Liebe Maryleen! Lieber Tutangus!
Nüchterner nach der Trennung?
Nach der grossen Trennung!
Ich kann dazu nur meine eigenen Erfahrungen einbringen und die sind etwas anders als die euren.
Ich war vor der ersten Beziehung nach der Trennung gut 1,5 Jahre allein. Habe auch sehr lange, über ein Jahr, gebraucht, um wieder auf die Füsse zu kommen, mein Leben in den Griff zu bekommen und um mich selbst zu akzeptieren.
Dies hatte ich auch geschafft, als mein Exfreund in mein Leben trat. Wohlgemerkt nach 1,5 Jahren Singledasein und davor 12 Jahren Ehe.
Ich muss sagen, und dass ist auch wirklich ganz ehrlich, ich habe meinen Exfreund eigentlich nie mit meinem Exmann verglichen. Bestenfalls mal, was das Äussere anging. Aber den Charakter und alles andere war für mich eben er und es ist und war mir klar, dass jeder Mensch individuell ist.
Das es bei uns nicht geklappt hat, schieb ich einfach auf unsere unterschiedlichen Lebenssituationen und Erfahrungen und Zukunftsvorstellungen.
Er finanziell gut situiert, ich das ganze Gegenteil. Ich habe ein kleines Kind, er nicht und auch kein Interesse an Kindern. Ich habe eine lange Beziehung/Ehe hinter mir, er ist ein jahrelanger eingefleischter Single.
All dies prallte mit aller Macht aufeinander. Und ich gebe zu, ich habe keine Chance gesehen, diese Differenzen zu bereinigen.
Ich habe meine *neugewonnene* Freiheit wie eine Löwin verteitigt bzw. zurückerobern müssen, habe gespürt und lernen müssen, dass Gefühle und Emotionen nicht immer gern empfangen werden. Also lernen, sie zu unterdrücken bzw. zu verstecken.
Ich für mich selbst hätte mir gewünscht einmal wieder etwas Liebe zu spüren, Liebe, die mir der andere gegenüber entgegenbringt. Ganz zu schweigen sie mal zu *hören*. Taten zählen sagt man, aber ich bin eben auch ein Mensch, der es auch hören möchte und nicht in jedem Handgriff sich selbst sagen muss, er hat es nur aus Liebe zu mir getan. Denn das hat bei mir nicht lange geklappt.
Lange Rede, kurzer Sinn. Es ging in die Brüche, bevor es etwas richtiges werden konnte.
Ich hatte bisher inclusive meines Exfreundes 3 Beziehungen in meinem Leben. 2 Jahre, 12 Jahre und 6 Monate.
Nun stehe ich wieder an einem Punkt, wo ich den Himmel spüre, die Schmetterlinge und auch all dies, was ich in den letzten Jahren vermisst habe.
GEFÜHLE. Offen und direkt. Ehrlich und nicht versteckt.
Und diesmal nur mit 4 Monaten Pause zwischen den Beziehungen.
Mag man mich schlimm nennen oder was auch immer.
Aber ich bin so froh hier zu sein.
Einen lieben Menschen zu haben, der mich mit seiner Zuneigung zudeckt, aber nicht erstickt.
Einen Menschen, dem ich auch meine Gefühle offen gestehen kann, ohne dass er sich gleich in die Deffensive gedrängt fühlt.
Einen Menschen, den ich über Wochen erst *menschlich* kennengelernt habe. Gemeinsamkeiten und Gegensätze VOR dem Beginn der Beziehung erkennen durfte.
Hier spielte das zwischenmenschliche eine grössere Rolle, als das körperliche. Natürlich ist auch dies schön und wichtig, aber ich habe, so glaube ich, diesmal das Pferd nicht von hinten aufgezäumt.
Nein, ich vergleiche ihn nicht mit meinen Exen. Ich vergleiche ihn mit mir. Und er scheint das fehlende Stück meines Puzzels zu sein. Sehr ähnliche Lebenserfahrungen, ähnliche Zukunftspläne und auch übereinstimmende Lebenseinstellungen.
Durchaus möglich, dass ich diesmal auch wieder kein Glück habe, aber ich hoffe, ich geniesse, ich liebe und ich habe null schlechtes Gefühl dabei.
Durchaus möglich, dass die erste Beziehung nach der *grossen* zum Scheitern verurteilt ist. Habe ich auch lange geglaubt. Aber jetzt denke ich, hätte ich IHN damals statt den anderen kennengelernt, hätte es funktioniert.
Soviel habe ich aus all dem Vergangenem mitgenommen, dass ich weiss, was ich NICHT will.
Auch ich schreibe wirr, durcheinander und emotionsgeladen.
Dennoch denke ich, konnte ich mich verständlich ausdrücken.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein wundervolles Wochenende!
Viele liebe Grüsse Nicole