Ach Taralein, ich ringe noch um Worte. Das darf nicht wahr sein!
Wenigstens aber durfte sie ohne Kampf gehen, ich denke, das ist eine Gnade.
Ich habe meinen Vater vor 5 Jahren ebenfalls zu früh verloren, und weiß seit dem, dass es keinen Trost und keinen Ersatz gibt. Nur die Zeit, die Liebe im Herzen, und die Erinnerungen ...
Hoffentlich hast du neben deiner kräftezehrenden Erkrankung und bevorstehenden Therapie nicht auch noch die Sorge, was nun aus deinem Vater wird; Und hoffentlich könnt ihr euch gegenseitig Kraft geben.
Bei manchen Menschen führt eine Kumulation von Leid zu einer Schubumkehr und setzt ungeahnte Kräfte frei. Ich habe die leise Hoffnung, dass dies vielleicht bei dir auch so ist (ich selbst war nach dem Tode meines Vaters und dem resultierenden, völlig unerwarteten Zerwürfnis mit meinem Bruder und einem weiteren folgenschweren Unglück in meinem engsten Kreis völlig untröstlich. Und als dann zeitgleich der Bevölkerung von Fukushima diese entsetzliche Atomkatastrophe passierte, konnte ich einfach nicht mehr. Ich sah die Nachrichten und war dermaßen geschockt und sprachlos, dass meine Tränen plötzlich versiegten - wie wenn man ein Feuer mit Dynamit sprengt. Es war durch die Druckwelle gelöscht).
Interessanterweise wehte ein paar Monate später ein neuer Wind in meinem Leben, so dass 2011 unerwartet sogar zum aller schönsten Jahr wurde.
Auch du wirst das Leben bald schätzen, wie niemals zuvor, liebe Tara!
Denke daran: hinter jeder Durststrecke wartet eine Oase.
Ich drücke dich und zitiere noch etwas von Rumi für dich:
Der Mensch ist ein Gasthaus,
jeden Morgen eine Neuankunft.
Eine Freude, eine Depression, eine Gemeinheit, eine plötzliche Einsicht...
kommt wie ein unerwarteter Gast.
Begrüße und bewirte sie alle!
Auch wenn es ganze Heerscharen von Sorgen sind,
die mit Gewalt über Dein Haus herfallen und es plündern.
Behandle trotzdem jeden Gast mit Würde.
Er reinigt Dich vielleicht, um Platz für neue Wonnen zu schaffen.
Die dunklen Gedanken, die Scham, die Bosheit,
begrüße sie lachend an der Tür und bitte sie herein.
Sei dankbar für jeden der kommt,
weil ein jeder geschickt wurde als Lehrer aus der anderen Welt.
Rumi (1207 - 1273)
16.01.2016 05:25 •
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