Hallo Nachtlicht,
danke für Deine ausführliche, informative und hilfreiche Antwort.
Es tut auch ganz gut, daß man sich hier ein wenig ausheulen kann und dabei Antworten bekommt, auf die man ganz bestimmt nicht gekommen wäre.
Zitat von Nachtlicht: Ich würde tatsächlich nichtmal als Beziehung deuten, was ihr da hattet
Das das alles etwas ungewöhnlich ist, dessen war ich mir im Verlauf der Zeit mit ihr durchaus bewußt.
Sie sagte aber zu mir, daß sie in einer Beziehung mit mir wäre. Unabhängig von meinem sicher ausbaufähigen psychologischen Wissen, was anders hätte ich ihr den Antworten sollen außer (sinngemäß) daß ich mich darüber sehr freue, es genau so sehe und das ich glaube, daß wir gemeinsam die Herausforderungen, die auf uns warten meistern können?
Klar, ich hätte auch sagen können, daß ich das anders sehe. Dann wäre es vermutlich schon da zu Ende gewesen. Ich werfe die Flinte aber nicht sofort ins Korn, eine Eigenschaft, die sie auch für die ihre hält.
Man geht gemeinsam weiter, da man glaubt, es gemeinsam schaffen zu können.
Zitat von Nachtlicht: Bei dir lese ich zwischen den Zeilen eine Neigung heraus, dein Verhalten den tatsächlichen oder vermeintlichen Wünschen der Madame anzupassen
Könntest Du mir das noch etwas näher erläutern?
Über das hinaus, was man so für den Partner macht?
Weil man es für diesen gern machen möchte?
Das wäre für mich sehr interessant.
Sie sagte immer, ich wäre verrückt. Weil ich mit ihr Sachen machte, die sie noch nie gemacht hatte. Für mich waren das alles nur Kleinigkeiten, ich war schon immer gern und viel draußen in der Natur (am liebsten auf dem Wasser).
Nur wenn dann etwas unerwartetes passierte, dann wurde das aus meiner Sicht etwas überthematisiert, so schlimm fand ich das jetzt nicht und sie ließ sich ja auch wieder einfangen. Mir schien es, daß auch dies ihrer Unerfahrenheit draußen in der Natur geschuldet war. Sie gab mir interessante Denkanstöße, da unsere Tätigkeitsfelder vollkommen unterschiedlich sind. Aus ihrem Fachgebiet wollte sie keinen, da sie häufiger die Erfahrung gemacht hatte, daß Männer schwer damit klar kommen, wenn sie fachlich von einer Frau überflügelt werden.
Etwas was ich nun wiederum überhaupt nicht verstehen kann. Wenn ich von meinem Partner etwas lernen kann, dann nehme ich das doch gern an und sehe in ihm keine Konkurrenz. Aber gut, nicht jeder mag das so sehen.
Sie meinte, ich hätte vor nichts Angst (was natürlich nicht stimmt, denn ich habe auch Angst).
Zitat von Nachtlicht: was ein meiner Vorstellung von einem ganzen Kerl diametral widerspricht.
Nun kann ich ja nicht jederfraus ganzer Kerl sein (eine Prise Humor kann nie schaden). Und mein Eigenbild kann und wird nicht mit jedem Fremdbild übereinstimmen.
Zitat von Nachtlicht: warum du dich ausgerechnet auf so einen Problemfall eingelassen hast.
Einige in diesem Forum würden jetzt wohl die Emotionen ins Spiel bringen, daher ist die Antwort wohl erstmal ganz einfach: Weil ich sie mag oder mochte (oder welche Zeitform auch immer hier richtig sein mag) - so wie sie war, so wie ich sie kennengelernt hatte und so wie ich sie erlebte.
Das Probleme lauern, dessen war ich mir bewußt, denn man lernt den anderen ja weiter kennen.
Am Anfang ist ja noch nicht klar, daß es sich um einen Problemfall handelt und selbst trägt ja jeder sein eigenes Päckchen. Auch wenn ich vom Forum drauf hingewiesen bin, daß ich nicht immer pragmatisch vorgegangen bin, so versuche ich es. Es ist meine Sicht der Dinge, Probleme dann anzugehen, wenn sie akut werden. Sie scheint, so erklärte es mir das Forum, auf den einen Prinzen zu warten und einen an der Waffel zu haben.
Nun ist das Forum auch nicht der Weisheit letzter Schluß, aber ich empfinde es durchaus als hilfreich, externe Sichtweisen auf daß, was mir passiert ist, zu bekommen.
Und ich will auch nicht ausschließen, daß ich damit überfordert war.
Dummerweise neigt man ja in der Zeit, die man zusammen verbringt, dem Anderen seine Worte zu glauben und zu vertrauen. Zumindest mache ich das so, denn ansonsten macht es ja überhaupt gar keinen Sinn.
Auch will ich nicht ausschließen, daß ich etwas zu naiv und etwas zu gutgläubig an die Sache herangegangen bin, aber ich habe mein ganzes Leben an das Gute im Menschen geglaubt und möchte dies ungern aufgeben.
Da ich in der Tat sehr lange Single war und es eine gemeinsame Basis der Werte zu geben schien, war ich nicht abgeneigt es mit ihr zu probieren. Sie meinte, es wäre ein gutes Zeichen, daß ich nicht von einer Beziehung in die nächste wechseln würde und dies bewertete sie positiv (wir haben uns sehr intensiv über die gegenseitige Vergangenheit ausgetauscht, sie hat mir ehrlich, so glaube ich, ihre Beziehungsversuche der letzten 15 Jahre geschildert und ich ihr, warum es mit meiner großen Liebe scheiterte und ich danach entschied erst einmal allein zu bleiben - was sich vielleicht ja auch verselbständigte).
Sie ist zwar eine durchaus attraktive Frau, aber die Männer stehen bei ihr nicht gerade Schlange (warum, das wird mir ja jetzt so langsam auch klar). Insofern sind ihr Möglichkeiten auf Partner zu treffen auch durchaus begrenzt.
Es fühlte sich gut an (zumindest erst einmal anders als in den Jahren davor). Es gefiel mir alles in allem gut (ich mag intelligente Gespräche, sie mag sie auch), sie sagte immer, sie wüßte keinen Grund, warum es nicht weitergehen sollte. Tja, und dann scheiterte es kolossal.
Wahrscheinlich ist ihr Wunsch nach einer Beziehung sogar größer als meiner. Sie hat es ja immer und immer wieder probiert und ist immer nach ca. einem Jahr gegangen. Beim letzten mal meinte ihre Schwester in der Zeit danach zu ihr: Na, endgültig aufgegeben?
Zitat von Nachtlicht: Du schreibst ja, dass du vor deiner (tatsächlich: langjährigen!) Singlezeit langjährige Beziehungen hattest, aber für mein Empfinden hattest du die nicht.
Also bis 34 kann ich jetzt hier jetzt keine große Außergewöhnlichkeit erkennen. Von 17 Jahren 12 in drei Beziehungen verbracht. Gut, jetzt keine Langzeitbeziehung 10 Jahre aber doch eine gewisse Beständigkeit erkennbar. Das Ende meiner als große Liebe bezeichneten Beziehung war äußerst unschön (gemessen an dem, was aber wohl daraus geworden wäre, wenn es weiter gegangen wäre und gemessen an dem, was sich Weiblein und Männlein noch so antun können, dann doch nur ein gebrochenes Herz).
Sicherlich hat es mich beeinflußt und geprägt und mich auch schwer verletzt und mit Sicherheit sind Narben geblieben.
Und da draußen sind so viele spannende, abwechslungsreiche Möglichkeiten die man wahrnehmen kann, wenn man keine Rücksicht auf einen Partner nehmen muß.
Die letzten 14 Jahre habe ich sehr genossen und Sachen machen können, die andere nicht konnten und mir ist klar, daß ich dafür auch einen Preis bezahlt habe.
Nur: man bezahlt immer einen Preis - die Frage ist welchen und ob man ihn bezahlen kann.
Über die Qualität des vergangenen Jahres kann ich mir noch kein Urteil machen
Zitat von Nachtlicht: Tatsächlich halte ich so eine Offenbarung nicht für einen Vertrauensbeweis, sondern für einen zwingend frühzeitig im Kennenlernprozess zu erfolgenden Warnhinweis.
Nun, ich habe dem keine weitere Bedeutung beigemessen. Jeder hat ja das Recht, mit seinem Körper zu machen, was er für richtig hält. Es mag selten sein, aber manche sparen sich für die Große Liebe auf. Deinen Erklärungsansatz habe ich zum ersten mal von ElGatoRojo gehört und in ausführlicher Form von Dir.
Ein Denkanstoß ist es aber sicherlich.
Zitat von Nachtlicht: Ich lese dich hier als einen hoch emotionsgesteuerten Mann, der damit aber zugleich stark überfordert ist und versucht, über die Verkopfung die Kontrolle darüber zu bewahren.
Magst Du dies vielleicht noch etwas weiter ausführen, das würde mich sehr interessieren, danke.
Im großen und ganzen mag ich mich ganz gern, so wie ich bin und glaube auch in mir zu ruhen - wenn ich nicht gerade durch etwas Unvorhergesehenes aus der Bahn geworfen wurde.
Zitat von Nachtlicht: Ihre Art, dies am Telefon zu tun, ist natürlich alles andere als fein, aber sei ehrlich: würde es tatsächlich etwas an deiner Lage ändern, wenn sie bis zu eurem nächsten Treffen damit gewartet hätte?
Natürlich hätte es an der Lage nichts mehr geändert und ich kann mich hier nur wiederholen, so macht man einfach nicht Schluß. Nicht bei ihrem Hintergrund, ihrem Weltbild und was ich noch weiter darüber ausgeführt habe (siehe Post #58)
Aber es hätte etwas für mich geändert: ich schätzte Offenheit und Direktheit. Am Telefon sich unter Tränen zu einem würdelosen Häufchen Elend zu wandeln was kaum noch verständlich war, das halte ich jetzt nicht für eine starke Frau (und ich mag starke Frauen!)
Es gibt sogar - hat mich auch erstaunt - ein Buch namens Schlußmachen für Dummies, ja das gibt es wirklich. Und die Worte Es liegt nicht an Dir - es liegt allein an mir. sind da auch in den top drei der No-Gos.
Egal wie reifeverzögert oder sonstwie psychologisch beeinträchtigt jemand ist, man schickt niemanden aufgrund eigener Feigheit in eine emotional unwürdige Achterbahnfahrt und beendet eine Beziehung auch nicht am Telefon mit dem Schlußsatz Können wir das hier jetzt beenden, ich habe so fürchterliche Kopfschmerzen. und legt dann einfach auf.
Selbst wenn sie sich (positiv unterstellend) darauf vorbereitet hat, aber dann erkennbar ist, daß die Situation sie überfordert, ja dann bitte ich um Vertagung - es sei denn ich will es einfach hinter mir haben (Egoismus) und mir ist dabei total egal, wie sich der andere fühlt, weil es mich eh überhaupt nicht mehr interessiert (Empathielos).
Und ja, ich bin immer noch maximal verstört von dem Verhalten maximal verbrannte Erde zu hinterlassen.
Vielleicht bin ich über die Art und Weise wie sie Schluß gemacht hat noch mehr verletzt als über das für mich überraschende Aus der Partnerschaft, das kann sogar sein.
Madame hat noch nie für irgend jemand Gefühle entwickelt, daß beziehe ich also nicht einmal auf mich persönlich.
Zitat von Nachtlicht: Meine Vermutung ist nämlich, dass dir tatsächlich das gekränkte Ego (dass dich eine derartig komplizierte Frau, der du mit Geduld, Unterordnung und Entgegenkommen begegnet bist und von der du dachtest, du seist ihre letzte Chance auf eine Familiengründung, nicht wollte, IST eine massive Kränkung fürs Ego!) mehr weh tut, als dass du den klassischen Liebeskummer aufgrund eines gebrochenen Herzens durchmachst.
Wenn Du mich fragst woran ich knabbere, dann ist es primär nicht mein Ego (das es auch was abbekommen hat, das ist bestimmt richtig), aber ich bin sicherlich niemandes Notnagel (und ich behaupte mal, ich habe auch mehr als nur einen Hammer zur Verfügung). Ich komme ganz gut alleine zu recht und ich mag mich. Im großen und ganze denke ich, daß ich weiß wer ich bin und was ich kann - die Motivation für eine Änderung meines Verhaltens habe ich ja in meinem Eröffnungsbeitrag erläutert.
Und ganz bestimmt habe ich nicht daran gedacht, daß ich ihre letzte Chance wäre. Gute fünf Jahre hat sie rein biologisch gesehen mindestens noch und wer weiß welche Fortschritte die Reproduktionstechnik bis dahin macht.
Klar, es wird nicht leichter, je älter man wird. Aber das gilt ja für jeden.
Zitat von Nachtlicht: wenn du deine eigenen Anteile am Geschehen besser zu verstehen beginnst
Ich bin mir ganz sicher, daß ich einen Anteil am Scheitern trage. It takes two to tango.
Zitat von Nachtlicht: dass du mit dieser Frau eh nicht glücklich geworden wärst
Zu dieser Erkenntnis komme ich auch immer mehr, dadurch verschwindet aber nicht automatisch der Schmerz.
Aber ich habe auch die Erkenntnis, daß ich zur Empathie durchaus fähig bin - hätte es mir aber anders gewünscht.
Es war sehr interessant und erkenntnisreich, Deinen Text zu lesen.
Vielen Dank für Deine Zeilen und Deine Zeit,
GanzerKerl