Guten Morgen,
Ich bin ziemlich traurig und auch sauer über mich, über alles. Ich muss daher einfach mal neutral niederschreiben, was in mir vorgeht.
Ich habe vor etwa einem Jahr meinen Freund kennen gelernt. Wir haben uns über eine Hochzeit zufällig kennengelernt, leider wohnen wir nicht direkt bei einander, verliebten uns aber trotzdem sehr ineinander. Anfangs fuhren wir abwechselnd übers Wochenende zum jeweils anderen. Er ist deutlich freier in seiner Zeiteinteilung, er ist selbständig, ich bin hier fest verwurzelt. Seine Kunden jedoch wohnen alle in seiner Region, er kann dort nicht ohne weiteres weg.
Wir einigten uns auf eine Fernbeziehung. Er ist ein toller Mann, super durch trainiert. Ich weiß eigentlich nicht, wieso er sich in mich verliebt hat, er hat wirklich viele Angebote und das merke ich auch, ich bin sehr sehr eifersüchtig. Er sieht toll aus, steht im Leben und ist intelligent.
Nachdem wir knapp einen Monat zusammen waren, merkte ich, dass er eigentlich überhaupt nicht in mein Umfeld passt, ich jobbe, habe zwei Jobs, stehe leider nicht so fest im Leben und bin auch etwas anders aufgestellt, finanziell immer knapp, meine Freunde sind Halodris, viele haben keinen Job oder sind Chaoten. Ich habe mich wirklich schwer getan, ihm meine Freunde vorzustellen. Hinzu kam, dass mein bester Freund mal meine Affäre war und ich weiß, dass mein jetziger Freund das nicht gut finden würde. Also habe ich ihn nie auf Feiern, Veranstaltungen etc mit genommen, weil ich keine Lust hatte, dass er mein Umfeld so kennenlernt und es ihn abschreckt. Heute weiß ich, dass das ein Fehler war, da er sehr vorurteilsfrei ist. Aber ich denke trotzdem, dass meine Freunde ihn für merkwürdig halten würde, er lebt eben in einer ganz anderen Liga, fährt einen Sportwagen, verdient viel Geld, steht im Leben, er würde in seinem Umfeld vermutlich nie mit jemandem wie mir oder meinen Freunden in Kontakt kommen.
Diese Hintergrundinfos sind wichtig, um alles weitere zu verstehen. Der Eklat kam dann letztes Jahr im März als ich mich zurück zog, ich musste viel arbeiten, wir sahen uns einmal im Monat, er beschwerte sich oft, es sei ihm zu wenig und dass er mich vermissen würde. Ich war überwältigt von meiner Skepsis, ob das alles passt. Hinzu kam, dass ich meinen Job wechseln musste und einen weiteren dazu nehmen musste um über die Runden zu kommen, ich musste ständig arbeiten und auch wollte ich meine Freunde nicht vernachlässigen, leider habe ich den Fehler gemacht, dass ich wenn ich die Wahl hatte mit Freunden am Wochenende zu feiern, das vorzog als zu ihm zu fahren. Es war eben lustig, bequem und billiger. So kam es, dass er sich von mir trennte nach knapp drei Monaten Beziehung. Er sagte klar, dass er das als Zeitverschwendung für sich halte. Ich hatte fast jedes Wochenende keine Zeit, Feierte viel mit Freunden oder war mit meinen Hunden unterwegs auf Ausstellungen. Irgendwas war immer, ich hatte kaum Zeit und wenn ich sie hatte, dann besuchte ich lieber Freunde, die um die Ecke wohnen, als 2 Stunden zu ihm zu fahren.
Zu Anfang hab ich ihn zwar sehr vermisst, aber der Verstand sagte mir, dass er nicht in mein Umfeld passt. Je länger es dauerte, desto intensiver wusste ich, dass ich einen so tollen Kerl wohl nie wieder finden würde. Streit oder echte Probleme hatten wir nie.
Wir hatten per Whatsapp viel Kontakt, sahen uns sechs Monate garnicht. Ich lernte zwischenzeitlich andere Männer kennen, aber dachte nur an ihn. Wie es bei ihm war, weiß ich nicht, aber ich denke er hängt auch noch sehr an mir. Er schickte mir Briefe, da das persönlicher sei als Whatsapp. Ich hatte noch nie einen Mann, der sich so um mich bemühte.
Nach nun fast einem Jahr hatte ich solche Sehnsucht dass ich ihn zum Gespräch einlud, er fuhr die zwei Autostunden zu mir und wir sprachen fast sechs Stunden. Ich merkte, dass er extrem reserviert war. Es kam auch nur zum Kuss. Mehr nicht. Er beklagte, dass er das ganze schon abgehakt habe und nur eine Chance sehen würde, wenn wir uns wieder regelmäßig treffen. Ich machte deutlich, dass das für mich zeitlich sehr schwer wird. Er wiederum gab an, dass er sich monatelang für mich die Wochenenden frei gehalten habe, dazu sei er aber auch nicht mehr bereit - ich konnte das verstehen.
Er hatte zwischenzeitlich unheimlich viele neue Freunde kennengelernt, auch Frauen. Das macht mich wahnsinnig.
Als ich letzten Donnerstag am Feiertag anrief und spontan kommen wollte, hatte er keine Zeit, er sei verabredet. Er beschwerte sich auch, dass er nicht mein Kasper sei, der eben mal nach knapp einem Jahr Beziehungsaus springen würde und alles stehen lasse, er sei mittlerweile am Wochenende auch oft verabredet und messe uns keine höchste Priorität mehr zu.
Andererseits hatte er in unserer Aussprache einen Neuanfang ebenso gewollt wie ich, lässt mich aber jetzt an allen Ecken und Enden spüren, dass ich bei ihm keine Priorität mehr habe.
Gestern rief ich an und wollte abends kommen, er hatte wieder keine Zeit, meinte er treffe sich mit Freunden, das sei ihm nun zu spontan und auch über den Sonntag hat er bereits eine Verabredung.
Nun frage ich mich, ob er mir einen Spiegel vorhält oder wieso er zwar davon spricht, dass er mich wieder haben will, aber klar sagt, er sei nicht mehr bereit, auf Kommando oder spontan für mich bereit zu stehen. Ich verstehe diesen Widerspruch nicht.
Wie soll ich an ihn herankommen, wenn er sagt, er hat ebenso viel um die Ohren wie ich vor einem jahr.
29.06.2014 10:41 •
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