Ach Lou,
Irgendwie ist da ja schon immer mal wieder auch sehr der Wurm drin. Erst noch mit der Frau zusammen gewohnt, dann keine Scheidung eingereicht, dann irgendein mehr oder weniger verstaubtes Online-Profil und jetzt das Verstecken oder um genau zu sein, das erst Kennenlernen und dann verstecken, weil die Ex Stress macht.
Ich kann schon gut verstehen, daß Dein Herz an ihm hängt und solche Konstellationen sind natürlich nicht ganz einfach. Und vielleicht bin ich auch ein wenig naiv und nicht ganz uneigennützig , aber ich glaube schon, daß es trotz der etwas schwierigen Ausgangslage grundsätzlich gelingen kann, eine Beziehung zu führen.
Was ich aber schwierig finde, mir scheint, daß ihr beide da zusätzlich Hürden aufbaut, die es in so einer Situation echt nicht braucht.
Zitat von Lou33: Ich finde es auch nicht richtig, dass die Kids alles befehligen können.
So wissen sie gleich wie sie alles durchsetzen können.
Ich denke, es ist einfach die Traurigkeit und Sehnsucht die Kids wieder bei sich zu haben. Was völlig verständlich ist.
Ich habe noch mal nachgeschaut und vielleicht habe ich es dennoch überlesen, aber in welchem Alter sind die Kinder denn?
Wichtig ist auch, sich immer wieder klar zu machen, daß es für beide Elternteile eine Weile braucht sich in ihre neuen Rollen rein zu finden und gerade die Rolle des Teilzeitelternteils braucht Zeit. Fängt dann der eine oder andere Teil an, an den Kids herumzuziehen, den anderen Teil bewusst auszuschließen, dann ist das super schwer zu ertragen. Die Eltern-Kind-Bindung ist eine der stärksten die Mutter Natur so vorgesehen hat, geschiedene Eltern wissen, daß auch wenn alles super läuft, man dennoch oft genug die Kids vermisst, wenn sie gerade regulär beim anderen sind, wenn es dann da zu zusätzlichen Unstimmigkeiten kommt, dann findet da emotional erst mal nicht viel anderes statt.
Dein Freund hat sich ja von Anfang an, als nicht so wahnsinnig konfliktfähig erwiesen, ich erinnere an das Schluß machen nach der Entdeckung des OD-Profils, das bedeutet auch, daß er sicher wirklich überhaupt nicht gut mit den verschiedenen Aspekten und Ebenen zwischen Kids, Nochfrau, neuer Partnerin etc umgehen kann. Ich würde auch annehmen, daß er da auch noch sehr unklar ist, in dem, was er denn möchte.
Zitat von Lou33: Aber durch diesen ganzen Stress etc. im Hintergrund gehen meine Sorgen auch unter. Er weiß, dass ich mich zur Zeit ausradiert fühle , er sieht nur im Moment keine andere Lösung. Und mir kann man es leider ansehen, wenn mich was bedrückt und ich traurig bin.
Ehrliches Feedback? Du bist Teil des Problems, weil Du einen Wettbewerb um seine emotionale Verfügbarkeit aufmachst. Wieso genau gehen denn Deine Sorgen unter und was genau sind denn da Deine Erwartungshaltungen an ihn? Sind deine Sorgen denn auch so riesig?
Es klingt alles ein bissl so, als würdest Du das Gefühl haben, ihm sehr entgegen zu kommen und dann in Deiner daran geknüpften Erwartungshaltung, er müsse das dann auch bei Dir tun, enttäuscht werden.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube nicht, daß das so funktioniert. Bitte verstehe das richtig, aber meinem Empfinden nach ringst Du seit Beginn des Threads um Milestones. Das Kleid, was zu lange hängt; die Scheidung, die endlich eingereicht werden müsste; die Kinder, die zumindest sehen sollen, daß es Dich gibt. Und wenn das dann nicht in dem Zeitrahmen passiert, den dir Deine Unsicherheit vorgibt, beginnt das große Zweifeln.
Ich kann das schon auch verstehen, es wird einem ja hier im besonderen eingebläut, es gäbe Anzeichen auf die es unbedingt zu achten gäbe und bei 1, 2, 3 oder fünf red flags gilt es danach den Absprung zu schaffen. Und ja, die Situation ist nicht einfach, aber ich glaube, Du tust Dir keinen Gefallen damit, an der Stelle immer auf den nächsten Schritt zu schielen. Vielleicht würde es Dir helfen, Dir mal ganz in Ruhe zu überlegen, was Du von und mit ihm möchtest, morgen, in ein paar Monaten und langfristig und dann mit ihm auch sehr in Ruhe mal darüber zu sprechen?
Was ihn und Ex und die doch sehr verworrene Situation angeht, je nach dem wie alt die Kinder sind, werden die noch einige Jahre oder noch sehr viele Jahre gemeinsames Co-parenting vor sich haben. Es ist wichtig, das nicht aus dem Blick zu verlieren. Haben die beiden Unterstützung beim Finden ihrer neuen Rollen? Was tut denn Dein Freund so für sich? Hat er eventuell therapeutische Unterstützung bzw wäre es vorstellbar, daß er sich solche holt?
Was ist denn seine Vorstellung der Zukunft?
Schau, ich weiß natürlich nicht, wie es für mich nach 10 Monaten wäre, aber ob die Kinder ein Deo von mir im Bad sehen oder auch nicht, wäre nicht meine persönliche Benchmark. Und bevor ich nicht mit jemandem wenigstens ein ganze Jahr zusammen wäre und zwar stabil, wäre mir auch die Scheidungsfrage egal.
Wichtig finde ich, daß die Kids und der Vater zur Ruhe kommen und sich Stabilität für diese in der neuen Konstellation einstellt. Auch damit die Raum bekommen für die Gefühle, die sich manchmal ein wenig zeitverzögert zeigen.
Und um ehrlich zu sein, fände ich, persönliche Meinung, es nicht so gelungen, den Kids von Papis neuer Freundin zu erzählen, wenn ich den Eindruck hätte, daß meine Beziehung zum Vater nicht ausgesprochen stabil läuft. Es spricht ja auch überhaupt nichts dagegen, erst einmal nur eine Freundin zu sein.
Du hast es nicht geschrieben (oder ich überlesen), aber es klingt so als hättest Du keine Kinder, in jedem Fall, ich habe keine eigenen und an der Stelle bin ich auch für mich froh, es alles sehr langsam angehen zu lassen. Denn auch ich brauche Raum und Zeit um mich in einer solchen Konstellation zu entwickeln. Nimm Dir da doch bitte nicht die Chance auch für Dich selbst.
Ja das Forum ist voll von Menschen, die jemanden, der Kindern hat, gedatet haben und bei denen es schief gegangen ist, aber es gibt genauso auch viele Beispiele, wo es geklappt hat, davon sind nur viel weniger hier unterwegs.
Ich glaube, daß es dann funktioniert, wenn Du sehr genau bei dir bleibst. Wenn Du ihn toll findest, aber da irgendwelchen Disney-Vorstellungen von Patchwork hast oder eine imaginäre Zeitleiste verfolgst, bei der festgelegt ist, wann welcher Schritt zu machen ist, dann wird es wahnsinnig schwer.
Ich fand diesen einen Satz:
Zitat von Lou33: Er weiß, dass ich mich zur Zeit ausradiert fühle ,
echt super traurig. Ich bin mir aber nicht sicher, wie viel es Dir bringt, da jetzt groß an ihm herumzudoktorn und in Konkurrenz um seine (emotionale) Aufmerksamkeit zu gehen.
Ich würde (mache) folgendes: ich schaue mir ganz in Ruhe an, ob ich den Eindruck habe, der andere bemüht sich um mich. Und zwar zunächst wirklich nur aus der Perspektive des anderen. Bei all dem wie der andere ist, was für ein Mensch er ist, sehe ich da ein Bemühen?
Dann schaue ich mir an, was davon bei mir ankommt und was ich tatsächlich brauche. Käme ich dann zu dem Ergebnis, daß mir ein Melden am morgen echt wichtig ist, weil sich dadurch nachhaltig etwas verändert, dann würde ich versuchen das Anzusprechen (oder zu initiieren); käme ich aber zu dem Schluss, daß es nur eine Art Trostpflaster wäre, weil ich eigentlich nicht ganz genau sagen kann, warum mir die Aufmerksamkeit des anderen nicht reicht und was denn reichen würde, würde ich das Thema erst einmal ruhen lassen.
Zudem würde ich aktiver Zeit, die frei von Ex und Kindern ist, planen (selbst aktiv etwas dafür tun) und wenn nötig einfordern. Du bist keine Therapeutin. Das Ding ist halt, es gibt immer jemanden der ausradiert, aber auch jemanden, der sich ausradieren lässt.
Deine Gefühle dahingehend sind wichtig, aber die Lösung allein in einer Verhaltensänderung von ihm oder Deinem Deo im Bad zu sehen, ist Trugschluss und wird mehr kaputt machen als daß es hilft.