Sie selbst muss nicht arbeiten. Ihr Lebensstil, nun ja, gefiel mir so gut, ich stellte alles in Frage: Das System, Arbeitsverträge, meinen narzisstischen Chef, der ständig ins Büro geplatzt ist und sich mit einer brutalen Energie neben mich gesetzt hat, um mir neue Aufgaben zu geben. Ich hatte keine Lust mehr und bewunderte sie, dass sie so lange dafür gekämpft hat für ihre Frührente, ihre Freiheit, so sehr zu sich steht, sich trotz Engpässen dieses Leben in zeitlichem und auch materiellem Reichtum (sie ernährt sich nur von gutem, teuren Bio-Essen usw.) selbst zugesteht. Ich war dann die meiste Zeit bei ihr, wir traten nun auch als Paar auf, ihre Freunde kamen mal zu uns, mal trafen wir uns auch draußen. Aber selten. Meist ging sie allein zu ihnen, womit ich auch völlig ok war und sie auch. Ich war sogar oft froh über ein wenig Ruhe und Zeit für mich.

Dann kam der Februar und die erste Off-Phase. Ich war auf der Arbeit, sie rief mich an, ob ich nach der Arbeit mit ihr essen gehen wolle. Na klar wollte ich, also hin, japanisches Restaurant. Sie war schon da. Es war ein Zweierplatz. An meinem Platz stand bereits ein halbvoller Teller. Ob ich nicht davon essen möchte. Einer ihrer Freunde war vor mir da, ein 50-jähriger Tan.tra-Masseur, ein ganz lieber Mensch. Ob ich etwas dagegen hätte, wenn gleich noch ein anderer ihrer Freunde dazu käme. Nein natürlich nicht. Er kam also, er war um die 40, wollte mal was von ihr, aber jetzt angeblich nicht mehr. Er setzte sich auf die Bank neben sie, sie redeten leise miteinander, steckten quasi die Köpfe zusammen, ich versuchte mich auf mein Essen zu konzentrieren. Es gelang nicht. Er stand nach ein paar Minuten auf, umarmte sie, gab mir die Hand. Ich stand auf und schüttelte sie. Als er weg war, schaute ich sie an. Sie legte beide Hände ans Herz und atmete tief ein, mit halb geschlossenen Augen, als wäre sie weggetreten. Dann guckte sie mich an und fragte: Ist irgendwas?. Ich bekam kein Wort raus, sagte ich müsse weg, stand auf und ging in meine Wohnung, wie in Trance. Das dauerte etwa zwei Wochen. Ich schrieb, es wäre vorbei, das ginge gar nicht. Ob sie mich verarschen wolle. Ich kannte so etwas nicht. Für sie war es wohl normal, sie war schockiert. Ich vermisste sie ohne Ende, aber versuchte stark zu bleiben, versuchte die Situation einzuordnen, zu verarbeiten, war es meine krankhafte Eifersucht? Macht man so etwas? Ist das normal? Ich fand keine Antwort, nur, dass es mir sehr sehr weh tat. Ich legte ihr ihren Wohnungsschlüssel in den Briefkasten. Sie meldete sich mit einer SMS an meinem Geburtstag Anfang März. Ich hatte mich beruhigt und gleichzeitig große Sehnsucht nach ihr. Wir kamen kurz darauf wieder zusammen,ich bekam wieder ihren Wohnungsschlüssel (wir tauschten diesen in der Folge auf diese Weise noch mehrmals aus - ich gab ihn im Streit zurück und bekam ihn dann wieder. ), unternahmen viel, es war intensiv und vertraut wie vorher. Sie erzählte mir, dass sie nach meinem Weggehen für zwei Tage in der Klinik war, so schlimm war es für sie. Das tat mir leid, ich hätte das nicht gedacht. Ich gelobte Besserung, dass ich mich um meine Eifersucht kümmern wollte, wobei sich tief in mir etwas wehrte. War das denn so wirklich normal?

April 2020. Der Tan.tra-Masseur rief in dieser Zeit ständig an, wollte sie dauernd treffen. Er war ihr Papa-Typ, sie besuchte ihn hin und wieder bei ihm zuhause, legte sie sich in seinen Arm. Oder sie gingen zu zweit im Wald spazieren. Seit der Situation im Restaurant hatte ich an meiner Eifersucht, meinen Bewertungen gearbeitet. Ich war verunsichert, aber ich versuchte zu vertrauen. Wir luden ihn irgendwann zum essen ein, wir zu dritt, zu hause. Ich verstand mich sogar relativ gut mit ihm, auch wenn mir seine Spitzen auffielen, z. B. kannst du das denn auch richtig?, als ich sagte was ich gekocht habe. Nach einer Weile reagierte sie komisch, sie war mit den Gesprächsthemen unzufrieden, sagte etwas wie schön dass ihr euch so gut versteht und verließ das Zimmer, ohne sich zurückholen zu lassen. Später sagte sie mir, das wäre ihr mit ihm so noch nie passiert, es müsse wohl an mir liegen. Ich nutzte die Gelegenheit um ihn unter vier Augen zu fragen, ob er mehr von ihr wolle, weil er so den Zweierkontakt mit ihr suche. Er meinte, nein, er habe schon so viele Frauen gehabt, er will sie nur als Freundin, ich solle mir keine Gedanken machen. Ich glaubte ihm, beruhigte mich.

Kurze Zeit darauf erzählte sie mir beiläufig, dass er sie gefragt hätte, ob sie einmal nac.kt mit ihm kuscheln möchte und vor ihm ma.sturb.ieren. Sie sagte mir, für ihn hat das keine so große Bedeutung wie für mich, Na.cktsein, S.ualität, er ist ja Tan.tra-Masseur. Sie fände das auch mal gut, denn er habe einen sehr großen Körper mit viel Masse, das fehlt ihr manchmal (ich bin eher kleiner und schlank, nicht so viel zum festhalten). Ich erlebte es als Verrat. Wieder nur meine Eifersucht, unbegründet? Mein Bauchgefühl drehte durch, ich versuchte das zu erklären, drängte auch leider darauf, dass sie den Kontakt mit ihm lassen soll auf diese Weise, was für sie aber nicht infrage kam. Also weitere Treffen bei ihm zu zweit. Ich solle Vertrauen haben.

Eines Tages war sie mit Freunden unterwegs. Sie rief an, fragte ob es ok wäre, wenn der Masseur und eine Freundin noch mit nach Hause kämen. Ich maßte mir nicht an, etwas dagegen zu sagen. Am Ende kamen sie zu zweit, ohne die Freundin. Er grinste mich an, sie hatten Falafel mitgebracht. Komm, wir essen. Ich knurrte, ich esse später. Sie setzten sich zu zweit in die Küche, Kerze an, lachten, als wären sie das Paar. Ich saß im Wohnzimmer, mir drehte sich der Magen um. Ich zitterte. Irgendwann hörte ich sie zu ihm sagen so, wollen wir uns hinlegen?. sie kamen ins Wohnzimmer, auf die Couch auf der sich saß. Wie gesagt, sie hat kaum Möbel und weitere Liegemöglichkeiten gab es nicht. Sie stand wortlos vor mir und sah mich an. Ich stand auf und ging in die Küche. Alles raste in mir. Sie fragte noch, ob alles ok sei. Ich machte durch meine Gestik und Mimik klar, dass nichts ok sei, sagte aber, sie ist frei, kann tun was sie will, es wäre ihre Entscheidung, ich weinte, war außer mir. Sie interpretierte das als es ist ok und ging zu ihm. Er legte sich seelenruhig auf die Couch, sie setzte sich an das Fußende. Ich drehte innerlich durch. Irgendwann machte sie die Wohnzimmertür zu. Ich rastete aus, lief hin und her, konnte mich nicht beruhigen. Ich platzte irgendwann rein und bat sie, dass es genug ist, dass er bitte gehen soll. Er ging. Ich drehte völlig durch als er weg war, warf meine Hose vor Wut auf den Boden, schrie, brüllte sie an, dass das nicht normal ist, emotionaler Missbrauch, keine Liebe, fing an zu weinen, hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich beendete zum zweiten Mal die Beziehung, sagte, ich könne das nicht aushalten, das habe ich nicht verdient und ging.

Natürlich konnte ich mich wieder nicht lösen, dachte darüber nach, vielleicht war es gar nicht so schlimm und es war nur meine Eifersucht, es war ja nichts passiert, nur mein eigener Mangel, ich müsse da hinschauen und herausfinden, was da in mir ist, was so heftig reagiert. Also trafen wir uns wieder und kamen wieder zusammen. Sie machte weiterhin mit diesem Freund Dinge. So war er bei den aufkommenden Corona-Demos mit involviert, Freiheit und so, was sie ganz toll fand und selbst organisatorisch mitmachte. Mir war das eher suspekt, ich war kritisch dazu eingestellt, wollte aber gern mit ihr arbeiten und ihre Interessen teilen. Sie trat dort auf, als Tänzerin, Rednerin und hätte sich gewünscht, dass ich mit dabei bin. Ich wollte das auch immer, verfolgte es aber wohl nicht stark genug, wegen meinen Ängsten und einer sich immer stärker ausbreitenden Müdigkeit. Oft hatte ich überhaupt nicht die Energie, aus dem Haus zu gehen, bzw. eine unbestimmte Furcht vor Panikattacken. Eine solche hatte ich kurz vorher bereits.

Sie hingegen blühte auf und verbrachte viel Zeit dort. Das war ihre neue Bestimmung, dort hatte sie ihren Platz gefunden. Ich wollte gern involviert werden und meine / unsere Nische dort finden, aber außer einem einzigen Mal kam es nicht dazu. Stattdessen war ich zuhause und schnitzte ihr einen Holzbecher und war mit der Rolle als der sichere Hafen zuhause, der auf ihre Katze aufpasst, den Haushalt schmeißt und einkaufen geht, relativ zufrieden. Sie nicht, wie ich später (zu spät) erfahren musste.

Im Juni ging alles den Bach runter. Sie wurde distanzierter. Es gab immer öfter Diskussionen und Streitereien wegen diesem Masseur, der sich für mich als großer Guru aufspielte. Ich weiß nicht ob es Neid war, ein Mangel an eigenem Antrieb. Bestimmt. Sie war genervt von mir, meinen Panikattacken, dass ich ihr zu ängstlich war unter Menschen. Sie hatte genug von dem Drama und meiner Negativität. Wir hatten immer wieder und immer öfter Phasen, in denen wir tagelang keinen Kontakt mehr hatten, wo sich der eine oder der andere zurückzog. Zuletzt immer häufiger sie, was mich vor dem Hintergrund dieser anderen Männer, die sie ständig und wie selbstverständlich anmachten, teilweise wenn ich dabei war, leider noch klammernder werden ließ.

Als ich Ende Juni für zwei Tage ins Krankenhaus kam, kam sie mich einmal kurz besuchen. Als ich nach ihrer Hand griff, merkte ich, dass ihr das unangenehm war. Die ganze Situation war sehr kühl von ihrer Seite aus. Sie sagte, dieser Ort wäre schrecklich, sie könne es hier nicht aushalten. Als ich sie abends anrief, ging sie nicht dran, was untypisch für sie war. Aber ich dachte mir nichts schlimmes dabei. Ich nutzte die Zeit um nachzudenken, zu mir zu finden. Es würde sich schon alles geben. Als ich entlassen war, meldete sie sich nur ganz kurz und stockend, ausweichend. Die Tage vergingen, ich kam nicht mehr an sie ran. Sie schrieb mir auf meine Bitte, mir zu sagen was los sei, eine lange SMS, dass ich erst meine Angst vor Menschen in den Griff bekommen müsse und sie ihre Angst vor dem Alleinsein und dass Abstand gerade am besten wäre. Ich fiel aus allen Wolken, litt wie ein Hund, verkroch mich zuhause und akzeptierte es. Ich wollte an mir arbeiten. Aber es traf mich trotz des Chaos zuvor wie ein Schock.

Ich schrieb dem Tan.tra-Masseur, dass ich mich bei ihm für mein Verhalten entschuldigen wolle und traf mich sogar mit ihm. Als sie das mitbekam, rief sie mich an. Sie sagte, es gäbe da etwas, das sie mir vor dem Treffen mit ihm sagen müsse. Sie hätte im Rahmen dieser Corona-Demos jemanden kennengelernt, einen sehr sehr lieben Menschen. Sie empfänden Zuneigung füreinander. Aber sie könne nicht genau sagen, wohin es sich entwickeln würde. Sie hätte jemanden gebraucht, wäre an dem Tag, als sie mich im Krankenhaus (diesem schrecklichen Ort) besuchen kam, zusammengebrochen, wäre auf dieser Demo weinend unter einem Baum gesessen und da hätte er sie getröstet, in den Arm genommen. Wieder fiel ich für mehrere Tage in eine Schockstarre. Wollte sie treffen. Wollte gut damit umgehen. Sie sagte, sie liebt mich noch, er wisse auch von mir und ihm wäre das wurscht, wen sie sonst noch so liebe, er wolle sie unbedingt.

Wir trafen uns wieder, ich versuchte stark und ohne Vorwürfe, verständnisvoll zu sein. Ich wollte mit ihr sein, alles überwinden. Sie erzählte mir aus ihrem Leben, das wäre bei ihr schon immer so gewesen, immerzu verliebte sie sich in jemanden, alle ihre Freunde hatten das mitgemacht. Nur einer konnte das, der erste, aber der suchte sich dann eine andere Freundin und zog weg. Sie würde es unglaublich gern mit mir schaffen, sie liebt mich, möchte uns beide, ihn und mich. Ich sagte zu, wollte sie nicht verlieren. Das würde ich auch noch schaffen, ich würde ihr zeigen, dass ich es ernst meine, dass ich stark genug bin, dass ich es aushalten kann, dass ich da sein werde, wenn er längst wieder weg ist.

Die folgenden Tage waren grausam. Ich wohnte wieder quasi bei ihr, wir waren vertraut wie nie, hatten auch intensiv S., sie erzählte mir von ihm, war richtig verliebt, von seinen großen Lippen (viel größer als meine), seinem massiven Körper (viel größer als meiner), seinem tiefen Haaransatz, wie ein Krieger, ja, er sieht wirklich gut aus. dass er gar keine Angst hat, dass sie jemanden wie ihn braucht, da draußen, weil sie jemanden braucht, der stark ist, weil sie immer nur so stark ist wie ihr gegenüber, sagte sie. ich fragte sie, ob das nicht irgendwie auch mit mir ginge, wenn wir uns lieben, in vielleicht anderer Form, oder mit Entwicklung, oder wenigstens mehr Klarheit und Kommunikation, ein Involviertsein. ich möchte ja, ob sie mir nicht eine Chance geben würde. Aber sie kann nicht warten, braucht das gleich, im Heute, ohne jede Einschränkung. Mir würde ja nichts weg genommen werden, sie würde ja nach wie vor immer für mich da sein. Nur in welcher Form, das könne sie nicht sicher sagen. Sicherheit gebe es bei ihr keine.

Im August zog ich in meine neue Wohnung, die ich mir ursprünglich nur angemietet hatte, um näher bei ihr zu sein. 18 qm Wohnklo. Ich dachte damals, ich wäre eh die meiste Zeit bei ihr, oder draußen. Wie ich mich täuschen sollte. Der neue Freund meiner vorherigen Ex (!) half mir. Sie fragte, ob ich damit ok wäre, wenn sie an diesem Tag mit ihrem Krieger an den See fahren würde. Ich wollte stark sein und sagte ja. Sie fuhr. Als ich um 22 Uhr noch nichts von ihr hörte und bereits wieder in ihrer Wohnung war, fragte ich sie per SMS, ob alles ok sei. Ja, ich solle mir keine Sorgen machen, sie würde bald losfahren. Sie kam dann irgendwann gegen drei Uhr nachts. Sie erzählte mir, dass nichts war, außer reden und etwas knutschen. Es ging mir sehr schlecht.

So ging das weiter, sie war oft den ganzen Abend bis tief in die Nacht mit ihm, spazieren, tanzen, reden. So die offizielle Version. Sie erzählte mir so viel über ihn, ich fragte auch, wollte alles wissen, vertrauen. er sei so ein lieber Mensch, er hat auch ein starkes inneres Kind, sie arbeiten viel zusammen, es geht eher um Sicherheit, um reden, er habe Poten. und viel weniger archaischen Anteil als ich, usw. Bei ihm könne sie wie sie selbst sein, während sie bei mir öfter Angst empfindet, ich rege sie zu sehr auf, wegen meiner Eifersucht und weil ich ihr so nah bin, so viel bedeute.

Er rief in der Folge oft an, ich bekam es am Rande mit, sie streichelte mich einmal beim telefonieren mit ihm, ich hörte ihn fragen was machst du gerade. sie sagte, sie habe gerade gegessen, was stimmte. nur dass sie mit mir gegessen hatte erwähnte sie nicht. Warum auch. Es war grauenvoll. Er wollte mit ihr wieder zum See fahren, sie fragte mich ob es ok wäre, wenn nicht, würde sie dableiben. Ich sagte, sie muss das wissen, sie ist frei. Ich küsste sie zum Abschied lange, blieb locker, war auch eigentlich echt ok. Ich dachte diesmal würde sie nicht so lang bleiben oder sich mal melden. Sie fuhr und blieb wieder bis spät nachts weg ohne sich zu melden. Es war vor allem die Länge und dass er plötzlich so gleichberechtigt war, was mich verunsicherte. Ich hätte ihr alles zugestanden. Aber sie redete kaum offen mit mir darüber. Es schränkte sie ein, war ihr zu anstrengend. Sie sagte einmal: Entweder so oder eben gar nicht. Ich sagte zwar in der Wut ok, dann gar nicht, aber konnte es nicht durchhalten. Ich spürte, ich war ihr nicht wichtig genug. An diesem Punkt habe ich meinen Selbstrespekt und sie ihren Respekt vor mir spätestens ganz begraben. Einmal sagte sie halb im Scherz zu mir. Kein Respekt mehr, nur noch Geborgenheit. Darauf angesprochen meinte sie, sorry, das war meine böse Seite.

Einmal, als wir gerade S. hatten und er wieder mal anrief, habe ich es nicht mehr ertragen, bin ziemlich wütend und vom Testosteron aufgepumpt zum Telefon und wollte dran gehen. Sie sprang auf und riss es mir mit aller Kraft aus der Hand. Es ging alles nicht mehr, ich verlor die Fassung, die Kontrolle, die Nerven, brach zusammen. Mehr als einmal bettelte ich sie an, wenn ich ihr etwas bedeute, soll sie das mit ihm bitte beenden, und mit mir doch bitte schauen, was wir gemeinsam machen können, dass es für beide passt. Nein, zu viel Druck, zu viel Kontrolle, ihre Freiheit, sie kann sich nicht selbst betrügen. Das gehe gerade vielen Frauen so, ihrer Freundin auch, dass sie sich in andere verlieben. Ihre Mutter war auch so. Sie brauche das jetzt.

Irgendwann fuhr sie mit ihm und den anderen auf eine große Corona-Demo nach Berlin. Sie verhielt sich davor sehr komisch und zog sich zurück. Sie meldete sich am Anreisetag nur einmal spät nachts, vom Hostel aus, dass sie nicht schlafen könne. Nur einzelne kurze Worte, kein gute Nacht, null emotionale Verbindung. Kurz zuvor hatte ich mir in windeseile ein neues Handy angeschafft, damit sie mich erreichen konnte. Es war kurz zuvor kaputt gegangen. Ich war wütend, enttäuscht, fassungslos, wie so oft, hatte gehofft, sie würde in dieser mich massiv verunsichernden und traurig machenden Situation (ich wollte eigentlich mitkommen, irgendwie mit dabei sein, Zugang finden, ihn kennenlernen - sie blockte alles ab) wenigstens mit mir telefonieren oder SMS schreiben. Nichts. Am nächsten morgen rief sie mich an, fragte ob ich auf die Katze aufpassen könnte, ihr gehts nicht gut. Sie hatte eine Nachbarin damit beauftragt, weil sie mir nicht vertrauen konnte offenbar. Ich konnte meine Wut nicht mehr verbergen und konfrontierte sie. Sie wurde auch wütend, wie so oft, sagte wenn man dir den kleinen Finger gibt willst du die ganze Hand und ich habe hier total viel Stress und legte auf. Ich erreichte sie nicht mehr.

Nach einer Woche der Ungewissheit meldete sie sich wieder. Wir trafen uns, ich war wieder für drei Tage bei ihr. Wir hatten einen wunderschönen Tag am See, ich massierte sie, wir kochten, es war wie früher. Wie so oft. Erst schlimmstes Leid und dann wieder ein Stück vom Himmel. Wir hatten S., ich fragte sie währenddessen über ihren S. mit ihm aus, es machte uns beide an in dem Moment, ein schlimmer Fehler im Nachhinein. Er passierte im Gruppenraum des Hostels nachts, als die anderen schliefen, kurz nachdem sie mir die SMS geschickt hatte. Sie war wohl ziemlich laut, meinte er. Sie selbst könne sich an nichts mehr erinnern. Sie verliere eben die Kontrolle wenn sowas passiert. Und sie hatte sehr viel Stress dort.

In der Folge wurde der Kontakt immer weniger, von ihr aus. Im August fuhr sie eine Woche mit ihm nach Berlin und zwei Wochen mit ihm an die Ostsee zelten. Eigentlich wollten wir dort hinfahren. All die Zeit war ich allein, täglich, mit meinen Gedanken. Kein Lebenszeichen. War nicht angenehm, weiß nicht wie ich es überlebt habe. Bis heute weiß ich nicht was da alles passiert ist. Es fällt unter ihre Privatsphäre und sie wird den gleichen Fehler nicht noch einmal machen, mir davon zu erzählen. Wenn wir uns trafen, gab es noch ein paar schöne Momente, so zuletzt wieder drei Tage am Stück Ende September bei ihr zuhause. Es ging ihr nicht gut, ich war für sie da, wie früher. Als es ihr wieder besser ging, gingen wir raus, in den Park, in die Stadt, wir waren vertraut wie immer, kämpften spielerisch, gingen shoppen, ich kaufte ihr ihre Lieblingsschokolade, wir lachten. Eine Freundin kam dazu, mit ihr wollte sie ins Kino. Ich ging, verabschiedete mich, fragte, ob ich sie danach abholen soll. Sie wisse es noch nicht. Sie meldete sich nicht mehr und drei Tage am Stück nicht mehr, in denen ich ihr auch nicht schrieb, um sie kommen zu lassen.

Ich spürte genau, dass entweder am gleichen Tag oder am Tag darauf wieder irgendetwas passiert war, für das sie sich mir gegenüber schämte (S. mit ihm o.ä.), sie fiel wieder raus aus dem Kontakt. Es dauerte zwei Tage in dieser Funkstille nach dem Hochgefühl, dann rutschte ich in die Depression, die bis heute anhält. Ich kann nicht mehr raus gehen, sitze in meiner 18 qm Gefängniszelle und laufe im Kreis. Sie kam noch einmal vorbei, ich wollte mit ihr schlafen, eher panisch, verzweifelt. Sie nicht mehr, ich habe es als Ablehnung verstanden, geweint, sie angefleht es noch einmal mit mir zu probieren, als Partner, dass ich wieder bei ihr wohnen darf. Das war natürlich völlig brutal daneben, hat alles nur noch schlimmer gemacht. Sie meinte, ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Ja. Sie wolle, dass ich glücklich bin. Sie liebt mich, aber möchte dass wir unabhängig voneinander glücklich sind. Sie hat Recht. Aber bis dahin ist sie mit ihm, der ihr das gibt was ihr fehlt. so drückt sie das aus. Wir hätten das doch irgendwie schaffen können, so hat sich es angefühlt, dass wir zusammen gehören und alles schaffen können. Wir haben über gemeinsame Arbeit gesprochen, Pläne gemacht, sie wollte das. Dann kam dieses sch. Corona, alle drehen durch, dieser Dahergelaufene Krieger Retter Held verdreht ihr den Kopf und alles wird egal. Ich kann nicht mehr. Das soll Liebe sein. Nur Brauchen, Missbrauch, auf allen Seiten, ja, auch bei mir.

Mir sind wirklich alle Mechanismen bewusst, mein inneres Kind, die toxische, süchtigmachende On-Off-Beziehung, Ko-Abhängigkeit und Borderline-Anteile, kein eigenes Leben, usw. usw. Es ist zu viel, ich bekam es alles umsonst, bedingungslos, wir hatten oft darüber geredet. Ich war ihr genug, es gab so viel was gepasst hat. Und jetzt nicht mehr. Kein Problem, zum nächsten. Ihr geht es sehr gut, sie geht raus und trifft alle möglichen Leute, unternimmt viel, hat wohl S. usw. usw. Wenn ich stark bin, dann komme sie, so sagt sie, wenn ich loslasse und glücklich bin. Reden oder klare Abmachungen sind und waren unmöglich. Alles zu viel Druck, zu viele Regeln. Ich solle vertrauen. Andererseits sagt sie mir, sie ist gerade (mit ihm) nicht glücklich, er hat nicht so viel Empathie, sie ist viel allein (obwohl sie es nicht aushält allein), sie ist psychisch krank, sie hat zwei Seiten, sie kompensiert nur mit all den Freunden, etc. Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll.

Ich schwanke extrem, von völliger Antriebslosigkeit zwischen enormer Wut, Gefühle von Verratensein, nicht gut genug sein, völlige Anti-Haltung, dann wieder Verständnis für sie, meine mentalen Probleme und Aufgaben, ihre Probleme. und es ist eben doch auch tiefe Liebe trotz der ganzen Abhängigkeit. Ich habe ihr geschrieben, sie soll mich bitte blockieren, überall, und mich nicht mehr kontaktieren, da ich es nicht mehr aushalte, sonst daran sterbe. Sie möchte das nicht, hat es aber nach einigem Zögern getan, nachdem ich sie zuletzt terrorisiert habe mit Anrufen, damit sie es macht. Seitdem noch einige wütende Mails von mir, dass sie mich verraten hat etc. etc. Auch Beschimpfungen und Analysen über ihre Krankheit. Also halt worst case, totaler Kontrollverlust. Ich hab ihr geschrieben dass egal was ich sage oder schreibe, sie nicht mehr reagieren soll, wenn sie mich liebt. Sie hat dann noch kurz geschrieben, dass sie innerlich sehr kämpft und unsere schönen Momente soo sehr vermisst. Das hat sie so oft geschrieben und gesagt, dass sie mich so sehr vermisst und will und liebt und ich ihr sooo wichtig bin. Und sobald ich dann da bin, es schön ist, reicht es wieder nicht. Oder wenn ich weg bin, vergisst sie mich. Es ist ja von ihrer Seite nur Sucht offenbar, das macht mich fassungslos. Seitdem keine Reaktion mehr von ihr. Und ich möchte das nicht glauben, möchte immer noch zurück, es irgendwie schaffen.

Sie sagte bis zuletzt sie liebt mich, möchte es mit weniger Nähe probieren. Aber es ist für mich nicht auszuhalten, nur noch zu telefonieren und sie zu sehen wie in einer Freundschaft, während sie alles mögliche macht. Ich kann das nicht, nicht nachdem wir so eng waren, so (scheinbar?) intim. Ich möchte sie nicht verlieren, möchte so gern irgendwie mit ihr sein. Sie hat mir alle Ausbrüche der Vergangenheit verziehen, sie ist die Liebe in Person eigentlich. nur eben nicht nur für mich. Sie sagt, dass alle sie lieben, aber sie sich selbst nicht. Sie das erst lernen müsse und mit sich allein sein lernen müsse. Ja, sie hat recht, aber gleichzeitig kompensiert sie doch mit ihrem Neuen und ihren 100 Freunden. Dann denke ich wieder, vielleicht liebt sie MICH ja wirklich, MICH will sie NICHT missbrauchen wie sie immer sagt. Und dann denke ich wieder, nein, sie sagt das nur so, sie hat Spaß jeden Tag und zig Erlebnisse, sie verarscht mich. Am Anfang ging es auch anders, da wollte sie mich noch exklusiv.

Sie sagt sie hat sich eben weiterentwickelt, möchte an ihrer Ko-Abhängigkeit arbeiten. Sehr gut, einverstanden, aber deswegen gar keine Beziehung mehr, sich tagelang nicht mehr schreiben und völlig verschwinden? Warum. Das ist für mich einfach nur: Kein Bock mehr. Taten zählen, nicht Worte, das passt nicht zusammen. Aber immer wenn sie dann mal da ist und GANZ bei mir ist, fühlt es sich so an wie Liebe. Wenn sie wieder weg ist und ich weiß, jetzt ist sie GENAU SO GANZ bei ihm oder allen möglichen anderen. wenn sie wieder nicht mehr ans Telefon geht tagelang. drehe ich durch. Warum kann es mir nicht egal sein und die schönen Momente genießen, wie sie sagt. Mich ansonsten um meine Entwicklung, um mich, mein Leben kümmern. Ich habe wirklich gedacht es geht, aber es geht nicht, wenn man sich mal so sehr gebunden hat an jemanden, so intensiv, nach so kurzer Zeit, aber dafür eben rund um die Uhr, dann kann man so viel wollen wie man will, die Gefühle, der Körper dreht durch, man kann nicht mehr schlafen, essen, sich konzentrieren. Es ist dann doch nur eine Abhängigkeit, verdammt, ich will das nicht wahrhaben. Es KÖNNTE doch auch Liebe sein.

Ich verzweifle an mir, an dieser Persönlichkeitsstörung, Bindungsstörung, einerseits sucht sie es ja und hat es mit mir kurzzeitig gelebt, dann war es wieder zu viel Nähe, dass sie komplett raus musste. Egal was ich versucht habe, nie war es ausgeglichen, nie war das Maß richtig. Entweder zu viel oder nicht genug. Sie ist reflektiert, sie hat das selbst so gesagt, es ist nie genug und sie hat Angst vor zu viel Nähe. Es ging mir selbst nie um den Wunsch nach Symbiose oder ungesund viel Nähe, ich war vorher total ok mit Distanz. Ja, wir wollten unsere inneren Kinder heilen mit Symbiose, eine Weile und alles war ok. Warum nicht, wenn es beide wollen. Meine Eifersucht ging erst wegen diesen anderen Kerlen so los, ich kannte das vorher so nicht von mir. Ich war vorher voller Vertrauen. Sie sagte, ich hätte von Anfang an kein Vertrauen zu ihr gehabt. Projektion? Wahrheit? Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll.

Ich schäme mich ein wenig, ich weiß dass ich ein anderer Mensch sein kann, dass ich eigentlich so nicht bin. Ich liebe sie wirklich, auch wenn es niemand glaubt. Ja, ich bin abhängig und schreibe jetzt hier seit vier Stunden an dem Text, aber ich liebe diesen Menschen. Dieses sch. Ego-Ding, gegen das ich nicht ankomme, ich bin so verletzt in meiner Würde, in meiner Männlichkeit, ich war mal wieder nicht gut genug für eine Frau. Obwohl ich mich so gefühlt habe, tatsächlich. Dieses Ausgetauschtwerden ist so mächtig. Ich habe mich selbst aufgegeben. Das was am Anfang gut war, was sie toll fand, meine ruhige Art, ist jetzt nicht mehr genug. Es war nicht wichtig genug, wurde eingetauscht gegen einen anderen, der bestimmte Attribute mitbringt. Mehr braucht es nicht, alles andere ist der Wunsch nach der Mutter. Sie hat es selbst mal so gesagt, es geht nicht um ihn, es geht um sie. Was SIE braucht. Es ging also auch nicht um mich, denke ich. Was sie ihm wohl über mich erzählt? Es ist nicht auszuhalten, das Kopfkino. Es sollte mich nicht so beschäftigen. Es zeigt mir so viel woran ich arbeiten muss, aber es ist zu viel zum anfangen. Ich muss bei Null anfangen, bei mir ankommen und habe keinen Antrieb, keine Motivation. Es ist wie als wäre man auf einem schönen hohen Berg gestanden, nur um kurz die Aussicht zu sehen, wie schön es sein kann, und dann wird man runtergeschubst und muss ohne Ausrüstung alleine wieder hochklettern, während man keine Beine mehr hat. und die anderen oben weiter feiern.

ich hoffe noch täglich dass sie sich doch noch für mich entscheidet, alles bereut und erkennt was sie an mir hatte. Ich weiß wie dumm und unrealistisch, mittlerweile hat sie mit ihm wohl schon ein ganz festes Band, mindestens so fest wie es mit mir war. Auch wenn sie zuletzt meinte, dass das mittlerweile sich schon wieder verschoben hat und auf Abstand ist. Und gerade das mit ihm ja gut ist, weil ja viel gesünder und normaler als das was wir hatten, dieses extreme. Und unabhängig davon, die ganze Entwicklung, es ist sinnlos, ich DARF sie nicht mehr zurücknehmen, sie hat sich seit Juni jeden Tag einmal gegen mich und unsere Beziehung entschieden. Ich war nur die toxische Kurz-Trostbeziehung nach ihrem Ex-Freund, den sie wirklich geliebt hat und dem neuen, dessen starke Hände, so sagte sie mir einmal, sie an ihren Ex-Freund erinnern. Vielleicht ist sie mittlerweile auch wieder mit diesem Ex-Freund, sie hatte zuletzt mit ihm Kontakt aufgenommen. Ich habe das Gefühl, dass sie nur wieder zu mir kommt, wenn es ihr schlecht geht. Aber selbst das nicht mehr. Momentan hat sie wohl viele Freunde um sich, die sich kümmern und sie lieben. Ich glaube, sie würde wieder mit mir sein, wenn ich mich bemühen würde bzw. es ihr eben passt. Nur um wieder ein paar Krümel zu bekommen, stetig weniger, immer in der Hoffnung dass es wieder so wird wie am Anfang. Will ich das? Ja. Sollte ich es wollen? Nein. Ich muss bei mir bleiben und da ist nichts. Nur Leere. Alles dreht sich.

18.10.2020 16:40 • x 3 #1


Snipes
Mann @alex1386, das könnte wirklich meine Geschichte sein und ich bin bei dir in Gedanken. BL ist ein sehr komplexes Thema und für den Partner ein Leiden ohne Ende. Ich muss das erstmal sacken lassen, aber dann versuche ich dir ein paar Worte dazu zu sagen. Vorab: Es bleibt nicht so! Du weißt sicher was ich meine.

18.10.2020 21:38 • x 2 #2


A


On-Off-Beziehung, Borderline-Anteile, Depression

x 3


T
Ich habe das mal alles durchgelesen und selten so einen Text gelesen, in dem ich die Verzweiflung so sehr spüren konnte.
Es tut mir so leid für dich, aber ich möchte dich auf einige Dinge hinweisen, da ich auch die Betriebsblindheit kenne.

Zitat von Alex1386:
totaler Kontrollverlust

Das habe ich im Text gemerkt. Er wird zum Ende hin wirrer und verzweifelter.
Ich sage dir ganz deutlich: nein, ihr hättet es nicht schaffen können. Das was du dort lebst und was sie lebt, sind zwei verschiedene Welten und es tut mir leid, ich sehe in deinen (idealisierten) Beschreibungen keinen Ansatz von Liebe. Es ist Sucht und Sucht ist eine Krankheit. Du befriedigst Teile ihrer Persönlichkeit, so wie sie Teile in und von dir befriedigt.
Es ist höchst spannend und hört sich oft reflektiert und clever an, wenn man über Psyche im Allgemeinen, das innere Kind, Borderline, Toxizität in Beziehungen jedweder Art spricht. Aber es ist auch unsere Arroganz, die uns dafür blind macht, es anders zu leben. Die Theorie ist das eine, das andere ist der reale Umgang damit. Ich mache hier nicht den Doktor und versuche Krankheiten zu erkennen. Ich möchte dir eher meine Eindrücke schildern, die natürlich nicht passen müssen.

Zitat von Alex1386:
wenn sie mich liebt.

Ich sehe nicht, dass sie dich liebt. Sie versucht eher in meinen Augen, etwas zu finden, was ihr Ruhe und Ausgleich gibt. Ein Defizit, welches ich nicht mal bestimmen mag/kann, wird dort ausgeglichen.
Sie hat auch ein anderes Modell von Partnerschaft in ihrem Kopf, welches zu deinem nicht passt. Ich sehe so viel Verrat deinerseits an dir selbst, dass es fast weh tut, das alles zu lesen. Und vielleicht ist es auch das, was dich nun mitunter so umtreibt: du hast dich und deine Bedürfnisse selbst so oft und so massiv verraten und willst nicht erkennen oder auch verstehen, dass das TROTZDEM nicht reicht um das zu bekommen, was du willst.

Zitat von Alex1386:
Es ist ja von ihrer Seite nur Sucht offenbar

Da stimme ich zu. Aber das betrifft euch beide. Ihr seid wie zwei Ertrinkende, die sich aneinander klammern um nicht zu ertrinken- und dabei den jeweils anderen immer mehr an eben jenen Rand zu bringen.

Zitat von Alex1386:
sie ist die Liebe in Person eigentlich.

Idealisierung... Ist sie nicht. Sie ist deine Idealisierung in gewissen Bereichen, wie sie die personifizierte Hölle in anderen Bereichen für dich ist.
Sehen kannst und willst du das (noch) nicht, weil du dich selbst belügst um weiter deiner Sucht und der Richtigkeit deines Handelns nachzukommen.

Zitat von Alex1386:
Es KÖNNTE doch auch Liebe sein.

Nicht in diesem Leben. Ihr seid beide krank und braucht professionelle Hilfe - auch schon vor eurem Zusammentreffen. In meinen Augen seid ihr beide (derzeit) nicht fähig eine gesunde Partnerschaft zu leben. Ihr verliert euch in jeweils dem anderen und wisst eigentlich gar nicht mehr, wo das ICH und meine Bedürfnisse anfängt und wo DU und deine Bedürfnisse endet. Es ist eine sehr abstrakte Form der Symbiose aber auch gleichzeitig des Parasitismus in meinen Augen. Das kannst du nicht wirklich leben, da du instabil bist und selbst wenn du gesund wärst, würde es DICH zerstören über kurz oder lang. Es gibt keine Grenzen die du ziehst. Die, die du hast und empfindest, verrätst du permanent (siehe weiter oben).

Zitat von Alex1386:
ich ein anderer Mensch sein kann, dass ich eigentlich so nicht bin.

Ganz direkt gefragt: bist du von Sinnen?! Wie weit willst du deine eigene Identität noch aufgeben? Wie schlecht soll es dir noch gehen? Diese Frau und ihre Bedürfnisse lösen dich auf, indem sie dich assimilieren. DU löst sich auf! Weisst du noch so richtig, wer du bist und was du willst - ohne einen Gedanken an sie?

Zitat von Alex1386:
Was SIE braucht. Es ging also auch nicht um mich

Genau das ist der Punkt. Es geht darum, was sie braucht. Ich will diese Frau nicht schlecht machen oder verteufeln. Aber sie bedient sich, so wie sie es für richtig hält an Menschen. Bei dir, beim Tant. und beim Krieger. Sie ist rastlos. Ich kenne diese Art Frau, die das Leben in allem und jedem suchen oder besser: Dinge, Fähigkeiten oder Zuwendungen, die ihnen das Gefühl geben zu leben. Das sind Menschen, die zeigen dir neue Dinge, Trigger, die das Gefühl lebendig zu sein in einem auslösen... Dich reisst es mit und du gierst danach. Aber auch diese rastlose Suche ist eher eine Sucht. Jetzt, da es dir nicht mehr zugetragen wird, spürst du den Entzug.

Nochmal, es tut mir sehr leid für dich, aber durch diesen kalten Entzug solltest du durch. Glaub mir, es wird dir besser gehen, wenn es dich wieder als dedizierten Menschen gibt.
Es ist die Hölle, ich weiss wovon du sprichst und mich hat eine fast ähnliche Situation fast zerstört (übrigens, bin ich Profi beim Thema Angststörung).
Ich kann dich so gut verstehen, weil ich ähnliches erlebt habe - und ich kann dir sagen, es verändert einen grundsätzlich.

Dass du dir therapeutische Hilfe suchen solltest wegen deiner Angststörung und deiner Depression, muss ich wohl nicht erwähnen. Du bist schlau genug um das selbst zu wissen. Wenn der Schmerz und dein Leid groß genug sind, wirst du das auch, da bin ich mir sicher. Du machst einen klugen und reflektierten Eindruck. Aber ich sage dir: es gibt die Betriebsblindheit und du brauchst Impulse von außen - denn irgendwann dreht man sich nur noch gedanklich im Kreis.
Einen Ratschlag noch: vertrau deinen Gefühlen, sie wollen gefühlt werden.

Wenn was ist, schreib hier und bitte, halte dich von ihr fern.

18.10.2020 23:22 • x 7 #3


D
Ich sage es mal unverblümt: Du hast Dich selbst systematisch zerstört.
Deine esoterische Dame hat aus Dir etwas gemacht, was Du nicht mehr magst, das ist eine Tragödie.
Du hast es geschehen lassen, stetig und unaufhaltsam hast Du alle Deine Wünsche, Werte und Sehnsüchte in Frage stellen lassen, hast sie aufweichen lassen, bist Du leer zurückgeblieben bist.

Spätestens als der Yoga-Kerl aufgetaucht ist, hättest Du gehen müssen, aber da warst Du schon zu geschwächt.
Du hattest also kein Vertrauen?
Nun, das hätte ich auch nicht, wenn mein Partner mit einem anderen Menschen Sechs hätte.

Du hast Dir viel zu lange ein X für ein U vormachen lassen.
Das ging mit Dir ja auch ganz leicht, denn Du bist ihr leider hörig.
Ihr ständiges Fragen, ob es okay ist, wenn sie.....dieses und jenes tut, ist ja nur Kosmetik gewesen.
Damit war sie fein raus, zumindest äußerlich.
Es war und ist überhaupt nichts davon okay, was sie immer wusste.
Aber Dein permanentes schwaches Abnicken brach Dir den Hals, weil Du Dein Rückgrat verloren hattest.
Aber Deine Zusammenbrüche haben immer klar gezeigt, dass Deine Seele gekotzt hat.

Heilung ist möglich, ja.
Aber da liegt viel Arbeit vor Dir.
Schritt eins ist natürlich 100% Kontaktsperre, neue Handy Nummer, neue mail Adresse und das löschen aller Daten.
Social Medias löschen, blockieren und keine neuen Accounts errichten.
Möglicherweise ist sogar ein erneuter Umzug nötig.
Was ich bei Dir für unumgänglich halte (und ich bin wahrlich kein Freund davon...)ist therapeutische Unterstützung.

Du hast eine hoch toxische und zerstörerische Beziehung hinter Dir, Du bist leer und wirklich am Ende.
Das kannst Du nur mit übermenschlicher Anstrengung alleine wuppen.
Aber das muss Du auch gar nicht, es gibt Hilfe.

Das Forum hier ist der erste Schritt.

19.10.2020 00:19 • x 5 #4


F
Hallo lieber TE,

Ich schließe mich an, man liest deine verzweiflung und deinen Schmerz, sas tut mir sehr leid für dich

Nur ganz kurz. Du bist nicht mehr da, deswegen gibt es für sie keinen Grund zu bleiben. Ihr Andockpunkt ist sozusagen weg. Und du wirst merken bzw hast du ha schon, je mehr du immer wieder zu djr findest, wird sie sich wieder melden. Sie ist ja sehr ehrlich zu dir und erklärt dir ihre Abläufe. Sie tut das, weil du ihr dann geben kannst, was sie braucht und sje nicht alleine sein kann.

Möchtest du das? Möchtest du dass jemand nur aus diesen gründen bei dir bleibt? Dein bauchgefühl hat sich ja immer zuverlässig gemeldet und nein, es ist nicht normal, was sie gemacht hat. Deswegen ist ein totaler Kontaktabbruch jetzt gerade das wichtigste. Du musst dich erstmal wieder zusammensetzen. Damit hast du genug zu tun und vielleicht möchtest du wirklich Hilfe dazu in Anspruch nehmen. Bitte kümmer dich um dich. Das wichtigste hast du bereits selbst erkannt, du musst dir ein eigenes Leben aufbauen, was lebenswert ist, unabhängig von allen anderen Personen um dich.

19.10.2020 06:02 • x 4 #5


A
Hey Alex,

das ist mit einer der längsten, aber auch eine der eindrücklichsten Geschichten die ich hier bisher gelesen habe.

Erstmal ein großes Kompliment, dass du deine Gefühle so verständlich und strukturiert geschildert hast, genauso den chronologischen Ablauf.

Ich kann dir nur einen einzigen Ratschlag geben:

Dein Gehirn muss durch diesen Entzug, es bleibt Dir keine andere Wahl.
Es werden sicherlich so viele Gedanken aufkommen , Dinge die du loswerden musst , vielleicht nur manchmal einfach, dass man Dir zuhört.

Mach das hier, sofern Du momentan wenig Menschen um dich hast.

Kontaktiere diese Frau jedoch nie wieder und sorge dafür dass sie selbiges nicht tun kann!
Auch solltest du alles was dich an sie erinnert vernichten und eine Weile Social Media fern bleiben, welches Du die nächste Zeit meiden solltest und so eingestellt hast, dass du von ihr nichts mehr mitbekommst.

Ich rate Dir sogar zum Wechsel deiner Telefonnummer.

19.10.2020 11:54 • x 1 #6


J
Na ja...in Grass zu liegen ist ja nix besonderes..

Sowie blödsinn zu machen.

Die Frau denkt sie ist besonderes und vermittelt das auch an Männer, die NICHT in ihre Welt sind.
Das ist easy und schwach
Der Tant. Onkel ist auch noch n Kind.

Warum beschäftigst du dich mit Kindergarten?

19.10.2020 13:37 • x 1 #7


A
Danke Tin_

Zitat von Tin_:
Das was du dort lebst und was sie lebt, sind zwei verschiedene Welten und es tut mir leid, ich sehe in deinen (idealisierten) Beschreibungen keinen Ansatz von Liebe.

Ja, zwei Welten, wie Nord- und Südpol sagte sie auch immer. Deswegen hat es uns wohl so angezogen wie zwei Magnete. Es fühlte sich am Anfang an wie die perfekte Ergänzung, das passende Gegenstück. Aber das ist nicht wahr, es fehlte immer ein entscheidendes Stück in der Mitte. Das einzugestehen ist wo der Schmerz liegt.

Ich frage mich schon lange, was Liebe eigentlich ist, habe mir alle möglichen Definitionen durchgelesen. Gibt es eine standardisierte, gesunde Liebe? Oder einen Kriterienkatalog? Ab wann darf es Liebe heißen? Muss man gesund (was ist das?) sein, um lieben zu dürfen? Muss Liebe halten? Kompatibilität = Liebe? Ich denke es geht eher um Partnerschaft / Beziehungsfähigkeit. Liebe war da. Wir hatten Eros und Philia, Agape aber wohl nur von meiner Seite. Je nachdem, wie man es sieht, sie war überzeugt, sie liebt mich vollkommen, gerade auch dann wenn ich getriggert bin, weil ich dann in Kontakt zu meinen tiefsten Trauma-Schmerzen komme, um sie aufarbeiten zu können. Sie als mein Ar.schengel quasi, Weiterentwicklung extrem, ja, aber gerade deshalb echte Liebe, uneigennützig, um dem anderen weiter zu bringen. Das sagte sie manchmal. Ist da nicht auch was dran oder ist das am Ende doch nur wieder Borderline-Gaslighting?

Zitat von Tin_:
Sie hat auch ein anderes Modell von Partnerschaft in ihrem Kopf, welches zu deinem nicht passt. Ich sehe so viel Verrat deinerseits an dir selbst, dass es fast weh tut, das alles zu lesen.

Das Ding ist, sie war vorher 7 Jahre in einer Beziehung. Sieben Jahre. In dieser hatte sie sich wohl zurückgehalten, sagte sie mir. Sie musste den Drang zwar unterdrücken, aber es ging. Und sie sagte immer, dass sie eigentlich Commitment möchte.. Wo ich denn vor 7 Jahren gewesen sei, da hätte sie mich gebraucht... Ihr Ex hatte ihr nicht so viel Raum gegeben, der hatte sie eher ignoriert. Sie sagte immer, dass sie sich schon sehr sehr viel weiter entwickelt hatte, dass sie früher so unglaublich viel schlimmer war in dieser Hinsicht. All das zu hören macht es natürlich nicht einfacher. Man denkt, bestimmt braucht sie nur noch eine Weile Zeit und ganz viel Liebe, dann klappt es endlich. Dass das jetzt nur eine Phase ist, bevor sie mich heiraten und Hausfrau wird.. Ich weiß dass das die typische Suchti-Herangehensweise ist, aber es ist sau schwer, wenn man da drin steckt.

Zitat von Tin_:
Ihr seid wie zwei Ertrinkende, die sich aneinander klammern um nicht zu ertrinken- und dabei den jeweils anderen immer mehr an eben jenen Rand zu bringen.

Ja, vielleicht war das der Sinn unserer kurzen gemeinsamen Reise: Den anderen an die Punkte zu bringen, bei denen es so weh tut, dass man einfach gezwungen wird, hinzuschauen.

Zitat von Tin_:
Ganz direkt gefragt: bist du von Sinnen?! Wie weit willst du deine eigene Identität noch aufgeben? Wie schlecht soll es dir noch gehen? Diese Frau und ihre Bedürfnisse lösen dich auf, indem sie dich assimilieren. DU löst sich auf! Weisst du noch so richtig, wer du bist und was du willst - ohne einen Gedanken an sie?

Das war unglücklich ausgedrückt, ich meinte damit, dass ich eigentlich nicht so depressiv wie momentan bin, nicht dass ich mich noch mehr ihr anpassen will. Aber du hast Recht, das habe ich getan, mit Freude sogar. Völlig klar, dass man so niemanden halten kann, dass das nicht dauerhaft attraktiv ist. Es ist ja nichts da. Es war wie von der Wüste zu kommen, am verdursten zu sein, jahrelang.. und dann endlich die tolle Oase zu finden. Ich bin leer in mir, ich bin ein weißes Blatt Papier das voll geschrieben werden möchte, mit fremden Geschichten, weil mir selbst nichts einfällt. Nichts was mir gefällt. Ich lehne mich ab, weil mein Papa mich abgelehnt hat. Man sollte meinen, so viel wie ich alleine bin, sollte ich mal etwas gefunden haben. Aber da ist nichts, und wenn, es ist überdeckt von Angst und Apathie. Und das was da ist, kommt mir so minderwertig und verachtenswert vor, dass ich lieber das bunte, aufregende, sinnvolle Leben von ihr (oder irgendwem) mitleben möchte. Ich habe mich schon oft gefragt, ob das für immer so bleibt. Manchmal denkt man, die Welt wäre ohne solche Menschen wie mich besser dran. Man ist ja quasi schon lebend tot. Ich war in Therapie, lese endlos viel in Eigentherapie, gehe ab Dezember wieder.

Zitat von Tin_:
Das sind Menschen, die zeigen dir neue Dinge, Trigger, die das Gefühl lebendig zu sein in einem auslösen... Dich reisst es mit und du gierst danach.

Genau so ist es. Es erscheint besser, wenigstens einmal einen Ausschlag nach oben zu haben und dafür wieder nach ganz unten, als so im eigenen Nichts dahin zu wabern. Weil man selbst es nicht schafft. Wie traurig. Ich wusste vom ersten Tag an, dass es mit ihr schmerzhaft werden würde, ich habe danach gesucht, ich darf mich nicht beschweren. Es war mit Ansage, ich hab es in Kauf genommen für den Kick. Ihr Neuer meinte auch, ihm ist es egal wie groß die Ausschläge sind, er will sie unbedingt und es sei seine Verantwortung. Hätte meine Worte sein können damals. Sie warnt die Leute vor, man nimmt die Dro. freiwillig, man darf sich nicht beschweren hinterher. Man glaubt man sei stärker. Du bist sooo stark sagte sie mir immer und immer wieder. Manipulation, damit ich länger durchhalte.

Zitat von Tin_:
Einen Ratschlag noch: vertrau deinen Gefühlen, sie wollen gefühlt werden.

Danke. Fühlen geht, das kann ich sehr gut.

Zitat von Tin_:
Es ist die Hölle, ich weiss wovon du sprichst und mich hat eine fast ähnliche Situation fast zerstört (übrigens, bin ich Profi beim Thema Angststörung).
Ich kann dich so gut verstehen, weil ich ähnliches erlebt habe - und ich kann dir sagen, es verändert einen grundsätzlich.

Das würde mich sehr interessieren. Habe kein Thema in deinem Profil dazu gefunden. Würde mich echt interessieren.

Danke für deine Antwort nochmal.

19.10.2020 14:10 • x 2 #8


F
Zitat von Alex1386:
Und das was da ist, kommt mir so minderwertig und verachtenswert vor, dass ich lieber das bunte, aufregende, sinnvolle Leben von ihr (oder irgendwem) mitleben möchte.


Heeyyy, weisst du wie selten und besonders Menschen wie du sind? Du brauchst kejn buntes, aufregendes Leben von jemandem leben, bei dem es nur aussen bunt und aufregend ist. Du bist doch innen bunt und aufregend

Schau mal

Zitat von Alex1386:
Fühlen geht, das kann ich sehr gut.


Das ist toll

19.10.2020 14:30 • x 3 #9


A
Danke Dracarys

Zitat von Dracarys:
Deine esoterische Dame hat aus Dir etwas gemacht, was Du nicht mehr magst, das ist eine Tragödie.
Du hast es geschehen lassen, stetig und unaufhaltsam hast Du alle Deine Wünsche, Werte und Sehnsüchte in Frage stellen lassen, hast sie aufweichen lassen, bist Du leer zurückgeblieben bist.


Ich war vorher leer. Sie hat mich gefüllt. Ich hätte mich selbst füllen müssen. Stimmt, ich habe meine Werte und Wünsche hinterfragt. Dachte immer, das wäre erwachsen und reflektiert. Wahrscheinlich nicht, sondern nur charakterschwach. Das Ding ist, gerade mit ihren Werten usw. hat sie mich ja dermaßen angezogen, davon ging ja die Faszination aus. War das alles also nur ein nicht bestandener Test, ob ich letztlich zu mir selbst stehe oder wie sieht man das? Was hat mich daran so angezogen, warum war die Bereitschaft da, ihr dermaßen zu glauben? Sie konnte mich oft sehr gut überzeugen und wenn ich sah wie glücklich sie damit oft war (viele Freunde, viel am Lachen, viel Erleben, viel Rumkommen), wollte ich das natürlich auch und dachte, ich muss nur mein Denken entsprechend anpassen. Weil bisher, mit meinen Werten, hat es ja noch nichts gebracht, da war ich ja meist unglücklich. Der Gedanke, dass ich mich einfach nicht schnell und extrem genug ihr komplett angepasst hab und ich jetzt deswegen wieder unglücklich bin, während sie scheinbar alles richtig macht in ihrem Leben, kommt öfter.. Puh.

Zitat von Dracarys:
Spätestens als der Yoga-Kerl aufgetaucht ist, hättest Du gehen müssen, aber da warst Du schon zu geschwächt.
Du hattest also kein Vertrauen?
Nun, das hätte ich auch nicht, wenn mein Partner mit einem anderen Menschen Sechs hätte.

Ja, ich ging, aber hielt es nicht durch. Sie steigerte dann mit jedem mal die Schmerz-Dosis, nachdem ich die vorherigen Hürden genommen hatte. Aber sie hatte damals keinen S., das kam erst mit dem jetzigen. Am Anfang war sie sogar eher verklemmt und war wirklich glaubhaft, dass das nur Kumpeltypen sind, dass sie gerade zu denen geht, weil keine s. Anziehung da ist. Das war wirklich so, das Problem war für mich eher, dass sie den emotionalen Kontakt so eng zulässt, und dass die Kerle doch immer wieder mehr wollten, was sie dann selbst mit der Zeit auch mehr und mehr neugierig hat werden lassen.

Zitat von Dracarys:
Aber Dein permanentes schwaches Abnicken brach Dir den Hals, weil Du Dein Rückgrat verloren hattest.
Aber Deine Zusammenbrüche haben immer klar gezeigt, dass Deine Seele gekotzt hat.

Meine Seele? Die gesunde? Die kranke? Das innere Kind? Aber ja, ich weiß was du meinst, bestimmt ist das so.

Zitat von Dracarys:
Schritt eins ist natürlich 100% Kontaktsperre, neue Handy Nummer, neue mail Adresse und das löschen aller Daten.
Social Medias löschen, blockieren und keine neuen Accounts errichten.
Möglicherweise ist sogar ein erneuter Umzug nötig.
Was ich bei Dir für unumgänglich halte (und ich bin wahrlich kein Freund davon...)ist therapeutische Unterstützung.

Therapie werde ich machen, Kontaktsperre hatte ich mehrmals versucht, ja, muss das jetzt durchziehen. Zum Glück hat sie mich jetzt blockiert und ist so überhaupt kein Online-Mensch, da fällt es leichter.

19.10.2020 14:37 • #10


A
Zitat von Finii:
Möchtest du das? Möchtest du dass jemand nur aus diesen gründen bei dir bleibt? Dein bauchgefühl hat sich ja immer zuverlässig gemeldet und nein, es ist nicht normal, was sie gemacht hat.

Das Komplizierte an der Sache ist, dass wir so unglaublich viel über genau dieses Thema geredet haben. Uns war das alles bewusst. Wir wissen beide, dass wir krank sind. Dass wir uns triggern. Dass wir als traumatisierte Menschen mit Persönlichkeitsstörung nicht unbedingt unserem Bauchgefühl trauen können. Dass wir erst durch den Schmerz müssen. Und wir wollten beide vom Brauchen in eine gesunde Beziehung kommen. Wir wollten es unbedingt schaffen miteinander, auch sie. Wie oft findet man das im Leben? Vielleicht öfter als ich mir vorstellen kann, denn ich erlebe nicht viel. Aber es hat sich so verdammt selten und kostbar angefühlt.

Ich würde ihr alles verzeihen, alles auf ihr besch. eigenes Trauma schieben, für das sie nichts kann, wenn es nur besser wird. Dafür würde ich auch leiden. Liebe sollte nicht weh tun heißt es immer.. Ich glaub noch nicht dran, muss wahrscheinlich erst genug leiden für die Liebe bis ich es kapiere... Kann das irgendwer verstehen oder ist das wirklich der Gipfel von Gestörtheit und Masochismus? Ich weiß ja die Antwort... Möchte gerade wieder nur schlafen, weil es keinen Anfang gibt, alles zu viel. Na es wird wieder.
Danke dir

19.10.2020 14:49 • #11


A
Zitat von JJorkl:
Na ja...in Grass zu liegen ist ja nix besonderes..



Zitat von JJorkl:
Warum beschäftigst du dich mit Kindergarten?

Weil es da so schön lebendig und laut zugeht.

19.10.2020 14:53 • #12


A
Zitat von Finii:
Heeyyy, weisst du wie selten und besonders Menschen wie du sind? Du brauchst kejn buntes, aufregendes Leben von jemandem leben, bei dem es nur aussen bunt und aufregend ist. Du bist doch innen bunt und aufregend

Krass, der Satz hätte von ihr sein können. Ich sei ja sooo selten und besonders, einfach wunderbar. Sooo in mir selbst ruhend, nicht wie all die anderen, die immer im Außen Action machen müssen um zu kompensieren. Ich halte es mit mir selbst aus. Ich bin sooo stark. Und mit wem brennt sie kurz darauf durch? Richtig, nicht mit mir, sondern mit dem kompensierenden Actionheld.

Aber ich weiß wie du es meintest, danke dir

19.10.2020 15:15 • x 1 #13


T
Zitat von Alex1386:
Ich frage mich schon lange, was Liebe eigentlich ist, habe mir alle möglichen Definitionen durchgelesen.

Es ist völlig egal, was es für Definitionen ANDERER Menschen gibt, die es mal niedergeschrieben haben. Wichtig ist, was du empfindest und wie du sie fühlst. Das was du da aber beschreibst ist Suchtverhalten. Durch deine innere Leere bist du sehr sucht-affin. Hast du andere immaterielle oder auch materielle Süchte? Willst du deine Leere nicht selbst füllen können? Ich glaube, die Frage des Wie ist da bestimmt dein größtes Problem, oder vermute ich falsch?

Zitat von Alex1386:
Muss man gesund (was ist das?) sein, um lieben zu dürfen?

Nein, kein Stück. Aber man sollte gesund sein um eine Partnerschaft führen zu können. Eine Partnerschaft bedingt für mich Liebe - aber nicht andersrum. Und dann ist zu schauen, welche Verben du mit Liebe verbindest. Du hast interessanterweise mehrfach das Verb brauchen im Bezug auf eure zwischenmenschliche Ebene verwendet. Liebe BRAUCHT nicht.

Zitat von Alex1386:
Muss Liebe halten?

Nein, denn auch Liebe ist vergänglich - zumeist jedenfalls. Ich selbst glaube an den Wandel der Liebe und an ihre Unbeständigkeit im Detail. Allerdings nicht an die Vergänglichkeit im großen Ganzen. Aber auch hier wieder: Was ist Liebe. Das definiert jeder für sich selbst. Ich möchte dir da auch nichts absprechen, aber ich glaube deine Definition ist durch deine Gier nach Leben sehr verzerrt.

Zitat von Alex1386:
Kompatibilität = Liebe?

Nein. Liebe ist weit mehr als Kompatibilität. Kompatibilität kann in vielerlei Hinsicht soziale Bindungen/Beziehungen erschaffen oder auch halten. Freundschaft oder Kollegialität beispielsweise.

Zitat von Alex1386:
Und sie sagte immer, dass sie eigentlich Commitment möchte..

Es gibt nicht wenige Menschen, die wissen gar nicht wirklich was sie möchten und/oder spiegeln per Rhetorik nur ihr gegenüber. Es gibt auch Menschen, die sind unbeständig - wollen den einen Tag das und den anderen Tag jenes. Hier im Forum wird oft davon geredet, dass Taten mehr bedeuten als Worte. Ich sehe es etwas detaillierter. Sie sollten konsistent zueinander sein. Und nun nochmal auf deine Kryptonit angewandt: Was hat sie gesagt und wie hat sie sich verhalten?

Zitat von Alex1386:
Wo ich denn vor 7 Jahren gewesen sei, da hätte sie mich gebraucht...

Da ist es wieder... das brauchen. Vermutlich, weil sie vor 7 Jahren schon ertrunken ist und sie einen Retter brauchte.

Zitat von Alex1386:
Ihr Ex hatte ihr nicht so viel Raum gegeben, der hatte sie eher ignoriert.

Und nun kompensiert sie ihre Bedürfnisse, die sie all die Jahre nicht ausleben konnte. Du bist leider der Leidtragende.

Zitat von Alex1386:
Sie sagte immer, dass sie sich schon sehr sehr viel weiter entwickelt hatte, dass sie früher so unglaublich viel schlimmer war in dieser Hinsicht.

Wenn sie das Weiterentwicklung nennt. Ich nenne es Egoismus und mit Ellenbogen das einfordern, was ihr so länge verwehrt geblieben ist. Natürlich ist das ihr Recht. Aber in dir hat sie jemanden gefunden, der das nicht leisten kann und daran zerbricht.

Zitat von Alex1386:
Völlig klar, dass man so niemanden halten kann, dass das nicht dauerhaft attraktiv ist. Es ist ja nichts da.

Hier sind wir wieder beim WIE änderst du das. Willst du nicht jemand sein? Bist du nicht schon jemand, wenn du so eine Aussage über dich treffen kannst? Hier sind wir dann bei Sokrates...

Zitat von Alex1386:
Ich bin leer in mir, ich bin ein weißes Blatt Papier das voll geschrieben werden möchte, mit fremden Geschichten, weil mir selbst nichts einfällt.

Fang klein an. Mach Dinge, die die sonst mit ihr getan hättest - Augenkontakt zu einer hübschen Dame in der Fußgängerzone herstellen, jemandem ein Lächeln schenken. Mit dem Bus oder der Bahn irgendwo in die Stadt fahren und menschenleere Wege per Google nach Hause und zu Fuß nehmen. So habe ich begonnen mich meiner Angst und meiner Vermeidung zu stellen. Es hört sich bekloppt und unwirklich an, ich weiss. Aber es sind kleine Schritte hin zu einem besseren Leben. Sing zu einem Song zu Hause - spüre, was sich dabei in dir regt und was es in dir anstellt. Versuch deine Familie einzubinden... es gibt so viele kleine Dinge, die du jetzt machen könntest und dir dir sogar deinen Schmerz lindern, weil sie dich aus den Gedankenkreisen herausbringen können. Vielleicht erst nur kurz, aber dann immer länger.

Zitat von Alex1386:
Ich lehne mich ab, weil mein Papa mich abgelehnt hat.

Darauf kann man sich zurückziehen, natürlich. Aber man kann auch sagen: Er ist mein Erzeuger, er ist nicht dafür verantwortlich wer oder was ich bin. Mein Vater wird von mir auch nur Erzeuger genannt. Ich denke du kannst dir vorstellen warum. Seit ein paar Jahren denke ich: Er sollte sehen, was trotz oder auch wegen seiner Liebe für ein Mann aus mir geworden ist. Ich habe viel mehr erreicht, als er es je könnte. Ein befreiendes aber auch befriedigendes Gefühl.

Zitat von Alex1386:
Und das was da ist, kommt mir so minderwertig und verachtenswert vor, dass ich lieber das bunte, aufregende, sinnvolle Leben von ihr (oder irgendwem) mitleben möchte.

Und das wird immer wieder in die Hose gehen. Sowas kann man mit einer bipolaren Störung vergleichen. Je stärker die Manie, desto heftiger der Absturz und die folgende Depression. Auch hier schwingt (wie in so vielen deiner Aussagen) eine Art Buße mit, die du glaubst leisten zu müssen. Wem gegenüber? Warum? Warum und für wen leidest du und erträgst es?

Zitat von Alex1386:
Ich habe mich schon oft gefragt, ob das für immer so bleibt. Manchmal denkt man, die Welt wäre ohne solche Menschen wie mich besser dran. Man ist ja quasi schon lebend tot.

Und genau deshalb brauchst du Hilfe. Das ist der Grund, warum diese Frau dich so mitreißen konnte (neben vielen anderen Aussagen, die ich von dir zitiert habe). Du willst ein anderes Leben als deines Leben - Ihr Leben. Ich sage dir: Das ist nicht möglich. DU hast DEIN Leben und es liegt in DEINER Verantwortung dieses Buch des Lebens mit Bunten Bildern, tollen Geschichten und Liebe zu füllen. Warum ich das alles weiss? Weil ich auch mal so getickt habe wie du. Weil ich Anerkennung ersehnt habe, weil ich mich in so vielem was du schreibst wiedererkennen. Deswegen nehme ich mir auch diese Zeit um deine Aussagen zu sezieren und dir Gedankenanstöße zu geben. Ich habe jahrelang gelitten, mich selbst gegeißelt, meinem Erzeuger die Schuld gegeben, mich für andere Aufgeopfert um Anerkennung zu bekommen, die ich sonst nie bekam. So verdammt viel Zeit habe ich verschwendet für Ding, die andere wollten damit ich mein inneres Buch füllen kann - leider mit den falschen Dingen.
Egal, meine Geschichte gehört hier nicht hin. Es geht um Dich. DU bist grade so WERTVOLL für MICH, dass ich dir all das schreibe, dir meine Gedanken und Gefühle mitteile - ALLEINE, Weil DU DU und kein anderer bist. Verstehst du, was ich meine?

Zitat von Alex1386:
Ich war vorher leer. Sie hat mich gefüllt.

...und du hast sie gefüllt. Es war ein Ausgleich, der sich aber immer mehr zu deinen Ungunsten verschoben hat. Aber ja, eigentlich trifft diese Aussage den Kern deiner Problematik mit ihr.

Zitat von Alex1386:
Dass wir erst durch den Schmerz müssen.

Da ist sie wieder... diese Buße-Mentalität. Niemand MUSS durch Schmerz. Ich glaube allerdings, dass Schmerz einen zu einem tieferen Menschen machen kann. Auch glaube ich, dass Schmerz ein Augenöffner sein kann, denn er zeigt eine Grenze des Erträglichen auf. Wie weit man ihn aushalten will und kann, das entscheidet jeder für sich selbst - NIEMAND ANDERER!

Zitat von Alex1386:
Das würde mich sehr interessieren. Habe kein Thema in deinem Profil dazu gefunden. Würde mich echt interessieren.

Lassen wir mal lieber. Hier geht's um dich.

Gruß
Tin

19.10.2020 16:16 • x 4 #14


A
Zitat von Tin_:
Hast du andere immaterielle oder auch materielle Süchte? Willst du deine Leere nicht selbst füllen können? Ich glaube, die Frage des Wie ist da bestimmt dein größtes Problem, oder vermute ich falsch?

Definitiv, mehrere. Als ich heute morgen aufgewacht bin ging es mir so dreckig, dass ich mir vorgenommen hatte, heute mal alles aus zu lassen: Internet, lesen, schreiben, spielen... dieses Forum... alles kann zur Sucht werden und ich kompensiere extrem, bin sehr anfällig, das ist wahr. Einfach mal gar nichts zu tun und / oder mich bewusst selbst lieb haben, zu versuchen mich zu finden, das erfordert eine sehr große Anstrengung. Ja, das Wie und das Womit vor allem. Ich habe durchaus Dinge geschafft (Studium, Ausbildung, arbeiten) und hatte Hobbies, aber nichts, wirklich nichts davon hat mich dauerhaft befriedigt bzw. wirkt im Vergleich zu allem, was SIE tut, mag, liebt, total unbedeutend. Ich könnte jetzt wieder mit den Dingen von früher anfangen, was mir z.B. als Kind / Jugendlicher Spaß gemacht hat, aber es würde rein gar nichts bringen außer dass ich wieder angesichts der Sinnlosigkeit währenddessen in Tränen ausbrechen und nach Hause gehen würde. Ich hab das probiert. Aber ja, es braucht wohl einfach noch etwas Zeit bis es geht.

Zitat von Tin_:
Liebe BRAUCHT nicht.

Das ist klar, das war uns bewusst, davon wollten wir grundsätzlich auch beide weg. Das findet man nicht oft, dieses Bewusstsein. Aber abgesehen davon stört mich immer ein bisschen, dass es eben doch so etwas wie ein gesundes Bindungsverhalten gibt. Dieses ist bei Borderlinern natürlich extrem gestört bis nicht vorhanden. Aber normal bindungsfähige Menschen bekommen doch nach einer Zeit ein Gefühl von Bindung zueinander, welches sich annähernd in einer Form des Brauchens äußert. Mir ist dieses Liebe ist frei und braucht nicht irgendwie etwas zu elfenbeinturmartig und unrealistisch. Sie hat das immer so gesagt: Ich will doch nicht gebraucht werden. Sie machte fast aus Überzeugung dann nichts mehr, worum ich sie bat, wenn ich sie mal für irgendetwas praktisches brauchte, weil sie sich dann genötigt und unfrei fühlte, obwohl sie es freiwillig (aka ohne vorherige Bitte) gern gemacht hätte... Ja, ich möchte meine Partnerin auch mal brauchen und das kommunizieren dürfen und umgekehrt, wenn es dem anderen schlecht geht, wenn er krank wird, usw usw. Ich finde das in Ordnung.

Zitat von Tin_:
Sie sollten konsistent zueinander sein. Und nun nochmal auf deine Kryptonit angewandt: Was hat sie gesagt und wie hat sie sich verhalten?

Sie sagte relativ früh, dass es Sicherheit, Stabilität und Konsistenz bei ihr nicht gibt. Dass ich es trotzdem wollte, ist meine Verantwortung. Jeder J. wusste beim ersten Schuss dass es Gift ist, das ihn fertig machen wird - und nahm es trotzdem. Manche glauben es erst, wenn sie es selbst probiert haben, sie glauben es kontrollieren zu können. Sie sagte auch, sie weiß um ihre Schwächen und arbeite hart an sich und möchte auch Commitment. Zunächst ging auch alles in diese Richtung, so dass ich es glaubte. Am Anfang war alles so wie sie sagte, sogar viel viel besser. Ich fand, sie stapelte sehr tief. Erst mit der Zeit kamen die Inkonsistenzen, als ich bereits drauf war. Wie bei Dro. eben.

Zitat von Tin_:
Wenn sie das Weiterentwicklung nennt. Ich nenne es Egoismus und mit Ellenbogen das einfordern, was ihr so länge verwehrt geblieben ist. Natürlich ist das ihr Recht. Aber in dir hat sie jemanden gefunden, der das nicht leisten kann und daran zerbricht.

Sie hat eine der schwersten Persönlichkeitsstörungen die es gibt. Sie ist so nicht auf die Welt gekommen. Sie kann nichts dafür. Borderline verändert das Gehirn, die Nerven. Sie hat mir ihre Kinderbilder gezeigt. Ein kleines Mädchen im weißen Kleid mit Kopfhörern auf. Guckt mit großen Augen und ernstem Mund in die Kamera. Sie hörte immer Musik, wenn ihre Eltern stritten. Sie wurde schwerst misshandelt. Weißt du eigentlich wie wertvoll sie ist? Sie ist wertvoll. Sie ist liebenswert. Sie hat das allerbeste daraus gemacht. Sie ist wertvoll. Sie darf einfordern was sie will, so viel sie braucht, alles was sie braucht. Und ich bin stolz darauf, dass ich ihr etwas geben konnte, so viel ich konnte, bis ich zerbrochen bin. Das war es mir wert.

Bin gerade emotional, sorry. Vielleicht antworte ich auf den Rest von dir später.
Danke auf jeden Fall!

19.10.2020 17:08 • x 1 #15


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