Spontane Idee beim Lesen: sie ist bindungsvermeidend.
24 Jahre alt, voll im Saft stehend, auf der Höhe ihrer Jugend und die letzte Beziehung liegt VIER Jahre zurück und dauerte gerade mal 9 Monate! Unfassbar!
Ihr Verhalten war zwiespältig, pendelte zwischen Nähe (wie an Silvester) und Distanz. Sie erkannte sofort, dass Du emotional mehr investierst, während sie eher kühl blieb.
Sie hat sich in Deine Nähe begeben, weil auch bindungsvermeidende Menschen Nähe brauchen, aber oft nur auf Zeit. Wenn die Beziehung in eine ernstere Phase übergeht durch Dein Geständnis, driftet sie ab, weil sie das als Druck empfindet. Dahinter stecken Bindungsängste die meist in der Kindheit erworben wurden. Das Unterbewusstsein arbeitet gegen Nähe, Zutrauen und Beständigkeit, weil das Kind mit Bindungen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Gerade sensible Kinder sind hier oft gefährdet und für das Leben geschädigt.
Scheidungen, wechselnde Bezugspersonen wie Ersatzväter, die nach ein paar Jahren verschwinden, Erziehung durch Großeltern, zu viel Abschieben des Kindes in den Hort sind ein guter Nährboden dafür. Das Kind fühlt sich nicht genug geliebt und sucht die Schuld bei sich. Wenn ich so und so wäre, dann hätten mich Mami und Papi wieder lieb.
Da es sich mit Ängsten schlecht lebt, wird das Unverdauliche ins Unterbewusstsein verschoben und dort sozusagen vergraben. Leider wirkt es aber auch von dort und das äußert sich eben in Nähe- und Distanzverhalten, Abdriften nach der Werbungsphase und unklaren Beziehungsverhältnissen. On-/Off-Beziehungen sind nicht selten, weil die Betroffenen zwischen Nähe und Distanz pendeln. Sie täten ja gerne wollen, aber sie schaffen es einfach nicht, ein klares Ja zum Partner zu sagen.
Später kommen dann oft noch schlechte Erfahrungen hinzu, die die sich selbst erfüllende Prophezeihung wieder spiegeln. Der Partner geht und das innere Programm verinnerlicht sich. Bindungen sind gefährlich, sie tun weh und halten eh nicht. Also schützt man sich lieber, indem man keine Bindung eingeht.
Klassischer Fall ist auch ihre Reaktion auf Dein Ansinnen. Als Du ihr offenbarst, dass Du mehr willst als eine lockere Affäre oder was auch immer das sein soll, schafft sie erst mal Distanz und muss es sich überlegen. Bei Gefühlen muss man nicht überlegen, normalerweise, weil Gefühle nicht der Ratio folgen!
Und anstatt froh zuzustimmen, kommen ihre Bedenken. Dann kannst Du es auch gleich vergessen, weil eine Beziehung aufgrund von Erwägungen eingegangen wird (oder auch nicht), aber nicht weil man sich verliebt hat und sich nichts mehr wünscht als jetzt eine richtige Beziehung zu leben.
So lange alles im Unverbindlichen bleibt, funktionieren sie prächtig, sind lieb und zugewandt.Kommst Du dann mit Deinen Gefühlen an, wittern sie Gefahr und müssen überlegen (und schaffen dadurch Distanz als harmlosere Variante) oder verschwinden lieber gleich. Du fühlst jetzt Unverständnis und Verwirrung. Was soll das jetzt, sie sagte doch, dass ..., damals war sie doch so liebevoll! Und jetzt nicht mehr, wie kann das sein?
Beziehungen, die unter erschwerten Vorzeichen zusammen kommen, haben oft keine lange Haltbarkeit.
Meine Meinung:
Sie war fair zu Dir, sehr fair und hat Dich nicht mit lauwarmen Halbwahrheiten hingehalten und in die Warteschleife geschoben.
Das muss man ihr echt zugute halten. Noch fairer wäre es gewesen, erst keine Beziehung einzugehen, aber da war auch wieder ihr Wunsch nach Nähe Ausschlag gebend. Diese Menschen schwanken in ihrem Inneren und eine klare Linie ist oft nicht erkennbar.
Sie war auch nicht bösartig, aber das Ungleichgewicht der Gefühle hat auch sie gespürt und dann sagte sie sich, das halte ich nicht aus, daher muss ich gehen. Gegen die Mächte des Unterbewusstseins kommt man schlecht an, weil sie einen dirigieren ohne dass man es merkt.
Sie wird auf lange Sicht sicher keine feste Beziehung eingehen, vielleicht sogar nie, da eine innere Sperre da ist, der sie folgt, um sich zu schützen.
Du hast die Sache - so finde ich - gut gemacht. Du hast klar gesagt, wie Du fühlst und was Du gerne möchtest. Dazu gehört auch Mut, weil Du ja auch das Risiko einer Absage auf Dich nimmst und das tut dem Herzen und dem Ego nicht gut.
Du erscheinst aber doch recht stark und vor allem einsichtig zu sein. Ja, Du hast durch Deine Äußerung einen Druck aufgebaut, was Du aber nicht wissen konntest. Eine bindungswillige Frau wäre Dir vor Freude in die Arme gefallen! Sie nicht, sie blieb kühl und abwägend. Damit war die Sache eigentlich schon klar, es wird nichts.
Auch gut, dass Du eine gute Akzeptanz hast und hier nicht mit Vorwürfen, Jammern, Klagen reagierst und ihr nachrennst. Ich würde den Kontakt erst Mal ganz zurück fahren, denn als eine Freundin kannst Du sie später vlt. auch noch haben, wenn Du entliebt bist.
Chapeau für Dein einsichtiges Verhalten!
Solltest Du wieder mal an eine solche Frau kommen, investiere lieber nichts. Sie haben es schwer, wünschen sich einesteils Nähe und Liebe und haben starke innere Sehnsüchte, aber wenn sie es haben könnten, versauen sie sich es auch wieder. Der klassische Selbstboykott, den sie nicht ablegen können.
Bindungsängste sind eine schwerwiegende Störung, der man nicht mit dem Verstand beikommen kann. Langwierige Behandlungen und Sitzungen beim Psychotherapeuten wären notwendig, um Verdrängtes ins Bewusstsein zu holen. Das tut weh und daher wird es vermieden. Geht so ja auch und tut weniger weh.
Ich hoffe, Du findest eine Frau ohne diese Defizite. Du als Partner kannst sie nicht heilen, weil das das Kräfteverhältnis zu ihren Ungunsten verschieben würde, was keiner aushält, vor allem sie nicht. Als der bindungsschwache Partner hält sie die Zügel in der Hand und sie behält auch die Kontrolle, indem sie sich trennt.
Übrigens auch die Sache mit der Schwester ist ganz typisch. Man stellt den Partner der Familie nicht vor und man will auch nicht der Verwandtschaft des Partners vorgestellt werden, denn das sieht dann ja als feste Beziehung aus, was sie ja nicht wollen. Und da kommt dann der Eiertanz: Nein, das ist zu früh. Das geht nicht, weil. ... Nein, ich komme nicht mit zur Konfirmation Deiner Nichte, denn da muss ich dringend ... und überhaupt ... Vielleicht komme ich nächstes Jahr zum Geburtstag, wo es dann aber leider wieder nicht klappt.
Auch ein klassisches Anzeichen für Bindungsängste. Alles schwebt und schwurbelt vor sich hin. Das kann dem unterlegenen Partner grausam zusetzen. Gut, dass Du Dich gelöst hast.
Begonie
18.02.2020 16:01 •
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