Hallo Lusche,
mich haben deine Worte und generell eure Situation sehr beeindruckt. Sowohl deine Schilderung als auch die ihre, die du so grosszügig hier präsentiert hast (da muss ich mich Juice anschließen).
Mir hilft es meistens, wenn ich von den Fakten ausgehen. Lass und versuchen:
- ihr seit ein intelektuelles Paar, das sich durch das Leben schlägt, jeder auf seine Art, aber jedoch BEIDE
- ihr habt 2 Kinder, die ihr liebt und weiterhin beschützen wollt
- deine Frau scheint das Gefühl zu haben, zu kurz im Leben gekommen zu sein, teilweise durch eigene, teilweise durch fremde Verschuldung
- sie möchte, dass du aus der gemeinsamen Wohnung ausziehst und
- du siehst es ein, dass du einiges falsch gemacht hast (auch wenn es bei dir heißt hast falsch machen müssen).
Das wären die Fakten wenn ich mich nicht irre, aber ich sage dir, was ich dahinter noch sehe. Ich sehe, dass du das Gefühl hast, ihr nicht zu genügen. Ich sehe, dass ihr beide eine Art Wettbewerb miteinander führt, unter anderem was den beruflichen Erfolg betrifft. Sie, weil sie ehrgeizig ist, du, weil du der Meinung bist, dass sie das von dir erwartet. Die Mutterrolle scheint deiner Frau nicht zu genügen, was ich sehr gut verstehen kann und deswegen wirft sie dir vor, deine als Vater nicht gut genug spielen zu wollen. Sie musste liegen und du hast ihr nicht genug geholfen - schreibst du, hast dich gefragt warum du ihr nicht geholfen hast? Um Geld zu verdienen - ging es wirklich um Geld, oder vielmehr um ihr zu beweisen, dass du auch für die Familie sorgen kannst?
Sei mir bitte nicht sauer, aber ich habe ein bisschen das Gefühl, dass ihr kein normales Verhältnis wie von Erwachsenen zum Erwachsenen habt, sondern sie irgendwie eher eine Mutterrolle dir gegenüber annimmt. Und es ist keine liebende Mutter, sondern eine frustrierte, der das Kind (du) nicht genügen kann. Du scheinst sehr darum zu eifern, sie dir gegenüber positiv zu stimmen und das klappt nicht. Wenn ich mich nicht irre, dann ist eure Beziehung total unausgeglichen und sehr schwer zu retten. Ja, nimmt profesionelle Hilfe in Anspruch, es ist die einzige Hoffnung. Du schreibst sie sei durch Intellektualität nicht therapierfähig - ich nehme an, dass sind ihre Worte - und derer Bedeutung kann ich allzu gut nachvollziehen. Aber das stimmt nicht, wenn sie erkennt, dass nicht nur ihr beide miteinander ein Problem habt, sondern sie selbst nicht mit ihrem Leben klarkommt, dann kann eine Therapie was bringen. Jedoch bräuchte sie wahrscheinlich mehr wie eine Paartherapie, etwas viel tieferes als das.
Zurück nun zu dir, ich glaube nicht, dass es deine Rolle ist, sie zu retten, außerdem kannst du auch recht wenig für sie tun. Das einzige wäre meiner Meinung nach zu warten und zu hoffen, dass wenn sie besser mit sich selbst und mit ihrem Leben klarkommen wird, sie dir eine angemessenere Rolle als Partner und Vater einräumen kann. Oder du musst sie gehenlassen.
Ich möchte noch hinzufügen, dass sie nicht ganz allein dich in einer Kinderrolle versetzt hat, sondern es waren auch einige von dir abhängigen Sachen, die dazu geführt haben (z.B. dass du Dauerstudent warst. Schon die Tatsache, wie du das ganz am Anfang hinschreibst vermittelt einem ein ungutes Gefühl, als ob du dadurch ein Geständnis ablegen würdest ich beeile mich nicht, das Leben als Erwachsener anzufangen).
Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin und wenn vielleicht manches von dem, was ich geschrieben habe, schmerzhaft sein könnte, aber ich bin der Meinung, dass wenn die Lage wirklich kritisch wird, nur die Wahrheit helfen kann. ch wünsche dir viel Glück, Ella.
13.12.2002 16:50 •
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