Zitat von Olivia_2: Erzähl mal
Beispiel 1: Mit einem Schulfreund war ich nach dem Abi (stets ganz platonisch) ein Herz und eine Seele; wir unternahmen viel zusammen, etc. Dann zog ich für anderthalb Jahre nach Übersee und er ging zur Bundeswehr. Schon während meiner Abwesenheit wurden seine Briefe (1980er) immer weniger. Irgendwann teilte mir dann ein gemeinsamer Bekannter mit, der Schulfreund habe eine Partnerin. Nach meiner Rückkehr sahen wir uns nur noch einmal allein wieder und dann - eher zufällig - in einer Gruppe nochmal. Ein weiteres Jahr später zog ich zwecks Ausbildung in eine andere Stadt.
Fast zwanzig Jahre später - ich lebte mittlerweile längst im Ausland - trudelte eine Email von ihm ein. Er hatte sie auf der Homepage unserer alten Schule entdeckt (inzwischen ist das alles längst entfernt; damals war man noch offener damit). Es entspann sich ein mehrmonatiger, intensiver Austausch. Irgendwann schrieb er mir, er habe seit neuestem (nach Jahren als Single) wieder eine feste Partnerin. Kurz darauf führte eine Reise mich in die Nähe unserer Heimatstadt. Ich teilte es ihm schon früh mit und schlug ein Treffen vor - also auf einen Kaffee, entweder direkt am Flughafen oder in der Stadt.
Danach hörte ich nichts mehr von ihm und dabei ist es bis heute auch geblieben. Sollte er sich je wieder melden, werde ich nicht mehr reagieren.
Beispiel 2:Mit einer ehemaligen Arbeitskollegin hatte ich mich nach ihrem Ausscheiden aus der Firma immer mehr angefreundet. Wir telefonierten damals (1990er) wöchentlich und trafen uns etwa einmal monatlich, meist zum Frühstück/Brunch in der Stadt.
Als ich sie kennenlernte, war ich noch relativ frisch verheiratet gewesen; sie wiederum führte seit Jahren eine Fernbeziehung, die dann Mitte der 1990er zerbrach. Danach ließ sie sich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann ein, die ca. fünf Jahre später ebenfalls auseinanderging. Etwa um die Zeit zerbrach meine Ehe, aber ich war rasch wieder in festen Händen (Fernbeziehung) - die ich dann 2001 beendete.
Kurz darauf zog es mich beruflich ins Ausland, aber ich blieb per Email mit meiner Freundin in Kontakt und flog auch weiterhin monatlich zurück, da ich noch eine Wohnung in der Stadt vorhalte (bis heute) und auch mit anderen Menschen noch Kontakt pfegte in der Region (u.a. meine damals noch lebende Mutter). Man sah sich also weiterhin, wenn auch nicht mehr ganz so oft.
Dann allerdings ging sie eine neuerliche Beziehung ein und rasch stellte sich heraus, daß diese auf eine Heirat hinauslaufen würde. Sie zog zu ihm ins Ausland und ab da hörte ich nur noch sporadisch von ihr. Schließlich kamen bloß noch 1-2 lieblos dahingeschriebene Emails pro Jahr. Um 2006 herum bereiste ich eine Stadt, die nur eine Zugfahrt von der entfernt liegt, in der sie mit ihrem Mann damals lebte. Also kontaktierte ich sie, um ein Treffen zu arrangieren. Sie sagte es ab mit der Begründung, zuviel Stress zu haben.
Danach habe ich mich nicht mehr gemeldet und sie sich auch nicht mehr. Um 2016 herum ist sie verstorben; habe es Kommentaren entnommen, die ich etwa zwei Jahre später auf ihrer FB-Seite vorfand, als ich diese entdeckte.
Beispiel 3: Ebenfalls ein ehemaliger Arbeitskollege: Seit zwei Jahren ist er in Rente und hat sich mit seiner Gattin etwa 1000 km von mir entfernt zur Ruhe gesetzt. Privat haben wir uns all die Jahre eh nie getroffen. Auf der Arbeit aber tranken wir täglich einen Kaffee miteinander und plauderten über Gott und die Welt - war echt nett. Nun kommen bloß noch Texte: anfangs einmal wöchentlich, inzwischen eher 2x monatlich. Einen Anruf bekamen wir gerade zweimal hin, in all der Zeit. Auf eine diesbezügliche Nachfrage von mir hat er nie reagiert, also beließ ich es dabei.
Seit einem Jahr ist seine Frau schwer erkrankt; er muß sie zuhause pflegen. Neulich bekam ich mit, daß er sich bei ebenfalls verrenteten Kollegen beklagt haben soll, ich melde mich nicht so oft bei ihm wie sie. Fand ich unpassend, denn
a) hatte ich schon immer mal wieder per Text nachgefragt, wie es seiner Frau geht,
b) angeboten, auf Wunsch gern auch nach bestimmten Themen für die beiden im Netz zu recherchieren
c) steht seit über einem Jahr mein ausdrückliches Angebot, mich anzurufen, wenn es für ihn zeitlich passt (da ich nicht in deren Pflege- oder Ruheroutine reinplatzen möchte damit).
Davon ab waren und blieben wir aber halt auch bloß ehemalige Arbeitskollegen und Bekannte. Enge Busenfreunde waren wir nie. Hätte er sich das gewünscht, so wäre hier vor Ort viele Jahre lang die Gelegenheit dazu gewesen. Tat er nie, wohingegen er sich mit anderen - verheirateten - Kollegen sehr wohl auch privat traf damals. War für mich o.k., allerdings stand damit halt umgekehrt auch für mich fest, daß unser Kontakt über eine lose Bekanntschaft nicht hinausreicht.
Spätetens jetzt habe ich mir vorgenommen, auch diesen Kontakt allmählich einschlafen zu lassen.
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Im Nachhinein gesehen bin ich keinem wirklich böse oder sowas. Mein Leben ging weiter auch ohne diese drei Leute darin und das gar nicht mal schlecht. Fazit:
Beispiel 1 hat mich seinerzeit am meisten enttäuscht. Seitdem halte ich es mit dem Motto: Wer gehen mag, möge das tun - aber ohne Rückfahrticket.
Beispiel 2 hakte ich 2008 unter auseinander entwickelt ab, nachdem wir beide (intuitiv) gleichzeitig aufgehört hatten, einander zumindest noch eine ausführliche Weihnachtsmail zu schreiben.
Beispiel 3 - hier fühle ich mich zu Unrecht attackiert von jemand, dem ich a) lediglich sein eigenes Kommuniktionsverhalten spiegelte und der b) damit einen Anspruch erhebt, der so allenfalls gegenüber engen Freunden oder Verwandten hegbar ist - aber sicher nicht gegenüber einer losen Bekannten.