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Nie wirklich eine Beziehung, dennoch frisst es mich auf

W
Hallo da draußen,

lange Geschichte, die ich einfach mal loswerden möchte und ich entschuldige mich schon vorher für den Roman, der jetzt kommt...

Vor etwa einem halben Jahr bat mich ein sehr guter Freund, mich in einem sozialen Netzwerk anzumelden und obwohl ich von solchen nur wenig halte – narzisstische Selbstdarsteller usw. –, hatte ich ihm diesen Gefallen getan, da er schwer krank und Kommunikation mit ihm über andere Wege sehr schwierig ist. Es dauerte nicht lange und er verlinkte bei jedem meiner Beiträge eine bestimmte Frau und umgekehrt mich bei jedem ihrer Beiträge. Kurz: es stellte sich im Nachhinein heraus, dass er mich nur in dieses soziale Netzwerk gelockt hatte, um mich zu verkuppeln, was er mir später dann auch in einer E-Mail gestand. Und das von meiner Seite auch mit Erfolg. Es passt(e) in so vielerlei Hinsicht perfekt. Wir hören die gleiche Musik, lesen die gleichen Bücher, sehen die gleichen Filme, zocken die gleichen Spiele, haben die gleiche politische Einstellung und gleiche Interessen. Sie ist unglaublich intelligent und belesen und hat vor allem auch einen ausgeprägten Sinn für Humor. Genau das, wonach ich suchte – ohne zu wissen, dass ich überhaupt auf der Suche bin. Kurze Zeit später, nach ein wenig (öffentlichem) geflirte, wurde klar, dass wir im Frühjahr auf dasselbe Festival gehen würden und dieser gemeinsame Freund fädelte es so ein, dass wir uns dort treffen mussten. Das Kennenlernen im „echten Leben“ war einfach wunderschön. Sie entspricht auch optisch genau meinem Typ und wir verbrachten die letzten anderthalb Tage des Festivals mehr oder weniger zu zweit. Dennoch lief, da ich sehr zurückhaltend und schüchtern bin, bis zuletzt wenig bis gar nichts. Erst beim Abschied konnte ich (nach reichlich Alk.) die Initiative ergreifen, ihr sagen, dass ich mich in sie verknallt hätte, und sie küssen. Allerdings ging das alles von mir aus und ich hatte zunächst die Befürchtung, sie mit dieser „besoffenen Aktion“ verschreckt zu haben.

Aber schon am nächsten Tag kam von ihr die Anfrage, ob wir unseren Onlinekontakt nicht in einen privaten Chat verlegen wollten, was wir dann auch taten. So fing die eigentliche „Romanze“, das eigentliche Kennenlernen an. Von da an, bis vor wenigen Tagen, redeten wir rund um die Uhr über alles Mögliche und ich verbrachte die letzten Monate mehr oder weniger damit, auf mein Handy zu starren und grenzdebil vor mich hin zu grinsen. Der erste Dämpfer kam nach etwa einer Woche. Nachdem ich ihr von meiner (18 Jahre dauernden) Ex-Beziehung erzählt hatte, die Anfang letzten Jahres in die Brüche ging, meinte sie, ich solle mich bitte nicht in sie verlieben. Sie habe ebenfalls letztes Jahr eine lange (offene) Beziehung beendet, sei deshalb nicht in der Lage für irgendwen irgendetwas zu empfinden, sei emotional kaputt und mehr als ein Flirt sei momentan nicht drin. Wir einigten uns dennoch darauf, dass wir den Kontakt beibehalten und einfach einmal sehen, wo das ganze hin führt. Dieser „Deal“ schloss mit ein, dass ich keine Ansprüche an sie stellen dürfe und sie im Gegenzug offen und ehrlich mit mir ist (mit der Einschränkung, dass ich auch nicht alles wissen müsse - ich dachte da an One-Night-Stands o.ä.).

Die ersten Wochen chatteten wir so bis in die frühen Morgenstunden und für mich sah es dabei mehr und mehr so aus, als könnte sich dennoch aus der Geschichte etwas Ernsthaftes entwickeln. Unser nächstes Treffen verabredeten wir nach drei Wochen zu ihrem Geburtstag (wir wohnen einige hundert Kilometer auseinander). Es war unglaublich schön. Schon im Vorfeld hatten wir geklärt, dass es diesmal auch zu körperlichem Kontakt kommen werde und der gemeinsame Freund, der uns verkuppelt hatte, gab mir (Verhütungs-)Tipps und Ratschläge, da jegliche Intimität in meiner Ex-Beziehung schon vor vielen Jahren abhandengekommen war. Aber auch unabhängig davon gab sie mir das Gefühl, der Ehrengast auf ihrer Geburtstagsparty zu sein, kümmerte sich rührend um mich und zeigte ihre Zuneigung zu mir auch offen vor ihren Freundinnen und Freunden, was ich gar nicht erwartet hätte.

Danach kam aber schon wieder der nächste Dämpfer. Wieder zu Hause angekommen fragte der gemeinsame Bekannte, wie es denn gewesen sei und auf meine Antwort sowie ein Foto von ihr, das ich ihm schickte, erwiderte er so etwas wie „die ist aber schnucklig, da werde ich ganz neidisch, aber auf die gesunde Art“ und ich müsse mir seinetwegen keine Sorgen machen – dem hatte ich keine weitere Bedeutung beigemessen. Ein paar Tage später kamen von ihr überraschend einige kleine Geschenke per Post: ein Buch, eine CD, usw. und ich dementsprechend auf Wolke 7. Aber genau an dem Tag redeten wir noch einmal über uns und welche Zukunftsaussichten wir hätten. Hieß es anfangs noch, dass sich wahrscheinlich nie mehr entwickeln werde, war sie sich auf einmal ganz sicher, dass aus uns nichts wird und auf Nachfrage, wie das mit ihrem Verhalten am Geburtstag zusammen passe, meinte sie, „sie habe ein Talent Leuten das Gefühl zu vermitteln, etwas Besonderes zu sein.“ Natürlich war ich in dem Moment am Boden aber dennoch wusste ich, dass ich die Sache weiterlaufen lassen wollte. Also beschloss ich von da an, keine Gefühle mehr zu zulassen und einfach zu nehmen, was von ihr kommt – und sei es nur S. – und teilte ihr diese Entscheidung auch so mit. Erstaunlicher Weise funktionierte diese Strategie ziemlich gut, obwohl ich eigentlich ein hoffnungsloser Romantiker bin und mir Körperkontakt nur in einer festen Partnerschaft vorstellen kann und selbst dann viel Vertrauen brauche. Aber irgendwie lief alles zunächst völlig entspannt und unkompliziert – keine Eifersucht, kein Klammern, und nichts Negatives, was ich sonst so von mir kenne, wenn ich verliebt bin.

Das eigentliche Drama, die Daily Soap, wie ich es mittlerweile nenne, ging los nachdem wir uns ein paar Wochen später wieder trafen. Bei ihr war ein kleines Festival und wir beschlossen, dort gemeinsam hinzugehen. Auch jetzt war es wieder wunderschön. Wir besuchten eine Freundin von ihr und die stellte fest, wie glücklich wir zusammen aussähen und dass sie sich für uns freue, usw. Kurz darauf bekam ich überraschend Besuch von meinen Eltern und zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt – da ich mich da eben nicht um solche Dinge kümmern konnte sondern die Erzeuger bespaßen musste, kam von ihr im Chat die Frage, was mir der gemeinsame Bekannte bedeute und dass sie sich gerne mal mit mir über ihn unterhalten möchte. Ich dachte da an noch nichts schlimmes, sondern dass es vielleicht um seine schwere Krankheit ginge o.ä. Doch es stellte sich heraus, dass ihr der Freund, der uns quasi mit dem Bauch aufeinander gebunden hatte, ein paar Wochen zuvor gestand, sich unsterblich in sie verliebt zu haben. Sie sei die Liebe seines Lebens, mit der er (im Sterben liegend, wohl gemerkt) nicht mehr gerechnet hätte – und das, obwohl sie sich nur online kennen und nie begegnet sind. Das Wochenende, an dem ich bei ihr war, sei für ihn so furchtbar gewesen, dass er den psychiatrischen Notdienst bemühen musste. Wie sie es darstellt, sei sie quasi nur aus Mitleid darauf eingegangen und habe auch ihm nie Hoffnungen auf mehr gemacht und alles seien nur Gedankenspiele („im nächsten Leben“) gewesen. Nichts desto trotz sprach sie selbst davon, zweigleisig gefahren zu sein und sich mies verhalten zu haben.

Das seltsame für mich war, dass mir die Sache an sich zunächst gar nichts ausmachte. Ich ärgerte mich eigentlich nur darüber, dass da hinter meinem Rücken etwas ablief, wovon ich nichts wusste, und das obwohl wir den Deal hatten, dass ich keinerlei (Exklusivitäts-)Ansprüche auf sie habe und sie eben im Gegenzug offen und ehrlich zu mir sein solle. Sie redete sich damit hinaus, dass ich das ja eingeschränkt hätte und auch nicht alles wissen wollte. Aber ein gemeinsamer Freund! Und dann auch noch der, der uns überhaupt erst zueinander gebracht hatte! Ich fühlte mich einfach hintergangen, schließlich wussten die beiden ja von mir, ich aber ahnte nicht das Geringste. Mit viel Mühe – meine Eltern waren ja gerade zu Besuch – konnte ich mir zwei Stunden frei schaufeln und telefonierte mit den beiden um zu klären, dass weder die Freundschaft zu ihm, noch das Ding mit ihr beendet sei. Ich stimmte sogar seinem Wunsch zu, sie einmal persönlich zu treffen und hätte mir zu diesem Zeitpunkt, da ich meine Gefühle unterdrückt hatte, selbst eine Dreiecksgeschichte oder irgendein Polykonstrukt vorstellen können. Doch der Eklat kam schon am nächsten Tag. Sie meldete sich und meinte, sie wolle mich ganz spontan am nächsten Wochenende besuchen kommen. Da ich nun wusste, wie schlimm für ihn das Wochenende zuvor gewesen war, schlug ich vor, ihm behutsam Bescheid zu geben. Er rastete aber dennoch ziemlich aus und die beiden beendeten noch am selben Tag das, was auch immer zwischen ihnen war. In meiner Gutmütigkeit schrieb ich dem Freund noch einen langen Brief und schickte ihm ein Paket, das ihn etwas aufmuntern sollte und versicherte ihm, dass es mir Leid täte für ihn und ich mit ihrer Entscheidung, diese Geschichte zu beenden nichts zu tun hätte.

Wir sahen uns also das nächste Wochenende bei mir. Wie die Treffen zuvor wieder eine wunderschöne Zeit. Sie wollte aber noch einmal über alles reden, über uns und über die Geschichte mit diesem Freund. Zum einen gestand sie mir, dass falls dies einmal zur Sprache kommen sollte, sie zu ihm meinte, er solle sich keine Gedanken über mich machen, weil sie nicht auf mich steht und dass es da noch einen gäbe, eine Freundschaft plus, auf die sie nicht verzichten wolle. Aber ich solle das mit dem Unterdrücken meiner Gefühle für sie noch einmal überdenken, denn es entwickle sich etwas zwischen uns und vielleicht sei sie in ein paar Wochen nun doch zu einer festen Beziehung bereit. Ich willigte ein, mit dem Resultat, dass meine anfängliche Coolness und Abgeklärtheit mehr und mehr dem wich, wie ich sonst in einer Beziehung reagiere. Tag für Tag wurde es schwieriger, keine Ansprüche zu stellen. Ich vermisste sie jeweils schon kurz nachdem wir uns sahen und am schlimmsten: ich machte mir zunehmend sehr üble Gedanken wegen dieses gemeinsamen Freundes. Unter anderem stellte ich mir die Genugtuung vor, sowohl die Freundschaft als auch die „Nicht-Beziehung“ mit einer bitterbösen Mail zu beenden und beide zum Teufel zu jagen. Ich hätte nach dieser Geschichte eigentlich schon wissen müssen, wie verkorkst diese Frau ist. Wie kann man auf der einen Seite so intelligent sein, aber auf der anderen Seite so wenig zwischenmenschlich gelernt haben, um zu wissen, dass so ein Verhalten allen Beteiligten nichts als Schmerzen bereitet? Dann die Vorstellung, dass sie parallel mit beiden flirtet, sich in der Zuneigung beider sonnt und gewisser Maßen alles, was wir bis zu dem Zeitpunkt an Nettigkeiten ausgetauscht hatten einfach nur gelogen war und ich mich genauso gut hätte mit einem Chat Bot unterhalten können. Und am schlimmsten: sie beklagte sich des Öfteren über „Beliebigkeit“, darüber, wie sie von diversen Männern eindeutige Angebote erhalten habe, die es dann nach einer Abfuhr einfach bei der nächsten versuchten – aber darauf, dass sie im Grunde genau das gleiche tat, sich von egal wem der da kommt das Ego streicheln lässt, und sei es auf Kosten einer engen Freundschaft, darauf kam sie nicht.

In der Folgezeit wurde es also immer schwieriger und immer verkrampfter. Ich spürte, dass sie sobald sie ausgesprochen hatte, es würde sich etwas zwischen uns entwickeln, sich Stück für Stück zurückzog und je mehr sie sich von mir entfernte, desto mehr fing ich an zu klammern. Unser nächstes Treffen war schlicht grauenhaft. Wieder ein Festival, von dem wir aber beide wussten, dass uns höchstens ein bis zwei Bands interessieren würden und wir hatten im Vorfeld ausgemacht, „unsere Party“ zu machen und es uns einfach schön zu machen. Letztendlich hätte ich aber auch zu einem anderen Festival ohne sie fahren können, das wäre kaum ein Unterschied gewesen. In unserer Zeltgruppe fühlte ich mich sehr unwohl und nicht willkommen, konnte im Gegensatz zu ihr mit den Leuten nur wenig anfangen und war nach kurzer Zeit abgemeldet während sie den Alleinunterhalter gab. Am letzten Tag, nachdem mir klar war, dass ich von unserer gemeinsamen Zeit dort nichts mehr zu erwarten hatte, ging es mir so schlecht, dass ich mich nachmittags alleine ins Zelt verkroch. Um zu heulen, um ehrlich zu sein. Sie kam etwa zwei Stunden später um nach mir zu sehen – sehr betrunken – und fragte mich, ob alles mit mir in Ordnung sei. Als ich das verneinte, meinte sie noch, ob sie sich mehr hätte um mich kümmern müssen, dem ich beipflichtete. In dem Moment rief draußen irgendwer ihren Namen, sie grinste doof, drehte sich um und verließ das Zelt. Die Szene wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir haben hinterher oft über diese Tage geredet. Zwar entschuldigte sie sich für ihr Verhalten, vor allem aber kamen Ausflüchte wie „Festival ist keine Pärchenzeit“ und ich „hätte falsche Erwartungen gehabt“, die sie aber über Wochen geschürt hatte. Es war nun vor allem unübersehbar, dass wir bei allen Gemeinsamkeiten beim wichtigsten völlig unterschiedlich sind, nämlich beim Charakter. Während ich introvertiert und eher schüchtern bin, ist sie das genaue Gegenteil. Es wurde sogar in großer Runde auf dem Zeltplatz darüber diskutiert, wie zwei so verschiedene Menschen überhaupt zueinander finden hatten können, und auch was für einen Beziehungsstatus wir nun eigentlich hätten (beide Single, wie sie antwortete). Wie ich mir dabei vorkam, kann man sich vielleicht vorstellen.

Danach sahen wir uns noch drei Mal. Zunächst ein Wochenende mit zwei Konzerten hier bei mir. Da eröffnete sie mir als aller erstes, nicht wie wir ursprünglich geplant hatten uns im November zu sehen, sondern dass sie lieber nach Dresden zu einem Freund von ihr fährt, den sie bereits das Wochenende zuvor besucht hatte – auch da kann man sich vorstellen, wie ich mich fühlte. Und noch einmal zwei Festivals. Beim ersten kam es zu einem besonders heftigen Vorfall. Ich wusste, dass sie mit vielen ihrer Freunde sehr eng ist, auch körperlich. Doch dieser eine Typ brachte am Nachmittag noch Sprüche wie „nehmt euch ein Zimmer“ als wir uns küssten und später am Abend musste ich mit ansehen wie genau der an ihrem Hintern rumfummelte, was ich in Gegenwart ihrer Freunde immer unterlassen hatte. Ich konnte nicht länger und in einem Moment der Schwäche machte ich ihr daraufhin eine Szene. Die nächsten Tage waren entsprechend distanziert. Auf Zärtlichkeiten reagierte sie überhaupt nicht mehr. Wir haben noch einmal über alles gesprochen und sind beide zu dem Entschluss gekommen, noch das letzte Wochenende abzuwarten an dem wir uns sehen würden und daraufhin zu überlegen, ob und wie es mit uns weitergeht.

In der Zwischenzeit reduzierte sich unser Chat von 24/7 auf ein paar wenige dahingeworfene Brocken am Tag. Es reichte kaum noch für ein „Guten Morgen“ oder „Gute Nacht“ und nachdem ich ihr zwischen den Zeilen zu verstehen gegeben hatte, dass es mir ziemlich schlecht ginge und ich ihre Aufmerksamkeit bräuchte, warf sie mir vor, sie emotional zu erpressen. Diese letzten Wochen waren die Hölle für mich. Ich hätte sie am liebsten angeschrien, dass man so nicht mit einem Menschen umgeht, den man zuvor gebeten hatte, Gefühle zuzulassen, bloß um mich dann anschließend am ausgestrecktem Arm emotional verhungern zu lassen. Stattdessen nahm ich alles in Kauf. Ließ ihr ihre Zeit für sich, die sie brauche wie sie meinte, obwohl sie auf der anderen Seite immer wieder betonte, wie gut ihr der Kontakt zu mir täte. Und nun eben letztes Wochenende wieder ein Festival, obwohl es mir so schlecht ging, dass ich mit dem Gedanken spielte zu Hause zu bleiben. Eigentlich lief alles glatt und wir verstanden uns prima, nur wieder ihre Zurückweisungen.

Vor vier Tagen kam nun die Nachricht, sie habe es sich überlegt. Sie verhalte sich mir gegenüber unfair, weil sie mich zwar sehr gerne mag, aber eben nicht liebt und sich daran auch nichts mehr ändern werde und die Entscheidung, die Sache deshalb zu beenden. Gerne möchte sie in Kontakt mit mir bleiben, als „normale“ Freunde – die üblichen Sprüche eben. Darauf bin ich nicht eingegangen, sondern habe sämtliche Brücken abgerissen, mein Profil gelöscht, ebenso den Chat, die Kontaktdaten, sämtliche Fotos, usw. Alle Geschenke und alles, was mich an sie erinnerte, habe ich ihr zurückgeschickt. Ich bin mir sicher, das ist die richtige Entscheidung und dennoch spiele ich natürlich mit dem Gedanken, noch einmal das Gespräch zu suchen und ich warte auf eine Nachricht von ihr, wohl wissend, dass die nie kommen wird. Ich fühle mich einfach nur noch verarscht, verletzt und ausgenutzt. Diese ganzen Versprechungen und Hoffnungen, die sie immer wieder machte und die Erwartungen, die sie ununterbrochen weckte, aber wehe ich stellte irgendwelche Ansprüche oder übte gar Kritik an ihrem Verhalten. Ich bin jetzt 40 Jahre alt (dafür aber sehr jung geblieben) und obwohl ich weiß, dass das Quatsch ist, quält mich der Gedanke, dass es das für mich war. Im letzten halben Jahr habe ich alles vernachlässigt, Familie, Freunde, Arbeit und falle gerade in ein Loch aus dem ich fürchte nicht mehr ohne fremde (professionelle) Hilfe herauszukommen.

Konkrete Fragen oder ähnliches habe ich nicht. Es würde mir aber helfen, zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinem Liebeskummer. Und alles einmal aufschreiben, auch das hilft schon (sorry für den Roman und falls das wirklich jemand von vorne bis hinten liest, vielen, vielen Dank!), aber glaubt mir, ich hätte auch noch doppelt so viel schreiben können…

Grüße
WiMu

23.10.2016 10:12 • #1


V
Hallo WiMu!
Du hast eure Beziehungsgeschichte sehr schön beschrieben.
Mein herzliches Beileid für die schlimme Erfahrung, die du machen musstest.
Im aktuellen Spiegel (KW 43) ist ein Artikel über die Single-Entwicklung in Deutschland und über Beziehungslosigkeit bzw. Beziehungsunfähigkeit, das Thema beschäftigt mich auch, obwohl meine Geschichte gänzlich anders ist als deine.
Ist für dich wohl kein Trost, aber es geht ganz ganz vielen so!
Deine (Nicht-)Freundin passt in das Schema irgendwie rein.
Und du hast Recht: Das hat was mit Charakter zu tun. Blöde nur, dass man es vorher nicht weiß.
Ich wünsche dir viel Kraft, und ich bewundere, dass du es geschafft hast, die Brücken so konsequent abgerissen hast.

23.10.2016 13:17 • x 1 #2


A


Nie wirklich eine Beziehung, dennoch frisst es mich auf

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W
Vielen Dank, verliebtverliebt. Das klingt in der Tat recht spannend und interessant - werde mir den aktuellen Spiegel dann wohl mal zulegen. Meine (Nicht-)Freundin teilte erst vor kurzem diesen Artikel in dem sozialen Netzwerk, in dem wir uns kennenlernten:

Dabei regte sie sich (typisch für sie) über die ach so einseitige Darstellung extrem auf. Ich ließ das unkommentiert, auch wenn es mir auf der Zunge lag ... da fühlte sich wohl jemand ertappt ....

23.10.2016 13:49 • x 1 #3


V
Danke dir!

Ja, so ähnlich ist der Artikel auch.

Verstehe nicht ganz, worin die Einseitigkeit besteht. Ist doch ganz sachlich beobachtet.

Ganz ehrlich: Meiner Meinung nach sind die neuen sozialen Medien, Smartphones etc. pp. ursächlich für viele solche Entwicklungen.
Ich habe kein Handy. Bis vor kurzem war es noch gar nicht so auffällig, aber mittlerweile merke ich zunehmend, wie die digitale Welt mächtiger und mächtiger wird und die Menschen um mich herum im Griff hat. Intelligente, superintelligente und weniger intelligente, 50-jährige und Kinder ----- alle alle alle sind darin gefangen.

Und ich werde immer mehr genötigt mir auch ein Handy zuzulegen. Aber je mehr ich mitbekomme, wie die Menschen von diesen Dingern eingenommen werden, desto mehr bleibe ich dabei und verteidige meine FREIHEIT.

Allerdings habe ich auch etwas Angst, irgendwann ein Außenseiter zu sein. Man ist ja nicht so uptodate und kann oftmals nicht mitreden.

Naja, watt schutt wi du wiss se gummischuh

Gib die Hoffnung trotzdem nicht auf. Ich jedenfalls glaube noch an die romantische Liebe.

23.10.2016 16:00 • x 1 #4


W
So. Habe heute Früh den Spiegel-Artikel gelesen - Danke Dir nochmal dafür. Ich bin drauf und dran, ihr den zusammen mit einem längeren Brief zu schicken. Überhaupt wird es Tag für Tag schwieriger, der Versuchung zu widerstehen, sie doch noch zu kontaktieren und um ein klärendes Gespräch oder gar, dass sie doch alles überdenken sollte, zu bitten. Ich muss stark bleiben und mich selbst immer wieder daran erinnern, wie sehr sie mich in den letzten Wochen verletzt hat ...

24.10.2016 11:23 • #5


Pinchen
Hallo WiMu,
habe deine Geschichte gelesen und möchte dir estmal meinen Trost aussprechen.
Du klingst wie ein sehr liebevoller und aufrichtiger Mann und es scheint unfair, dass so jemand an eine Person gerät, die Beziehungsunfähig ist.

Ich denke, du hast alles richtig gemacht. Du hast den Kontakt abgebrochen, weil du eingesehen hast, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Jetzt beginnt die emotionale Entwöhnung und das ist schmerzhaft, aber ich möchte dich darin bestärken, dass du das durchziehst, denn es gibt genug Frauen da draußen, die froh wären einen liebevollen und aufrichtigen Mann wie du es bist, kennenzulernen. Und diese Frauen sind nicht so verkorks wie deine (Nicht)Freundin.. natürlich hat jeder sein Päckchen zu tragen, aber wenn die Kluft zwischen den Menschen so groß ist wie sie bei euch war, dann passt es einfach nicht.
Ich glaube auch, selbst wenn sie der Beziehung zugestimmt hätt, hättest du ihr nicht vertraut und sie hätte dich mit ihrem Verhalten in den Wahnsinn getrieben.
Ich finde du bist in dem besten Alter, um tolle Frauen kennenzulernen!

24.10.2016 11:52 • x 1 #6


W
1000Dank, Pinchen! Das geht gerade runter wie Öl; Balsam für die Seele. Ja, ich denke, du hast Recht und das ist mir auch schon länger klar. Eine glückliche, stabile Beziehung hätte da niemals daraus entstehen können, selbst wenn sie gewollt hätte. Nichts desto trotz - sie war (ist) eine der interessantesten Frauen, denen ich je begegnet bin und da werden künftige, potentielle Partnerinnen nur schwer mithalten können...

Naja, ich muss mich irgendwie dazu kriegen, froh zu sein, dass dieses Hin und Her ein Ende hat, statt darüber nachzudenken, was hätte sein können.

24.10.2016 12:39 • #7


Pinchen
Gern geschehen WiMu

Zitat von WiMu:
Nichts desto trotz - sie war (ist) eine der interessantesten Frauen, denen ich je begegnet bin und da werden künftige, potentielle Partnerinnen nur schwer mithalten können..


Das denkst du auch nur, weil du noch emotional an ihr hängst und sie idealisierst. Mit etwas Abstand betrachtet, siehst du das vielleicht ganz anders. Wie oft ich irgendwelche Männer idealisiert habe, wenn ich auf Wolke 7 schwebte und im Nachhinein graust es mich manchmal.

Zitat von WiMu:

Naja, ich muss mich irgendwie dazu kriegen, froh zu sein, dass dieses Hin und Her ein Ende hat, statt darüber nachzudenken, was hätte sein können.


Genau. Es hilft gar nichts irgendwelchen Träumerein nachzutrauern. Sei doch froh, dass dieser kräftezehrende Prozess jetzt vorbei ist und du wieder zur Ruhe kommen kannst.

24.10.2016 15:43 • x 1 #8


G
Schreib ihr nicht mehr und schick ihr auch den Spiegel Artikel nicht.

Du hast absolut richtig gehandelt, indem du alle Brücken eingerissen hast. Das Leben ist nunmal nicht fair, das ist einfach so. Der eine wird in den Slums geboren, der andere ist zu klein, ein anderer kriegt niemals so eine emotionale Geschichte mit wie du sie beschreibst (und wünschte sich vielleicht genau diese Erfahrung, weil auch sehr viele Glücksgefühle dabei sind, die du in den letzten Monaten erleben durftest), der nächste findet keine Arbeitsstelle, jemand hat keine Freunde und wie ein anderer hat Liebeskummer.

Bleib konsequent und melde dich nie wieder bei ihr. Wenn es für hilft, schreib ihr diesen Brief, lies ihn dir selbst danach laut vor, verbrenne ihn dann und behalte das Bild und Geräusch des Feuers im Kopf und hole es jedesmal hervor, wenn es dich wieder überkommt.

24.10.2016 16:25 • x 2 #9


W
Zitat von Pinchen:
Das denkst du auch nur, weil du noch emotional an ihr hängst und sie idealisierst. Mit etwas Abstand betrachtet, siehst du das vielleicht ganz anders.


Naja ... meine (Nicht-)Freundin hatte schon lange bevor die Geschichte überhaupt losging dem gemeinsamen Bekannten mitgeteilt, dass sie im Moment kein Interesse an einer Beziehung hat und kam dann mit einer völlig unrealistischen Liste an Eigenschaften, Interessen und Bedingungen an, die jemand erfüllen müsse, um dennoch ihr Interesse zu wecken. Der Bekannte meinte daraufhin, dass alle genannten Punkte bei mir zuträfen - und die (Nicht-)Freundin gab ihm Monate später recht ... es war wirklich zum Teil beängstigend, wie ähnlich wir uns in bestimmten Punkten waren. Wird schwer werden

Zitat von Gast1224:
Bleib konsequent und melde dich nie wieder bei ihr. Wenn es für hilft, schreib ihr diesen Brief, lies ihn dir selbst danach laut vor, verbrenne ihn dann und behalte das Bild und Geräusch des Feuers im Kopf und hole es jedesmal hervor, wenn es dich wieder überkommt.


Danke, das mache ich vielleicht.

24.10.2016 17:05 • #10


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