Hi Lou,
ich habe mir das alles mal durchgelesen. Was Du mitmachen musstest und die Auswirkungen die Du auch jetzt noch spürst müssen sehr scherzhaft sein, fühl Dich gedrückt.
Meine Frau hat im September gesagt, es geht so nicht mehr wir brauchen eine räumliche Trennung. Und wenn eine Frau das sagt, mit allem was da dranhängt, dann ist das schon ziemlich sicher. Ich Trottel habe dann natürlich versucht das aufzuhalten. Im Dezember dann der Auszug. In den drei Monaten habe ich mich komplett zum Affen machen lassen. Sie ist ganz furchtbar mit mir umgegangen. Ich kam mir vor wie ein Hund den man schlägt und der dann doch wieder angekrochen kommt. Ich hatte überhaupt keine Eier mehr. Einen Selbstwert gab es nicht. Wenn ich daran denke, wird mir heute noch schlecht.
Wir haben es dann noch über ein halbes Jahr probiert, aber das Nähe Distanzproblem ließ sich einfach nicht lösen. Sie brauchte mehr Distanz, ich mehr Nähe. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Ich hätte ihr die Distanz sofort geben sollen, und zwar vollumfänglich. Dann wäre es vielleicht anders gekommen. So haben wir uns die ganze Zeit immer wieder aufgerieben. Vor 4 Wochen kam sie dann an und hat die Beziehung beendet. Ich habe das auch verstanden, so macht das einfach keinen Sinn.
Aber was habe ich in der ganzen Zeit für mich mitgenommen, und hier kannst Du Dir für Dich vielleicht auch ein paar Gedanken machen.
Schon als sie im Dezember ausgezogen ist, habe ich direkt gemerkt, ich schaffe das nicht alleine. Habe dann ganz schnell eine Psychologin aufgesucht, die mir seitdem ganz gut geholfen hat.
Zeitgleich habe ich ein Coaching für Persönlichkeitsentwicklung gestartet, online. Der Typ der das macht, ist der Rockstar im Onlinecoaching. Er ist Psychologe und kommt aus der Paartherapie. Man ist da in einer Gruppe. Und 80% der Teilnehmer, sind kurz vor einer Trennung, in einer Trennung, oder verarbeiten eine Trennung. Ich habe so viel von den anderen Teilnehmern lernen können, da es meistens um Beziehung geht.
Meine Erkenntnisse die ich gesammelt habe sind folgende. So wie ich bin, bin ich schon ok. Aber ich habe Prägungen aus meiner Kindheit, lege Verhaltensmuster an den Tag, die nichts in einer Beziehung verloren haben, egal in welcher Art von Beziehung (Freunde, Verwandte, Eltern etc.). Es geht um das Schattenkind, das innere Kind in mir. Also wenn ich trotzig, unsicher, mich nicht geliebt fühle, Angst habe verlassen zu werden, mich wertlos fühle, dann bin das nicht ich, der Erwachsene. Das ist der kleine Feuerball, der zu mir spricht. Es müssen in meiner Kindheit Ereignisse stattgefunden haben, die mich so geprägt haben. Ein Kind kann das aber geistig gar nicht erfassen was da gerade passiert. Die Psyche ist dafür verantwortlich das wir überleben. Also entwickelt das Kind Strategien um zu überleben. Es entwickelt Verhaltensweisen die dazu führen, dass es wenn möglich keine Situation mehr gibt welches die negativen Gefühle hervorrufen, dadurch entstehen die Prägungen. Meine Aufgabe ist es jetzt meine Prägungen in den Griff zu bekommen. Ganz los wird man die nie, aber von 100% Prägung auf 20% zu kommen ist schon was, damit lässt es sich leichter leben. Man muss zurück in die Vergangenheit überlegen was war da los. Dann nochmals die Situation erleben. Man betrachtet die Situation von Außen, Du siehst Dich als kleines Kind, ABER Du bist auch da als Dein erwachsenes ICH. Und Dein Erwachsenes ICH, kommt dann dazu und klärt mal die Situation für Dein kindliches Ich. Was hätte das kleine Kind in der Situation gebraucht, das Kind hat keine Schuld. Das nennt man Entmachtung. Die Psyche kann nicht unterscheiden zwischen Realität und Vorstellung. Einige meiner Prägungen habe ich schon viel besser im Griff, bei anderen fällt es mir aber schwerer, da muss ich noch viel arbeiten. Das ist gar nicht so einfach und es tut weh wenn man sich mit sich selbst beschäftigt. Glaubenssatzarbeit und vieles mehr gehört auch dazu.
Gleichzeitig ist das aber auch ein riesen Geschenk. Mal stehen bleiben, mitten im Feuer, überlegen was passiert gerade mit mir. Das Leben will mir etwas sagen, hier läuft was falsch.
Ich habe immer geglaubt bei mir ist alles ok, ist es nicht! Ich hole mir die Bestätigung von außen, damit ich mich vollkommen fühle, es mir gut geht. Was ist wenn ich das auch in meiner Parterschaft gemacht habe? Dann habe ich vielleicht gar nicht die Partnerin geliebt, sondern nur ihre Aufmerksamkeit. Das muss ich herausfinden. Ich muss mein inneres Kind heilen, sonst werde ich das nie los. Bis dahin macht ein Revival, oder eine neue Beziehung keinen Sinn.
Ich bin sehr dankbar, dass ich nun weiß was zu tun ist, auch wenn es mir sehr schwer fällt. Aber ich kann, wenn ich da durch bin mein eigenes Leben leben. Manchmal frage ich mich habe ich überhaupt schon mal mein eigenes Leben geführt, oder habe ich immer versucht es allen recht zu machen, damit ich mich akzeptiert oder geliebt fühle.
Man könnte mir den perfekten Partner auf den Bauch binden, ich wäre aber dazu nicht bereit. Klar wäre es toll, doch dann würde ich mich nicht entwickeln, sondern in die Vermeidung gehen, passt ja wieder alles. Und irgendwann würde ich wieder am gleichen Punkt stehen.
Zu Dir
Keine Ahnung warum manche Menschen (Männer) sich von einer Beziehung in die nächste stürzen. In jungen Jahren, ok, aber im Alter sollte man sich schon mehr Gedanken machen. Das führt zu gar nichts. Vielleicht beruhigt es ein bisschen, aber Aussicht auf Erfolg hat das meiner Meinung nicht.
Jeder Mensch sollte sich danach erst einmal selbstreflektieren und überlegen, was waren meine Anteile. Und diese sollte man dann genau anschauen, wo kommen die her, und wie kann ich das in Zukunft besser machen.
Du sagtest ja, Du bist in einem harmonischen Elternhaus aufgewachsen. Es gab zwar oft Streit, aber mehr nicht. Das reicht schon völlig aus, dass Du dadurch geprägt wurdest.
Ich bin der Meinung, dass eine Trennung vom Partner schon weh tun kann, aber wenn es zu schmerzhaft ist, und es zu lange dauert, dann stimmt was mit einem selbst nicht. Und vor allem wenn der Partner der sich getrennt hat mit einem machen kann was er will und man dennoch die Fehler bei sich selbst sucht. Ich habe das ja selbst durchgemacht und mich oft gefragt, warum mache ich das mit, das kann nicht normal sein. Warum meldet sich meine Selbstachtung nicht, wo ist mein Selbstwert geblieben?
Ich habe jetzt ziemlich viel geschrieben und könnte noch so viel mehr schreiben, hoffe ich habe Dich nicht erschlagen damit. Sind eben die Erfahrungen die ich gemacht habe.
Grüße,
FB
28.07.2024 11:23 •
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