Hallo Sanin, vielen Dank für Dein Posting!
Ja, tatsächlich hatte ich am Sonntag ein dreistündiges Gespräch mit einem Therapeuten. Gemessen an meinen zu hochgestochenen Erwartungen war es recht gut. Er hat erst einmal zwei Stunden einen Fragenkatalog abgearbeitet, hat aber dabei auch improvisiert und mich erzählen lassen.
Am Ende hat er ein Resümé gezogen und gesagt, dass mein Problem eindeutig die fehlende Geborgenheit sei. Und zwar seit meiner Kindheit. In meinen beiden Beziehungen hatte ich die gefunden und war jedes mal vorhersehbar maximal enttäuscht, wenn ich aus dieser Geborgenheit entlassen werde. Daher auch diese starken Emotionen und zumindest beim letzten mal dieses Festhalten an der Beziehung, die ja schon gar nicht mehr bestand.
Neben ein paar anderen Dingen hat er mir Hausaufgaben aufgegeben. Eigentlich keine schweren, aber für jemanden in meiner Situation durchaus Hürden. Außerdem hat er mir eine Methode nahegelegt, um Selbstblockaden und Grübelattacken zu kontern. Bin mal gespannt, ob das hilft.
Bezogen auf meine Frau schätze ich die Situation anders ein. Ich halte sie für recht normal, außer, dass sie selbst länger an geringem Selbstbewusstsein gelitten hat. Wahrscheinlich auch jetzt noch, nur dass sie das halt eben auf anderer Seite kompensiert durch Sammeln von Bestätigungen jeglicher Art des anderen Geschlechts. Sie provoziert es geradezu.
Ansonsten hat sie sich entliebt und will einfach auch ein - vermeintlich - sorgenfreieres Leben führen. Dazu gehört, dass sie sich quasi einem einfacheren Mann an den Hals schmeißt. Einerseits, weil sie einfach nicht allein für sich sein kann. Noch nie. Andererseits, weil der nicht versucht, irgendwelche inhaltsschwangeren Diskussionen mit ihr zu führen. Das kann sie nämlich nicht.
Ich nehme ihr auch ab, dass sie mir nicht weh tun will, was sie aber dennoch durch unbedachtes Handeln und wenig Rücksichtnahme tut. Nicht, dass ich darauf einen Anspruch hätte, aber ich habe insgeheim gehofft, dass sie sich darüber Gedanken macht.
Am liebsten würde sie mich jetzt schon als besten Freund haben wollen. Klar, ich war ja auch immer ihr Problemlöser in allen Lebenslagen. Der droht ihr nun abhanden zu kommen. Vor ein paar Tagen - nach der Polizeiaktion - haben wir miteinander telefoniert. Sie heulte mir einen vor, wie schwer sie es habe und was das jetzt alles koste. Sie wisse auch nicht, wie sie das alles stemmen solle. Da war ich sauer und habe ihr gesagt, dass sie doch jetzt gelernt habe, die Kerle um die Finger zu wickeln. Da müsse sie sich doch nur um den richtigen Sponsor kümmern. Männer tun nahezu alles, wenn die passende Frau sich willig zeigt. Ich spielte auf ihre Tante an, die es auf diese Weise sogar zur Prinzessin gebracht hat und nun im Geld schwimmt. Da ist sie in Tränen ausgebrochen.
Also, einfach ist das für sie auch alles nicht, nur hat sie den vermeintlichen Vorteil, dass sie sich gleich in eine neue Beziehung stürzt, obwohl sie das vehement abstreitet. Gerade ist der Typ mal wieder 14 Tage auf der Insel. Da ist natürlich schmachten angesagt und sie muss schon schauen, wie sie Tage und Wochenenden verplant, damit sie bloß nicht mal ins Grübeln kommt über ihre Situation.
Finanziell ist sie die nächsten 15 Jahre am Ar.. Aus sich heraus wird sie keine großen Sprünge machen können, macht aber trotzdem schon jetzt wieder Schulden ohne Ende. Ich werde ihr dabei nicht mehr helfen können.
Ich selbst hatte mal wieder bei den Singlebörsen geschaut und habe es gleich wieder sein lassen. Warum? Weil ich momentan keine Bereicherung für irgendeine Frau bin, die etwas Ernsthaftes sucht. Dazu muss ich noch viel mehr an mir arbeiten. Ich muss ja auch noch aus dem Burnout raus, was die
ganze Geschichte überlagert.
Menschen, die um meine Situation wissen, wundern sich, wie aufgeräumt ich auf Events bin und wie teilweise sogar fröhlich. Tja, guter Schauspieler. Sobald ich zuhause allein bin, fällt das Beil. Ich lasse jetzt einen guten Freund bei mir einziehen, der momentan zwischen Tür und Angel hängt. Sucht einen neuen Job, kommt aus dem Auslandseinsatz und müsste sich jetzt eigentlich eine Wohnung nehmen. Da habe ich ihn eingeladen. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Männer-WG sollt emich etwas disziplinieren, nicht den ganzen Tag einfach so an mir vorüberziehen zu lassen und er hat ein Dach über den Kopf.
Übrigens: Heute rief die Polizei wieder an und wollte, dass ich die Waffen wieder abhole. Das ging a schnell sagte ich. Geht man jetzt per Ferndiagnose davon aus, dass ich nicht (mehr) suizidgefährdet sei? Die Indizien seien nicht hinreichend. Ach, dass sagte ich den Kollegen schon am Tag der Umstellung meines Hauses, dass das eine aufgebauschte Geschichte sei. Pikant: Jetzt haben die Beamten anscheinend meine Waffenbesitzkarten verschlampt. Ohne die darf ich die Knarren (10 Stück) keinen Meter weit transportieren. Man forsche nach.
Wenn ich bedenke, was mein fürsorgender Ratskollege aufgrund einer schei. da angezettelt hat, müsste ich eigentlich die Brocken hinschmeißen und sagen, das sie den Mist künftig alleine machen sollen.
Die Nachbarn sind hier um mich rum immer noch in heller Aufregung und fragen nach, was denn da losgewesen sei. Jetzt ist es an mir, denen das alles zu erklären. Na danke schön.
07.06.2011 11:58 •
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