Hallo liebe Leser und sich Gedankenmachende um das Thema Trennung, Beziehungskrisen, Neusortieren, Neu verlieben, neu entlieben und den ganzen Schweif, den diese wichtige Lebenshinsicht so mit sich bringt.
Es fühlt sich fast schon nostalgisch an, hier wieder zu schreiben und ein neues Thema aufzumachen. Eigentlich dachte ich auch, das wäre vorbei, mit dieser Phase meines Lebens hätte ich abgeschlossen - und doch finde ich mich zu meiner eigenen Überraschung hier wieder mit einem neuen Thema für mich, über die wir reden sollten. Vielleicht ist es ja auch in Zeiten der Pandamie nicht das schlechteste Medium hier, vielleicht hat der eine oder die andere auch ein bisschen mehr Zeit, um sich hier vernünftig im Austausch einzulassen.
Und ich bin auch neugierig und ich freue mich, das ein oder andere bekannte virtuelle Gesicht wiederzusehen. Die wenigsten habe ich ja persönlich kennengelernt.
Ja, was ist passiert. Ich muss tatsächlich wieder eine Trennung verarbeiten. Sicherlich merkt ihr an meinem Ton, es ist eine andere Geschichte, als die Trennung von meiner Frau von eineinhalb Jahren, nach einer langen, oft glücklichen Ehe, deren Auswirkungen ich immer noch nicht ganz verarbeitet habe und auch in immer wieder mehr oder weniger starker Form als Päckchen mein Leben lang mit mir herumtragen werde. Es zieht mir nicht den Boden unter den Füßen weg, mein Leben geht weiter, obwohl die Trennung erst 48 Stunden zurückliegt, und diesmal ich derjenige war, der sich getrennt hat, auf eine Art, wie ich das noch nie gemacht habe, per mail und deutlich und klar und mit der Bitte, auf jegliche Form der weiteren Kontaktaufnahme ab sofort zu verzichten! Und das, obwohl ich diesem Menschen, dieser Frau, gar nicht böse bin, sie ist ein lieber Mensch, aber es hat leider nicht gepasst und ich musste das aus Selbstschutz so tun.
Was ist passiert? Ich war mit dieser Frau seit Mai letzten Jahres zusammen, alles schien gut zu passen. Zufällig gefunden, ich seit über einem Jahr getrennt, sie seit vier Jahren geschieden, seit über sieben Jahren getrennt lebend, mit zwei erwachsenen sehr netten Kindern, sehr erfolgreich in ihrem Beruf als Lehrerin, wir hatten viele gemeinsame Interessen und intensiven Gesprächszugang über Kunst, Literatur, Musik, all das, was mich auch interessiert, haben viel über unsere gescheiterten Beziehungen reden können und wurden bald ein Paar - da wir allerdings in getrennten Lebensfelder wohnten und beide nicht mehr ganz jung sind, war ein Zusammenziehen - wenigstens auf absehbare Zeit - kein Thema, wir haben uns zwei bis dreimal die Woche gesehen, waren zwei mal in kürzeren Urlauben zusammen weg, das lief alles gut - und dennoch ist da zuletzt etwas so eskaliert, dass es nicht mehr weiterging.
Wir wurden beide sehr arg strapaziert von engen Familienmitgliedern, denen es psychisch nicht gut ging, die unsere Hilfe brauchten, versuchten uns zu stützen, aber haben uns beide als Paar dabei aus den Augen verloren, eins kam zum anderen, und Auslöser war: Sie hat letztlich das Ende ihrer Ehe überhaupt nicht verarbeitet, weniger als ich, sie ist ihrem Ex-Mann ausgewichen, wo sie nur kann, um sich zu schützen, und zuletzt ergab es sich, dass die beiden wieder etwas engeren Kontakt haben mussten wegen einer Sache ,die ihre Kinder betraf. Und da kam bei ihr alles hoch, er war ein charismatischer Typ aber eben auch der klassische bad boy, der viele Affären gehabt hatte und sie wegen einer anderen Frau in einer für sie sehr kritischen gesundheitlichen Lebenssituation verlassen hatte. Trotzdem ist sie bis heute noch davon überzeugt, dass er der ideale Partner für sie gewesen war und sie immer noch mehr als alles auf der Welt will, dass er zu ihr zurückkommt. Das hat sie ihm sogar geschrieben - und er hat ihr geantwortet, dass er gerne wieder losen freundschaftlichen Kontakt zu ihr möchte, darüberhinaus aber seine jetzige Frau sehr liebe, er damit schon lange abgeschlossen habe und es sehr schade findet, dass sie offenbar immer noch an der Vergangenheit festhalte.
Deutliche Worte - und dass sie an all dem noch leidet, damit könnte ich ja noch umgehen, aber nicht damit, dass es in den letzten Tagen für sie kein anderes Thema mehr gab, sie mir stundenlang am Telefon davon erzählt hat, kein Gespräch, ich kam gar nicht dazwischen, das wurde nur weggewischt. Aber das Maß voll war, als sie mir dann eine Mail geschickt hat, dass ich immer nur zweite Wahl sei für sie (wir hatten uns vor Monaten mal scherzhaft als zweite Wahl bezeichnet, weil wir natürlich nie mehr so eine lange Ehe, Familie mit Kinder erleben würden), sie sich ihn zurückwünsche und nicht weiß, ob sie das jemals für mich empfinden könne. Sie liebe ihn immer noch und könne unserer Beziehung eine Chance geben, aber sie weiß nicht, ob sie das mit mir erleben könne. Sie könne sich auch vorstellen, dass ich unter diesen Bedingungen keine Partnerschaft mit ihr wolle und würde das akzeptieren, obwohl es sie traurig mache, weil sie die Zeit mit mir - meistens - genossen habe. Ich könne sie auch dann und dann am Telefon erreichen.
Und diese mail bekam ich am frühen Morgen, als sie am Abend davor mitten in einem einzigen Satz von mir, dem einzigen mit Aussage, den ich nach einer Stunde von ihr gesagt habe, als sie einfach den Hörer aufgelegt habe. Diese mail dann am frühen Morgen, obwohl sie wusste, dass ich selbst einen ganz wichtigen Termin in der Frühe hatte und einen klaren Kopf brauchte.
Ich war sehr wütend, habe aber gewartet, bis sich die Wut gelegt hat und dann so freundlich wie möglich aber auch deutlich geschrieben, das es von meiner Seite aus damit keinen Sinn mehr habe und ich aber auch keinen Schlamassel mehr ertragen könne, (was ich insofern aus dem unendlich langen Trennungsprozess mit meiner Frau gelernt habe) und ab sofort keinen Kontakt mehr wünsche. Ich schrieb, dass sie mich nicht mehr anrufen soll, ich würde nicht rangehen und nicht mehr schreiben soll, ich würde nicht mehr antworten. Ich schicke ihr gleich ein Paket mit ein paar Sachen zu, dann war es das. Sie scheint sich wirklich daran zu halten, und es ist sehr gut möglich, dass wir uns tatsächlich nie mehr wiedersehen, hören, lesen. .
Es war die richtige Entscheidung, aber dennoch ist da viel Trauer. Wir haben schöne Zeiten erlebt, zusammen gelacht, sie war ein wichtiger Mensch in meinem Leben, der wichtigste in den letzten 10 Monaten, und ich hatte tatsächlich das Gefühl, das wird was. .
Und jetzt bin ich wieder auf mich selbst ganz und gar zurückgeworfen, von einem Tag auf den anderen, und weiß nicht, wie ich meine privaten Schwerpunkte in meinem künftigen Leben weiter setze.
Wieder ein Abschied, wieder alles neu. Wieder Wehmut. Ich weiß natürlich, wie ich damit umgehe, mache meinen Sport, rede mit Freunden, mache Musik, schreibe viel, freue mich, dass mein erwachsener Sohn bei mir ist.
Aber das Thema Beziehung ist jetzt für mich auch erstmal durch. Ich habe nach der Trennung von meiner Frau nach einem halben Jahr viel gesucht, mich mit vielen Frauen getroffen und tatsächlich geglaubt, eine neuer Partnerin gefunden zu haben, aber offenbar sind wir beide zu sehr gebrannte Kinder jeder auf seine eigene Art und haben auch zu ideale Vorstellungen.
Wir können offenbar keine Verletzungen mehr ertragen. Das haben wir gemeinsam und das macht uns zur Zeit und mich vielleicht mindestens für lange unfähig für wirkliche Beziehungen.
Es ist noch früh, aber ich denke, Freundschaften mit gewissen Vorzügen, das ist das einzige, was mir in meine Horizont irgendwann wieder möglich scheint. Ich brauche mittlerweile mehr denn je die Ruhe und Sicherheit und den Rüchzugsortes meines eigenen Zuhauses, für ein ganz sich Einlassen und das Leben völlig teilen, auch mit Treueversprechen, das hat nachwirkend die Beziehung zu meiner Frau bzw. deren Ende auf Dauer zerstört, ganz offenbar.
Und
13.03.2020 11:39 •
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