Hallo Leute, ich muss hier mal meine Gedanken niederschreiben:
Ich habe jemanden Anfang des Jahres kennengelernt, wir haben viel geschrieben, sind spazieren gegangen und haben uns langsam kennengelernt. Ich würde sie als eher vorsichtigen, ängstlichen und in sich gekehrten Menschen bezeichnen.
Was ich über mich, auch in den letzten Wochen herausgefunden habe ist, dass ich prinzipiell immer sehr fokussiert auf das Wohl anderer bin und dadurch meine eigenen Grenzen nicht oder nur ungenügend kenne. Wird wohl unter anderem an meiner Kindheit liegen, Scheidungskind und nicht wirklich viel Aufmerksamkeit von meinen Eltern bekommen. Wenn es Streit oder Probleme gibt, bin ich jemand der diese schnell ansprechen und aus der Welt schaffen möchte, weil sie mich sonst äußerst belasten.
Jedenfalls haben wir uns besser kennengelernt, haben sehr offen miteinander kommuniziert und wirklich tiefgründige Gespräche geführt, ich habe mich ihr gegenüber recht schnell geöffnet und viel über mich preisgegeben (weil ich damit auch kein großes Problem habe wenn ich jemanden mag), sie hat dies langsamer gemacht, was für mich eventuell etwas ungewohnt aber vollkommen ok ist. Sie hat sich sehr verstanden und wohl gefühlt, das ich Ihr die Zeit gebe sich zu öffnen und eventuell über Ihre Probleme im Leben zu reden, würde mich als sehr einfühlsamen und reflektierten Menschen bezeichnen. Bei Treffen / Übernachtungen etc. hat sie öfters mal Grenzen gezeigt, wenn sie lieber allein sein wollte / etwas Zeit für sich gebraucht hat.
Das respektiere ich und damit komme ich eigentlich auch wirklich gut klar mittlerweile, vor allem weil ich langsam lerne, das nicht jedes Absagen oder Zeit für sich brauchen böse mir gegenüber gemeint ist, und es meine Baustelle ist wenn ich mich dadurch mal schnell gekränkt fühle. Muss ja auch selber mit mir klarkommen (was ich eigentlich auch tue, bin gerne alleine, aber die Nähe in einer Beziehung ist mir schon sehr wichtig)
Sie hat im Vorfeld auch 1-2 mal ernste Gespräche mit mir geführt, dass sie sich eigentlich nicht so sehr auf so etwas einlassen möchte, da sie noch Probleme mit sich hat, die sie erst klären / aus der Welt schaffen möchte, nämlich ihre wiederkehrenden depressiven Phasen. Meine Meinung zum Thema ist, dass man sich halt nicht aussuchen kann, wann man einen tollen Menschen kennenlernt, und sie mit diesen Phasen eventuell mehr oder minder ihr ganzes Leben beschäftigt sein wird (habe selber auch schon etwas harte Zeiten hinter mir, deswegen kann ich mich relativ gut in sie reinversetzten glaube ich). Sie sieht es eher wie eine To-Do-Liste glaube ich, sie möchte das Problem in der Klinik fürs restliche Leben aus der Welt schaffen.
Kurz vorm geplanten Klinikaufenthalt hat sie sich noch einmal für ihre Verhältnisse wirklich sehr geöffnet und mir auch ihre Liebe gestanden, für mich natürlich unglaublich toll, und hat mir auch gesagt wie viel Kraft ich ihr gebe und wie gut ich ihr tue.
Die ersten 1,5 Monate vom Klinikaufenthalt hatten wir telefonisch eigentlich täglich langen Kontakt (und ich telefoniere normalerweise wirklich gar nicht gerne), ich habe sie auch im Schnitt 1x die Woche besucht um etwas zu unternehmen. Was man aber herausgehört hat, sie sagte, der Aufenthalt bringt ihr derzeit nicht wirklich viel, man hat auch wirklich nicht viel gemerkt, dass es eine harte Zeit für sie wäre, anscheinend hat sie sich gegenüber den Therapeuten in der Zeit wenig geöffnet.
Vor ca. 2 Wochen sagte sie mir, dass anscheinend ein traumatisches Ereignis in ihrer Kindheit thematisiert wurde und seit dem hat sich ihre Stimmung und der Kontakt auch grundlegend geändert. Sie braucht Zeit für sich, und das habe ich auch sofort eingesehen und respektiert. Habe die letzten zwei Wochen dann extrem viel gelesen über den richtigen Umgang mit Menschen in einer depressiven Phase, Kindheitstrauma usw. - aber auch mich selber reflektiert, wieso ich so schlecht mit Distanz in einer Beziehung umgehen kann, wie sehr mich eventuell meine Kindheit geprägt hat etc.
Das hat mich wirklich äußerst viel Kraft gekostet und bin teilweise in eine richtige negative Gedankenspirale gekommen, habe irgendwie angefangen jeden Gedanken und alles was ich mache zu hinterfragen - ist das ok so, wieso verhalte ich mich so?
Naja jedenfalls habe ich die letzten zwei Wochen versucht den richtigen Umgang mit ihr zu finden, antworten kommen nur sehr kurze und an mir zeigt sie (natürlich?) derzeit kein großes Interesse, dieser radikale Umschwung belastet mich sehr (habe ich weiter oben ja schon etwas erklärt woran ich meine, dass das liegt)
Meine harmoniebedürftige Art, mein helfen wollen und für den anderen da sein, wenn das ins Leere läuft komme ich anscheinend schnell aus dem Konzept und Grübel den ganzen Tag vor mich hin.
Lasse ihr weitestgehend ihren Freiraum, aber schreibe ab und an was nettes und versuche ernsthaftes Interesse zu zeigen. Ohne richtiges Feedback kann ich halt einfach nicht einschätzen was in ihrem Kopf so vor sich geht, wie schlecht geht es ihr, wenn ich sie bedränge wird sie sicher den Kontakt komplett abbrechen, wenn ich mich zu wenig melde, sieht sie sich vielleicht in negativen Gedanken bestärkt, dass sie alleine ist und ich ihr eh nicht helfe? Wie will man sich richig verhalten ohne halbwegs offene Gespräche derzeit?
Gestern abend habe ich über Kurschatten und tausende Schauergeschichten von zerbrochenen Ehen während langjährigen Beziehungen gelesen - gut getan hat mir das natürlich keineswegs, so steigere ich mich nur noch mehr rein, verliere meinen Appetit und kann nicht mehr schlafen.
Anscheinend kommt sie bald zurück, aber sie fühlt sich dafür nicht bereit. Wie das mit uns weitergeht, dass liegt wohl nicht so richtig in meiner Hand oder? Ich hoffe, dass sie die schöne Anfangszeit nicht zu schnell vergessen hat. ich glaube schon daran, dass man jemand nicht so oft kennenlernt, mit dem man sich so gut versteht, und wenn es nach mir geht wäre es einfach unglaublich schade das wegzuwerfen.
Kann nicht helllsehen, aber ihre Gedankengänge sind vielleicht das sie mir nicht zur Last fallen möchte, einfach allein sein will oder was weiß ich. vielleicht hat sie in den letzten Wochen auch wirklich einen Kurschatten kennengelernt (gibt keine Indizien dafür aber meine Gedanken spielen gerade verrückt), beeinflussen kann ich das wohl alles nicht.
Ich ärgere mich selber über mich, dass ich mit der Situation so schlecht klarkomme und mich so unglaublich einsam fühle.
11.07.2022 09:12 •
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