Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

Da habe ich ja Glück, mein Ex möchte mich am liebsten nicht sehen. Die Kinderübergabe ist fast immer kontaktlos. Meist ist er gar nicht da, es übernimmt jemand aus seiner Verwandtschaft.

@Mira2023 Schön, dass du das Thema hier her geholt hast, dann muss ich dir nicht in dem anderen Thread antworten.

Grundsätzlich sind es für mich zwei Paar Schuhe Zweifel und Ängste zu haben oder zurückzuwollen.
Ich denke, es gibt Menschen, die sich schon so weit emotional von ihrem alten Leben verabschiedet haben, dass sie ohne zurückzublicken ins neue starten. Dein Mann hatte ja zwei Jahre Vorlauf. Wie viel Verarbeitung da schon stattgefunden hat, die er dir gar nicht mitteilen konnte, weil er dich ja eh nur belogen hat, weiß man nicht.
Auch, wie viel schlechtes Gewissen dafür sorgt, dass er dir manches jetzt nicht sagen kann, weiß man nicht.
Und sicher gibt es hier die empathielosen kalkulierenden *beep*, denen alle anderen egal sind.
Mein Eindruck ist aber, dass viele Verlassende am Leben ihrer Kinder teilnehmen wollen. Sie stehen vor der Aufgabe ihr Leben gestalten zu müssen. Sie müssen sich in eine neue Beziehung einfinden, ohne die alte aufgearbeitet zu haben, sie müssen anders Zeit mit ihren Kindern verbringen, sich ggf. eine neue Wohnung suchen. Sie müssen sich mit dem Leid der Kinder auseinandersetzen und auch all den Menschen, die die Trennung mitverfolgt haben.
Das stelle ich mir nicht leicht vor.
Gleichzeitig können Sie Zweifel wenig zulassen, da Ihre Entscheidung so monumental war.

Bei uns ist ja alles schnell und zackig passiert und ich erlebe einfach einen Mann, der auch in einem Prozess der Verarbeitung ist.

Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Trennung bereut wird, aber das neue Leben ist nicht so rosig, wie wir uns das manchmal ausmalen.
Denn auch wenn sie das Auto mit Absicht gegen die Wand gefahren haben, saßen sie einfach mit drin. Vielleicht war ihre Wand nicht ganz so hart wie unsere. Aber auch die Verlassenden haben uns ja damals geheiratet und mit uns Kinder bekommen mit der Absicht gemeinsam alt zu werden.

Zitat von Elfe11:

Man wird wieder zur Option.

Aber nur, wenn man das zulässt

@Mira2023 Ich habe mich ja entschieden, nah an meinem Ex dran zu bleiben. Nach den ersten Monaten Kontaktabbruch, die nötig waren, ist es jetzt auch so ein bisschen Konfrontationstherapie. Ich will vor Gesprächen mit ihm keine Angst haben, ich will vor seinem neuen Leben keine Angst haben. Ich will ihn nicht auf einem Podest haben oder verteufeln.

Ich weiß von ihm und auch von zwei Freundinnen, die gegangen sind, dass sie ihr bequemes Familienleben durchaus vermissen. Und meine Warmwechslerfreundin sich jetzt nach zwei Jahren durchaus fragt, ob es der richtige Weg war, da gerade der Warmwechsel ja viel verbrannte Erde hinterlässt. Das ist aber kein zurückwollen, eher die Auseinandersetzung damit, ob man genug gekämpft hat und, dass das neue Leben nicht unbedingt schöner oder einfacher ist.

Vielleicht kannst du die zwei Jahre, die er gebraucht hat, um endgültig zu gehen, als seine Zeit des Zweifels annehmen. Da war er wie die meisten Verlassenden hier zu dumm zu kommunizieren, was in ihm vor sich geht, aber es wird in ihm gearbeitet haben. Und vielleicht könnt ihr euch in ein paar Jahren darüber austauschen.

Es gibt eine großartige schweizer Dokumentation über die Ehetrennung und größere Kinder. Ich habe sie hier schon mal in einem anderen Thread verlinkt.
Das ist auch für die nicht ohne.

Ich kann dich nur ermutigen, uns auch deine Kindersorgen zu teilen. Auch, wenn deine Kinder schon größer sind, begleitet euch dieses Thema ja trotzdem.

Ach ja,
Die gute,alte Emphathie.

Da ich ja so unglaublich viel Zeit für mich habe und ihrer Meinung nach viel zu wenig betreue hat sich folgendes zugetragen:
Der Kleine ist voll auf mich fixiert,will eigentlich nirgends ohne mich irgendwohin.Fragt jedes Mal ob er noch bei mir bleibt.
Vor ein paar Tagen wollte sie was mit next und dem Zwerg machen.
Der Zwerg klammert sich um mein Bein und sagt:Papa kommt mit.
Hab ihm dann gesagt,das es ok ist,wenn er mit Mama geht und die Zeit Spass hat.
Darauf er:Ich komm aber nachher wieder zu Dir,oder?
NF ging das gegen den Strich und meinte zu ihm:Jetzt Nabel Dich doch endlich mal ab Der Kleine ist gerademal 5.

Zitat von Mira2023:

Ich würd gern mal eine Frage aus @Zitronenfalter2 s Thema hier herein holen: Ich hab bei uns die These, dass mein Mann keine Zweifel und keine ...

Diese These habe ich auch. Die trennen sich innerlich schon während der Ehe. Das ist natürlich viel komfortabler als der radikale Schnitt.
Die bleiben im sicheren Umfeld, genießen die Vorteile der Beziehung während ihrer Distanzierung weiter und legen sich schon mal ihre Wahrheit zurecht.

Reue kann ich mir bei meiner NF nicht vorstellen. Das ist aber bestimmt von der Person als solcher abhängig. Ich denke, das geht schon nicht wegen der Wahrheit, die man sich zur Rechtfertigung parat gelegt und aller Welt mitgeteilt hat. Da würde sie eher Wut auf mich als den Schuldigen entwickeln, der dann ihre aktuellen Probleme verursacht hat.

Und noch eine These: Wer zu verantwortungsvollem und fairem Handeln in der Lage ist, hätte wohl eher den Warmwechsel gar nicht vollzogen.

Denn seien wir doch mal ehrlich: Die Beschreibungen unserer Ehemaligen gleichen sich schon sehr. Das scheint ja ein bestimmter Typus zu sein.

Kurzum: Ich glaube nicht, dass da eines Tages sowas kommt.

Zitat von KomischerVogel:

Diese These habe ich auch. Die trennen sich innerlich schon während der Ehe. Das ist natürlich viel komfortabler als der radikale Schnitt.
Die bleiben im sicheren Umfeld, genießen die Vorteile der Beziehung während ihrer Distanzierung weiter und legen sich schon mal ihre Wahrheit zurecht.

Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, kann man das anders gar nicht machen, außer im Affekt. Wer schmeißt schon eine langjährige Beziehung einfach so fort oder droht regelmäßig mit der Trennung ( ich tat es tatsächlich wie in der ersten kurzen Ehe als auch in der zweiten. In der zweiten langen Ehe meinte es aber nicht so, wollte ihn lediglich zum Erwachen bringen während er schweigend bereits an der Ehe zweifelte). So einen Schritt macht man nicht unüberlegt, In meiner ersten Ehe hatte ich erst Zweifel, habe dann irgendwann beschlossen ihn zu verlassen und es erst Monate später umgesetzt, als der letzte Tropfen das Glas zum Überlaufen brachte. Wenn ich ihn manchmal darauf ansprach, dass es so nicht geht und ich nicht mehr kann, nahm er das nie ernst. Selbst als ich floh, dachte er wohl, dass ich wieder ankomme, so wie die Male davor.

Wie gesagt, ich denke die Trennungsgedanken sind ein langes Prozess und kaum jemand legt sie sofort auf dem Tisch und spricht offen darüber. Und das ist das fiese daran, weil der Verlassener später vor vollendete Tatsachen gestellt wird und überhaupt keine Möglichkeit hat etwas zu tun, etwas zu ändern, etwas mitzuentscheiden. Nur kann man es dem Verlasser übel nehmen, dass er sich erst sicher gehen wollte bevor er über die Trennung spricht?

Affären und Warmwechsel stellen natürlich nochmal eine besondere Situation dar.

@alleswirdbesser
Ich finde schon, dass man ihm das übel nehmen kann. Es hat etwas mit Respekt und Vertrauen zu tun, die Karten auf den Tisch zu legen und sich dann eben über Monate gemeinsam zu trennen, anstatt dem anderen etwas vorzuspielen.

Aber das ist natürlich viel anstrengender, weil der andere sich nicht mehr wie gewohnt verhalten wird, der wird sich innerlich auch trennen oder retten wollen.
Das macht die Trennung für den Verlasser dann viel anstrengender.

Bei meiner Geschichte kommt mit Sicherheit noch ein weiterer Aspekt hinzu: Erst musste Next safe sein. Sonst wäre es mit Sicherheit nicht zur Trennung gekommen.

Zitat von maenneken:

NF ging das gegen den Strich und meinte zu ihm:Jetzt Nabel Dich doch endlich mal ab

Das kann einfach fehlende Empathie sein. Das kann aber auch Scham von ihrer Seite sein und die Angst, um das eigene Kind. Dein Kind wird ja irgendwann entscheiden können bei wem und wie es leben will.
Auch wenn es anders sein sollte, gibt es mir eine große Ruhe, dass meine beiden mir unabhängig und ungefragt gesagt haben, dass sie sich für mich entscheiden würden.

Zitat von Mira2023:

Das mit dem Kontaktabbruch hat mir mein großes Kind erst nach paar Monaten nochmals erzählt. Zuerst direkt, nachdem mein Ex den Kindern von dem Betrug erzählt hab. Da haben wir geredet und ich hab gesagt, es soll das so nicht jetzt entscheiden und bitte vor allem nicht für mich oder so.

Vielleicht ist der Weg deinem Kind zu sagen, dass er den Kontakt ja erstmal reduzieren kann, wenn es merkt, dass ihm das gerade nicht gut tut. Aber langfristig wird er sich mit seinem Vater auseinandersetzen müssen.

Zitat von alleswirdbesser:

Affären und Warmwechsel stellen natürlich nochmal eine besondere Situation dar.

Ich lese viel im Affärenbereich mit, und dieses innere Chaos, das da entsteht, muss ganz furchtbar sein. Ich glaube fest, dass es bei meinem Ex eine sehr spontane unüberlegte Handlung war. Auch, wenn ich jetzt rückblickend sehen kann, dass er schon früher aus unserem gemeinsamen Leben ein Stück weit ausgestiegen ist, kam der Trennungsgedanke mehr als Flucht, als als durchdachte Trennung.

Zitat von KomischerVogel:

Es hat etwas mit Respekt

Der Respekt geht aber als erstes flöten. Der Rest folgt dann.