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Offenes Dating und eigenes Wertesystem

L
@Tin_

Diese Trennung hat im Umfeld für ganz viel Unverständnis gesorgt, genau aus dieser Argumentation heraus.
Aber ihr liebt euch doch.... Ihr habt doch euch. Zusammen werdet ihr das schon schaffen. usw usw.
Auch wenn ich ihn in meinen Augen genug geliebt habe, meine Rationalität hat sich durchgesetzt.
Aus einem recht unkomplizierten Living apart together mit alle 2 Wochen Patchwork Situation, wäre eine Vollzeit Familie mit Haus und Garten entstanden, in einem fremden Land, für mich neuen Job ohne Soziales Umfeld.
Da hat sich meine Ratio durchgesetzt, obwohl das Herz es versuchen wollte.
Auch dieses Schuldgefühl, du hast eine schöne Liebe einfach weggeworfen hat mich sehr sehr lange verfolgt. Wie dann auch ewig keine neue Beziehung mehr zustandekam, habe ich es auch als Strafe empfunden. Eine Strafe, die ich mir selbst auferlegt habe.

26.09.2022 07:50 • x 1 #991


T
Zitat von Leonie71:
Da hat sich meine Ratio durchgesetzt, obwohl das Herz es versuchen wollte.
Auch dieses Schuldgefühl, du hast eine schöne Liebe einfach weggeworfen hat mich sehr sehr lange verfolgt. Wie dann auch ewig keine neue Beziehung mehr zustandekam, habe ich es auch als Strafe empfunden. Eine Strafe, die ich mir selbst auferlegt habe.

Vielen vielen Dank. Ich fühle mich das erste Mal seit langem in diesem Bezug wirklich verstanden.

26.09.2022 08:24 • x 1 #992


A


Offenes Dating und eigenes Wertesystem

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J
Bei mir ist es ähnlich.
Auch ich habe meine Affäre immer als Kryptonitmenschen bezeichnet und tue dies heute noch.
Er ist für mich derjenige, der, würde er vor mir stehen, mein komplettes Leben wieder auf den Kopf stellen könnte. Meine Knie zum Zittern bringen würde, meinen Verstand ausschalten könnte.
Auch, weil es nie zu Ende war. Auch, weil ich aus ihm jemanden gemacht habe, der er vielleicht gar nicht ist.
Für mich war er Perfektion. Wenn ich ihn angesehen habe, bin ich geschmolzen.
Wenn ich mit ihm zusammen war, war ich in einer anderen Welt und habe alles ausgeblendet. Für ihn hätte ich alles stehen und liegen gelassen und ein neues Leben begonnen.

Ich hätte noch die Möglichkeit, ihn zu kontaktieren. Aber wozu?
Ich weiß, was er mir bedeutet und dass ganz allein er mir gezeigt hat, was mir in meiner Ehe fehlte und DASS mir Vieles in meiner Ehe fehlte.
Und auch, wenn es kein Happy End gab, so bin ich dankbar für diese Zeit, dankbar, ihn kennengelernt zu haben und bin durch ihn wieder ein ganzes Stück gewachsen.
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann vergeht auch nach gut 3 Jahren nicht ein Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Aber mittlerweile mit weniger Schmerz.

Ich denke da übrigens wie du, @Tin, die Männer, die ich so kennenlerne und diese Geschichten, das ist meine Strafe. Meine Strafe dafür, dass ich meinen Ehemann hintergangen habe und auch die Frau meines Kryptonismenschen. Und ich habe mich selbst über mich erschrocken, wie ich im Stande war zu lügen. Das verdient kein Mensch. Das möchte ich nie wieder tun.

26.09.2022 08:45 • x 1 #993


T
Ich habe auch gesagt und tue es immer wieder: bevor ich so einen schei$$ wieder mache, knabbere ich mir den linken Arm ab - und ich bin Linkshänder.

Es gibt nur Verlierer bei sowas. Ist hat das Leben von drei Menschen massiv und nachhaltig beeinflusst und das nicht zum Guten. Der nun Ehemann meiner Affäre hat wohl immer noch Vertrauensprobleme und reagiert auf meinen Namen sehr allergisch, wenn ich ihren Ausführungen Glauben schenken darf. Sie - sie trägt auch diese Schuld der ersten 6 Monate bei ihnen ihm gegenüber und ich trage die Schuld ihr (sie hat sehr lange und stark gelitten, weil ich eben in einer Partnerschaft war) und meiner damaligen Partnerin gegenüber. Ich habe beide Frauen massiv verletzt. Und natürlich auch mir gegenüber, denn ich habe eigentlich versucht niemanden zu verletzen. Was kam raus? Ein GAU.

Andererseits habe ich sehr viel auch gelernt. Über mich, Partnerschaften, meine Bedürfnisse und die Liebe. Zudem war das kommunizieren der Affäre auch ein Schritt aus meinem alten Leben raus in ein besseres - sicherlich mit einer massiven Erstverschlechterung, aber rückblickend war es gut wie es ist und wie es gekommen ist.

26.09.2022 09:08 • x 2 #994


T
Das sind übrigens etwas, was mir hier im Forum immer wieder im Affären-Subforum sauer aufstößt. Dieses massive Verurteilen, die moralischen Zeigefinger und das Gelaber ohne selbst in der Situation gewesen zu sein.
Hier kommen Leute teils mit Reue und mit heftigen emotionalen Problemen an und dann kommen so ein paar Egozentriker, die meist selbst ein Opfer waren und kübeln ihre Projektionen auf diese Menschen aus. Bei denen denke ich nicht selten: wenn du immer schon so warst, kein Wunder dass dein Partner/in sich jemand anderen gesucht hat.

26.09.2022 09:13 • x 3 #995


J
Und das ist gut so.

Ich mache mir manchmal Gedanken darüber, ob ich es, wäre die Bombe nicht geplatzt, danach gesagt hätte. Sicherlich ist es zur Erleichterung des eigenen Gewissens von Vorteil. Aber der Schmerz für die Beteiligten? Und hier haben wirklich mindestens 4 Menschen krass gelitten und die Nachwehen sind ja auch nicht ohne (siehe ihr neuer Mann).
Ob diese Geschichte so jedoch unter einem guten Stern steht, wenn etwas mit derartigem Hintergrund beginnt, ist nochmal ein zweites Paar Schuhe.

Darf ich fragen, wie lange eure Affäre ging?

26.09.2022 09:18 • #996


Gorch_Fock
@Tin_ finde ich sehr reflektiert. Ja, Affairen können heftige Auswirkungen auch auf die erstmal Unbeteiligten haben. Ein Fakt, den ich auch immer gerne bei den Geschichten in den Fokus rücke. Affairen wirken wie ein schleichendes Gift. Auch im Nachhinein. Deshalb kann ich persönlich mit diesen Jubelgeschichten a la Mein Mann hatte eine Affaire aber jetzt lieben wir uns sooo doll und der Himmel hängt voller Geigen auch nichts anfangen. Hinzu kommt das durch die modernen Kommunikationsmittel ein Affairenpartner mit nur einer Scrollbewegung nach unten in der Chatliste zu erreichen ist. Genau wie Schatz, die vielleicht gerade Einkaufen ist. Und Affairen kommen nach einer Wartezeit fast immer wieder an.

26.09.2022 09:20 • x 2 #997


T
Zitat von just_S:
Und das ist gut so. Ich mache mir manchmal Gedanken darüber, ob ich es, wäre die Bombe nicht geplatzt, danach gesagt hätte. Sicherlich ...

Hm... Insgesamt kannten wir uns 3,5 Jahre. Sie hatte sich wohl ziemlich früh in mich verliebt. Ich denke es waren so reine Affäre knapp 3 Jahre. Wobei sie eher eine Art zweite Partnerschaft war, der ich in meinem Leben allerdings sehr viel Platz eingeräumt hatte und sie auch Priorität für mich hatte.

26.09.2022 09:22 • x 1 #998


J
Auch ich hätte vor 5 Jahren noch gesagt: Sowas könnte mir niemals passieren. Ich habe Fremdgänger verurteilt und sehr heftig pauschalisiert. Wer sowas tut, kann nur ein schlechter Mensch sein.
Und dann geriet ich selbst in die Situation und nein! Ich sage nicht, ich bin da so reingerutscht (ähem). Ich habe mich natürlich bewusst darauf eingelassen. Und logischerweise weil in meiner Ehe einiges im Argen lag. Und natürlich war ich grün hinter den Ohren. Habe mir über die Konsequenzen keine Gedanken gemacht. Aber ich sehe diese Sache heute mit ganz anderen Augen. Und habe meine Meinung in dem Punkt komplett geändert.

Ich behaupte, dass diese Affäre mich ein Stück weit zerstört hat. Aber eher den Menschen, der ich damals war.
Und dieses Ausmaß war mir, als ich sie einging, niemals bewusst. Aber man sollte schon seine eigenen Erfahrungen gemacht haben und mitreden können, um so scharf zu urteilen von wegender Betrogene wäre immer der Unschuldige und der Betrüger immer der Teufel.

26.09.2022 09:24 • x 2 #999


J
Bzw. nicht nur, weil in meiner Ehe einiges im Argen lag, sondern natürlich auch in mir selbst.

26.09.2022 09:26 • #1000


T
Zitat von just_S:
Ich behaupte, dass diese Affäre mich ein Stück weit zerstört hat. Aber eher den Menschen, der ich damals war.

Sehr interessanter und passender Satz. Schaue ich heute zurück, dann mag ich diesen Tin von damals nicht wirklich. Von daher sehe ich auch all das, was es mit mir gemacht hat und wohin es mich gebracht hat.
Irgendwie scheint tatsächlich alles einen Sinn zu haben und zu machen.

26.09.2022 09:32 • x 1 #1001


CocosPool
@Tin_

Neutrale Frage in der keine Wertung mitschwingen soll:

Warum hast du dich nicht von deiner damaligen Partnerin getrennt?
Was waren deine Beweggründe bei ihr zu bleiben in der Beziehung?

26.09.2022 10:06 • x 1 #1002


T
Zitat von CocosPool:
Warum hast du dich nicht von deiner damaligen Partnerin getrennt?

PTBS inkl. schwerer Depression und Suizidgefahr bei ihr. Und das war keine emotionale Erpressung wie in den meisten Fällen. Das war real.
Zitat von CocosPool:
Was waren deine Beweggründe bei ihr zu bleiben in der Beziehung?

Verantwortungsbewusstsein. Ich war teils auch ihr Therapeut und ihr Halt in dieser Welt. Es spielte mit rein, dass ich eben auch diese Verantwortung für sie trug, dazu massive Verantwortung in der Firma, kaum Zeit, länger Arbeitsweg, ich habe in unser beider Leben alles geregelt... Und somit war ich nachher kaputt. Ich habe nicht mehr funktioniert. Und da kommt da eine Frau, die fragt wie es dir geht und sich wirklich für dich interessiert....
Damals gab es keinen Tin mehr als Menschen, sondern nur noch als Funktion und das für sie, für die Firma, für die sehr wenigen Freunde die ich damals hatte. Als Mensch gab's mich einfach nicht mehr. Und dann passierte das, was ich immer abgespalten hatte: Gefühle/Emotionen forderten ein, dass sie gehört werden und das nicht nur im Bezug auf meine Affäre. Ich kam damit überhaupt nicht klar, da immer nur meine Ratio präsent war.

26.09.2022 10:32 • x 3 #1003


S
@Tin_

Toll das du so offen sprichst .
Das hat in meinen Auge viel Mehrwert.

Mich Würde dazu was interessieren. Du hattest also Befürchtungen, es könnte böse ausgehen, wenn du dich trennst,aufgrund ihres Zustands.

Letztendlich ist es ja zu einer Trennung gekommen (zwischen dir und der damaligen Freundin).
Wie sah die Trennung aus? Hat sie von der Affäre erfahren oder hast du dich getrennt, nach dem du game over warst?
Zitat von Tin_:
Verantwortungsbewusstsein. Ich war teils auch ihr Therapeut und ihr Halt in dieser Welt. Es spielte mit rein, dass ich eben auch diese Verantwortung für sie trug, dazu massive Verantwortung in der Firma, kaum Zeit, länger Arbeitsweg, ich habe in unser beider Leben alles geregelt... Und somit war ich nachher kaputt. Ich habe nicht mehr funktioniert.

Jetzt verstehe ich allmählich.

26.09.2022 11:49 • x 2 #1004


T
Zitat von _Summer_:
Mich Würde dazu was interessieren. Du hattest also Befürchtungen, es könnte böse ausgehen, wenn du dich trennst,aufgrund ihres Zustands.

Natürlich war es diese Angst. Ich erinnere mich noch genau, dass meine Affäre damals in Hamburg war. Wir sind an der Alster spazieren gewesen und es war Mitte Januar. Es begann sehr stark zu schneien und sie sagte mir, ich solle mich entscheiden, sie könne das nicht mehr weil sie nur noch am weinen war und wissen wolle, wohin ihr Leben geht - es stand nämlich im Raum, ob sie nach Hamburg zieht und am UKE promoviert.
Ja, es war dramatisch wie in einem Film, als ich ihr dann sagte, dass es nicht möchte, obwohl ich genau das wollte, ich wollte tatsächlich alles mit ihr. Inkl gleich zusammenziehen, Familie, usw.
Beide hatten wir Tränen in den Augen und ich sagte ihr, dass ich sie nicht lieben würde. Andere Gründe nannte ich nicht. Es ging einfach nicht - eben wegen meiner damaligen Partnerin.
Zitat von _Summer_:
Letztendlich ist es ja zu einer Trennung gekommen (zwischen dir und der damaligen Freundin).
Wie sah die Trennung aus? Hat sie von der Affäre erfahren oder hast du dich getrennt, nach dem du game over warst?

Ich habe es ihr gesagt. Aber nicht weil ich mein Gewissen erleichtern wollte. Sondern weil ich wirklich einen Neustart der Partnerschaft wollte... Auch eine Art Weckeruf für sie und auch für mich. Ich wollte tatsächlich unsere Partnerschaft aufarbeiten und fortführen. War ja nun auch nicht so, dass da gar keine Gefühle mehr für meine damaligen Partnerin da waren. Allerdings kann ich heute nicht mehr sagen, ob es dieses Verantwortungsbewusstsein war oder amouröse Gefühle.

26.09.2022 13:09 • x 3 #1005


A


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