Es wird länger, ich möchte die ganze Geschichte erzählen. Vielleicht hilft es jemandem in einer ähnlichen Situation, vielleicht erkennt sich jemand oder eine ähnliche Situation wieder. Gerade muss es einfach nur raus, quasi als Dokumentation für die Nachwelt, wohl auch als Hilferuf, als Hoffnung auf ein Echo, dass ich noch existiere. Ich hab momentan niemanden, mit dem ich reden könnte und auch keine Kraft und keinen Willen daran etwas zu ändern. Seit Wochen gehe ich nicht mehr vor die Tür außer kurz einkaufen. Ich stecke in einer Depression fest. Ich merke das und weiß, was ich alles tun müsste, dass ich raus gehen und Hilfe suchen müsste, aber es geht nicht. Zaghafte Versuche endeten in Weinanfällen in der Öffentlichkeit. Vielleicht ist das ok gerade, vielleicht ist das hier ein Anfang.
Ich bin 34, männlich und wohne in einer größeren Stadt im Osten.
Im November 2019 habe ich eine Frau kennengelernt. Sie war die beste Freundin meiner damaligen Freundin, mit der ich von 2016 bis Frühjahr 2019 mit Unterbrechungen zusammen wohnte. Ein Teil von mir schämt sich dafür und denkt, dass das, was ich jetzt erlebe, nur der Spiegel für diese damalige Aktion ist, Karma quasi. Der andere Teil denkt dass Karma Quatsch ist und es für alles einen Grund gibt, weshalb man wie wann warum handelt, auch wenn es nicht unbedingt mit den eigenen Moralvorstellungen zusammenpasst.
Für mich war es mit dieser Frau nur noch Freundschaft-Plus, für sie war es immer etwas mehr und ich wusste das, konnte mich aber nicht klar abgrenzen, was schwach war. Während dieser Beziehung kam dann seit 2018 irgendwann SIE öfter zu Besuch zu meiner damaligen Freundin. Meist um sich bei ihr auszusprechen und zu weinen, sie hatte sich gerade von ihrer damaligen 7-jährigen Beziehung getrennt. Ich bekam viel davon mit, sie nahm einen ziemlich großen Raum ein, den meine damalige Freundin ihr auch gerne gab.
Während sie da war, bekam ich keinen Ton raus, ich sagte außer hallo und tschüß nichts. Ich hatte Angst vor ihr, war unsicher, verschüchtert wie ein Kind. Sie gucke mich oft lange und stumm mit großen Augen an, sagte aber auch nichts. Es waren Blicke wie Stromstöße. Wenn sie weg war, war sie oft Thema bei meiner damaligen Freundin und mir, wir reden oft über ihre Probleme und Ansichten, was auch von mir aus ging. Man kann sagen, sie beschäftigte mich damals schon sehr, zog mich in ihren Bann mit ihrer Art zu leben, zu sprechen, zu sein.
Sie hat etwas sehr kindliches, authentisches, liebevolles. Zugang zu all ihren Gefühlen: Wut, Trauer, Freude, es floss ungefiltert aus ihr heraus. Sie faszinierte mich so sehr, ich erkannte mich wieder in ihr, unsere inneren Kinder waren damals bereits zusammen. Einmal saßen sie und meine damalige Freundin zu zweit auf dem Balkon, es war Kindergeschrei draußen und sie stimmte in das Geschrei mit ein. Einmal legte sie sich mitten ins Gras auf den Innenhof, es war ihr völlig egal was die Nachbarn dachten. Sie wurde oft wütend wenn sie sprach, über die Gesellschaft, das Schulsystem, schrie dann booaah, ich könnt kotzen und verzog ein Gesicht. Sie war wunderschön.
Als ich im Frühjahr 2019 auszog und einige Monate in meiner eigenen Wohnung lebte, wieder in Teilzeit arbeiten ging (mir ging es damals psychisch schon nicht ganz so gut, zu viel allein, soziale Phobie), nahm ich mit ihr Kontakt auf. Sie ging mir nicht aus dem Kopf, es zog mich zu ihr. Ich rechnete mir eigentlich gar keine großen Chancen aus. Sie ist zwei Jahre älter als ich, hatte sehr viele Kontakte und, was ich so mitbekam, auch viele Männer um sich, die auf sie standen und denen sie auch körperlich sehr nah war, kuscheln etc. Ich schrieb ihr eine SMS, sie lud mich zu ihr nach Hause ein.
Von Anfang an war es unheimlich vertraut. Das Gefühl von völliger Offenheit, Zuneigung, Zusammengehörigkeit. Ich war angespannt, unsicher, aber es war als hätten wir bereits einen Pakt geschlossen, es war klar, wir gehören zusammen. Sie sagte mir, sie hätte sich mir gewünscht vom Universum. Da war ich nun. Sie tanzt gern, wir gingen tanzen, wozu sie mich wegen meiner Angst natürlich erst überreden musste. Ich überwand mich, es ging, es war schön. Es war ihr dann zu laut, wir gingen durch die Nacht spazieren. Wir redeten und redeten und redeten, tagelang, sie erzählte mir von Beginn an alles:
Von ihrer Anpassungsstörung, ihrer damalige Borderline-Diagnose, ihrer jahrzehntelangen Therapie. Vom ambivalenten Verhältnis zu ihrer Mutter, von deren Tod 2012. Vom Vater, der sie schlug, gleichzeitig aber auch sehr liebevoll war. Der eigentlich von Anfang an eine andere Frau liebte, zu der er später irgendwann auch zog, sich aber damals für ihre Mutter entscheiden musste. Wie sie und ihre Schwester dementsprechend gar nicht hätten entstanden dürfen; jedenfalls nicht aus echter Liebe. Wie sie als Teenager auf ihren Vater aufpassen musste, wenn er sich mal wieder umbringen wollte, weil seine Frau nebenbei andere Männer hatte. Wie sie zuhause kontrolliert und eingesperrt wurde, als Kind ständig ein Aktivitäten-Programm abspulen musste, nie frei war. Wie sie versucht hat, als Kind zwischen ihren Eltern zu schlichten, wenn diese stritten. Wie sie mit 16 von zuhause ausgezogen ist, zu ihrem damaligen Freund, von dem sie schwanger wurde. Den Sohn, den sie mit 18 bekam und bald zur Adoption freigab. Zu dem sie seitdem immer mal wieder Kontakt gesucht, aber keine Antwort bekommen hat.
Es hat mich natürlich nicht nachdenklich gemacht, abgeschreckt, vorsichtig werden lassen. Nein, es hat mein Retter-Gen aktiviert, den Beschützerinstinkt. Bei mir war es ja ähnlich, ich erzählte ihr von mir, von meiner Kindheit auf dem Bauern-Dorf, abgeschirmt von allem, allein im Einfamilienhaus im Grünen, ausgeliefert dem schlagenden, emotional toten Vater, der vor Familienglück und Unbildung freudig glucksenden Mutter, deren ganzer Stolz der Sonntagsbraten war. Es gab nichts außer dem Fußballverein. Du gehst auf die Hauptschule, das reicht, das passt schon, wir hatten auch nicht mehr und uns gehts gut. Unsere verletzten inneren Kinder hatten sich gefunden und liebten sich.
Doch es war so viel mehr. Ich hatte kein echtes Leben neben der Arbeit, also lebte ich ihres, logischerweise. Sie nahm mich mit in ihre Welt, zeigte mir ihre Bücher, ihre Bilder, ihre Musik, ihre Orte, den Gemeinschaftsgarten, wo im Spätherbst die Physalis wuchsen. Ihre Physalis, eine Lieblingspflanze von ihr. Neben den Hagebutten. Ich wusste vorher nicht, dass man Hagebutten pur essen kann. Sie erklärte mir, dass man nur diejenigen pflücken durfte, die sich von allein gaben. Ich schrieb eine Kurzgeschichte dazu, malte Bilder dazu und schenkte es ihr zu Weihnachten. Sie lieh mir ihr Buch von Michael Ende aus, im schönen Stoffeinband, gab es mir mit, als ich vor Weihnachten für ein paar Tage in die Heimat zu Besuch fuhr. Was für ein Vertrauensbeweis. Wir telefonierten stundenlang, ich las ihr vor. Sie nannte mich liebes Herz. Sie schrieb mir SMS, kannst du's halten, kannst du's halten. Ich wusste damals nicht was sie meinte, aber ich war mir sicher, JA, ich kann und will es halten, alles. Ich sollte mich irren, natürlich.
Es kam das erste Weihnachten seit Jahren an dem sie alleine war. Vorher war sie immer mit ihrem Ex-Freund bei dessen Familie, aber sie entschied sich bewusst für ein schlichtes Fest mit sich allein. Ich wunderte mich etwas, dass sie in diesen Tagen nicht mehr Zeit mit mir verbringen wollte, da wir beide allein waren, aber es war kein Problem, wir waren in Kontakt und verliebt. Wir gingen in die Kirche, abends. Sie ist eigentlich gar nicht der Typ dafür, aber sie mag die Stimmung, die Gebäude. Sie kam zu spät, aber wir fanden uns. Auf dem Nachhauseweg erzählte ich ihr von meinem Glauben, dass ich einige Phasen hatte, so auch 2019, in denen ich mich näher damit beschäftigte und in einem Hauskreis bzw. Gemeinde war. Sie sagte erstaunt und irgendwie abwertend das glaub ich dir jetzt nicht. Sie ist eher esoterisch angehaucht, Yoga, Horoskope, Kartenlegen, Bewusstseinsarbeit, sie glaubt an das Universum, kann Energie spüren und solche Sachen. Ich weiß nicht warum, aber in diesem Moment habe ich mich für nicht voll genommen gefühlt. Es überkam mich das Gefühl, dass wir in dieser Hinsicht überhaupt nicht zueinander passen, dass ich meinen Glauben verraten müsste in vielerlei Hinsicht. Es kam zum ersten Streit, ich wollte trotzdem wieder gern mit zu ihr nach Hause, aber sie schickte mich weg. Es fuhr nichts mehr, es war spät abends, ich lief quer durch die Stadt und bekam meine erste Panikattacke seit langem.
Wir versöhnten uns bald darauf, gingen viel raus, sie war unendlich zärtlich, liebevoll, es war intensiv und vertraut wie nie zuvor in einer Beziehung. Die Art, wie sie einerseits frei und unabhängig war und dann gleichzeitig fast in Symbiose ging, wenn ich da war, beunruhigte mich nicht, nein, es war das schönste was ich mir vorstellen konnte. Innerhalb von wenigen Wochen fühlte es sich an, als wäre es unzerstörbar, schicksalhaft, vorherbestimmt. Dann kam Silvester. Sie hatte drei Optionen was sie machen wollte. Ich war keine davon. Sie feierte mit Freunden. Um 2 Uhr kam eine SMS. Alles ok bei dir?, so ungefähr. Ich war fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam feiern oder wenigstens telefonieren würden, lag zuhause im Bett und konnte nicht einmal weinen, starrte nur fassungslos aus dem Fenster. Ich hätte mir auch andere Optionen suchen müssen, es war bestimmt ganz normal.
Der Januar 2020 war dann wohl eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Wir gingen ins Puppentheater, an den See, ans Lagerfeuer, Blumen-Ausstellungen, wir kochten und aßen zusammen, gingen viel spazieren und redeten ohne Ende. Nach der Arbeit fuhr ich immer zu ihr, ich übernachtete bei ihr, der S. war fantastisch. Stundenlanges kuscheln, reden, miteinander sein, so dass wir die Zeit, das essen, alles um uns herum vergasen. Sie gab mir den Schlüssel für ihre Wohnung, ließ mich in ihrem Bett schlafen, ich lebte quasi bei ihr in der Wohnung. Später sagte sie mir mit Blick auf diese Zeit manchmal, das wäre ko-abhängig und sie käme zu nichts, würde völlig vergessen dass sie noch Freunde hat, usw. Gleichzeitig kam es immer wieder zu dieser extremen Nähe, gerade auch von ihr aus. Ich ermunterte sie dazu, mal wieder zu Freunden zu gehen, oder dass ich mal für nen halben Tag gehen könnte, wenn es mal wieder drei gemeinsame Tage am Stück wurden, so dass wir ein gesunden Maß an Nähe und Distanz finden. Aber wir bekamen es selten hin, entweder wir waren komplett zusammen oder aber, im anderen Extrem, wenn sie dann einmal raus ist, war sie auch ganz raus, verschwunden in ihrer anderen Welt, unerreichbar.
Das Ankommen und wieder aus dem Kontakt gehen mit mir fiel ihr unglaublich schwer, je näher und vertrauter es mit uns wurde. Sie sagte, das wäre nur bei mir so. Sie brauchte immer Ankommenszeit, in der sie von ihrem anderen Leben auf das Leben mit mir umschalten konnte. Einmal hatte ich den Müll raus gebracht, war also eine Minute weg. Kam die Treppe hoch, begegnete ihr, sie erkannte mich erst gar nicht. Als wäre ich ein Fremder, den sie erstmal neu einordnen musste. Immer wenn ich ging, mussten wir die Abschiede am besten mehrere Stunden vorher ankündigen und uns langsam entwöhnen, durch verminderten Kontakt innerhalb der Wohnung. Ich habe das oft nicht kapiert bzw. mich leider meist nicht daran gehalten und sie damit verunsichert, was mir zutiefst leid tut im Nachhinein. Ich hatte zu wenig Empathie, konnte das nicht nachfühlen. Jetzt, da es zu spät ist, wir mir das erst richtig bewusst und ich hätte gern alles besser gemacht.
Dann kam Corona. Ich kündigte meinen Teilzeitjob. Sie selbst muss nicht arbeiten. Ihr Lebensstil, nun ja, gefiel mir so gut, ich stellte alles in Frage: Das System, Arbeitsverträge, meinen narzisstischen Chef, der ständig ins Büro geplatzt ist und sich mit einer brutalen Energie neben mich gesetzt hat, um mir neue Aufgaben zu geben. Ich hatte keine Lust mehr und bewunderte sie, dass sie so lange dafür gekämpft hat für ihre Frührente, ihre Freiheit, so sehr zu sich steht, sich trotz Engpässen dieses Leben in zeitlichem und auch materiellem Reichtum (sie ernährt sich nur von gutem, teuren Bio-Essen usw.) selbst zugesteht. Ich war dann die meiste Zeit bei ihr, wir traten nun auch als Paar auf, ihre Freunde kamen mal zu uns, mal trafen wir uns auch draußen. Aber selten. Meist ging sie allein zu ihnen, womit ich auch völlig ok war und sie auch. Ich war sogar oft froh über ein wenig Ruhe und Zeit für mich.
Dann kam der Februar und die erste Off-Phase. Ich war auf der Arbeit, sie rief mich an, ob ich nach der Arbeit mit ihr essen gehen wolle. Na klar wollte ich, also hin, japanisches Restaurant. Sie war schon da. Es war ein Zweierplatz. An meinem Platz stand bereits ein halbvoller Teller. Ob ich nicht davon essen möchte. Einer ihrer Freunde war vor mir da, ein 50-jähriger Tan.tra-Masseur, ein ganz lieber Mensch. Ob ich etwas dagegen hätte, wenn gleich noch ein anderer ihrer Freunde dazu käme. Nein natürlich nicht. Er kam also, er war um die 40, wollte mal was von ihr, aber jetzt angeblich nicht mehr. Er setzte sich auf die Bank neben sie, sie redeten leise miteinander, steckten quasi die Köpfe zusammen, ich versuchte mich auf mein Essen zu konzentrieren. Es gelang nicht. Er stand nach ein paar Minuten auf, umarmte sie, gab mir die Hand. Ich stand auf und schüttelte sie. Als er weg war, schaute ich sie an. Sie legte beide Hände ans Herz und atmete tief ein, mit halb geschlossenen Augen, als wäre sie weggetreten. Dann guckte sie mich an und fragte: Ist irgendwas?. Ich bekam kein Wort raus, sagte ich müsse weg, stand auf und ging in meine Wohnung, wie in Trance. Das dauerte etwa zwei Wochen. Ich schrieb, es wäre vorbei, das ginge gar nicht. Ob sie mich verarschen wolle. Ich kannte so etwas nicht. Für sie war es wohl normal, sie war schockiert. Ich vermisste sie ohne Ende, aber versuchte stark zu bleiben, versuchte die Situation einzuordnen, zu verarbeiten, war es meine krankhafte Eifersucht? Macht man so etwas? Ist das normal? Ich fand keine Antwort, nur, dass es mir sehr sehr weh tat. Ich legte ihr ihren Wohnungsschlüssel in den Briefkasten. Sie meldete sich mit einer SMS an meinem Geburtstag Anfang März. Ich hatte mich beruhigt und gleichzeitig große Sehnsucht nach ihr. Wir kamen kurz darauf wieder zusammen,ich bekam wieder ihren Wohnungsschlüssel (wir tauschten diesen in der Folge auf diese Weise noch mehrmals aus - ich gab ihn im Streit zurück und bekam ihn dann wieder. ), unternahmen viel, es war intensiv und vertraut wie vorher. Sie erzählte mir, dass sie nach meinem Weggehen für zwei Tage in der Klinik war, so schlimm war es für sie. Das tat mir leid, ich hätte das nicht gedacht. Ich gelobte Besserung, dass ich mich um meine Eifersucht kümmern wollte, wobei sich tief in mir etwas wehrte. War das denn so wirklich normal?
April 2020. Der Tan.tra-Masseur rief in dieser Zeit ständig an, wollte sie dauernd treffen. Er war ihr Papa-Typ, sie besuchte ihn hin und wieder bei ihm zuhause, legte sie sich in seinen Arm. Oder sie gingen zu zweit im Wald spazieren. Seit der Situation im Restaurant hatte ich an meiner Eifersucht, meinen Bewertungen gearbeitet. Ich war verunsichert, aber ich versuchte zu vertrauen. Wir luden ihn irgendwann zum essen ein, wir zu dritt, zu hause. Ich verstand mich sogar relativ gut mit ihm, auch wenn mir seine Spitzen auffielen, z. B. kannst du das denn auch richtig?, als ich sagte was ich gekocht habe. Nach einer Weile reagierte sie komisch, sie war mit den Gesprächsthemen unzufrieden, sagte etwas wie schön dass ihr euch so gut versteht und verließ das Zimmer, ohne sich zurückholen zu lassen. Später sagte sie mir, das wäre ihr mit ihm so noch nie passiert, es müsse wohl an mir liegen. Ich nutzte die Gelegenheit um ihn unter vier Augen zu fragen, ob er mehr von ihr wolle, weil er so den Zweierkontakt mit ihr suche. Er meinte, nein, er habe schon so viele Frauen gehabt, er will sie nur als Freundin, ich solle mir keine Gedanken machen. Ich glaubte ihm, beruhigte mich.
Kurze Zeit darauf erzählte sie mir beiläufig, dass er sie gefragt hätte, ob sie einmal nac.kt mit ihm kuscheln möchte und vor ihm ma.sturb.ieren. Sie sagte mir, für ihn hat das keine so große Bedeutung wie für mich, Na.cktsein, S.ualität, er ist ja Tan.tra-Masseur. Sie fände das auch mal gut, denn er habe einen sehr großen Körper mit viel Masse, das fehlt ihr manchmal (ich bin eher kleiner und schlank, nicht so viel zum festhalten). Ich erlebte es als Verrat. Wieder nur meine Eifersucht, unbegründet? Mein Bauchgefühl drehte durch, ich versuchte das zu erklären, drängte auch leider darauf, dass sie den Kontakt mit ihm lassen soll auf diese Weise, was für sie aber nicht infrage kam. Also weitere Treffen bei ihm zu zweit. Ich solle Vertrauen haben.
Eines Tages war sie mit Freunden unterwegs. Sie rief an, fragte ob es ok wäre, wenn der Masseur und eine Freundin noch mit nach Hause kämen. Ich maßte mir nicht an, etwas dagegen zu sagen. Am Ende kamen sie zu zweit, ohne die Freundin. Er grinste mich an, sie hatten Falafel mitgebracht. Komm, wir essen. Ich knurrte, ich esse später. Sie setzten sich zu zweit in die Küche, Kerze an, lachten, als wären sie das Paar. Ich saß im Wohnzimmer, mir drehte sich der Magen um. Ich zitterte. Irgendwann hörte ich sie zu ihm sagen so, wollen wir uns hinlegen?. sie kamen ins Wohnzimmer, auf die Couch auf der sich saß. Wie gesagt, sie hat kaum Möbel und weitere Liegemöglichkeiten gab es nicht. Sie stand wortlos vor mir und sah mich an. Ich stand auf und ging in die Küche. Alles raste in mir. Sie fragte noch, ob alles ok sei. Ich machte durch meine Gestik und Mimik klar, dass nichts ok sei, sagte aber, sie ist frei, kann tun was sie will, es wäre ihre Entscheidung, ich weinte, war außer mir. Sie interpretierte das als es ist ok und ging zu ihm. Er legte sich seelenruhig auf die Couch, sie setzte sich an das Fußende. Ich drehte innerlich durch. Irgendwann machte sie die Wohnzimmertür zu. Ich rastete aus, lief hin und her, konnte mich nicht beruhigen. Ich platzte irgendwann rein und bat sie, dass es genug ist, dass er bitte gehen soll. Er ging. Ich drehte völlig durch als er weg war, warf meine Hose vor Wut auf den Boden, schrie, brüllte sie an, dass das nicht normal ist, emotionaler Missbrauch, keine Liebe, fing an zu weinen, hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich beendete zum zweiten Mal die Beziehung, sagte, ich könne das nicht aushalten, das habe ich nicht verdient und ging.
Natürlich konnte ich mich wieder nicht lösen, dachte darüber nach, vielleicht war es gar nicht so schlimm und es war nur meine Eifersucht, es war ja nichts passiert, nur mein eigener Mangel, ich müsse da hinschauen und herausfinden, was da in mir ist, was so heftig reagiert. Also trafen wir uns wieder und kamen wieder zusammen. Sie machte weiterhin mit diesem Freund Dinge. So war er bei den aufkommenden Corona-Demos mit involviert, Freiheit und so, was sie ganz toll fand und selbst organisatorisch mitmachte. Mir war das eher suspekt, ich war kritisch dazu eingestellt, wollte aber gern mit ihr arbeiten und ihre Interessen teilen. Sie trat dort auf, als Tänzerin, Rednerin und hätte sich gewünscht, dass ich mit dabei bin. Ich wollte das auch immer, verfolgte es aber wohl nicht stark genug, wegen meinen Ängsten und einer sich immer stärker ausbreitenden Müdigkeit. Oft hatte ich überhaupt nicht die Energie, aus dem Haus zu gehen, bzw. eine unbestimmte Furcht vor Panikattacken. Eine solche hatte ich kurz vorher bereits.
Sie hingegen blühte auf und verbrachte viel Zeit dort. Das war ihre neue Bestimmung, dort hatte sie ihren Platz gefunden. Ich wollte gern involviert werden und meine / unsere Nische dort finden, aber außer einem einzigen Mal kam es nicht dazu. Stattdessen war ich zuhause und schnitzte ihr einen Holzbecher und war mit der Rolle als der sichere Hafen zuhause, der auf ihre Katze aufpasst, den Haushalt schmeißt und einkaufen geht, relativ zufrieden. Sie nicht, wie ich später (zu spät) erfahren musste.
Im Juni ging alles den Bach runter. Sie wurde distanzierter. Es gab immer öfter Diskussionen und Streitereien wegen diesem Masseur, der sich für mich als großer Guru aufspielte. Ich weiß nicht ob es Neid war, ein Mangel an eigenem Antrieb. Bestimmt. Sie war genervt von mir, meinen Panikattacken, dass ich ihr zu ängstlich war unter Menschen. Sie hatte genug von dem Drama und meiner Negativität. Wir hatten immer wieder und immer öfter Phasen, in denen wir tagelang keinen Kontakt mehr hatten, wo sich der eine oder der andere zurückzog. Zuletzt immer häufiger sie, was mich vor dem Hintergrund dieser anderen Männer, die sie ständig und wie selbstverständlich anmachten, teilweise wenn ich dabei war, leider noch klammernder werden ließ.
Als ich Ende Juni für zwei Tage ins Krankenhaus kam, kam sie mich einmal kurz besuchen. Als ich nach ihrer Hand griff, merkte ich, dass ihr das unangenehm war. Die ganze Situation war sehr kühl von ihrer Seite aus. Sie sagte, dieser Ort wäre schrecklich, sie könne es hier nicht aushalten. Als ich sie abends anrief, ging sie nicht dran, was untypisch für sie war. Aber ich dachte mir nichts schlimmes dabei. Ich nutzte die Zeit um nachzudenken, zu mir zu finden. Es würde sich schon alles geben. Als ich entlassen war, meldete sie sich nur ganz kurz und stockend, ausweichend. Die Tage vergingen, ich kam nicht mehr an sie ran. Sie schrieb mir auf meine Bitte, mir zu sagen was los sei, eine lange SMS, dass ich erst meine Angst vor Menschen in den Griff bekommen müsse und sie ihre Angst vor dem Alleinsein und dass Abstand gerade am besten wäre. Ich fiel aus allen Wolken, litt wie ein Hund, verkroch mich zuhause und akzeptierte es. Ich wollte an mir arbeiten. Aber es traf mich trotz des Chaos zuvor wie ein Schock.
Ich schrieb dem Tan.tra-Masseur, dass ich mich bei ihm für mein Verhalten entschuldigen wolle und traf mich sogar mit ihm. Als sie das mitbekam, rief sie mich an. Sie sagte, es gäbe da etwas, das sie mir vor dem Treffen mit ihm sagen müsse. Sie hätte im Rahmen dieser Corona-Demos jemanden kennengelernt, einen sehr sehr lieben Menschen. Sie empfänden Zuneigung füreinander. Aber sie könne nicht genau sagen, wohin es sich entwickeln würde. Sie hätte jemanden gebraucht, wäre an dem Tag, als sie mich im Krankenhaus (diesem schrecklichen Ort) besuchen kam, zusammengebrochen, wäre auf dieser Demo weinend unter einem Baum gesessen und da hätte er sie getröstet, in den Arm genommen. Wieder fiel ich für mehrere Tage in eine Schockstarre. Wollte sie treffen. Wollte gut damit umgehen. Sie sagte, sie liebt mich noch, er wisse auch von mir und ihm wäre das wurscht, wen sie sonst noch so liebe, er wolle sie unbedingt.
Wir trafen uns wieder, ich versuchte stark und ohne Vorwürfe, verständnisvoll zu sein. Ich wollte mit ihr sein, alles überwinden. Sie erzählte mir aus ihrem Leben, das wäre bei ihr schon immer so gewesen, immerzu verliebte sie sich in jemanden, alle ihre Freunde hatten das mitgemacht. Nur einer konnte das, der erste, aber der suchte sich dann eine andere Freundin und zog weg. Sie würde es unglaublich gern mit mir schaffen, sie liebt mich, möchte uns beide, ihn und mich. Ich sagte zu, wollte sie nicht verlieren. Das würde ich auch noch schaffen, ich würde ihr zeigen, dass ich es ernst meine, dass ich stark genug bin, dass ich es aushalten kann, dass ich da sein werde, wenn er längst wieder weg ist.
Die folgenden Tage waren grausam. Ich wohnte wieder quasi bei ihr, wir waren vertraut wie nie, hatten auch intensiv S., sie erzählte mir von ihm, war richtig verliebt, von seinen großen Lippen (viel größer als meine), seinem massiven Körper (viel größer als meiner), seinem tiefen Haaransatz, wie ein Krieger, ja, er sieht wirklich gut aus. dass er gar keine Angst hat, dass sie jemanden wie ihn braucht, da draußen, weil sie jemanden braucht, der stark ist, weil sie immer nur so stark ist wie ihr gegenüber, sagte sie. ich fragte sie, ob das nicht irgendwie auch mit mir ginge, wenn wir uns lieben, in vielleicht anderer Form, oder mit Entwicklung, oder wenigstens mehr Klarheit und Kommunikation, ein Involviertsein. ich möchte ja, ob sie mir nicht eine Chance geben würde. Aber sie kann nicht warten, braucht das gleich, im Heute, ohne jede Einschränkung. Mir würde ja nichts weg genommen werden, sie würde ja nach wie vor immer für mich da sein. Nur in welcher Form, das könne sie nicht sicher sagen. Sicherheit gebe es bei ihr keine.
Im August zog ich in meine neue Wohnung, die ich mir ursprünglich nur angemietet hatte, um näher bei ihr zu sein. 18 qm Wohnklo. Ich dachte damals, ich wäre eh die meiste Zeit bei ihr, oder draußen. Wie ich mich täuschen sollte. Der neue Freund meiner vorherigen Ex (!) half mir. Sie fragte, ob ich damit ok wäre, wenn sie an diesem Tag mit ihrem Krieger an den See fahren würde. Ich wollte stark sein und sagte ja. Sie fuhr. Als ich um 22 Uhr noch nichts von ihr hörte und bereits wieder in ihrer Wohnung war, fragte ich sie per SMS, ob alles ok sei. Ja, ich solle mir keine Sorgen machen, sie würde bald losfahren. Sie kam dann irgendwann gegen drei Uhr nachts. Sie erzählte mir, dass nichts war, außer reden und etwas knutschen. Es ging mir sehr schlecht.
So ging das weiter, sie war oft den ganzen Abend bis tief in die Nacht mit ihm, spazieren, tanzen, reden. So die offizielle Version. Sie erzählte mir so viel über ihn, ich fragte auch, wollte alles wissen, vertrauen. er sei so ein lieber Mensch, er hat auch ein starkes inneres Kind, sie arbeiten viel zusammen, es geht eher um Sicherheit, um reden, er habe Poten. und viel weniger archaischen Anteil als ich, usw. Bei ihm könne sie wie sie selbst sein, während sie bei mir öfter Angst empfindet, ich rege sie zu sehr auf, wegen meiner Eifersucht und weil ich ihr so nah bin, so viel bedeute.
Er rief in der Folge oft an, ich bekam es am Rande mit, sie streichelte mich einmal beim telefonieren mit ihm, ich hörte ihn fragen was machst du gerade. sie sagte, sie habe gerade gegessen, was stimmte. nur dass sie mit mir gegessen hatte erwähnte sie nicht. Warum auch. Es war grauenvoll. Er wollte mit ihr wieder zum See fahren, sie fragte mich ob es ok wäre, wenn nicht, würde sie dableiben. Ich sagte, sie muss das wissen, sie ist frei. Ich küsste sie zum Abschied lange, blieb locker, war auch eigentlich echt ok. Ich dachte diesmal würde sie nicht so lang bleiben oder sich mal melden. Sie fuhr und blieb wieder bis spät nachts weg ohne sich zu melden. Es war vor allem die Länge und dass er plötzlich so gleichberechtigt war, was mich verunsicherte. Ich hätte ihr alles zugestanden. Aber sie redete kaum offen mit mir darüber. Es schränkte sie ein, war ihr zu anstrengend. Sie sagte einmal: Entweder so oder eben gar nicht. Ich sagte zwar in der Wut ok, dann gar nicht, aber konnte es nicht durchhalten. Ich spürte, ich war ihr nicht wichtig genug. An diesem Punkt habe ich meinen Selbstrespekt und sie ihren Respekt vor mir spätestens ganz begraben. Einmal sagte sie halb im Scherz zu mir. Kein Respekt mehr, nur noch Geborgenheit. Darauf angesprochen meinte sie, sorry, das war meine böse Seite.
Einmal, als wir gerade S. hatten und er wieder mal anrief, habe ich es nicht mehr ertragen, bin ziemlich wütend und vom Testosteron aufgepumpt zum Telefon und wollte dran gehen. Sie sprang auf und riss es mir mit aller Kraft aus der Hand. Es ging alles nicht mehr, ich verlor die Fassung, die Kontrolle, die Nerven, brach zusammen. Mehr als einmal bettelte ich sie an, wenn ich ihr etwas bedeute, soll sie das mit ihm bitte beenden, und mit mir doch bitte schauen, was wir gemeinsam machen können, dass es für beide passt. Nein, zu viel Druck, zu viel Kontrolle, ihre Freiheit, sie kann sich nicht selbst betrügen. Das gehe gerade vielen Frauen so, ihrer Freundin auch, dass sie sich in andere verlieben. Ihre Mutter war auch so. Sie brauche das jetzt.
Irgendwann fuhr sie mit ihm und den anderen auf eine große Corona-Demo nach Berlin. Sie verhielt sich davor sehr komisch und zog sich zurück. Sie meldete sich am Anreisetag nur einmal spät nachts, vom Hostel aus, dass sie nicht schlafen könne. Nur einzelne kurze Worte, kein gute Nacht, null emotionale Verbindung. Kurz zuvor hatte ich mir in windeseile ein neues Handy angeschafft, damit sie mich erreichen konnte. Es war kurz zuvor kaputt gegangen. Ich war wütend, enttäuscht, fassungslos, wie so oft, hatte gehofft, sie würde in dieser mich massiv verunsichernden und traurig machenden Situation (ich wollte eigentlich mitkommen, irgendwie mit dabei sein, Zugang finden, ihn kennenlernen - sie blockte alles ab) wenigstens mit mir telefonieren oder SMS schreiben. Nichts. Am nächsten morgen rief sie mich an, fragte ob ich auf die Katze aufpassen könnte, ihr gehts nicht gut. Sie hatte eine Nachbarin damit beauftragt, weil sie mir nicht vertrauen konnte offenbar. Ich konnte meine Wut nicht mehr verbergen und konfrontierte sie. Sie wurde auch wütend, wie so oft, sagte wenn man dir den kleinen Finger gibt willst du die ganze Hand und ich habe hier total viel Stress und legte auf. Ich erreichte sie nicht mehr.
Nach einer Woche der Ungewissheit meldete sie sich wieder. Wir trafen uns, ich war wieder für drei Tage bei ihr. Wir hatten einen wunderschönen Tag am See, ich massierte sie, wir kochten, es war wie früher. Wie so oft. Erst schlimmstes Leid und dann wieder ein Stück vom Himmel. Wir hatten S., ich fragte sie währenddessen über ihren S. mit ihm aus, es machte uns beide an in dem Moment, ein schlimmer Fehler im Nachhinein. Er passierte im Gruppenraum des Hostels nachts, als die anderen schliefen, kurz nachdem sie mir die SMS geschickt hatte. Sie war wohl ziemlich laut, meinte er. Sie selbst könne sich an nichts mehr erinnern. Sie verliere eben die Kontrolle wenn sowas passiert. Und sie hatte sehr viel Stress dort.
In der Folge wurde der Kontakt immer weniger, von ihr aus. Im August fuhr sie eine Woche mit ihm nach Berlin und zwei Wochen mit ihm an die Ostsee zelten. Eigentlich wollten wir dort hinfahren. All die Zeit war ich allein, täglich, mit meinen Gedanken. Kein Lebenszeichen. War nicht angenehm, weiß nicht wie ich es überlebt habe. Bis heute weiß ich nicht was da alles passiert ist. Es fällt unter ihre Privatsphäre und sie wird den gleichen Fehler nicht noch einmal machen, mir davon zu erzählen. Wenn wir uns trafen, gab es noch ein paar schöne Momente, so zuletzt wieder drei Tage am Stück Ende September bei ihr zuhause. Es ging ihr nicht gut, ich war für sie da, wie früher. Als es ihr wieder besser ging, gingen wir raus, in den Park, in die Stadt, wir waren vertraut wie immer, kämpften spielerisch, gingen shoppen, ich kaufte ihr ihre Lieblingsschokolade, wir lachten. Eine Freundin kam dazu, mit ihr wollte sie ins Kino. Ich ging, verabschiedete mich, fragte, ob ich sie danach abholen soll. Sie wisse es noch nicht. Sie meldete sich nicht mehr und drei Tage am Stück nicht mehr, in denen ich ihr auch nicht schrieb, um sie kommen zu lassen.
Ich spürte genau, dass entweder am gleichen Tag oder am Tag darauf wieder irgendetwas passiert war, für das sie sich mir gegenüber schämte (S. mit ihm o.ä.), sie fiel wieder raus aus dem Kontakt. Es dauerte zwei Tage in dieser Funkstille nach dem Hochgefühl, dann rutschte ich in die Depression, die bis heute anhält. Ich kann nicht mehr raus gehen, sitze in meiner 18 qm Gefängniszelle und laufe im Kreis. Sie kam noch einmal vorbei, ich wollte mit ihr schlafen, eher panisch, verzweifelt. Sie nicht mehr, ich habe es als Ablehnung verstanden, geweint, sie angefleht es noch einmal mit mir zu probieren, als Partner, dass ich wieder bei ihr wohnen darf. Das war natürlich völlig brutal daneben, hat alles nur noch schlimmer gemacht. Sie meinte, ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst. Ja. Sie wolle, dass ich glücklich bin. Sie liebt mich, aber möchte dass wir unabhängig voneinander glücklich sind. Sie hat Recht. Aber bis dahin ist sie mit ihm, der ihr das gibt was ihr fehlt. so drückt sie das aus. Wir hätten das doch irgendwie schaffen können, so hat sich es angefühlt, dass wir zusammen gehören und alles schaffen können. Wir haben über gemeinsame Arbeit gesprochen, Pläne gemacht, sie wollte das. Dann kam dieses sch. Corona, alle drehen durch, dieser Dahergelaufene Krieger Retter Held verdreht ihr den Kopf und alles wird egal. Ich kann nicht mehr. Das soll Liebe sein. Nur Brauchen, Missbrauch, auf allen Seiten, ja, auch bei mir.
Mir sind wirklich alle Mechanismen bewusst, mein inneres Kind, die toxische, süchtigmachende On-Off-Beziehung, Ko-Abhängigkeit und Borderline-Anteile, kein eigenes Leben, usw. usw. Es ist zu viel, ich bekam es alles umsonst, bedingungslos, wir hatten oft darüber geredet. Ich war ihr genug, es gab so viel was gepasst hat. Und jetzt nicht mehr. Kein Problem, zum nächsten. Ihr geht es sehr gut, sie geht raus und trifft alle möglichen Leute, unternimmt viel, hat wohl S. usw. usw. Wenn ich stark bin, dann komme sie, so sagt sie, wenn ich loslasse und glücklich bin. Reden oder klare Abmachungen sind und waren unmöglich. Alles zu viel Druck, zu viele Regeln. Ich solle vertrauen. Andererseits sagt sie mir, sie ist gerade (mit ihm) nicht glücklich, er hat nicht so viel Empathie, sie ist viel allein (obwohl sie es nicht aushält allein), sie ist psychisch krank, sie hat zwei Seiten, sie kompensiert nur mit all den Freunden, etc. Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll.
Ich schwanke extrem, von völliger Antriebslosigkeit zwischen enormer Wut, Gefühle von Verratensein, nicht gut genug sein, völlige Anti-Haltung, dann wieder Verständnis für sie, meine mentalen Probleme und Aufgaben, ihre Probleme. und es ist eben doch auch tiefe Liebe trotz der ganzen Abhängigkeit. Ich habe ihr geschrieben, sie soll mich bitte blockieren, überall, und mich nicht mehr kontaktieren, da ich es nicht mehr aushalte, sonst daran sterbe. Sie möchte das nicht, hat es aber nach einigem Zögern getan, nachdem ich sie zuletzt terrorisiert habe mit Anrufen, damit sie es macht. Seitdem noch einige wütende Mails von mir, dass sie mich verraten hat etc. etc. Auch Beschimpfungen und Analysen über ihre Krankheit. Also halt worst case, totaler Kontrollverlust. Ich hab ihr geschrieben dass egal was ich sage oder schreibe, sie nicht mehr reagieren soll, wenn sie mich liebt. Sie hat dann noch kurz geschrieben, dass sie innerlich sehr kämpft und unsere schönen Momente soo sehr vermisst. Das hat sie so oft geschrieben und gesagt, dass sie mich so sehr vermisst und will und liebt und ich ihr sooo wichtig bin. Und sobald ich dann da bin, es schön ist, reicht es wieder nicht. Oder wenn ich weg bin, vergisst sie mich. Es ist ja von ihrer Seite nur Sucht offenbar, das macht mich fassungslos. Seitdem keine Reaktion mehr von ihr. Und ich möchte das nicht glauben, möchte immer noch zurück, es irgendwie schaffen.
Sie sagte bis zuletzt sie liebt mich, möchte es mit weniger Nähe probieren. Aber es ist für mich nicht auszuhalten, nur noch zu telefonieren und sie zu sehen wie in einer Freundschaft, während sie alles mögliche macht. Ich kann das nicht, nicht nachdem wir so eng waren, so (scheinbar?) intim. Ich möchte sie nicht verlieren, möchte so gern irgendwie mit ihr sein. Sie hat mir alle Ausbrüche der Vergangenheit verziehen, sie ist die Liebe in Person eigentlich. nur eben nicht nur für mich. Sie sagt, dass alle sie lieben, aber sie sich selbst nicht. Sie das erst lernen müsse und mit sich allein sein lernen müsse. Ja, sie hat recht, aber gleichzeitig kompensiert sie doch mit ihrem Neuen und ihren 100 Freunden. Dann denke ich wieder, vielleicht liebt sie MICH ja wirklich, MICH will sie NICHT missbrauchen wie sie immer sagt. Und dann denke ich wieder, nein, sie sagt das nur so, sie hat Spaß jeden Tag und zig Erlebnisse, sie verarscht mich. Am Anfang ging es auch anders, da wollte sie mich noch exklusiv.
Sie sagt sie hat sich eben weiterentwickelt, möchte an ihrer Ko-Abhängigkeit arbeiten. Sehr gut, einverstanden, aber deswegen gar keine Beziehung mehr, sich tagelang nicht mehr schreiben und völlig verschwinden? Warum. Das ist für mich einfach nur: Kein Bock mehr. Taten zählen, nicht Worte, das passt nicht zusammen. Aber immer wenn sie dann mal da ist und GANZ bei mir ist, fühlt es sich so an wie Liebe. Wenn sie wieder weg ist und ich weiß, jetzt ist sie GENAU SO GANZ bei ihm oder allen möglichen anderen. wenn sie wieder nicht mehr ans Telefon geht tagelang. drehe ich durch. Warum kann es mir nicht egal sein und die schönen Momente genießen, wie sie sagt. Mich ansonsten um meine Entwicklung, um mich, mein Leben kümmern. Ich habe wirklich gedacht es geht, aber es geht nicht, wenn man sich mal so sehr gebunden hat an jemanden, so intensiv, nach so kurzer Zeit, aber dafür eben rund um die Uhr, dann kann man so viel wollen wie man will, die Gefühle, der Körper dreht durch, man kann nicht mehr schlafen, essen, sich konzentrieren. Es ist dann doch nur eine Abhängigkeit, verdammt, ich will das nicht wahrhaben. Es KÖNNTE doch auch Liebe sein.
Ich verzweifle an mir, an dieser Persönlichkeitsstörung, Bindungsstörung, einerseits sucht sie es ja und hat es mit mir kurzzeitig gelebt, dann war es wieder zu viel Nähe, dass sie komplett raus musste. Egal was ich versucht habe, nie war es ausgeglichen, nie war das Maß richtig. Entweder zu viel oder nicht genug. Sie ist reflektiert, sie hat das selbst so gesagt, es ist nie genug und sie hat Angst vor zu viel Nähe. Es ging mir selbst nie um den Wunsch nach Symbiose oder ungesund viel Nähe, ich war vorher total ok mit Distanz. Ja, wir wollten unsere inneren Kinder heilen mit Symbiose, eine Weile und alles war ok. Warum nicht, wenn es beide wollen. Meine Eifersucht ging erst wegen diesen anderen Kerlen so los, ich kannte das vorher so nicht von mir. Ich war vorher voller Vertrauen. Sie sagte, ich hätte von Anfang an kein Vertrauen zu ihr gehabt. Projektion? Wahrheit? Ich weiß nicht mehr was ich glauben soll.
Ich schäme mich ein wenig, ich weiß dass ich ein anderer Mensch sein kann, dass ich eigentlich so nicht bin. Ich liebe sie wirklich, auch wenn es niemand glaubt. Ja, ich bin abhängig und schreibe jetzt hier seit vier Stunden an dem Text, aber ich liebe diesen Menschen. Dieses sch. Ego-Ding, gegen das ich nicht ankomme, ich bin so verletzt in meiner Würde, in meiner Männlichkeit, ich war mal wieder nicht gut genug für eine Frau. Obwohl ich mich so gefühlt habe, tatsächlich. Dieses Ausgetauschtwerden ist so mächtig. Ich habe mich selbst aufgegeben. Das was am Anfang gut war, was sie toll fand, meine ruhige Art, ist jetzt nicht mehr genug. Es war nicht wichtig genug, wurde eingetauscht gegen einen anderen, der bestimmte Attribute mitbringt. Mehr braucht es nicht, alles andere ist der Wunsch nach der Mutter. Sie hat es selbst mal so gesagt, es geht nicht um ihn, es geht um sie. Was SIE braucht. Es ging also auch nicht um mich, denke ich. Was sie ihm wohl über mich erzählt? Es ist nicht auszuhalten, das Kopfkino. Es sollte mich nicht so beschäftigen. Es zeigt mir so viel woran ich arbeiten muss, aber es ist zu viel zum anfangen. Ich muss bei Null anfangen, bei mir ankommen und habe keinen Antrieb, keine Motivation. Es ist wie als wäre man auf einem schönen hohen Berg gestanden, nur um kurz die Aussicht zu sehen, wie schön es sein kann, und dann wird man runtergeschubst und muss ohne Ausrüstung alleine wieder hochklettern, während man keine Beine mehr hat. und die anderen oben weiter feiern.
ich hoffe noch täglich dass sie sich doch noch für mich entscheidet, alles bereut und erkennt was sie an mir hatte. Ich weiß wie dumm und unrealistisch, mittlerweile hat sie mit ihm wohl schon ein ganz festes Band, mindestens so fest wie es mit mir war. Auch wenn sie zuletzt meinte, dass das mittlerweile sich schon wieder verschoben hat und auf Abstand ist. Und gerade das mit ihm ja gut ist, weil ja viel gesünder und normaler als das was wir hatten, dieses extreme. Und unabhängig davon, die ganze Entwicklung, es ist sinnlos, ich DARF sie nicht mehr zurücknehmen, sie hat sich seit Juni jeden Tag einmal gegen mich und unsere Beziehung entschieden. Ich war nur die toxische Kurz-Trostbeziehung nach ihrem Ex-Freund, den sie wirklich geliebt hat und dem neuen, dessen starke Hände, so sagte sie mir einmal, sie an ihren Ex-Freund erinnern. Vielleicht ist sie mittlerweile auch wieder mit diesem Ex-Freund, sie hatte zuletzt mit ihm Kontakt aufgenommen. Ich habe das Gefühl, dass sie nur wieder zu mir kommt, wenn es ihr schlecht geht. Aber selbst das nicht mehr. Momentan hat sie wohl viele Freunde um sich, die sich kümmern und sie lieben. Ich glaube, sie würde wieder mit mir sein, wenn ich mich bemühen würde bzw. es ihr eben passt. Nur um wieder ein paar Krümel zu bekommen, stetig weniger, immer in der Hoffnung dass es wieder so wird wie am Anfang. Will ich das? Ja. Sollte ich es wollen? Nein. Ich muss bei mir bleiben und da ist nichts. Nur Leere. Alles dreht sich.
18.10.2020 16:40 •
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