Nicht so wichtig, aber trotzdem.

A
Lieber Leser,

wer an dieser Stelle erwartet hat eine neue, spannende
Leidensgeschichte zu finden, der wird sicher enttäuscht sein
und kann sich das Weiterlesen eigentlich sparen.

Man kann es drehen und wenden wie man will, eine
objektive und trotzdem emotional verständliche Darstellung
einer Trennungssituation erscheint mir auf diesem Wege nur
sehr schwer oder überhaupt nicht möglich.

Andererseits ist - um eine ernsthafte Beurteilung zu einer TS
abgeben zu können - es wohl notwendig die Standpunkte aller
Beteiligten zu erfahren - und vor allem: die individuellen
Prioritäten liegen so unterschiedlich, dass allgemeingültige
Empfehlungen kaum ausgesprochen werden können.

Nur - wie sieht denn oft die Gegenseite aus ? - Manches
erscheint mir halt recht einseitig dargestellt (wie sollte es
auch anders sein ?) - aber vielleicht macht das ja auch
nichts, wenn sich das Ziel (seelisches Gleichgewicht
wiederzufinden) auch so erreichen lässt.

Beifall und Zuspruch für einseitige Darstellungen (denn das
wären sie ja wohl) oder Kritik für eine womöglich
unvollständige Wiedergabe der Ereignisse brächten mich zur
Zeit auch nicht wirklich weiter.

Manchmal (z.B. Heute) beneide ich allerdings diejenigen hier
im Forum (und Chat) denen es offenbar besser geht, wenn sie
sich ihren Frust von der Seele schreiben können.

Bitte nicht falsch verstehen - dies ist keine Kritik an
denjenigen, denen es hilft, und denen die helfen, sprich sich
ernsthaft um Verstehen, Verständnis und Hilfestellungen
bemühen.

Korrigiert mich bitte, wenn Euch an meinen obigen
Gedankengängen etwas missfällt.


Einen schönen Tag noch, und positive Gedanken ...

05.08.2005 08:55 • #1


E
Moin antares,

ich kann nachvollziehen, wie deine Gedankengänge sind, aber mal ehrlich, ist es wirklich wichtig, eine objektive und trotzdem emotional verständliche Darstellung
einer Trennungssituation abzugeben?

Jeder empfindet sich doch selbst ganz anders, als es seine Mitmenschen tun, die Wahrnehmung vom eigenen Ich differiert doch immer von dem, wie uns andere erleben und wahrnehmen. Und das eigene Empfinden kann man nur schwer in Worte fassen.

Sicher wäre es das Beste, alle Seiten anhören zu können, doch auch mit verschiedenen Versionen aller Beteiligten in einer Trennungsgeschichte kommt man manchmal nicht unbedingt zum Kern des Problems.

Es geht hier nicht immer nur um Beifall, Zuspruch oder Kritik am Einzelnen, sondern doch primär darum, all das was sich innerlich angestaut hat loszuwerden. Dass dabei oft ein Gefühlswirrwarr und auch eine subjektive Darstellung herauskommt, ist völlig legitim und nachvollziehbar.

Weisst du, ich glaube das Wichtigste ist, sich alles von der Seele reden zu können, einfach ein Ventil finden, wo man alles loswerden kann.

Manchmal merkt man dann, man ist mit seinem Erlebten nicht allein, manchmal bekommt man andere Blickwinkel zu sehen, und manchmal hat man einfach nur eine (virtuelle in diesem Fall) Schulter, an der man sich ausweinen und anlehnen kann.

Ich finde das ganz wichtig, und für mich ist es auch wichtig, die Gedanken und Meinungen anderer dazu zu lesen, auch wenn mir vielleicht nicht gefällt, was so mancher sagt.

Ich denke, dass man nur im kommunikativen Austausch mit anderen auch andere Sichtweisen lesen und evtl annehmen kann, daraus wachsen wir, und werden stärker.

Ich würde mir für dich wünschen, dass du nicht alles in dir verschliesst und mit dir selber ausmachen würdest, denn manchmal steckt man in einer Sackgasse oder in einem Kreisverkehr, aus dem nur ein Wegweiser heraushelfen kann  ;)


Gruss
Thilde

05.08.2005 09:27 • #2


A


Nicht so wichtig, aber trotzdem.

x 3


E
Hallo Antares!
Schön auch mal solche nüchternen Worte zu hören!
Aber so ist es eben.
Fand es auch wichtig das du das mal so geschrieben hast.



Gruß

05.08.2005 14:17 • #3


E
Hallo DU!

Vorab: Emotional und objektiv schließen sich gegenseitig eigentlich aus. Denn Gefühle sind stets Ausdruck eines Individuums, also zwangsläufig subjektiv!

Ich denke, in diesem Forum geht es nicht um sachliche Darstellungen der eigenen Liebesgeschichte und der Trennung. Es ist eine Plattform, um mit der immens leidvollen Erfahrung besser umgehen zu können.

Ein virtueller Kotzkübel, der vielfache Funktion bei der Bewältigung einer so schmerzhaften Erfahrung, wie einer Trennung, übernimmt.

Zum einen hast Du hier die Möglichekeit über Deinen Schmerz, Deine Trauer, Deine Wut etc. (alles höchst subjektive Gefühle) zu reden und sie auf diese Weise raus zu lassen.

Die Außenwelt, gute Freunde, Bekannte und Verwandte erwarten doch, dass man nach einem so vehementen emotionalen Einschnitt, wie das Ende einer Liebe, wieder rasch zu 100% funktioniert. Keiner kann es nachvollziehen, was eine Trennung für den jeweiligen Betroffenen bedeutet, sofern man nicht selbst davon betroffen ist. Tipps wie Das wird schon wieder, sei froh, dass es vorbei ist, Du findest einen Besseren/eine Bessere sind nett gemeint, aber kaum hilfreich. In diesem Forum aber findest Du Zuspruch, Kritik, Erfahrungsaustausch von Leidensgenossen. Das ist dermaßen hilfreich, dass Du es auch bewundern solltest und auch eines Tages den Mut findest, hier zu posten.

Zum anderen ist es sehr wichtig im Verlauf des Trauerprozesses um eine verlorene Liebe, Gefühle zuzulassen und auch rauszulassen! Die Gefahr besteht nämlich durchaus, dass Du tiefe Depressionen entwickelst, wenn Du alles in Dich hineinfrisst. Verlassen werden ist eine der brutalsten Erfahrungen im Leben. Hierzu gehören nie zuvor gefühlte, intensivste Emotionen, die einen regelrecht krank machen können. Ernsthaft! In den ersten 8 Wochen nach meiner Trennung war ich teilweise wie gelähmt, apathisch, weil ich die Gefühle nicht aus mir rauslassen konnte. Ich richtete meine Verzweiflung und meinen Zorn, wegen des Verlassenheitsschmerzes und des Unbegreiflichen gegen mich selbst und wurde depressiv. Was kann es da besseres geben, wie hier anonym zu posten? Das tut niemandem weh und kann nur hilfreich sein. Mir ist es lieber, hier über meinen Ex herzuziehen, als ihn in unserem Freundeskreis oder Bekanntenkreis als Schwein hinzustellen. Es weiß doch niemand im Forum, wer ich bin bzw. wer er ist. Es kann also niemandem schaden.

Ob Du es zulassen kannst oder nicht: Schock, Verzweiflung, Leugnung, Hass, Wut und Ablösung gehören zur Trauerarbeit dazu. Wenn Du diese emotionalen Schritte nicht zulassen kannst, wirst Du die Trennung nie verarbeiten.

Nicht auszudenken, was heute mit mir wäre, hätte ich dieses Forum nicht gefunden. Ich hätte stets den Eindruck gehabt, ich sei ein pathologischer Fall, der mit dieser Trennung nicht umgehen kann. Die subjektiven Erfahrungen hier haben mir sehr geholfen. Mein Gott, es ist völlig normal, was ich durchmache! Das war der erste Schritt für mich!

Ich denke, allen die ihre Erfahrungen und Tipps hier niederschreiben, ist es klar, dass dies keine sachliche Darstellung der Trennungsgeschichte aus Sicht beider Partner ist. Es ist in höchstem Maße subjektiv. Denn wir alle hier befinden uns auf einer Reise zu uns selbst, die durch Tränen, Verzweiflung, Wut etc. führt. Und das in einer Gesellschaft, die vor lauter Ellenbogen keine zutiefst verletzten Personen, die dringend Hilfe brauchen, aushalten kann. Da draußen müssen wir doch unsere Maske tragen: Ach, wie stark ich bin! Mein Ex, wie hieß der nochmal? Den hab ich doch schon längst vergessen! Ihr glaubt gar nicht, wie viel besser es mir ohne ihn geht! Bla, bla.. und nachdem die Tür zuhause ins Schloss fällt? Ja, dann kommt die Einsamkeit und die Verzweiflung und das ganze Theaterspielchen hat ein Ende! Denn vor sich selbst lässt sich der eigene kümmerliche Zustand nicht verleugnen!

Sehe es doch so: Wenn Du beipielsweise ein leckeres Sahneeis verspeist hast, das mit Salmonellen verseucht war und Dir davon übel wird, schützt Dich Dein Körper durch Erbrechen davor, dass diese Salmonellen Deinen ganzen Organsimus schädigen. Ein sinnvoller Mechanismus der Natur also. Zunächst wird Dir übel, wenn Du nur an Sahneeis denkst. Aber wenn es Dir wieder gut geht, wirst Du auch wieder Lust auf Eis verspüren.

Die Seele muss verbal erbrechen, um sich zu reinigen von einer Beziehung, die uns so schmeckte und nun so weh tut, bis der ganze Schmerz ausgekotzt wurde und wir auch wieder die leckeren Seiten an unserer Beziehung sehen können und uns auf neue Erfahrungen einlassen können.
Verstehst Du, wie ich das meine?

Die Diskussionen hier im Forum sind eng verknüpft mit diesem subjektiven Dilemma, in dem wir uns zurzeit befinden. Wenn wir dies alles überwunden haben, werden wir uns sicher darüber wundern, was wir hier so niedergeschrieben haben über unseren Ex-Partner. Aber es ist durchaus legitim Wut zu empfinden, weil uns weh getan wurde, von einem Menschen, dem wir vertrauten, den wir liebten usw. Dass das keine objektive Bewertung des Ex sein kann, ist völlig klar!

Wenn Du nicht bereit bist, hier zu schreiben, solltest Du Dir einige Bücher zum Thema Trennungsbewältigung besorgen. So lernst Du die einzelnen Stadien eines Trauerprozesses besser kennen. Wenn Du Deine Wut nicht rauslassen kannst, schadest Du womöglich noch Dir selbst! Und ich wünsche es niemandem, Depressionen zu erleben!

Vielleicht versuchst Du ja doch, hier auch mal abzukotzen und zu erzählen, was Dich so bewegt im Moment.

Was spricht gegen einen Versuch? Du bist doch anonym hier! Du kannst Deine Ex/ Deinen Ex also nicht bloßstellen. Allerdings könnte es Dir vielleicht doch helfen, darüber zu reden. Wenn Du so viel von Objektivität hälst, müsstest Du den Versuch eigentlich wagen, um Dich selbst davon zu überzeugen, ob es hilfreich für Dich ist oder nicht? Wenn jemand eine These aufstellt, muss er doch auch in der Wissenschaft Beweise für die Richtigkeit dieser erbringen, um diese verifizieren und als objektiv richtig gelten lassen zu können und das geschieht durch Studien, also Versuche mit Kontrollgruppen, also versuche auch Du. Und wenns Dir wirklich nichts bringt, hast DU doch dabei nichts verloren, oder? ??? Was spricht gegen einen Versuch? Es besteht doch zumindest eine geringe Chance, dass auch Du Dich danach wohler fühlst. Diese solltest Du nutzen! FÜR DICH, denn darum wird es sich auch in Deinem Leben in der nächsten Zeit drehen: UM DICH, UM DEINE SUBJEKTIVEN EMPFINDUNGEN!

Liebe Grüße und alles Gute für Dich!

Ariane

05.08.2005 21:25 • #4




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