Nun ist er weg und ich wieder allein

Hallo Zusammen,

ich habe schon mal vor längerer Zeit in diesem Forum geschrieben, bin seit dem aber nur stille Mitleserin.

Nun wollte ich mal wieder was schreiben und hoffe, dass es mir danach ein bißchen besser geht. Wie immer, wenn man den Emotionen freien Lauf läßt, klingt es für andere eher verwirrend.

Mein Mann und ich haben uns nach 11 jähriger Ehe (kinderlos) getrennt. Letzte Woche ist er ausgezogen. Die Trennung (finanziell usw.) verlief fair und wir sind (wenn man das so sagen kann) im Guten auseinandergegangen.

Warum wir uns getrennt haben? Tja, das ist im Nachhinein sehr schwierig zu rekonstruieren. Ich will es mal im Groben versuchen. Es fing ungefähr vor 2 Jahren an. Mein Mann kam von einem 2 wöchigen Japanurlaub völlig verändert nach Hause. Dies war der erste Urlaub den wir getrennt verbrachten. Er wollte unbedingt nach Japan. Warum ist er eigentlich allein geflogen? Ich weiß es gar nicht mehr so genau. Zum einen fliege ich nicht so gern (schon gar nicht so weite Strecken - aber das allein kann es auch nicht gewesen sein, wir sind ja schon öfter weite Strecken geflogen). Ich glaube, er wollte damals auch alleine mal weg. Fing wohl damals schon an. Na ja, egal. Von diesem Japan Urlaub kam er ziemlich verändert wieder. Sein Leben in Deutschland kotzte ihn an. Die Arbeit, die Freunde, einfach alles war spießig und langweilig. Und, wie ich erst viel später erfahren habe, hat er sich wohl in Japan verliebt. Da das Mädel aber gleichgeschlechtlich ist, konnte sie die Liebe nicht erwidern. Ist allerdings ja schon ein schlechtes Zeichen wenn man sich während einer Beziehung in einen anderen Menschen verliebt. Soll aber vorkommen, sagte ich mir. Wir kriegten nochmal die Kurve und unser Leben war eine Zeitlang wieder ganz schön. Aber der Alte wurde mein Mann nicht mehr. Er war oft ungeduldig, unzufrieden, irgendwie rastlos. Er baute sich ein virtuelles Parallel Leben auf. Gab eine Anzeige auf einer japanischen Seite auf, dass er Leute zum Sprachaustausch suchte. So weit, so gut. Es meldeten sich allerdings nur Frauen. Ist ja eigentlich auch nicht schlimm. Mit denen tauschte er Mails und Fotos aus und chattete auch oft. Fand ich alles nicht schlimm. Aber insgesamt hatte ich ein ungutes Gefühl. Irgendwann tat ich etwas, was man eigentlich nicht machen darf (ich weiß!). Ich knackte einmal seinen Mailkasten. Und fand prompt eine Mail von seiner Japanischlehrerin (der Abend war so schön, ich wollte Dir noch soviel sagen ...). Puh, für mich brach eine Welt zusammen. Ich konfontrierte ihn direkt damit. Er versicherte mir jedoch glaubhaft, dass da nichts war. Sie sich zwar ein bißchen an ihn rangemacht hat, er aber nichts für sie empfindet und die Annäherungsversuche abgeblockt hat. Ich glaube ihm das tatsächlich. Zumal sie eigentlich so gar nicht sein Typ ist (zu alt). Wir trennten uns für 2 Wochen und haben es dann aber erneut miteinander versucht. Aber irgendwie war bei uns der Wurm drin. Mein Mann lebte immer mehr für seine Mailkontakte. In dieser Welt hatte ich keinen Platz. Viele von denen wußten auch nichts von meiner Existenz. Von allen möglichen Leuten (Freunde, Familie ...) schickte er Fotos an seine Mailfreunde in Japan, nur nicht von mir. Auf seiner entworfenen Homepage sind ebenfalls alle Leute zu sehen, nur ich nicht. Das hat mich schon sehr verletzt. Aber ich wollte weiter kämpfen um meine Ehe. Ich dachte, das ist nur ne Krise. Das kriegen wir wieder hin. Sei tolerant, lass ihn gewähren, es wird schon wieder. Er war ja ansonsten auch sehr lieb zu mir. Dann ist er vor ein paar Monaten wieder in Japen gewesen. Und das gleiche Spiel schon wieder. Das Leben in Deutschland kotzt ihn an ... Ich hatte nicht noch einmal Kraft dagegen anzugehen. Ich schlug ihm vor, doch mal eine Weile nach Japan zu gehen. Er gestand mir, dass er das auch vorhat. Er hat sich in Japan auch schon nach Arbeitsstellen usw. erkundigt. Ohne mit mir vorher zu sprechen? Oh Mann, das war hart. Aber ich habe ihn unterstützt. Er hat hier weiter nach Stellen gesucht, hat selber Anzeigen geschaltet usw. Die ganze Sache läuft also. Zwischendurch kam noch ein Liebesbrief von einer Japanerin (den ich mal wieder verbotenerweise geöffnet habe, habe ich ihm auch direkt gestanden - das waren aber meine einzigen beiden Vergehen!), die natürlich nichts von meiner Existenz wusste. Irgendwann hat sie es doch herausgefunden und ständig bei uns angerufen und wieder aufgelegt wenn ich am Telefon war. Mir war das jetzt irgendwie alles zuviel. Ich hatte doch nicht die Stärke meinem Mann dabei zuzusehen, wie er sein zukünftiges Leben ohne mich in Japan plant. Ich bat ihn, sich eine Wohnung zu suchen. War er zwar nicht so begeistert von, hat er aber mir zu Liebe getan. Ging auch recht schnell mit der Wohnung. Nun, so eine eigene Wohnung ist ja auch ganz praktisch. Er war noch nicht dorthin gezogen, hat er doch gleich schon 2 Japanerinnen nach Deutschland eingeladen. Die wissen natürlich nicht voneinander. Erst kommt die eine für 1 Woche und ein paar Wochen später die andere für 2 Wochen. Soll schon was heißen, wenn sich mein Mann 3 Wochen Urlaub nimmt. Sonst geizt er nämlich immer sehr mit seinem Urlaub rum. Und er fährt an die Orte mit denen, wo wir vorher schon öfter waren und schöne Zeiten miteinander verbracht haben.

So, nun habe ich so viel geschrieben und doch so viel ausgelassen. Zu meinen Gefühlen heute? Mir geht es beschissen. Ich fühle mich leer, einsam, unendlich traurig. Ich vermisse ihn so sehr. Er ist, trotz allem, die Liebe meines Lebens. Und ich kann mir nicht vorstellen, mich überhaupt nochmal zu verlieben. Nach außen zeige ich meine Gefühle nicht. Es interessiert ja sowieso kaum jemanden wirklich. Mit traurigen Menschen kann man nicht umgehen. Ich weiß aber nicht wohin mit meinem Schmerz???? Freunde? WIR haben viele Freunde. Aber eben gemeinsame Freunde. Die möchte ich durch meine Emotionen nicht auf meine Seite holen. Ich möchte nicht schlecht über meinen Mann reden (und das müsste ich teilweise, wenn ich ehrlich bin) und die würden es wahrscheinlich auch nicht hören wollen.

Also, bin ich allein mit meinem Schmerz. Wie zum Teufel hält man das aus? Wann hört das auf? Wird man jemals wieder wirklich glücklich? Ich kann es mir nicht vorstellen, würde es mir aber sehr wünschen.

Euch allen danke ich für Eure Aufmerksamkeit und wünsche Euch viel Kraft!!!

Nina

hallo nina,

hab soeben deine zeilen gelesen und fand es traurig ... vor allem weil ich teilweise genauso grausam zu meinem exmann war, so wie du geschrieben hast ... mails, chat, sms, tote anrufe meiner bekanntschaften, meine lügen ihm gegenüber ... sein berechtigtes misstrauen hab ich mit der gewissheit seiner liebe zu mir zerschlagen ... ich war innerlich getrieben von dem drang nach meiner freiheit, ich wollte raus aus meiner ehe, raus aus meinen leben ... alles hat mich angekotzt ... ich wollte einen neubeginn und war auf der suche nach zuspruch und den holte ich wo ich ihn nur bekommen konnte um mein vorhaben zu rechtfertigen ... im chat, beim telefonat, ja sogar eigene neue freunde fand ich, die mich verstanden und mir mut machten mich zu trennen und endlich mein leben zu leben. ja und ich hatte es geschafft, schließlich hatte ich ihn zermürbt, trotz seiner liebe zu mir willigte er in die scheidung ein und ich zog aus ... ich war frei nur diese schuldgefühle ihm gegenüber die plagten mich ,,, sie ließen mich nicht schlafen, machten mich ruhelos ... ich zog herum, hatte eine freundschaft zu einem mann, der ein wirkliches Alk. hat und somit konnte ich dem anschein nach mein leben genießen und machen was ich anscheinend so vermisst hatte in meinem langweiligen eheleben.

es war dann so, dass mein exmann es doch schaffte sich wieder zu verlieben und das hat mich so verletzt, dass ich irrelief und ihn bombardierte mit anrufen, gesprächen in denen ich ihm meine noch immer so große liebe zu ihm gestand ... ich wusste dass er mich noch liebte und ich konnte wohl mit der tatsache nicht fertig werden, dass er nun glücklich werden würde und ich noch immer nicht zufrieden war.

er hat sich getrennt von seiner neuen liebe und wir starteten einen neuanfang, das ist es jetzt ein jahr her und wir sind noch zusammen ... er hat nie aufgehört mir seine liebe zu zeigen und hat immer alles versucht um mich glücklich zu machen und weißt du was das schlimme ist ... ich bin immer dabei nach der ursache zu suchen warum ich nicht glücklich bin, warum ich ihm nicht diese liebe geben kann, warum ich zwar da bin, aber nicht voll und ganz ... ich vermisse meine alleinige zeit und muss immer wieder dran denken, ob es nicht einfach noch zeit gebraucht hätte bis ich darüber hingweggekommen wäre und einen neustart geschafft hätte ... weißt du das gemeine ist, dass ich ihn schon lange innerlich verlassen habe und doch nicht ohne ihn leben kann. er hat immer alles für mich erledigt, er macht alles damit ich glücklich bin und diese liebe empfinde ich so als erdrückend, als einengend ... als bliebe mir zeitweise die luft weg, er will mich ganz für sich ... meine neuen freunde mussten natürlich distanziert werden und noch so mancher kompromiss meinerseits musste getägtigt werden, er hat dafür gesorgt, dass wieder alles beim alten ist ... und es geht wieder los in meinem inneren, der drang hier raus, raus aus der enge ... würde er mir meinen freiraum geben, würde ich nicht so danach gieren und sei es mit trotzaktionen, die mir eigentlich leid tuen und die ich oft im nachhinein bereue ...

ich wünsch dir die kraft, ihn ziehen zu lassen und die ruhe durchzuhalten lg D.

Hallo Nina,

ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen und konnte mich auch noch so wage an Deinen ersten erinnern, den ich mir dann aber auch noch einmal rausgesucht habe. Ich erinnere mich, dass ich schon bei Deinem ersten Beitrag gedacht habe, dass diese Form des Zusammenlebens nicht andauern kann. Ich beziehe mich da u.a. auf Euer s.uelles Agreement. Es gibt immer Phasen im Leben und in einer Beziehung in denen S. eine untergeordnete Rolle spielt, aber so wie ich das in Euren Fall verstanden habe, war es nicht eine Phase sondern Normalität. Für diese Abstinenz halte ich Euch beide allerdings für zu jung. Das aber nur so am Rande....

Zu Deiner Frage, ob Du wieder glücklich wirst - ich denke schon:-) Wenn ich nun im Rückblick auf meine Trennung schaue,
die nun mittlerweile mehr als 3 Jahre her ist, kommt mir vieles unrealistisch vor. Mein Schmerz, die Gedankensprialen, die Rückfälle...ich weiß, dass ich all dies hatte, aber es ist mittlerweile doch ziemlich verblaßt. Der Himmel ist wieder so richtig blau und die Sonne scheint wieder strahlend (wenn es dieser Sommer denn zuläßt )
Ich habe ungefähr ein Jahr gebraucht um wieder einigermaßen ins Gleichgewicht zu kommen und mich wieder zu erkennen. Dieses
Jahr war allerdings trotz aller Tiefpunkte auch ein positves und exessives Jahr. Zum Zeitpunkt als ich hier aufgeschlagen bin, war das Forum und auch der Chat noch relativ neu. Es mag eine Fügung gewesen sein, dass zu dieser Zeit genau die richtigen Menschen hier waren. Wir haben uns gegenseitig getröstet, aufgebaut und auch sehr sehr viel gelacht. Viele Kontakte bzw. Freundschaften bestehen bis heute. Wir haben in dieser Zeit trotz allem die schönsten Feten gefeiert - das war wohl auch so eine Art Befreiung und Drang endlich wieder am Leben teilzunehmen, Spaß zu haben, zu lachen, Freude zu empfinden
und vor allem ein Schritt nach vorn. Wenn ich mich heute so umschaue ist eigentlich jeder von uns Ehemaligen wieder im Leben und wie es im Leben so ist, gibt es gute, normale und mal schlechtere Phasen.....
Ich habe seit über 2 Jahren wieder eine neue Beziehung, zu meinem Exfreund habe ich mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis und wir sehen uns regelmäßig. Wenn mir das jemand vor 3 Jahren gesagt hätte, hätte ich es nicht glauben können.
Aber all das hat seine Zeit gebraucht und vor allem ich habe sie gebraucht. Geduld war mein Schlüsselwort - Geduld vor allem mit mir. Diese Trennung, die ich nicht wollte und lange nicht akzeptieren konnte, hat jetzt für mich eine absolut positive Entwicklung in meinem Leben. Ich sehe mittlerweile die Beziehung zu einem Partner anders. Mein Leben muß stimmen und wenn dann noch jemand hinzu kommt...umso besser. Ich schreibe bewußt jemand...denn ich glaube mittlerweile, dass es einige Menschen auf diesem Planeten gibt, mit denen ich glücklich werden könnte. Das absolute, an das ich vor der Trennung geglaubt habe, ist weg..ich bezeichne es immer als meinen Kinderglauben...
Du schreibst, dass Du nur gemeinsame Freunde hast, die nichts von Deiner Trauer hören wollen. Hm, sind das dann Freunde? Und bist Du Dir sicher, dass Du nicht doch auf das eine oder andere offene Ohr stoßen würdest? Gibt es niemanden dem Du vertraust
und auf den Du zugehen kannst? Ich habe einige positive Überraschungen erlebt....Menschen, die ich nur als Bekannte vorher bezeichnet hätte, haben sich als Freunde erwiesen. Reden war für mich ein ganz wichtiges Ventil....auch mal Rachegelüste verbal ausleben....und natürlich das Forum hier.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Geduld mit Dir . Es dauert seine Zeit, aber es kommt der TAg an dem Du aufwachst und nicht der erste Gedanke Ihm gilt, sondern so ganz profanen Dingen, wie ist das Wetter bzw. was ziehe ich an....

Herzliche Grüße

Very