Neustart 2023 - Ex, Next und Kinder

@Caecilia Nein, eigentlich ist es durch den Versuch des Neustartes so geworden. Und warum sollten sich die Gefühle während der Partnerschaft nicht so verändern können?
Als mein Ex mir damals gesagt hat, dass er mich nicht mehr liebt, war das für unvorstellbar. Er sagte damals, ich liebe dich nicht mehr, ich will nicht mehr mit dir kämpfen. Er wollte einfach seine Ruhe vor mir. Und jetzt kann ich dieses Gefühl emotional nachvollziehen.
Ich denke, dass das gemeinsame Leben, die Arbeit, die Familie usw usf. so lange so viel Raum einnimmt, dass man manchmal gar nicht weiß, dass einem das Gefühl verloren gegangen ist.

@Unterwegs2023 hat neulich geschrieben, sie hätten eigentlich vor 10 Jahren anfangen sollen, miteinander zu reden. Aber da hat man noch keine Bedrohung. Da ist alles noch irgendwie okay.

Zitat von DasWird:

Noch mal zu den Gefühlen, liebe : kann man die sich nicht auch zu einem gewissen Teil einreden? Man hat ja auch noch einen Willen und einen Vetstand, wir alle basteln uns unsere Wirklichkeit ja auch mehr oder weniger zurecht. Unser Denken bestimmt ja auch unser Fühlen.

Das ist ein bisschen die zentrale Frage, oder?
Abgesehen von der Liebe zu meinen Kinder ist Wut meine stärkste Emotion. Das schlägt manchmal ein und haut manchmal raus, dass es mir eigentlich peinlich ist.
Kann ich mittlerweile meine Wut lenken? Ja (musste ich der Kinder wegen lernen). Kann ich sie kontrollieren? Ganz schwierig. In manchen Situationen, aber das ist knochenharte Arbeit gewesen.

Du hast mal von der Anstrengung gesprochen, die dein Ex auf sich genommen haben muss, um in eurem Leben zu bleiben. Glaubst du er hat einen Weg zurück zu dir gesehen und ihn nicht genommen?

Könntest du dir jetzt einreden, ihn wieder zu lieben?

Wahrscheinlich kann man in die Liebe zurückfinden, aber in meiner Beziehung gab es dafür nicht das Handwerkszeug. Er hatte nicht die Offenheit und ich nicht die Geduld.

Und trotzdem weißt du ja dann, dass dir dieses Gefühl mal verlorengegangen ist. Diese Idee von großer Liebe und Einzigartigkeit ist dann weg. Vielleicht macht das die Beziehung dann sogar besser, vielleicht hält man dann aber auch so lange an etwas fest, was kaputt ist bis man Kaputt für normal hält.

Zitat von Heffalump:

ja exakt, wer würde mir frische Wäsche bringen, wen ich da länger läge - als Beispiel. Mich heim fahren, wenn wieder genesen, wer kümmerte sich ...

Da kann ich Euch trösten.
Das geht irgendwie.
Es gibt wundervolle Sanitäter, Pfleger und Krankenschwestern, Patientenfürsprecher, Rettungsdienst. Ärzte/Ärztinnen. Alles sehr soziale Mitmenschen mit Fürsorge und Kümmergenen.
Meinem Katzensitter habe ich immer eine WhatsApp geschickt im Notfall. Sie hatte einen Schlüssel und hat meine Katzen täglich versorgt, als ich in der Klinik lag.
Ich hatte 1 Quartal mit 3 Rettungsdienst Einsätzen und Not Klinikaufenthalten.
Mit dem Taxi zurück. Die Taxifahrer kennen mich jetzt persönlich. Mit Vornamen. Das schweisst zusammen.
Der Rettungsdienst packt 1 Notfalltasche zusammen mit einem. Idealerweise packt man sich so eine Sporttasche selbst für das Worst Case Szenario. Im Krankenhaus gibt es Nachthemden, das reicht völlig. Mir hat schon einmal eine liebe Mitpatientin ein Sleep Shirt geschenkt. Ihr EM brachte es mit. Da helfen alle zusammen und irgendwie geht es. Mich haben schon Rettungsdienste durch das Treppenhaus getragen, ich bin 3x über den Parkett gekrochen und gerobbt zum Telefon,... Ich bin noch da.

Zitat von acre:

@Caecilia Nein, eigentlich ist es durch den Versuch des Neustartes so geworden. Und warum sollten sich die Gefühle während der Partnerschaft nicht ...

Ah, O.K. - dann hatte ich das falsch verstanden bzw. es ist bei mir einfach anders - die meisten der Punkte, die Du auflistest, habe ich erst im Zusammenhang mit der Trennung so empfunden (und auch da nicht alles sofort). Wobei vielleicht Versuch des Neustarts bei Dir die gleiche Wirkung hatte wie bei mir die Trennung als solche.

@acre Bei meinem Ex war das irgendwie extrem, auf beide Seiten. Erst ein Leben lang Kopfmensch, das war auch sein Lieblingsspruch: alles ist Kopfsache. Er konnte oft nichts damit anfangen, wenn ich zu weich war mit den Kindern.

Und dann in seiner Krise und Klinikzeit - zack - nichts mehr mit rationell, es ging dann ausschliesslich nur noch um seine Gefühle. Gleichzeitig mit der Opferhaltung. Ich war dabei, als ihm ein Psychiater mal gesagt hat, man könne bei Entscheidungen aber schon auch noch den Kopf hinzuziehen...
Eine gesunde Mischung aus Kopf und Gefühl in früheren Zeiten hätte ihn sicherlich vor diesem Fiasko bewahrt.

Zitat von DasWird:

hätte ihn sicherlich vor diesem Fiasko bewahrt

Manche Fehler macht man erst, wenn die Lebensmitte naht

Zitat von Elfe11:

Da kann ich Euch trösten. Das geht irgendwie. Es gibt wundervolle Sanitäter, Pfleger und Krankenschwestern, Patientenfürsprecher, Rettungsdienst. ...

Im Notfall nimmt man die Handtasche, Brille, Handy und die Kleidung und Schuhe vom Vortag mit, die im Badezimmer liegen. Die Sanitäter suchen und packen das alles zusammen.

Trotzdem Elfe, das gruselt mich

Ich nehme meiner Exfrau nicht die Trennung an sich übel, sondern das drumherum ...Ja Liebe kann schwinden und ein bis der Tot uns scheidet wäre auch nicht der Richtige Weg. Wenn Gefühle Verblassen und man nicht von heute auf morgen aufgibt aber mitbekommt das diese nicht mehr Hergestellt werden können, ja dann sollte man sich Trennen.

Aber viele von uns wurden ja vor vollendete Tatsachen gestellt ohne überhaupt wirklich mitbekommen zu haben wie im Argen die Augenscheinlich gute Ehe schon ist. Gerade ein Warmwechsel oder das offenbaren einer längeren Affäre ist das was einem dem Boden untern den Füßen wegzieht, da man unweigerlich mitbekommt, das der Mensch dem man am meisten Vertraut hat einen ohne mit der Wimper zu zucken anlügen konnte und das bisherige Leben inkl. Kids auf einmal völlig nebensächlich sind.

Zitat von Elfe11:

Da kann ich Euch trösten.
Das geht irgendwie.
Es gibt wundervolle Sanitäter, Pfleger und Krankenschwestern, Patientenfürsprecher, Rettungsdienst. Ärzte/Ärztinnen. Alles sehr soziale Mitmenschen mit Fürsorge und Kümmergenen.

Naja eher Irgendwie , es freut mich das du so positive Erlebnisse hattest , aber wenn ich auf meine bisherigen Erfahrungen zurück schaue, sind oder waren dies eher seltene Ausnahmen.

Zitat von Amorelius:

sind oder waren dies eher seltene Ausnahmen.

Jeder wächst in seinem Tempo, und ich glaube fest, das auch Elfe noch wachsen kann

Zitat von Heffalump:

Trotzdem Elfe, das gruselt mich

Das ist es ja auch. In dem Moment. Dann übernimmt ein Helfer Team das Ruder! Und man muss vertrauen und mitmachen und kommunizieren, wo möglich. Ich habe auf jeden Fall immer sofort größere Dosen an Schmerz- und Beruhigungsmitteln bekommen, die mich ausgenockt haben. Einmal 3 verschiedene in einer Infusion am Boden am Eingang von der Notärztin gelegt, darunter eines der stärksten Opiate. Dann wird man wie in Watte gepackt, gehoben und getragen und muss Vertrauen haben. Nur so geht das! Und nein, ich bin nicht Naivchen, ich musste all diese Ereignisse mit meiner Therapeutin besprechen und verarbeiten, so Horror war das für mich. Sie hat mich liebevoll unterstützt und mir guten Rat gegeben. Jetzt sitze ich am Balkon und esse Spätzle.

Zitat von DasWird:

Eine gesunde Mischung aus Kopf und Gefühl in früheren Zeiten hätte ihn sicherlich vor diesem Fiasko bewahrt.

Das kann ich vorbehaltlos unterschreiben.

Ich stimme dir zu, dass wir als erwachsene denkende Menschen unseren Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert sind. Ähnlich wie du habe meinen Ex auch als sehr kopflos, aber hoch emotional erlebt. Das Verhältnis Kopf zu Gefühlen war vollkommen außer Kraft gesetzt.

Ich denke mir nur, dass ich keine Kopfbeziehung will. Ich will die Gefühle. Wie lange hätte ich darauf warten wollen?

Zitat von DasWird:

wie kann man überhaupt nur schon an so etwas denken. Man würde ja auch niemals in Betracht ziehen, sich von seinen Kindern zu trennen, nur weil man vielleicht nicht mehr so viel Gefühle für sie hat.
Für mich war diese Familie ein unzerstörbares Gefäss, das über irgendwelchen Gefühlen stand.

Zitat von acre:

weil ich trotz allem Ex noch mag und ihn aktiv an unserem Leben beteilige.

Das ist wieder so ein interessanter Punkt, wo ich komplett anders fühle.

Zitat von Caecilia:

aus meiner Haftpflichtversicherung, meinen Abos

Versicherungen haben wir direkt getrennt, obwohl das noch nicht nötig gewesen wäre. In meinem Family-Account (Musik) ist er noch drin. Ich scheue das Statement, ihn rauszuwerfen. Diverse Passwörter, die aus Familieninfos/Kürzeln wild gemixt waren, habe ich alle geändert.

Zitat von Heffalump:

Was, wenn ich ins KKH muss, oder schlimmer.

Ich umarm dich auch virtuell, wenn's ok ist, und fand @Elfe11 s Antwort super. Denke auch, das fügt sich. Für mich hatte ich einen anderen Gedanken, vergleiche das mit Fliegen: Im Flugzeug ist klar, dass ich nichts beeinflussen kann und keine Kontrolle habe. Und genau das macht, dass ich keine Angst habe.

Ähnlich sehe ich es für Situationen als Single wie Unfällen, ungeplante KH-Aufenthalte etc: Gibt viel, was ich vorbereiten kann, manches eben nicht - und dann ist das so. Entspannt mich also eher, der Gedanke. Bisschen kölsches Grundgesetz: Et kütt, wie et kütt. Und: Et hätt noch immer jotjejange .... (Dich würd ich aber auch ins KH bringen oder besuchen, wenn du magst .)

Zitat von Heffalump:

Trotzdem Elfe, das gruselt mich

Hilfe bei den praktischen Sachen durch Fremde würde ich gar nicht schlimm finden - im Gegenteil, bei so etwas wie pflegerischen Tätigkeiten wäre mir das sogar lieber.
Aber keiner dieser Menschen würde emotional wirklich Anteil nehmen, weil ich ihm oder ihr wichtig bin.
Keiner würde bangen und hoffen, ob ich jetzt wieder gesund werden. Keiner wäre emotionally involved.
Das ist das eigentlich Schlimme.

Zitat von Elfe11:

Da kann ich Euch trösten. Das geht irgendwie. Es gibt wundervolle Sanitäter, Pfleger und Krankenschwestern, Patientenfürsprecher, Rettungsdienst. ...

Puh, Elfe, ob mich sowas aufmuntert? Ich weiß nicht…

@Elfe11 Liebe Elfe11……ich denke gerade an Dich…..Du bist hier nicht alleine! Wir, die Foris sind da!