Liebe Freundinnen und Freunde,
eigentlich wollte ich diesen Beitrag erst im Laufe der Woche einstellen, aber da ich nicht weiß, wie ich es schaffe, so stelle ich ihn jetzt schon ein.
Noch einmal kommen schwere Tage auf mich zu und die Stunde der Wahrheit für meine Einstellung nähert sich unaufhaltsam. Am kommenden Donnerstag werde ich aus dem Projekt nach Hause kommen und meine künftige Ex-Frau wird hier sein. Sie kommt bereits Mittwoch mit einer Freundin, um die Sachen zusammen zu packen, die sie mitzunehmen gedenkt. Freitag kommt dann ein Kleintransporter, um die Dinge Richtung ihres neuen Domizil zu transportieren. 600 km von hier entfernt. Anschließend wird auch sie sich auf dem Weg machen.
Soweit die *beep* Fakten.
Viele von Euch wissen, welch Situation dies ist und welch Gefühle da in einem sich bewegen. Oh, ich habe schon ein paar Mal festgestellt, dass ich nicht so stark bin, wie ich es gerne wäre. So haben wir eben telefoniert, weil sie ein finanzielles Problem hat. Das Telefonat tat mir sehr weh. Und es hat auch einiges an Wut in mir ausgelöst. Und es hat mir gezeigt, dass sie mir immer noch nicht gleichgültig ist. Und es hat meine Gewissheit gestärkt, dass der Punkt der Rückkehr schon lange überschritten ist. Von beiden Seiten!
Was jetzt kommt, kann ich mir schon sehr gut vorstellen. Ich kenne sie und ich kenne mich. Die zwei Tagen, in denen wir uns noch mal begegnen werden sein, als würde einem die Luft abgeschnürt. Zwischendurch habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich sie wirklich geliebt habe, kann aber die Frage doch bejahen. Soweit ist das schon mal beruhigend, denn dann waren die vergangenen Zeiten doch nicht vergebens.
Es wird mir sehr weh tun, zu sehen, wie so viele Dinge, die sich über die Jahre angesammelt haben, einfach so verschwinden. So viele Kleinigkeiten, an denen einzelne Erlebnisse hängen: Der kleine Schaukelstuhl, auf dem ein kleiner Teddy sitzt, diente eines schönen Tages dazu, einen Gutschein für einen großen Schaukelstuhl zu tragen, der schöne kleine Stein, der als Brunnen zurecht gemacht war, auf dessen Rand ein Vogel sitzt, hatte an einem schönen Tag einen Ring in sich verborgen, die kleine Hexe, die mit ihren schönen Gesicht auf ihrem Besen ritt, trug doch einst die goldene Kette.......
Alles wird gehen...... was wird bleiben? :'(
Sicherlich werden jetzt einige fragen, ob ich mir das wirklich antun will, hier zu sein, ob ich das wirklich brauche! Ich kann dazu nur sagen: Ja, ich brauche das zum Teil..
Wenn der Möbelwagen da ist, werde ich nicht anwesend sein, soviel habe ich mir vorgenommen. Aber warum der Rest?
Ich will versuchen, Euch dies aus meiner Sicht zu erklären.
Als wir uns vor zwei Monaten trennten, bzw. sie mir sagte, dass sie gehen wolle, kam mir alles so unreal vor. Wie ein Moment, in dem man neben sich steht und als ginge mich das alles gar nichts an. Dies ist wohl der Schockmoment, wo der Körper durch verschiedene Reaktionen verhindert, dass man durchdreht.
Nun, in den zwei Monaten hat sich einiges verändert. Ich habe akzeptiert, einen neuen Weg in eine neue Welt zu gehen, in der so viele wunderbare Erlebnisse auf mich warten. Eines war schon, hier zu sein und einige wertvolle Menschen gefunden zu haben. Ich bin sehr neugierig auf das, was da noch so kommen mag.
Aber meatpunch hat den Spruch in seinen Beiträgen: Wer vorwärts muß und rückwärts schaut, fällt hin. Dies ist hoffentlich nicht immer der Fall. Denn genau das habe ich vor.
Ich muß noch einmal zurück schauen. Ich muß für mich den endgültigen Abschluß finden.
Der Freitag, an dem sie endgültig fährt, ist wie der Startschuß, endlich loszulaufen. Bisher hatte ich immer noch das Gefühl, zwar Vorbereitungen treffen zu können, aber noch nicht von einer imaginären Leine los zu sein. Jetzt kann ich in der Wohnung all das verändern, was ich anders haben will und muß.
Ich will das Gefühl dieses endgültigen Abschlusses voll realisieren und ich will es ganz in mich aufnehmen. Dieser letzte Schmerz muß einfach noch mal durchlebt werden, weil ich das Gefühl habe, er will durchlebt werden. Also lasse ich ihm den Raum den er benötigt. Ich werde unten sein, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich will diesen Schmerz in Stärke umwandeln. Alles was wir durchmachen, wird uns prägen und so sehe ich es auch hier. Früher bin ich zu oft vor solchen Schmerzen ausgewichen und wahrscheinlich habe ich immer noch so vieles nicht wirklich verarbeitet. Diesmal wird mir das nicht passieren. Wenn ich wirklich stark aus dieser Trennung hervorgehen will, so muß ich jeden Schritt gehen und wenn ich dabei ins stolpern komme. Ich habe keine Übung darin und will sie auch nicht haben. Sollte ich fallen, so stehe ich wieder auf und ich bin mir gewiß, dass es hier Menschen gibt, die mir dabei helfen. Wäre dies nicht der Fall, so würde ich vielleicht auch den Mut dafür nicht haben.
Wenn ich am Freitag dann anfange, loszulaufen, so werde ich dies langsam tun, denn die Tränen, die noch geweint werden wollen, behindern eine klare Sicht, aber es gibt Menschen, die mich an die Hand nehmen und auf mich aufpassen. Hier in unserem Kreise fand und finde ich die Hilfe, die Augen und die Ohren, die Hände, die Nase und die Zunge, die mich leiten, bis ich selber wieder sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken kann. Und hier fand ich auch schon die Herzen, die sich mir öffneten um einen Freund einzulassen und die bereit waren, in das Herz eines Freundes einzuziehen.
Nun hoffe ich, dass ich Euch verständlich machen konnte, warum ich der Überzeugung bin, hier sein zu müssen.
Und ich bitte Euch, denk ein wenig an mich, wenn diese zwei Tage da sind. Brennt für mich am Freitag ein Kerzlein an, auf das die Wärme und die Kräfte der lebendigen Flamme den Weg zu mir finden. ;)
Und um gleiches bitte ich Euch noch für eine liebe Freundin für den Mittwoch, aus dem gleichen Grund, aber mit anderen Grundlagen.
Habt Dank, dass ich mich schon soweit begleitet habt.
Nordlicht
26.10.2002 17:56 •
#1