Zitat von Ellatraurig: So Kleinigkeiten, die mir wichtig waren, wurden von ihm abgetan, ich wurde so unsicher.
Mir hat das für mich wirklich zu denken gegeben. Ganz unabhängig von dem, was mir mein Mann gespiegelt hat, bin ich heute fast erschrocken, dass ich mein Leben so stark auf die Beziehung ausgerichtet habe. Es war mir tatsächlich nicht bewusst.
Zitat von KomischerVogel: Es ist, wie bei vielen anderen Sachen hier, schon erstaunlich, wie ähnlich sich die Fälle sind. Das läuft ja fast nach einem Schema ab.
Ja, das wundert mich auch komplett. In meinem Freundeskreis und dem meines Mannes (die sich kaum überschneiden) sind nur langjährige Paare, Trennung gab es ewig nicht mehr. Irgendwie hab ich vielleicht deswegen gedacht, wenn man es bis dahin geschafft hat, dann passt es halt doch. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, als ich mich hier registriert habe und bestimmt 5 Stunden nur gelesen habe. Ich konnte nicht glauben, dass das alles so häufig so vergleichbar passiert.
Zitat von KomischerVogel: Hast Du Deine Wohnung denn mal verändert? Also grundlegend? Erinnerungen an den Mann entsorgt bzw irgendwo eingelagert?
Jein, einerseits ja: Mein Mann hat eine neue Wohnung und ist mit allen Sachen ausgezogen. Bei den Möbeln sind wir gemeinsam durchs Haus gegangen und haben halbe halbe gemacht bzw. geschaut, wer will was. Das war unproblematisch - mir war das, ehrlich gesagt, auch ziemlich egal. Andererseits nein: Das Problem ist eher, dass wir in diesem Haus als Familie über 15 Jahre gelebt haben und z. B. viel renoviert - gemeinsam den Boden ausgesucht etc. etc. Es ist klein, aber für mich zu groß - gerade stehen 2 Zimmer leer. Das ganze Haus ist eine Erinnerung (und für mich zu teuer), deswegen denke ich jetzt, ich muss hier doch raus, trotz Umfeld und so. Ist beim heutigen Wohnungsmarkt allerdings auch Quark, wenn ich nicht aufs tiefe Land ziehen will .. für die Entscheidung brauche ich vielleicht noch Zeit.
Zitat von Surico: Er will keine Scheidung, will nicht ausgezahlt werden, will keine Möbel, will kein Trennungsgeld - super oder? So kann man doch ein super Gewissen haben.
Es klingt etwas bitter, wie Du schreibst, und ich verstehe das. Ich hab mich z. B. gefragt, warum mein Mann mir auch von der ersten langjährigen Affäre erzählen musste, die bei Trennung schon ein halbes Jahr zurücklag. Hätte er das z. B. einen Monat nach Start der Affäre gemacht, wäre das wichtig gewesen. Aber wo es schon eine zweite Frau gab? Ich glaube, es ging genau darum: mit reinem Gewissen neu starten. Hätte er sich echt verkneifen sollen, hat mir nur nochmal mehr weh getan.
Vielleicht ist das bei Deinem Mann auch so, kann schon sein. Ich würde versuchen, es trotzdem einfach gut zu finden, dass Ihr Euch nicht zusätzlich wegen Geld beharken müsst - egal, ob es ihm auch was nützt oder nicht. Dir erspart es ggf. weitere hässliche Momente. Ich finde bei uns gut, dass wir uns (bisher) nicht über Möbel oder Geld streiten mussten.
Zitat von Surico: Mich ärgert nur, dass ich die ganzen Formalitäten an der Backe habe, wenn ich die Scheidung einreiche - wo ich die Trennung niemals gewollt habe.
Bei uns ist Scheidung auch nicht geklärt. Ich hatte vorgeschlagen, quasi als vorläufigen Abschluss einen Versorgungsausgleich beim Notar zu machen und erstmal verheiratet zu bleiben (wegen Renten, Erben etc). Mein Mann meinte danach, wir könnten uns lieber direkt scheiden lassen. Mir ist Scheidung inzwischen eher egal, ich sehe auch Gutes daran. Aber ist genau das: Die Trennung, Finanzen, gemeinsame Kosten (Studium Kinder) - das hab alles ich gerechnet und organisiert. Wenn mein Mann sich scheiden lassen will - dann soll er's eben angehen. Das weiß er, ich bin gespannt. Ich glaube aber, wenn ich mir vorstelle, dass mein Mann irgendwann später Ansprüche an mich stellen könnte, fände ich das schwhierig. Da würde ich eher auf so eine notarielle Folgenvereinbarung bestehen, damit ich weiß, was bei einer Scheidung auf mich zukommt.
Ich hab übrigens gerade wieder mal einen Podcast zum Thema Loslassen gehört, da fiel mir ein alter Satz ein, den ich früher fürs ganze Leben wichtig fand - und jetzt passt er eigentlich auch zu meiner Situation:
Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Das heißt: Wenn ich meine Aufmerksamkeit die ganze Zeit auf meine Traurigkeit richte und mein Unverständnis und meine Wut - dann geht dort auch meine Energie rein. Ich merke das auch, hab für nix so richtig viel Energie, nur schubweise.
Wenn ich mich entscheide loszulassen - und ich glaube, es ist wirklich zuerst eine Entscheidung - dann habe ich mehr Energie zu schauen, was sonst (Gutes) in meinem Leben passiert.