Zitat von Zitronenfalter2:Nie echt würde ich es wohl nicht nennen. Aber aktuell sind die Fotos keine schönen Erinnerungen. Und ich kann mir auch nicht vorstellen dass ich das irgendwie mit schönem Gefühl ansehe. Jetzt fehlt halt auch jemand mit dem man die Erinnerungen teilt. Dadurch dass ich so lange die Beziehung hatte (wir ...
Ich sag ja, es hängt ganz sicher damit zusammen, wie man sich getrennt hat bzw. wie die meisten hier in diesem Thread getrennt wurden.
In diesem Zusammenhang vielleicht mal eine kleine Wasserstandsmeldung von mir, falls es wen interessiert: Ich habe viel nachgedacht über die beinahe zwei Jahrzehnte und mir fällt halt vieles auf, was sich durch ihr Verhalten bei und nach der Trennung ergibt. Das wirft dann automatisch auch ein ganz anderes Licht auf die Vergangenheit.
Und das ist es letztlich auch, was mich mittlerweile wirklich sauer macht.
Sie hat uns nicht nur unsere Zukunft genommen, was ja irgendwo jedermanns Recht ist, keiner muss bleiben, wenn er nicht möchte.
Es ist, so wie es hier passiert ist, zwar trotzdem nicht in Ordnung gewesen.
Sie hat die Entscheidung für sich getroffen, sie wollte für sich mit aller Gewalt den Next und diese Entscheidung ging nicht nur zu meinen Lasten, sondern auch zu Lasten von unseren Kindern, die nun ganz sicher nichts dafür können.
Ein Rettungsversuch kam für sie gar nicht in Frage, alle anderen hatten mit der Entscheidung zu leben. Emotional, familiär, organisatorisch, am Ende auch finanziell (gut, die Geldvernichtung der Trennung trifft natürlich auch sie, wie wohl alles andere verzögert irgendwie auch).
Aber das eigentlich wirklich Vernichtende:
Sie hat mir irgendwo auch meine Vergangenheit gestohlen, die gehörte uns beiden und stand nicht zu ihrer Disposition.
Ich habe gestern aus einem anderen Anlass noch alte Fotos durchgeschaut. Was ich da sehe hat nichts mit Unglück zu tun. Im Gegenteil. Natürlich hat nicht jeden Tag die Sonne geschienen, aber wir haben schon viel Schönes gemeinsam erlebt und Schlechtes gemeistert.
Sie stellt es anders dar. Sie entwertet rückblickend alles, was war. Das trifft mich tatsächlich am meisten.
Wenn bei all dem sch. die Möglichkeit geblieben wäre, zu sagen, Es ist vorbei, aber wir hatten eine schöne Zeit!, mir wäre das wichtig gewesen. Ihr ist es egal bzw. sie kann das glaube ich in ihrer Welt gar nicht so sehen, selbst wenn sie wollte, weil sie sich dann eingestehen müsste, möglicherweise einen Fehler gemacht zu haben, was sie nicht kann. Sie macht nämlich keine.
Nun, vor dem Hintergrund habe ich die Bilder, die uns als junges Pärchen zeigen (Urlaube, Familienfeiern usw) gerne abgegeben. Ich will das nicht mehr haben. Punkt.
Was nun meinen Gesamtzustand so angeht:
Ich habe verstanden, es war glaube ich ein ausgewachsenes Trauma. Eine Mischung aus Trauma und Entzug. Das Trauma durch das plötzliche, schicksalhafte Ereignis in einem Leben, das in geordneten und vorhersehbaren Bahnen verlief, ähnlich einem schweren Unfall.
Und der Entzug durch den Umstand, dass man jemanden verliert, den man tatsächlich liebte. Liebe (und nicht nur die gerne in diesem Zusammenhang genannte Verliebtheit) scheint wirklich wie eine Art Dro. zu sein.
Und die Abstinenz führt zu einer Art Entzug, eben dem Entlieben. Je länger der letzte Konsum zurückliegt, desto mehr lassen die Entzugserscheinungen nach. Und der Entzug dauert vielleicht auch einfach länger, wenn man jahrelang abhängig war und regelmäßig konsumiert hat.
Aber mittlerweile ist es wirklich ok.
Den letzten echten emotionalen Rückfall hatte ich so im Mai darum, seitdem ist es irgendwie besser. Wehmut oder sowas wie Melancholie kommt manchmal auf und auch die Erkenntnis, das man dieses Leben (gemeinsame Kinder, eben alles teilen) nur einmal versuchen kann, jedenfalls bei so langjährigen Sachen.
Auch wenn ich eine neue 'Partnerin' (was ein doofes Wort) finden sollte, was ich mir inzwischen gut vorstellen kann, manchmal sogar wünsche, kann ich mit ihr diese Gemeinsamkeiten schlicht nicht mehr haben.
Wie ich weiter oben schon mal schrieb, zum ersten mal stört mich mein Alter. War mir vorher egal. Ich hatte alles und wollte mit der NF alt werden.
Mein Fazit:
Es geht mir meistens gut. Familiär ist es mit den Kindern natürlich nicht so schön, man sieht sich nicht mehr jeden Tag, es ist eben nicht mehr die selbstverständliche, intakte Familie. Aber auch denen geht es inzwischen ganz gut und sie haben sich arrangiert, glaube ich.
Die Gefühle von Zukunftsangst, tiefer, fast depressiver Traurigkeit, emotionale Zusammenbrüche, alles weg. Grenzen ihr Gegenüber ziehen fällt mir leichter, Gelaber und Provokationen kann ich viel gelassener hinnehmen oder mit Spitzen erwidern, wenn es mir damit besser geht (wobei zum Glück insgesamt auch hier Ruhe einkehrt).
Geblieben ist eine gelegentliche Melancholie (siehe oben) und wirklich auch Wut, oder eher dieses Sauer-Sein. Wut ist ja eher unkontrolliert und rasend, das ist es nicht.
Ich habe mir innerlich das Ziel gesetzt: Ich möchte ihr vergeben können. Nicht in dem Sinne, da hin zu laufen und ihr das zu sagen, sondern ganz egoistisch für mich selbst, für meinen inneren Frieden.
Da bin ich zugegeben noch weit von Weg. Aber wer weiß?
Und nun zu Euch: Ihr hier habt mir wahnsinnig geholfen. Ich weiß nicht, ob ich das zurückgeben kann. Ich versuche das schonmal durch den ein oder anderen Kommentar zurückzugeben, indem ich meine Erfahrungen eben auch teile.
Da meine Geschichte tatsächlich von ihren Eckdaten eine sehr spezielle ist und ich Angst habe, sie könnte identifzierbar sein, habe ich nie einen eigenen Thread eröffnet, sondern kann mich bei @acre nur für diesen hier bedanken.
Es ist erstaunlich, wie sehr einem andere, eigentlich wildfremde Menschen mit ihrem Leid helfen. Also natürlich nicht damit, dass sie leiden, das tut mir für jeden von Euch genauso Leid wie für mich selbst und jeden anderen in so einer Situation.
Aber es hilft wirklich, zu sehen, dass man nicht alleine ist, dass man nicht unnormal ist, dass es besser wird, auch wenn es dauert.
Und das ein oder andere nette Wort hilft auch. Also nochmal an alle: Danke!
Und nein: Ich bin jetzt nicht weg hier!