Hallo liebes Forum,
nachdem ich lange still mitgelesen habe, wende ich mich nun auch an euch, da ich mich zur Zeit so hilflos fühle.
Mein Freund (35) hat mich (30) vor 4 Monaten nach langem hin und her verlassen. Die Beziehung lief schon länger nicht mehr harmonisch. Wir haben viel gestritten, häufig aufgrund meiner Unsicherheiten. Diese Unsicherheiten hatte ich, da ich schon länger gespürt habe, dass irgendetwas nicht stimmt.
Zu unserer Geschichte: Wir kommen aus unterschiedlichen Ländern und haben uns 2018 während meines Erasmus-Aufenthalts kennengelernt. Während es für ihn zunächst etwas lockeres war, habe ich mich Hals über Kopf verliebt. Ich habe so ein starkes Gefühl vorher noch nicht erlebt, daher war ich etwas überfordert und habe ihm vielleicht auch nicht genügend Zeit und Raum gegeben.
Nach dem Auslandsstudium bin ich zurück nach Deutschland und es war eine sehr schöne Zeit - wir haben uns sehr oft besucht und unsere Beziehung wurde immer vertrauter, wir haben unsere jeweiligen Familien und Freunde kennengelernt. Wir sind sehr unterschiedlich aufgewachsen - ich sehr familiär mit vielen Geschwistern, in seiner Familie gibt es sehr viel Streit, daher hat er sehr viel Zeit mit Freunden verbracht. Mich hat das nicht gestört. Im Gegenteil, unsere Unterschiedlichkeit hat sich meiner Meinung nach sehr gut ergänzt. Ihm war die intensive Famlienzeit bei mir zu viel. Das fand ich zwar schade, aber irgendwie auch verständlich.
Wir haben beide unser Studium 2020 abgeschlossen und sind zusammen in eine andere Stadt in seinem Land gezogen, wo wir beide einen Job gefunden haben. Von da an ging es bergab. Wir hatten zwar viel Spaß (wir sind sehr unternehmungslustig, er etwas mehr, ich bin eher der ruhige Typ), aber es gab sehr viel Streit über die großen und kleinen Dinge des Lebens. Ich hatte oft das Gefühl, dass er sehr festgefahren in seinen Vorstellungen war und ich auch mit guten Argumenten nicht gegen ihn ankam. Tipps oder Vorschläge von mir hat er selten angenommen. Zudem hat er sich sofort einen Freundeskreis aufgebaut. Ich hatte etwas Schwierigkeiten aufgrund der anderen Sprache und Kultur, habe aber auch schon ein paar Kontakte geknüpft. Wir haben uns immer wieder versöhnt über alles intensiv gesprochen und wollten nächstes Jahr eine Familie gründen.
Nun ist es vorbei, wir leben wieder je in einer WG. Wir haben bis auf wenige organisatorische Fragen keinen Kontakt. Tief in mir weiß ich, dass er nicht der richtige ist und dass meine Anstrengungen, ein anderer Mensch zu sein, der mehr in sein Schema passt, sehr ungesund waren. Trotzdem vermisse ich ihn sehr stark und weiß, dass ich Abstand brauche, um irgendwann über ihn hinwegzukommen. Da ich aber nicht sofort zurück nach Deutschland ‚abhauen‘ wollte, bin ich noch hier geblieben. Auch, um diese Stadt vielleicht in schöner Erinnerung behalten zu können.
Nun zu meiner Frage: Ich habe das Tanzen für mich entdeckt, leider befindet sich die Tanzschule direkt gegenüber seines Hauses. Nachdem ich gestern dort war, ging es mir sehr schlecht, obwohl mir das Tanzen sehr viel Spaß gemacht hat. Die Angst, ihn zu sehen, hat mir fast das Herz stehen stehen lassen. Was soll ich bloß tun? Mich der Angst stellen, oder mir ein anderes Hobby suchen?
Entschuldigt bitte für den langen Text…garnicht so einfach, 5 Jahre kurz zu fassen.
26.09.2023 18:22 •
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