Normale Reaktion oder schließt er schon ab?

Hallo,
ich hätte nie gedacht, dass ich selbst mal in die Lage komme, hier einen Eintrag zu verfassen. Aber die letzten Tage waren wirklich kräftezehrend und ich fand mich immer wieder Beiträge lesend hier wieder.
Erstmal zu der jetzigen Situation.
Zusammen kamen wir nach einer etwas schwierigen Kennlernphase wir haben uns über einen gemeinsamen Freund und dann die damit verbundene Freundegruppe kennengelernt (2020). Am Anfang waren es zwei/drei harmlose Rumknutscherein, aber für mich war von Anfang an klar, dass er mein Herz erobern wird. (so doof es klingt)
Er war zu der Zeit in einer schwierigen Phase, hatte einige persönliche Rückschläge erlitten und probierte damit irgendwie klarzukommen. Ich dachte, ich könnte ihm da irgendwie helfen, aber irgendwann brach von ihm aus der Kontakt ab (Anfang 2021). Durch gemeinsame Freunde sah man sich trotzdem ab und zu. Irgendwann hat er eine 180 Wendung seines Lebens durchgeführt und wir fanden uns in einer Freundschaft wieder. Ende 2021 gestand er mir dann seine Gefühle. Mich hat es vier Monate gebraucht, um die Entscheidung zu treffen, die Beziehung mit ihm einzugehen, nicht weil ich an ihm gezweifelt habe oder ich mir unsicher war, aber durch die Scheidung meiner Eltern, die in meiner Kindheit stattfand, habe ich so etwas wie eine Bindungsangst entwickelt.

Nun zu meinem eigentlichen Problem,
vor ein paar Wochen kam es als er von einer Feier wiederkam zu einer Krise - er hatte zum Ausdruck gegeben, dass es für ihn nicht weitergeht und war dann mit Tränen in den Augen aus der Wohnung verschwunden.
Zwei drei Tage habe ich ihn in Ruhe gelassen, weil ich wusste, dass da mehr dahinter stecken muss. Durch zwei gemeinsame Katzen, die momentan regelmäßig verletzt sind, traten wir aber drei Tagen wieder in den Kontakt und haben das Gespräch gesucht. Das verlief auch gut, haben es die Wochen danach langsam angehen lassen und haben sofort gemerkt, was gefehlt hat.
Nun kamen wir am 20.5 von einem Treffen mit seinen Freunden nach Hause. Am gleichen Abend habe ich gemerkt, dass etwas los sein muss. Er wollte nicht drüber reden - keine Chance. Am nächsten Morgen sind wir wie immer ein bisschen kuschelnd aufgewacht, aber er wirkte sehr nachdenklich/distanziert. Ich hatte die Situation vom Abend schon fast vergessen.
Ich musste dann mehr oder weniger aus ihm raus locken, was Sache ist und was ihm bedrückt. Er hat nicht wirklich viel gesagt, aber er würde momentan in der Beziehung nicht glücklich sein und er wolle eine Zeit lang nur die Verantwortung für sich selbst tragen und nicht noch für wen anders. Dass er das Gefühl hat, wir hätten uns voneinander entfernt.
Natürlich stecke ich seitdem genau so wie viele andere hier, im Liebeskummerloch. Ich verstehe seine Gründe, akzeptiere diese auch und trotzdem habe ich zunehmend das Gefühl, dass diese Entscheidung nicht bedacht und überdacht war. Er hat mich nach diesen Worten irgendwie probiert zu trösten, hat mich noch in den Arm genommen und probiert eine Stütze zu sein, aber irgendwann musste er mich aus der Wohnung bitten (seine Wohnung, aber bin quasi seit der Beziehung mit eingezogen)
Nun hab ich seit dem kein Wort mehr von ihm gehört. Mit seinen Eltern und ein paar Freunden stehe ich in gutem Kontakt, zu diesen hat er kein Wort verloren.
Selbst sein bester Freund, der in solchen Situationen sehr ehrlich ist, sagt dass er darüber nicht spricht und seine Maske aufsetzt. Innerhalb der Beziehung war er auch ab und zu gerne mal mit seinen Jungs feiern und auch mal gerne trinken, hat aber für sich selbst auch rausgefunden, dass ihm der Alk. nicht gut tut. Während des Trennungsgespräches äußerte er auch, dass er sehr froh darüber ist, dass er durch die Beziehung eine Dinge an sich und für sich ändern konnte.
Durch einen gemeinsamen Freund habe ich ausversehen mitbekommen, dass er nun wieder viel Alk. trinkt, nur noch unterwegs ist und Party macht. Ist das diese typische Ablenkungsmethode von denen so viele berichten? Ich weiß, dass er nicht wirklich über seine Gefühle reden kann und vor allem meisten nicht möchte, sich eher Ablenkung sucht als sich damit am Anfang zu befassen, sondern eher, wenn er dann mal alleine ist.
Ich habe nicht das Gefühl, dass es ihm hinter all dem Ego gut geht. Wann kommt die Phase, wo Männer bzw. auch Frauen, die in solche Phase verfallen, nochmal nachdenken.
Ich wurde noch nie verlassen, war eher die, die die zwischenmenschlichen Dinge beendet hat, umso mehr trifft mich die Situation.
Wir hatten keinesfalls eine Beziehung ohne Schwierigkeiten, so ehrlich bin ich mit mir selbst und auch sein Freundeskreis hat viele Anteile daran. Trotzdem hat er es geschafft, dass ich trotz Bindungs- und Verlustangst wirklich tiefe Liebe für ihn empfinde und mir momentan wirklich wünsche, dass es ihm bald besser geht.
Manchmal glaube ich, all das würde mir einfacher fallen, wenn ich ihn hassen könnte. Aber ich habe leider die Befürchtung, dass er einfach selbst gerade nicht weiß, was er möchte. Dadurch dass ich bei ihm gewohnt habe und wir zwei gemeinsame Katzen haben, fällt es einem natürlich nicht leicht, erstmal alles auf Abstand zu lassen.
Gestern habe ich ihn von weitem auf der Straße erkannt, ich weiß nicht ob er mich gesehen hat, aber allein das war momentan zu viel. Zu sehen, dass er nur unterwegs ist und man selber sich motivieren muss, überhaupt raus zu gehen.
Ich wünschte, man wüsste, dass man sich nach 3-4 Wochen gemeinsam hinsetzen und reden könnte. Ohne Absichten - nur um den jeweiligen Zustand mitzubekommen, und vielleicht den Umgang mit den Katzen zu klären. Schlussendlich hat man so viel Zeit miteinander verbracht, täglich Kontakt gehabt und empfindet Liebe für diese Person. Ich kann leider gar nicht mehr einschätzen, wie es ihm geht. Ob er die Entscheidung überdenkt oder nicht. Ich hatte bei der Trennung nicht das Gefühl, dass er mich nicht mehr liebt oder fehlende Gefühle das Problem sind. Eher, dass er gerade verloren geht. ich träume aufjedenfall jede Nacht von ihm, was es nicht leichter macht, sich nicht zu melden. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es das noch nicht war zwischen uns. Egal auf welche Weise.
Ich weiß nicht genau, warum ich den Post verfasse, vielleicht um Alles einfach mal los zu werden. Nicht bei Freunden oder Familie. Vielleicht kennt jemand ähnliche Situationen.
Ich hoffe, dass dieses Vermissen einfach bald aufhört.

Das mit dem vielen Party machen, Alk. trinken etc. klingt stark nach einem Ablenkungsmanöver, um sich seinen Gefühlen zu entziehen.
Ob es das gewesen ist bzw. ihr noch Hoffnung habt?
Wenn er sich wirklich gar nicht mehr meldet, scheint er wohl abgeschlossen zu haben. An deiner Stelle würde ich ein (letztes) klärendes Gespräch einfordern, auch wegen den Tieren.
Ich hoffe du verstehst es nicht falsch, aber dein bzw. euer sehr junges Alter (Anfang 20) und sein Verhalten bzw. das seines Freundeskreises wirkt tatsächlich noch seeeehr unerfahren und unreif, es wirkt, als ob ihr nicht mit Ernsthaftigkeit und Verantwortung umgehen könnt.
Ich weiß, dass es immer schwer ist, geliebte Personen zu verlieren, aber früher oder später solltet ihr beide loslassen können, um den anderen gehen zu lassen und ggf. neue Partner zu suchen.
Desto früher der Cut, desto früher der Neuanfang.
Alles Gute, Luisa