Nur Mut!

D
Nun stehen die wirklich gewichtigsten Feiertage vor der Türe... Nun kommt die Zeit, wo sich Verlassene und wo möglich sogar Verlassende sich wirklich verlassen fühlen... Nun kommt die Zeit, an denen viele Seelen am aller deutlichste der Wärmeverlust zu spüren bekommen...
Die gähnende Leere, an die man sich mehr schlecht als recht etwas gewohnt hat wird langsam, stetig, unaufhaltsam für viele Menschen unerträglich...

Ich möchte an dieser Stelle etwas loswerden, wenn es denn auch – meiner Auffassung nach – etwas verfrüht ist. Ich möchte es loswerden, weil die Entscheidung gefallen ist, weil die Konsequenzen abgewogen und angenommen wurden... Alea jacta est.

Es ist nun etwas über ein Jahr her, da verlies mich die Person, die mehr als zwanzig Jahren meine Begleiterin war – so in meine Vorstellung zumindest. Ich erinnere mich an den Feiertagen von vor ein Jahr und der Film läuft mit voller Tragödie wieder ab. Das Ausmaß der Geschehnisse wird mir jetzt richtig bewusst. Jetzt. Warum erst jetzt so deutlich, so klar? Ich denke, es liegt daran, dass eine – langer Zeit für unmöglich gehaltene – Änderung eingetreten ist: es ist kein Platz für Schmerz mehr da! Kein Schmerz, keine Reue, keine „Hoffnung“... kein Theater mehr! Und auch keinen Groll, keine Vorwürfe – diese blieben weitgehend aus -, kein „Schuldiger“ und kein „Opfer“ mehr...

Und ausgerechnet jetzt, seit drei Wochen, wünscht sich diese Person wieder Kontaktaufnahme... Die „Ausreden“, die ein Wiedersehen für unausweichlich erscheinen lassen sollen sind vielfältig und zugleich grotesk... Einfach unannehmbar. Sicher liegt es auch daran, dass ich es selbst strickt ablehne, jeglicher Kontakt aufzunehmen. Nicht aus „Rache“ oder Vergeltung! Nein! Es ist immer noch ein Gefühl in mir der mir signalisiert, es wäre nicht gut für mich... Warum? Hmmm... Vorgestern noch hatte ich die Gelegenheit zu erfahren, welche Tragweite Worte haben können. Es war mir schon sehr bewusst, dass Worte eine äußerst scharfe Waffen sein können, so werden sie als solches eingesetzt. Aber es macht schon einen Unterschied, will man diese Waffen sich bedienen oder tut man es aus Unachtsamkeit... Ein Wort genügt, eine Katastrophe herbeizuführen... Und wie schnell ist ein Wort gesprochen? Wie schnell kommen die Töne über die Lippen, direkt vom Herze, ohne den Weg über den verstand zu nehmen? Und wie leicht tappt man doch immer wieder in die Falle der „Interpretation“?

Gerade an solche Tagen wie denen, die uns allen bevorstehen, wo die Empfindsamkeit auf die Spitze getrimmt ist, wo die Sehnsüchte alles Verstand und Ratio auszuschalten drohen und vermögen, gerade dann fließen manche Worte auf nicht ganz bedachte Weise daher...
Deshalb ist es jetzt mehr den je wichtig sehr sorgfältig abzuwägen, ob Kontakt einen Sinn habe kann oder ob die Gefahr sich noch tiefer zu verletzen, sich verletzlich zu machen nicht etwas zu unkalkulierbar ist!

Für diese Feiertage wünsche ich nun alle hier im Forum viel, sehr viel Kraft und vor allem noch viel mehr Vertrauen! Habt bitte den Mut, etwas mit sich, für sich zu unternehmen! Wenn es auch zunächst so schwer fällt! Es ist nur der erste Schritt, der so diffizile ist!

Mit ganz liebe Grüße

Dom

20.12.2002 08:06 • #1


S
Lieber Dom!

Wieder einmal treffen deine Worte den Punkt. Mir ist so, als hättest du in deinem Beitrag niedergeschrieben, wofür ich kaum Worte finde.

Der Schmerz ist verebbt, die Hoffnung begraben, und doch steigt ein seltsames Gefühl in mir hoch, dass ich kaum beschreiben kann. Melancholie? Traurigkeit? Einsamkeit? Ich kann es nicht benennen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es wohl an der Weihnachtszeit liegt. Die Weihnachtsfeiertage sind wohl die schwersten Stunden nach einer Trennung. Irgendwie scheint wohl diese Zeit der Besinnung vieles wieder aufzuwecken, was doch so gut und tief geschlummert hat.

Auch bei mir spulen sich die Erinnerungen an die letzten beiden Jahre ab, auch wenn ich das gar nicht will. Erinnerungen, dass mein Leben einmal anders war, dass es da jemanden gegeben hat, der mir alles bedeutet hat- und der nie mehr mit mir zusammen sein wird.

Die Weihnachtsfeeiertage sind eine, wenn nicht sogar die schwerste Zeit nach einer Trennung.

Auch ich wünsche allen Verlassenen hier im Forum trotz allem ein schönes Fest und hoffe, dass das kommende Jahr besseres für uns alle bereit hält als das Endende.

Alles Liebe
Schnudelinchen

20.12.2002 14:12 • #2


A


Nur Mut!

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E
liebes schnudelinchen und lieber dom

ganz herzlichen dank fuer die schoenen worte und die anteilnahme fuer uns alle,
ich wuensche euch auch viel mut und kraft und ausdauer
eure claudia

20.12.2002 15:08 • #3


E
lieber dom,

schön hast du das geschrieben. und unter umständen ginge es mir genauso (wie auch schnudellinchen schreibt), hätte ich nicht die große gewissheit, dass es definitiv besser als letztes jahr wird. kurz vor letzter weihnacht sprach mein mann das erste mal vom auszug, wir haben uns keine geschenke gemacht (erstmals!) und ich habe die einladung bei meinen eltern abgesagt, weil wir das nicht geschafft hätten, ihnen ein happy päarchen zu präsentieren. so haben wir ein trauriges, jeder vor sich hin schweigendes fürchterliches fondue-essen bei uns zuhause gehabt, mit weinen, hilflosigkeit .....! es war entsetzlich.

uff, ich bin so froh, dass das dieses jahr nicht mehr so ist. ich feiere mit eltern, tags drauf bei bruder und dann mit meinen tussis .... ich werde maximal traurig sein, aber nicht mehr das bedrohliche damokles-schwert einer trennung über mir spüren. das macht mich sicher für die tage der tage.

er kommt übrigens auf seinen wunsch gg. nachmittag vorbei! ich habe gern gesagt ... habe keine angst.

ich wünsche euch alles gute, möglichst wenig tränen und viele gute freunde in eurer nähe.

liebe grüße,
c-c-l

20.12.2002 23:16 • #4


E
Lieber Dom,

nach 23 Jahren feiere ich nun zum ersten mal Weihnachten ohne meinen Mann.
Ich weiß noch nicht, wie es werden wird. Hab ein bisschen Angst.
Heiligabend werden meine Eltern Abends zum Essen kommen. Am 1. Weihnachtstag ist es wie immer, meine Kinder und ich sind zum Weihnachtsessen bei meinen Eltern. Meine Schwester mit Mann und mein Bruder mit Familie werden auch da sein.
Am 2. Feiertag wird mein Mann kommen, um die Kinder zu besuchen. Ich gehe dann zu meinen Eltern, damit ich nicht das Gefühl habe, es wäre wie früher.

Wir hatten vor kurzem eine Weihnachtsfeier unseres gemeinsamen Vereins. Meine ganze Familie ist dort vertreten. Ich bin Schriftführerin. Mein Mann und ich haben uns den ganzen Abend sehr gut und entspannt unterhalten. Unsere Vereinsmitglieder wunderten sich darüber, dass wir nicht über einander hergefallen und uns nicht zerfleischt haben, nach all den Monaten Kampf und Streit, aber ich will nicht mehr. Ich habe das Kriegsbeil begraben, auch wenn es gelegentlich noch weh tut. Besonders jetzt, während der Feiertage. Wir haben wieder sehr oft Kontakt zueinander, was mir eigentlich nicht so viel ausmacht, wenn die Feiertage nicht wären.

Ich spüre in mir ein wenig Traurigkeit und Melancholie. Auch Einsamkeit. Ich trauere der Vergangenheit und den schönen Zeiten immer noch hinterher, weiß aber, dass es für MICH kein zurück mehr geben wird, nicht mehr geben kann, weil ich ihm nicht mehr vertrauen könnte. Hoffe, dass die Feiertage schnell vorbeigehen, damit ich im nächsten Jahr endlich neu beginnen kann und ich glaube fest daran, dass ich es schaffe.

Ich weiß, dass es auch für mich wieder eine Zukunft geben wird und darum werde ich kämpfen. Nur für mich selbst (und für meine Kinder, die ich über alles liebe).
Ich bin trotz aller Traurigkeit und Einsamkeit zuversichtlich für mein neues Leben.
Ich bin in den letzten Monaten durch die Hölle und wieder zurückgegangen, lag verzweifelt am Boden und bin wieder aufgestanden und fühle nun, wie ich durch diese Erfahrungen stärker geworden und an Kraft gewonnen habe.

Ja, ich bin bereit für ein neues Leben und werde es für mich erobern. Ich liebe das Leben. Und ja, ich habe den Mut dazu. Ich habe mir sehr viel für das kommende Jahr vorgenommen. Bin mal gespannt, ob ich das auch alles schaffe.

Nun wünsche ich dir mein lieber Dom und auch allen anderen hier im Forum ein friedliches und Kummerfreies Weihnachtsfest.
Lasst euch nicht unterkriegen. Viel Mut, Kraft und Stärke und
alles liebe wünscht euch

eure
Wolfsfrau

21.12.2002 00:01 • #5


E
Lieber Dom,

Du hast es sehr gut getroffen.

Weihnachten ist für mich auch immer so ein besonderer Punkt im Jahr. Das Herz will Frieden, Wärme, Liebe ... und auch ich fühle mich gerade übersensibel ...

Deshalb ist es jetzt mehr den je wichtig sehr sorgfältig abzuwägen, ob Kontakt einen Sinn habe kann oder ob die Gefahr sich noch tiefer zu verletzen, sich verletzlich zu machen nicht etwas zu unkalkulierbar ist!

Überlege auch schon seit Wochen hin und her, ob ich ihm nun schreibe, ihn anrufe  ???  Weil Weihnachten ist ??? Komme aber immer wieder zum Nein, jetzt nicht, noch nicht. Es muss erst noch ein bisschen Zeit ins Land gehen ... bis die Verletzungsgefahr nicht mehr so gross ist.

Und wie schnell ist ein Wort gesprochen? Wie schnell kommen die Töne über die Lippen, direkt vom Herze, ohne den Weg über den verstand zu nehmen? Und wie leicht tappt man doch immer wieder in die Falle der „Interpretation“

Wie wahr! Auch gerade aktuell für mich. Sollte mir den Satz einrahmen ...

Danke, Dom, für diese klaren Worte.

Alle hier:
Habt ein gutes Weihnachtsfest, eine gute Zeit, Zeit für Entspannung, Besinnung, Frieden in Dir und um Dich ...

Alles Liebe,

Gia



21.12.2002 00:16 • #6




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