Nicht aushaltbarer Schmerz

Mein Mann und ich sind 7 Jahre zusammen, 5 davon verheiratet. Wir hatten eine schwere Zeit. Aufgrund eines Studiums führten wir seit Oktober eine Wochenendbeziehung. Das war für uns beide nicht einfach. Um so mehr hatten wir uns gefreut Anfang April 2 Wochen Urlaub gemeinsam zu verbringen. Es fing auch sehr schön an. Am Gründonnerstag ist mein Mann zu einem Freund zu besuch gegangen. Es war abgesprochen, dass er nicht zu spät nach Hause kommt. Er kam dann jedoch erst morgens um vier total betrunken heim. Am Freitag morgen war ich entsprechend sauer. Die Situation ist dann leider komplet eskaliert. Mein Mann ist furchtbar ausgerastet und hat auf mich eingeschlagen. Er war wie von Sinnen und nicht mehr zurechenbar. Ich habe mich natürlich gewehrt und hatte furchtbare Angst. Dabei ist unter anderem auch Geschirr zu bruch gegangen. Als er dann auch noch anfing mich zu würgen hatte ich Todesangst. In diesem Moment wollte er mich wahrscheinlich umbringen. Ich habe eine Scherbe gegriffen und ihm diese in den Arm gestochen, damit er endlich von mir los lässt. Dabei Schnitt ich ihm den gesamten Unterarm auf. Er ließ von mir ab und kam wieder zu Sinnen. Ich rief sodann den Krankenwagen. Mein Mann kam ins Krankenhaus, seine Wunde wurde genäht und er musste über Ostern zur Beobachtung da bleiben. Es stellte sich heraus, dass er noch 2 Promille Alkohl im Blut hatte.

Der ganze Vorfall hat mich furchtbar schockiert. Derart eskaliert ist es vorher nie. Wir haben uns gestritten, wie sich jeder streitet. Wir sind beide aufbrausend und es kann auch mal lautet werden aber angegriffen hat er mich nie.

Ich habe ihn trotz allem die Feiertage über immer wieder im Krankenhaus besucht. Am Montag holte ich ihn ab. Als wir zu Hause waren, ist er einfach zu seinen Eltern gegangen.

Auf Nachfrage schrieb er mir abends, dass er nicht wiederkommen würde. Am Dienstag sagte er erst er wolle wiederkommen, ist es dann aber doch nicht. Am Mittwoch musste ich wieder zur Uni.

Gestern bin ich dann wieder nach Hause gekommen und hatten ein langes Gespräch. Er ist der Ansicht, dass er es derzeit nicht mehr kann. Er würde sich von Wochenende zu Wochenende entscheiden ob er mich sehen möchte und ob er im Haus bleibt oder wieder zu seinen Eltern geht.

Ich sagte ihm, dass ich das nicht könne. Ich kann nicht jeden Freitag bis Sonntag da sitzen und abwarten ob er mich sehen will oder nicht. Er hat mich angegriffen. Eigentlich müsste er mich doch um Verzeihung bitten und nicht umgekehrt. Er ist dann gestern abend wieder gegangen.

Und obwohl er mir diese schrecklichen Dinge angetan hat, hab ich das Gefühl nicht ohne ihn sein zu können. Ich habe einen schrecklichen nicht aushaltbaren Schmerz in mir. Ich will ihn einfach bei mir haben. Ich weiß dass wir eigentlich keine Zukunft haben können aber ich vermisse ihn so schrecklich.

Heute hatte ich ihn geschrieben wie schlecht es mir geht und dass ich ihn trotz allem brauche und gebeten zurück zu kommen. Er will aber nicht. Er ist plötzlich wie ein anderer Mensch, den ich nicht kenne. Vollkommen kalt. Ich war immer das wichtigste für ihn und jetzt scheine ich keine Bedeutung mehr zu haben.

Es tut so schrecklich weh. Ich weine die ganze Zeit und kann mich garnicht beruhigen. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich will ihn unbedingt wiederhaben, obwohl ich eigentlich weiß dass es falsch ist. Aber dieser Schmerz ist nicht auszuhalten.

Liebe Marina,
es erschüttert mich, was du gerade erlebt hast.
Mag sein, es war das erste Mal, dass dein Mann gewalttätig wurde, aber es war so massiv, ja mörderisch, dass ich an deiner Stelle zunächst einmal alles tun würde, um den direkten Kontakt mit ihm zu vermeiden.
Bitte geh, wenn du dich noch nicht in der Lage siehst, eine Anzeige zu machen, zu einer Frauenberatungsstelle, und such dir auch sonst jede Unterstützung, die du bekommen kannst. Hast du Familie oder Freundinnen in der Nähe?

Dass du deinen Mann jetzt trotz allem furchtbar vermisst, dürfte auf eine Co-Abhängigkeit hindeuten.
Ich empfehle dir auch die Seite re-empowerment.de von Frauen, die Partnerschaftsgewalt erlebt haben. Gewalt beginnt nicht erst mit Tätlichkeiten.
Alles Gute für dich und denk jetzt zuallererst an deine Sicherheit.

@Scheol

Warum schreibst Du blau?

Zitat von Marina94:

Aber dieser Schmerz ist nicht auszuhalten.

Emotionale Abhängigkeit?

Zitat von Marina94:

Er ist der Ansicht, dass er es derzeit nicht mehr kann.

Das hat er dir sehr deutlich mit seinem Kontrollverlust gezeigt, er hatte seine Mordslust an dir abgearbeitet, er weiss, dass er damit grenzüberschreitend vorgegangen war, es ist richtig und wichtig, dass du seinen Abstand respektierst und dich aus der Gefahrenzone herausnimmst.
Suche dir Unterstützung wenn du glaubst es allein nicht zu schaffen.
Alles Gute !

Liebe Marina,
Dir ist etwas sehr traumatisches passiert. Das gehört nicht mehr in einem Forum besprochen.
Bitte wende dich an den weißen Ring oder an ein Hilfetelefon in deinem Bundesland.
Hole Dir Hilfe. Da er gerade nicht will - lasse ihn. Alles was ein EUCH betrifft kommt zu einem späteren Zeitpunkt. Jetzt kommst DU.
Es geht jetzt auch gerade nicht um eine Beziehung… sondern deine körperlich und geistige Gesundheit. Mit Abstand betrachtest du es wahrscheinlich auch anders. Was ich von deinem Mann halte, spare ich mir an dieser Stelle.
Drücke Dich

Liebe @Marina94,
fühl dich umarmt. Es tut mir so leid, was du erleben und ertragen musst(est).

Zitat von Marina94:

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll.

Hast du mit deiner Familie/ Freunden darüber gesprochen oder erzählst du von diesen Ereignissen in diesem Beitrag anonym zum ersten Mal?

Wende dich bitte an eine Person deines Vertrauens, wenn das niemand aus deiner Familie/ Freundeskreis ist, wem traust du das sonst noch zu? Welche Person kann dir sofort helfen Abstand zu gewinnen und gibt dir Raum zum Atmen, vielleicht kannst du dort auch für einige Zeit wohnen. Du musst das nicht alleine aushalten oder sofort eine Entscheidung treffen.
Es geht zunächst darum, dass du durchatmen kannst und Menschen bei dir sind, auf die du dich verlassen kannst und die das Beste für dich wollen.

Wenn das gerade nicht möglich ist oder du das Gefühl hast, du möchtest nicht direkt mit einer Person darüber sprechen, kannst du, wie bereits oben gesagt, dich an eine Frauenberatungsstelle wenden.
Der weiße Ring oder das Hilfe Telefon: Gewalt gegen Frauen bieten beispielsweise ein Opfer-Telefon an, dort kannst du auch jetzt (!) noch jemanden erreichen und dir Rat und Hilfe holen. Das ist auch anonym möglich, wenn du dich damit am Anfang wohler fühlst.

Auch wenn es schwer fällt, hast du wichtige Details notiert? Sind deine Verletzungen von einem Arzt dokumentiert worden? Für eine mögliche Anzeige kann das noch wichtig werden.
Bitte stelle eine Anzeige, das kann auch online erfolgen, oder denke darüber noch einmal nach.

Bei so viel Gewaltbereitschaft ist es mir unerklärlich, was im Kopf vor sich geht, dass man so einen Partner überhaupt noch 1x wiedersehen möchte.

Das einzig vernünftige in der jetzigen Situation ist die Tatsache, dass der Mann zu seinen Eltern gegangen ist.

Wahrscheinlich schützt er sich und die TE damit.

@Marina94

Erstmal tut es mir mega leid, was du erleben musstest.. Wie furchtbar das alles gewesen sein muss gibt dein Text eigentlich preis.. Ich denke, dass du in einem absoluten Trauma steckst durch diese Dinge, die du jetzt erleben musstest.
Dennoch:

Zitat von Marina94:

Ich habe mich natürlich gewehrt und hatte furchtbare Angst

Zitat von Marina94:

Als er dann auch noch anfing mich zu würgen hatte ich Todesangst

Zitat von Marina94:

In diesem Moment wollte er mich wahrscheinlich umbringen.

Ich bin fassungslos.. schau es dir selbst an, was du da schreibst und was er dir angetan hat - welche Ängst du hattest!

Zitat von Marina94:

Auf Nachfrage schrieb er mir abends, dass er nicht wiederkommen würde. Am Dienstag sagte er erst er wolle wiederkommen, ist es dann aber doch nicht.

GSD ist er nicht wiedergekommen!

Zitat von Marina94:

Und obwohl er mir diese schrecklichen Dinge angetan hat, hab ich das Gefühl nicht ohne ihn sein zu können. Ich habe einen schrecklichen nicht aushaltbaren Schmerz in mir. Ich will ihn einfach bei mir haben. Ich weiß dass wir eigentlich keine Zukunft haben können aber ich vermisse ihn so schrecklich.

Ich würde auf emotionale Abhängigkeit tippen.. vielleicht hast du auch Angst vor dem Leben NACH ihm und nach der Trennung?

Zitat von Marina94:

Er ist der Ansicht, dass er es derzeit nicht mehr kann. Er würde sich von Wochenende zu Wochenende entscheiden ob er mich sehen möchte und ob er im Haus bleibt oder wieder zu seinen Eltern geht.

Äh.. ER kann es nicht? Sei froh darum! Keine Frau hat es verdient, so schäbig und respektlos behandelt zu werden, geschweige denn Angst um ihr Leben haben zu müssen, weil der Kerl komplett am Rad dreht!

Ich glaube zu dem was dein Mann getan hat brauche ich nichts mehr schreiben.

Aber ich kann dir was zum Schmerz sagen , als ich hier ca 3 Jahren herausfand das mein Mann eine andere hat ( jünger als ich ) habe ich gedacht ich muss sterben . Der Schmerz war so schlimm das er körperlich geworden ist, ich lag im Bett habe gezittert, gewimmert und hatte wirkliche Schmerzen. Ich war nicht in der Lage mich zu beruhigen war völlig apathisch und hatte das erstmal in meinem Leben das Gefühl das ich das nicht überlebe. Dieser Schmerz ist unbeschreiblich und war für mich das schlimmste was ich je gefühlt habe . 2 Wochen habe ich mich durchs Leben geschleppt, habe ihm böse Nachrichten geschrieben dann wieder liebe Nachrichten geschrieben usw usw hatte von Wut und Trauer bis hin zum betteln alles dabei . Habe viel geweint . 6 kg abgenommen bei sowie nur 59 kg . Ist schon verrückt und im nachhinein fast schon lächerlich. Tag für Tag wurde es etwas besser ich musste für die Kinder stark sein . Wir haben uns ein schönes zu Hause gemacht, die Kids haben gesagt wie machen uns jetzt ein tolles Mädchen zu Hause, sie waren großartig. Nach ca 2 Monaten hatte ich mich etwas gefangen blickte wieder nach vorne , machte mich wieder zu recht , fing wieder mit Sport an .

Tja und dann stand er kurz vor Weihnachten wieder vor der Tür wollte zurück wirkte das erstmal in seinem Leben verletzlich und ich war noch nicht stark genug. Das war ein Fehler ich hatte es doch fast geschafft...

Lass ihn ziehen, und lass deinen Schmerz zu trauere ruhig jeder ist da anders , hol dir für eine Wochenende eine gute Freundin ins Haus , die dich hält. Wein dich aus , fluche was auch immer und dann richte deine Krone und beginnen jeden Tag etwas besser , das wird dauern .. Viel Glück

Zitat von Marina94:

Er will aber nicht

sein gutes Recht. Er hat eine Grenze überschritten, du auch.

Auch wenn du nun um weiteres bettelst, wäre es für Dich besser, das Ganze erst zu verarbeiten - ohne ihn, aber mit professioneller Hilfe

Zitat von Heffalump:

Er hat eine Grenze überschritten, du auch.

Welche Grenze hat die TE überschritten?
Sie ist Opfer häuslicher Gewalt geworden und hat mit Sicherheit keine Grenze überschritten.

Und wenn damit eine Grenze im Umgang mit sich selbst gemeint ist, ist die mit Sicherheit nicht mit einer gewalttätigen Grenzüberschreitung gegenüber einer anderen Person vergleichbar oder sollte in diesen Zusammenhang gestellt werden.