@lacrimosa, buch:
Ich kann es nur noch einmal sagen: niemand lässt einen Klumpen Gold liegen für ein paar Kieselsteine. So schmerzhaft das jetzt sein mag. Es ist die Wahrheit. Man verliebt sich und will mit einem Partner zusammenleben, WENN man die Hoffnung hat, mit diesem glücklicher zu sein als mit dem alten Partner. Wenn die Affäre sich nicht als Gold-Klumpen erweist (um im Bild zu bleiben), dann wird man sich für sie auch niemals von seinem Partner trennen.
Wenn man die ganzen Affären-Geschichten mal analytisch betrachtet, dann gibt es doch nur zwei Gründe, warum Menschen Affären haben:
1. weil sie wirklich nur auf der Suche nach S6 und Abwechslung sind. Das sind nach meiner Erfahrung aber die wenigstens, da bei einer Affäre die Kosten (damit meine ich nicht - nur - die finanziellen) meistens zu hoch sind. Männer bekommen S6 billiger und bei Frauen funktioniert die S.ualität so nicht. Es bleibt dann meistens auch bei wenigen One-two-three-four-night-stands. Das ist für mich keine Affäre. Bei solchen Leuten, die sowas machen, findet man oft auch Menschen mit einer Psycho-Macke , denen es nur um Macht geht (kann ich den oder die ins Bett bekommen? Bin ich so toll? etc pp.).
2. Man verspricht sich von der Affäre mehr Lebens- und Liebesglück als mit dem derzeitigen Partner. Man ist am Anfang unendlich verliebt und will sich wirklich trennen. Dann kommt die Deillusionierung - meistens nach ein paar Monaten, bei manchen auch erst nach der Trennung vom alten Partner, im Alltag mit dem neuen: oh gott oh gott, wie ist der oder die denn tatsächlich! Gar keine Verbesserung zu meinem alten Leben, im Grunde noch schlimmer - bitte irgendwie schnell weg! So denkt man dann - ich spreche hier ganz ehrlich aus eigener Erfahrung. Wirklich: niemand lässt doch einen Klumpen Gold liegen und bleibt bei den Kieselsteinen. So ehrlich solllten die, die sich auf einen verheirateten bzw vergebenen Menschen eingelassen haben, dann schon sein: Wenn derjenige oder diejenige sich nicht für euch vom Partner trennt, dann erwartet er/sie von euch kein größeres Lebensglück als mit dem derzeitigen Partner. Sie finden euch nicht (mehr) besser als den alten Partner. Ansonsten würde er/sie sich trennen. Alles andere (Familie, Eltern, Kinder, Haus etc.) sind vorgeschobene Gründe und Ausreden. Jeder Mensch will nur eines: glücklich sein. Die Kinder kann man mitnehmen zum neuen Partner und für ein Haus etc setzt niemand sein großes Lebensglück auf's Spiel.
Ich kenne zahlreiche solcher Fälle: ein Mann hatte sich von seiner gesamten Familie bereits getrennt, wollte dann aber mit der (ehemaligen) Affäre nicht mehr zusammenziehen und ist nach einem halben Jahr zurück zur Familie, weil er dachte, was mache ich eigentlich hier bei dieser Frau, die nicht besser für mich ist als meine echte Frau, der S.6 wird in einer paar Monaten genauso eingeschliffen sein und im Alltag kann sie einfach nicht mit meiner Frau mithalten... usw usf.
Es bleibt dabei: auch der Partnermarkt ist ein Markt. Man wägt Kosten und Nutzen für sein eigenes Leben ab, es gibt Angebot und Nachfrage, man gibt etwas und will etwas haben. Niemand liebt jemanden nur einfach so bedingungslos. Das geht ja auch gar nicht, denn dann könnte man ja gar keine Wahl treffen.
Auch ganz ohne Affäre funktioniert dieser Markt übrigens: zwei Menschen lernen sich kennen, verlieben sich und müssen sich dann entscheiden, ob sie zusammen glücklicher sind, als allein. Die Waagschale kann sich in die eine oder die andere Richtung senken. Bei zwei ungebundenen Menschen ist der Vorteil, dass es eben keinen Vergleich gibt, keine Konkurrenz im Zusammenleben. Man kann es einfach mal probieren. Wenn es nicht klappt, kann man sich trennen.
Wenn jemand eine Affäre mit einer vergebenen Person beginnt, dann wird er bzw sie immer mit dem aktuellen Partner verglichen. Das ist einfach so, auch wenn das niemand hören will. Und manchmal sagt man sich vielleicht: ja, ich werde mit meiner Affäre glücklicher als mit meinem alten Partner, wenn ich mit ihm/ihr dauerhaft zusammen bin. Und manchmal muss man nach dem ersten Hormonrausch leider erkennen, dass das nicht der Fall ist.
Das tut dann weh. Auch dem, der verheiratet ist. Und weil man durch Treffen, Gespräche, S. ja schon eine Bindung aufgebaut hat und man jemandem, der einen mag und wohlgesonnen ist, auch nicht an jeder Straßenecke findet, fällt einem dann die Lösung schwer und man schreibt noch SMS, versucht den Kontakt zu halten etc. Beendet die Affäre nicht gleich, sondern zieht alles ein wenig in die Länge.
Nun wird immer wieder die Frage gestellt, warum der verheiratete bzw vergebene Mensch dann nicht mit seiner Affäre über seine (nachlassenden) Gefühle redet und versucht Probleme zu besprechen. Das hat zwei Gründe.
1. Man hat schon oft versucht, Probleme anzusprechen und es war sinnlos. Die Affäre war kritik- und konfliktunfähig oder wollte nicht reden, es kam nur zu Streit, man kann mit diesem Menschen einfach kein Problemgespräch führen. Also lässt man es, das muss man sich nicht mehr antun.
2. Es ist sehr energieraubend, mit jemandem über seine Gefühle zu sprechen, gerade wenn man etwas zu kritisieren hat oder etwas Negatives sagen möchte. Warum soll man diese Energie aufbringen, wenn es beim anderen doch nicht ankommt und er oder sie es nicht hören will?
Und: warum soll man diese Energie aufbringen, wenn davon doch nur der oder die Nachfolgerin profitieren würde, weil ein Veränderungsprozess sowieso meistens erst bei einem neuen Partner einsetzt?
Ob es den 3. Grund - man will jemanden nicht verletzen - wirklich gibt, wage ich mal zu bezweifeln. Halte ich für vorgeschoben und wäre ja auch ganz schön dumm. Warum sollte man jemanden verlassen, aber ihn durch ein ehrlichers Gespräch nicht verletzen wollen? Was ist wohl verletzender? Sich nicht für jemanden zu entscheiden - oder an den anderen noch zu glauben, ihn aber zu kritisieren? Ich finde ersters verletzender und finde den vielgenannten Grund (Ich will den anderen mit Kritik nicht verletzen.) einfach nicht ehrlich. Da geht es den meisten eher um sich selbst und ihre eigene Angst vor Konflikten.
Ich habe mich oft gefragt, warum meine (ungebundene) Affäre sich auf mich als verheiratete Frau überhaupt eingelassen hat. Bekommt der Typ vielleicht gar keine normale Freundin? Ist er schwer vermittelbar und muss jemanden nehmen, der vergeben ist, weil er keine andere Wahl hat? Will er im Grunde gar keine echte Beziehung und ist unterbewusst froh, dass ich schon vergeben bin? Ist er beziehungsunfähig? Entscheidungsunfähig? Hat er Angst vor echter Bindung, einem gemeinsamen Alltag? Warum nimmt er meinen Mann so als gegeben hin? Das waren einige der kritischen Fragen, die ich mir gestellt habe.
Ich habe auch mich selbst kritisch hinterfragt: Bekomme ich als verheiratete Frau nur noch die Ladenhüter, weil kein normaler Mann sich auf sowas einlassen würde? Was suche ich in dieser Affäre wirklich? Wäre es nicht ehrlicher, mich von meinem Mann zu trennen? Aber im Großen und Ganzen sind wir ganz glücklich - und warum soll ich mich trennen, wenn ich jetzt weiß, dass ich mit meiner Affäre niemals glücklicher werden würde und sollte allein leben? Allein werde ich auch nicht glücklicher. Usw usf.
Alles in allem würde ich für beide Seiten eine Affäre nicht als so Negativ sehen, wie hier oft beschrieben: man lernt sich selbst dadurch ein bisschen besser kennen. Das ist auch wichtig im Leben - für neue Partner, für die Zukunft.
30.03.2015 12:35 •
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