Hallo ihr da draußen,
vielen Dank für die lieben Worte.
Okay dann fange ich mal von vorne an:
Ein paar Fragen.
Wie ist es mit der Paartherapie gelaufen? Habt ihr damit abgebrochen?
Ist es die gleiche Therapeutin zu der du jetzt alleine gehst?
Was war der Grund dafür, dass du IN der Beziehung das Gefühl hattest, dass sie dir NICHT gut tut?
Vielleicht wollte dich dein Instinkt vor etwas warnen, was dein Herz noch nicht gemerkt hat?
Warum sagen deine Freunde, dass die Entscheidung zur Trennung GUT war?
Ja, die Therapeutin, zu der ich gehe, ist die gleiche, die auch Paartherapien anbietet. Wir waren dort vor zwei Wochen, was mir unheimlich geholfen hat, ihm aber gar nicht. Er war gelangweilt, und hat gemeint: Jetzt bin ich genau so schlau wie vorher. Mehr war aus ihm nicht herauszukriegen.
Ich habe mich in der Beziehung schon lange nicht mehr wohlgefühlt. Dafür muss ich aber weiter ausholen.
Mein Freund und ich sind beide Tänzer, wir haben uns beim Tanzen kennengelernt. Irgendwann wollte er aber nicht mehr mit mir tanzen und gab dies aber nicht zu. Er schwieg sich aus, und immer wenn ich ihn fragte, warum wir nicht mehr zusammen tanzen gehen, gab er mir i-welche fadenscheinigen Gründe. er sagte dann auch noch ganz passiv-aggressiv: Dann such dir doch jemand anderen, und das hat er mehrmals gesagt. Irgendwann suchte ich mir dann wirklich einen anderen Tanzpartner, was er mir dann wiederum übel nahm. Warum er nicht mehr mit mir tanzen gehen wollte, weiß ich bis heute noch nicht so ganz genau.
Wir haben es dazwischen immer wieder versucht, da ich natürlich ein schlechtes gewissen bekommen hatte. Es wollte einfach nicht funktionieren, das Tanzen, das uns einst zusammengeführt hat, wurde ein ständiger Streitpunkt.
Nun muss man wissen, dass mein Ex-Freund niemals über Gefühle spricht. Er ist der eiserne Schweiger. Und statt ein Problem anzusprechen und seinem Ärger Luft zu machen, zahlt er es einem lieber subtil heim, worunter ich sehr litt, da ich ein Mensch bin, der gerne auch mal Streit als ein klärendes Unwetter zu nutzen, nachdem alles ausgesprochen und abgehakt ist. Ich will immer alles ausdiskutieren, er will schweigen.
Letzte Woche war nun Weihnachtsball meiner Tanzschule. Ich ging hin, aber ohne ihn, da er mir im Januar dieses Jahres geschworen hatte, er würde nie wieder mit mir auf einen Ball gehen. Er war unglaublich eifersüchtig auf meinen aktuellen Tanzpartner. Silvester feiern wir auch nicht zusammen (na, jetzt sowieso nicht mehr) - auch eine laange Geschichte.
Und am Sonntag kam dann der große Schlag: Er wollte eine Beziehungspause, weil er das nicht mehr ertragen könnte und meinte, solange du mit anderen Männern tanzt, werde ich dich sicher nicht heiraten! Damit hat er einen wunden Punkt bei mir getroffen. Wir hatten sogar schon Zukunftspläne geschmiedet. Eigentlich so albern, mich derart kindisch zu erpressen, aber verletzt hat es mich trotzdem. Ich wünsche mir so sehr eine intakte Familie und Kinder.
Ich habe gesagt, das ist Schlussmachen auf Raten, da können wirs gleich lassen. Ja und seitdem sind wir getrennt.
Das liest sich hier jetzt alles so eindeutig. Aber es gibt auch noch die Seite meines Ex-Freundes, in die ich mich verliebt habe. Und wenn er dieser Freund war, dann war er Mr. Right. Das macht es so schwer, mich innerlich zu distanzieren, weil ich jetzt nicht nur den manipulativen Freund los bin, sondern auch den, den ich liebe. Er hat mich allein in diesem Jahr dreimal zum urlaub eingeladen (er hat ALLES gezahlt!), er hat mir neulich noch einen selbstgemachten Adventskalender gebastelt. Er hat mir letztes Jahr ein Abendkleid geschenkt. Er wollte mich immer bei sich haben. Er kann unglaublich zärtlich und sensibel sein. Er ist mir selbst nicht von der Seite gewichen, als ich eine echt eklige Magen-Darm-Grippe hatte. Er hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen.
Ich bekam ständig Rosen, selbst nach 1 1/2 Jahren Beziehung noch. Er ist ein furchtbarer Romantiker mit einer dunklen Seite; aber ich konnte nie sicher sein, wann sich der Romantiker verabschiedet und der Zyniker wieder ans Tageslicht kommt. Diese Inkongruenz seinerseits war es, die mich nie richtig zur Ruhe kommen ließ. Ich war während der ganzen Beziehung immer auf Hab-Acht-Stellung, weil ich mir nie sicher sein konnte, wann seine Laune wieder umschwingen würde.
Ich habe das Buch: Wenn Männer mauern gelesen, und ich muss sagen, das darin thematisierte passiv-aggressive Verhalten trifft zu 95% auf meinen Ex-Freund zu. Das beobachteten auch meine Freunde und deshalb hießen sie es gut, als ich mich trennte.
Ich glaube, er kommt mit sich selber einfach nicht klar. Deshalb habe ich vllt auch ein übersteigertes Verantwortungsgefühl ihm gegenüber. Keine Ahnung.