Liebe Einsamkeit,
Es tut mir sehr leid, dass ich erst jetzt dazukomme, dir zu antworten.
Ich möchte dir mit meiner Geschichte nicht den Mut nehmen und denke, dass man aufpassen muss, wenn man versucht sein eigenes Leben mit den Leben anderer, die hier im Forum beschrieben werden, zu vergleichen.
Aber zu deiner Frage:
Wir waren noch ca. 3 Monate nach der Trennung in Kontakt, der immer von mir ausging. Er hat mir auch gesagt, dass ich ihn immer kontaktieren kann, dass er es aber besser findet, wenn er sich von sich aus nicht meldet.
Nur ein einziges Mal hat er sich bei mir gemeldet, aber da ging es bloss um etwas Organisatorisches bezüglich des Auflösens der gemeinsamen Wohnung.
Er hat nie nachgefragt wie es mir geht.
Ich habe in all meinen Kontaktversuchen, probiert Missverständnisse aufzuklären, aber bin immer nur mit Vorwürfen überhäuft worden. Ich wäre an allem Schuld, ich wollte ja keine Familie mit ihm (hab keine Ahnung woher er das hat, ich wollte nichts lieber als das!), mir wären Europa und meine alte Familie zu wichtig gewesen (wo ich doch ihm zu liebe in die USA gezogen bin und nur wissen wollte, ob dies nun ein endgültiger Schritt sein sollte, oder ob es die Möglichkeit gäbe irgendwann auch wieder zurückzuziehen, wenn die Jobbedingungen etc.. gepasst hätten), etcetc..
Ich habe letztendlich den Kontakt abgebrochen, nachdem ich ihn gefragt hatte, ob es jemanden Neuen in seinem Leben gäbe und er mir nach einigem Zögern gesagt hat, dass er erst kürzlich begonnen hat jemanden zu daten.
Erst da hab ich geschafft, die Reissleine zu ziehen und mich vor weiteren Verletzungen zu schützen.
Ich bin ihm dankbar dafür, dass er auf meine Anrufe und emails geantwortet hat, aber nicht dafür, dass er trotzdem zu keiner ehrlichen Auseinandersetzung mit mir bereit war, meine Fragen trotzdem nicht wirklich beantwortet hat und die gesamte Verantwortung mir aufgeladen hat.
Seit 7 Monaten weiss ich nun nichts mehr von ihm und er nichts von mir.
Mir geht es im Moment relativ gut. Im Moment schaffe ich es- mit viel Konzentration- die Beziehung relativ nüchtern zu betrachten und zu sehen, was alles nicht gepasst hat und was auch mit noch so grossen Anstrengungen nicht funktioniert hätte. Denn es kann nicht immer nur einer an einer Beziehung arbeiten. Eine Beziehung muss gelebt werden, von beiden Seiten, und es wird immer wieder mal etwas schief gehen, Verletzungen werden entstehen, es wird Missverständnisse geben, es wird definitiv nicht perfekt sein. Aber wenn man sich wirklich liebt, dann durchlebt man das gemeinsam und wächst gemeinsam daran.
Wenn die Liebe nicht ausreicht, dann kommt es wohl zu unüberwindbaren Belastungen und man erlebt wohl eine zu grosse Einschränkung des eigenen Lebens bei allen Konfliktpunkten.
Tja, und dann gibt es aber leider auch bei mir auch nach so langer Zeit immer noch die kompletten Abstürze, wo ich ihn dermassen stark vermisse und alles, was geschehen ist so unglaublich traurig finde (obwohl: Diese Traurigkeit merke ich eigentlich auch in den guten Momenten.) und nicht damit umgehen kann, dass nun wirklich alles vorbei ist und er so ein schlechtes Bild von mir hat und es nichts mehr gibt, was ich tun kann, um zumindest die Missverständnisse aufzuklären, auch wenn seine Gefühle nicht (mehr?) ausreichen. Ich weiss aber, dass er mich nicht verstehen würde. Ich habe schon so oft versucht alles zu erklären. Wenn er es verstehen könnte, wäre es wohl auch nie zu der Trennung gekommen..
Das ist wohl das härteste an der Distanz. Man kann sich nicht auf einen Kaffee treffen, um nochmal Angesicht zu Angesicht zu sprechen und irgendwie einen Frieden mit sich und der Welt zu finden.
Der Vorteil an der Distanz ist allerdings, dass man schneller mit der harten Realität konfrontiert wird, dass man nun getrennte Leben führt, die nichts mehr miteinander zu tun haben. Es ist untragbar brutal, aber vielleicht auch ganz gut, um schneller zu lernen mit der neuen Situation umzugehen?
Wie gesagt, ich kämpfe mich schön langsam zurück ins Leben. Meine Familie ist dabei eine unglaubliche Stütze.
In meinem Fall kommt auch dazu, dass ich nun zum ersten Mal seit 8 Jahren wieder in meiner Heimatstadt lebe. Mittlerweile habe ich ein paar neue Freunde gefunden und ich habe ganz kurze Momente, wo ich wieder wirklich ich selbst sein kann.
Und auch Momente des Muts, wo ich mir denke: Da ist noch viel mehr drin. Da gibts noch mehr, dass auf mich wartet im Leben.
Für diese Momente lohnt es sich zu kämpfen.
Ich drück dich mal ganz fest und wünsche dir ganz viel Kraft für deinen Weg, wie auch immer der aussehen wird!
Lieber Megn66,
Auch dir möchte ich recht herzlich für deine Nachricht danken. Ich denke, du hast wirklich recht.
Wie geht es dir mittlerweile? Wie kommst du mit der Situation klar? Was tust du für dich?
Ein ganz dicker Drücker,
Kati
19.05.2013 11:52 •
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