Und weiter geht´s...
Um gleich mal die erste Frage zu beantworten: Mir geht es durchaus gemischt, das heißt: Nicht nur gut, aber auch nicht ausschließlich schlecht. Die letzten Wochen waren sogar überwiegend ok, die letzten zwei Tage dagegen mal wieder total im Keller und heute fühle ich mich einfach nur mies, weil ich es offensichtlich nicht gewohnt bin klare Kante zu zeigen und mich nun irgendwie schuldig fühle.
Zusammenfassung der letzten Wochen bis einschließlich heute: Zwischen meiner Freundin und S. gab es bisher keine weiteren Treffen. Zumindest keine bei denen meine Freundin alleine mit ihm war. Oder zumindest keine von denen ich wüsste. Wohlwollend gehe ich davon aus, dass es wirklich keine Treffen ohne mein Wissen gab. Einmal besuchten wir ein Festival und trafen dort (leider) auch auf T. und S. Normalerweise liebe ich solche Veranstaltungen, aber dieses mal war es für mich die Hölle. Ich konnte mich nicht mehr in der Musik fallen lassen und hatte ständig das Bedürfnis meine Freundin nicht aus den Augen zu lassen. Etwas, was ich nach meiner Therapie und vor ihrem Outing und der ganzen Geschichte wirklich nicht mehr hatte. Übrigens auch nicht bei anderen Veranstaltungen, bei denen S. und T. nicht anwesend sind. Einmal gab ich ihr sogar einen sanften Stoß mit dem Ellenbogen, als sie sich freudestrahlend bei mir und bei S. einharkte und dabei T. wie das fünfte Rad am Wagen daneben sitzen lies. Die sah übrigens gar nicht begeistert aus, aber das heißt bei der auch nicht viel. Mir passte das jedenfalls vorne und hinten nicht. Seither schrieben sie (S. und meine Freundin) noch viel via Whatsapp und telefonierten ab und zu. Dann verbrachten wir unseren Sommerurlaub an der See, hatten dort zu Beginn aber einen weiteren Streit. Natürlich ging es um S. zu dem sie sich immer noch hingezogen fühlte. Ich war inzwischen soweit, dass ich nicht einmal mehr Lust hatte eine Urlaubskarte an S. und T. zu schicken, was sich ein Jahr zuvor wie selbstverständlich noch schön und richtig anfühlte. Hab ich dann auch unterlassen und es fühlte sich gut an. Nachdem in unserem Streit einige auch unschöne Worte gewechselt wurden brach sie in Tränen aus und meinte zu mir, dass sie wirklich fest daran geglaubt habe sie könne die Lücke in ihrem Erfahrungsschatz parallel zu unserer Beziehung schließen. Wieder sagte ich ihr, dass dies mit mir jedenfalls nicht geht, da ich nicht dafür geeignet bin. So sehr es mich auch für sie schmerzt. So vertrugen wir uns und die nächsten Wochen vergingen ohne besondere Vorkommnisse.
Vorgestern ging es dann erneut los. Nachdem wir zu Abend aßen setzten wir uns noch etwas auf unseren Balkon. In einer besonders ruhigen Minute begann meine Freundin dann mit den Worten Da ist noch was, was die Stimmung trüben könnte... Ich ahnte was folgen würde. Ich bin am Wochenende mit S. zum wandern verabredet. Ich war sauer und enttäuscht, weil ich hoffte sie habe es endlich kapiert und sagte ihr, dass ich das für keine gute Idee halte. Offenbar hatte sie noch immer nicht verstanden was mein verdammtes Problem ist: Nicht, dass sie sich einfach nur mit irgendeinem besten Freund trifft. Nein, sie will sich ausgerechnet mit dem Mann treffen, mit dem sie im vergangenen November noch ins Bett wollte, der dies mit meiner Erlaubnis mit Freude tun würde und zu dem sie sich bis heute körperlich hingezogen fühlt. Der Mann, der immer wieder Auslöser unserer Auseinandersetzungen ist und der es ihr gerade am schwersten macht mit der eigenen Vergangenheit abschließen zu können. In der Nacht (es war ohnehin schon spät) blieb ich mit voller Absicht zum Schlafen auf dem Sofa und lies meine Freundin allein ins Bett gehen. Ich hatte einfach keine Lust das Bett mit ihr zu teilen. Am nächsten Morgen stand sie dann im Zimmer, hatte Tränen in den Augen und bettelte mich an nicht fortzugehen. Ich hatte meinen Rucksack am Abend zuvor achtlos im Schlafzimmer abgestellt und daher ging sie wohl davon aus ich hätte in meiner Wut schon ein paar Sachen gepackt. Am nächsten Tag wollte ich wirklich gehen, brachte es aber wieder einmal nicht fertig und fühlte mich schlecht wegen meiner Schwäche. Ich habe daraufhin den ganzen Tag nichts essen können, habe mich mit Mühe unter die Dusche geschleppt und lag den Rest des Tages wie gelähmt auf dem Sofa, die Tränen in den Augen und ein Foto meiner Freundin umklammert. Irgendwie gab mir dies das Gefühl meiner alten Partnerin nahe zu sein. Als sie Mittags von der Arbeit heim kam hatte ich mich noch nicht fortbewegt. Sie setzte sich zu mir und fing wieder an zu weinen. Wir sprachen miteinander und sie erzählte einmal mehr davon wie sehr sie das alles schmerzte. Dass sie doch wirklich keinen anderen Partner haben möchte und es doch gar nicht um mich gehen würde. Sie seufzte und sprach davon, dass sie vor mir halt nie ein anderer Mann berühren wollte und sie das traurig mache. Da ich ja wusste, dass sie es war die vor mir nie wen an sich ran lassen wollte sagte ich ihr dies so sanft es mir möglich war. In etwa mit den Worten Ich glaube fest daran, dass es in deiner Jugend genug Jungs gab, die dich attraktiv fanden und dich gern genommen hätten. Damals wolltest/konntest du nicht und nun ist es leider zu spät. Deine Jugend ist vorbei und ich bin der falsche Partner um dir den Nachholbedarf zu ermöglichen. Weiter sagte sie, dass sie auch nicht seriell monogam leben wolle und doch auch keinen neuen Partner haben will und warum es denn so ein starrer Weg sein müsse, wo es doch so viele Alternativen gäbe. Der dabei entstehende Schmerz sei doch konstruktiv und würde unsere Beziehung vertiefen. Ähm... Wie oft denn noch? Weil ich für Alternativen leider nicht geeignet bin und schon bei dem Gedanken meine Freundin zu teilen zerbreche? Das ich wegen dem ganzen Sch... schon anfing leichte Antidepressiva zu fressen? Das soll konstruktiv sein? Es fühlte sich an, als würde man mit einem Alk. reden, der einem erklärt es würde doch reichen die Pulle auf den Tisch zu stellen. Man habe ja gar nicht die Absicht zu trinken. Dann fing sie davon an, dass ihr Berührungen doch nun mal gefallen würden und ich doch auch keinerlei Probleme damit habe, wenn ihr Bruder sie umarmt, ihr den Nacken massiert oder durch die Haare flauscht. Was für ein saudämlicher Vergleich.... Ich müsste mich ja schon gewaltig irren, aber sofern sie nicht irgendwann mal das Bedürfnis verspürt haben sollte mit ihrem Bruder.... und ich glaube auch nicht, dass der.... nein, also im Ernst: Der Vergleich hinkt so dermaßen, dass kann ich schon nicht mehr in Worte fassen. Also nein, auf ihren Bruder bin ich natürlich nicht eifersüchtig, war es nie und werde es aus logischen Gründen wohl auch nie sein. Ganz egal wie oft der sie nun umarmt oder was weiß ich für Faxen macht. Das wäre ja völliger Humbug und ist doch etwas vollkommen anderes als wie ein ganz anderer Mann und dann auch noch einer mit der Vorgeschichte wie zu S. Ich blieb dennoch ruhig, ignorierte diesen Blödsinn und fixierte mich lieber auf den Aspekt, dass ich ihre Neugier nie verurteilt habe und verstehen kann, dass ihr da was fehlt. Ich ihr aber dabei einfach nicht helfen kann, außer indem ich ihr Trost spende bis sie damit abgeschlossen hat. Es ist eben wie es ist: Wenn sie nicht mit dem Gedanken an fremde Haut und verpatzter Jugend abschließen kann, indem sie sich (mal als Beispiel frei aus der Luft gegriffen) an der Gewissheit ermutigt, dass es inzwischen sogar nachweislich eben doch nicht nur ich bin der sie attraktiv und begehrenswert findet, dann bleibt eben nur die Trennung.
Heute Vormittag ging es dann leider wieder los. Sie kam auf mich zu und meinte sie habe die Verabredung mit S. noch nicht abgesagt und wolle dies eigentlich auch nicht. Ich fasste erneut all meinen Mut zusammen, sagte ihr dass ich so aber nicht mehr weitermachen könne und bestand auf einen Kontaktabbruch. Ich sagte sagte dass ich zwar nicht ausschließen wolle, dass irgendwann wieder Kontakt mit T. und S. möglich sei, ich dies aber unter den gegebenen Umständen weder sinnvoll finde, noch länger psychisch durchstehen kann. Bevor ich an eine Kontaktaufnahme denke, möchte ich erst einmal zu einer Vertrauensbasis zurück finden, die in ihrer ursprünglichen Weise leider nicht mehr existiert. Meine Freundin fragte mich was ich denn tun würde, sollte sie das ignorieren. Ich atmete tief durch und sagte ihr, dass mein Rucksack noch im Schlafzimmer stehe und ich dann wirklich ein paar Sachen zusammen schmeißen und gehen würde. Meine Freundin lies den Kopf hängen, meinte noch der Kontakt zu S. würde ihr doch so viel geben. Dann seufzte sie, schüttelte den Kopf, schnappte sich sichtlich beleidigt ihr Telefon und schob damit ab. Da meine Kurzfassung für mich etwas nach Erpressung klang ging ich zu ihr und erläuterte ihr meinen Entschluss. Ich sagte ihr, sollte sie meine Bitte ignorieren, so würde dies für mich lediglich das Gefühl bestätigen, dass ihr der Kontakt mit S. wichtiger sei als die Reparatur unserer Beziehungsbasis und ich mir wünsche das dies endlich Vorrang bekäme. Meine Freundin blieb natürlich sauer, antwortete mit einem knappen Ist ok, gab mir und meinen Ängsten an allem die Schuld und verzog sich immer noch beleidigt in ihr Zimmer. Ich muss zugeben danach ging es mir erst einmal richtig schlecht und ich fühlte mich wie der eifersüchtige Othello, der seine Freundin in einen Käfig sperrt. Ich glaube es liegt wirklich daran, dass ich es einfach nicht gewohnt bin Kante zu zeigen und somit halt mal eine Weile nicht gemocht zu werden. Ein Teil in mir ist noch der Meinung ich habe da völlig falsch gehandelt, einfach nur toxisch agiert usw. aber mein Verstand sagt mir da ehrlich gesagt etwas anderes und die Beziehung ohnehin schon lange toxisch ist und das nicht durch mich. Der sagt mir auch der Fehler liegt höchstens darin mir das schon so lange gefallen zu lassen. Das es doch wohl nicht sein kann, dass ich Antidepressiva fresse, weil es meine Freundin bisher vorzieht ihren Hormonrausch über ihren langjährigen Partner zu stellen, der entgegen aller Vernunft seine bisher größte Liebe einfach nicht loslassen kann.
Ich weiß nicht ob meine Freundin ab jetzt heimliche Treffen mit S. abhalten wird, abgesagt hat sie das heutige scheinbar tatsächlich. Geklingelt hat es bei uns jedenfalls nicht und sie hat das Haus auch nicht verlassen. Stattdessen lief sie einfach nur deprimiert umher oder vertrieb sich die Zeit im Garten. Mal sehen wie das Ganze nun die nächsten Tage weitergeht. Wenn sich das Ganze nun ins Heimliche verlagern sollte und ich davon Wind bekomme, so hoffe ich das ich endlich die Kraft finde um wirklich meinen Rucksack zu packen und zu gehen.
Ich halte euch auf dem Laufenden....
06.08.2022 16:48 •
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